Die Entdeckung von Jaws
Heute kennt jeder diesen Spot, 1994 hörte man das erste Mal von “Domes” an der Nordküste von Maui: “Wer hier fährt, ist einer der 20 besten Surfer der Welt. Oder Selbstmörder. Oder beides.” Robby Seeger war damals einer der Pioniere und schreibt über eine der ersten Sessions in der Welle, die später den Namen Jaws bekommen sollte. “Wir sind noch ungefähr zwei Kilometer vom Riff entfernt und können schon riesige Sprayfontänen erkennen.” Fünf Wellen hat Robby für sich alleine, dann kommen Josh und Mark Angulo, Laird Hamilton, Pete Cabrinha und andere Legenden dazu. “Wir wissen, daß es heute noch ein kleiner Tag war”, zieht Seeger anschließend Bilanz. “Und wir wissen auch, daß noch ein richtig großer Tag kommen wird - das wird dann der erste Schritt in eine neue Dimension des Windsurfens sein. Eine Dimension, deren Grenzen man heute noch gar nicht erahnen kann.” Übrigens lüftete erst rund ein Jahr später Gerry Lopez das Geheimnis, wo der Spot genau liegt.
Erst kürzlich erklärte Robby in einem großen Interview bei uns, woher die verschiedenen Namen des Spots kommen - Jaws, Pe’ahi oder früher eben Domes: “Auf der Steilküste stand eine verfallene Windmühle. Sie sah aus wie ein Dom und war der Orientierungspunkt. Hier musste man vom Highway in die Ananasfelder biegen, wollte man zur Klippe über dem Spot gelangen. Erst hieß der Spot also Domes, später Jaws. Doch nicht, weil die Welle wie ein Hai zubeißt, sondern weil es dort viele Tigerhaie gibt. Später besann man sich auf Peahi. Ich mag den Namen Peahi am liebsten.”
- Hier gibt es das ganze Interview: Robby Seeger über große Wellen, goldene Jahre und falsches Timing
Eisbach in Gefahr
“Links die Nackten, rechts die Kunst, vorne die Zuschauer und im Nacken die Polizei”: Der Münchener Eisbach ist ein Wellenreit-Hotspot und der Polizei ein Dorn im Auge. Angeblich wegen der Betonwände sei es “lebensgefährlich”, lautet die offizielle Begründung. Das führt zu kuriosen Szenen zwischen Surfern und der bayerischen Ordnungsmacht : “Uns haben die Bullen sogar mal auf Pferden im Englischen Garten verfolgt”, berichtet einer der Gesetzesbrecher. “Aber wir ließen uns einfach flußabwärts treiben. Weil die Polizisten noch keine Flußpferde haben, standen sie ratlos am Ufer.” Man greift also von höherer Stelle aus zu Tricks: Durch eine Umleitung kommt neuerdings weniger Wasser an der Eisbach-Welle an, die ist “nur noch ein müdes Weißwasser”. Ein Ausweich-Spot am Flaucher ist jedoch fest in der Hand von Koli-Bakterien. Heute ist das Surfen am Eisbach übrigens wieder erlaubt!
Das “Schotten-Journal”: Wie kommt man günstig an Surf-Material
Was musste der arme Kutte Prießner in all den Jahren nicht alles machen: Nicht genug, dass er im legendären Video “Der neue Stil” den Nostalgiker geben musste, zehn Jahre später hat ihn 1994 ein Fotograf im Schottenrock und Dudelsack auf einem HiFly-Board platziert, um das “Schotten-Journal” aufzumachen. “So billig war Windsurfen noch nie” heißt es angesichts der Spar-Modelle einiger Hersteller. Ob die Edel-Version auch besser ist, hat surf mit der Fanatic Ray getestet: “Die Differenzen kann nur der feststellen, der die Boards auch auszureizen vermag.” Wer auch mit einem Vorjahresmodell leben kann, auf den wartet 1994 viel Auslaufware: Die Surfshops sitzen auf haufenweise ‘93er Material, das besonders günstig zu haben ist. Auch ein Klassiker aus den surf-Anzeigen ist nicht teuer: Die Nivea-Segel von Al Winner, jahrelang per Annonce beworben, zeigen im Test gute Leichtwind-Eigenschaften, sind aber bei mehr Wind kaum noch fahrbar. Überzeugen kann das Modell aus den Kindertagen von GunSails, No Worx hingegen fällt komplett durch. Für gebrauchten Stuff gibt es eine “Schwacke-Liste” mit angemessenen Gebraucht-Preisen. On und AHD sind besonders wertstabil, teure Versionen wie der Mistral XR oder die F2 World Cup Edition leiden unter hohem Wertverlust.
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Und sonst so?
- Perlen der Werbung: NeilPryde bewirbt das neue Race-Segel VX mit einer doppelseitigen Anzeige, auf der weder Segel noch Surfer zu sehen sind, sondern ausschließlich eine etwas bedrohliche Wolkenfront. Soll wohl auf den Zusatz “Stealth” anspielen, der ganz unten steht...
- Die “Fit for Fun” ermittelte den “Sexquotienten” verschiedener Sportarten. Windsurfen schafft es bei Frauen wie Männern hinter Schwimmen und Biken auf Platz drei. Ganz hinten: Fußball, nur noch gefolgt von “gar kein Sport”.
- Jason Prior, damals 20 Jahre alt und “Chef der neuen Wilden”, posiert mit seinem 26 Jahre alten Karmann Ghia: “Die Profifotografen sind heiß auf seine Action, die Mädchen auf sein Auto”.
- “Wo ist Kroatien wieder ‘bleifrei’”? fragen viele surf-Leser. Nach dem Ende des Jugoslawien-Krieges wollen die Spots das touristische Comeback
- Unkonventionelles zwischen “Dr. med.” und “Angestellter”: Bei der Leser-Frage nach Billig-Segeln antwortet auch ein “17 bis 150 Jahre” alter “Indianer” mit dem Namen Werner Haltmair - vielleicht Teil der indigenen Bevölkerung Oberbayerns?
- In der Ratgeber-Ecke geht es um Blasen und Wunden an den Händen. Tipp neben Handschuhen, Melkfett und Ähnlichem: “Eine etwas anrüchige und für manche ‘ätzende’ Desinfektionsmethode praktizieren unter anderem Nathalie Siebel und Bernd Flessner: Wenn sie kein Desinfektionsmittel zur Stelle haben [...], pinkeln sie sich einfach auf die Wunde. [...] Waschen Sie sich aber anschließend NICHT die Hände!”
- Beim DWC auf Norderney gab es nur einen Tag Windsurfen auf dem Wasser, den Rest der Zeit machte der Tross das zu Pfingsten eh schon pulsierende Nachtleben unsicher. Auf Platz drei: Sebastian Wenzel, der heutige Duotone-Shaper, der damals schon markenübergreifend Boards für viele Profis baute
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