RückspiegelDas waren die Highlights in surf 6/1982

Tobias Frauen

 · 27.04.2024

Betty Birrell, die im Heft als "beste Brandungssurferin der Welt" vorgestellt wird, ist auf einem Bild von John Speer auf dem Titel zu sehen
| Foto surf-Archiv
Surfen mit dem Wing, Action-Cams, Billig-Flüge und Diskussionen um Sicherheit und Gefahren beim Surfen - diese Themen aus dem Juni 1982 wirken, als ob sie gerade erst geschrieben worden seien. Kommt mit uns auf eine Zeitreise, die dieses Mal beeindruckend zukunftsweisend ist!

Als “beste Brandungssurferin der Welt” wird Betty Birrell vorgestellt. Die Stewardess ist von Kanada nach Kailua umgesiedelt und an jedem guten Tag in den Wellen zu finden - sofern es ihr Dienstplan zulässt. Daneben baut sie auch noch ihre eigenen Boards. 1982 waren die Wellen noch eine reine Männer-Zone, “Frauen seien dafür zu schwach, zu vorsichtig, zu ängstlich”, habe es geheißen. An einem großen Tag am Spot “Avalanche” waren es jedoch nur sie und Ken Winner, die heile wieder an den Strand kamen. Die lokalen Cracks haben sie zwar nicht abgelehnt, als sie an den Wavespots aufgetaucht sei, “nein, sie spielten sich ganz im Gegenteil als Beschützer auf und nahmen Frauen einfach nicht für voll”, berichtet Betty. Inzwischen sei sie jedoch eine “anerkannte Könnerin”.

Jim Drakes neues Flügelrigg

Dass findige Köpfe schon vor über 40 Jahren die Idee hatten, mit einem Wing surfen zu gehen, ist längst kein Geheimnis mehr. Schon vor einiger Zeit haben wir den Ur-Wing von Jim Drake und Uli Stanciu wieder herausgekramt (Vom Ur-Wing zum Trendsport in 40 Jahren). In surf 9/1982 wurde die Idee erstmals vorgestellt: “Der Sinn des Ganzen: Bei starkem Wind lassen sich die aerodynamischen Kräfte nur durch Dichtholen oder Fieren von seitlich nach oben richten”, und sollten somit längere Flüge möglich machen. Jim Drake hatte die Idee nicht etwa zur Umgehung des Patentes, sondern als er sah, dass das Rigg bei den ersten Sprüngen eher als Fallschirm wirkte. Die ersten Tester Richard Whyte, Pete Cabrinha und Randy Naish bestätigten Drakes Theorie, dass sämtliche Kurse und Manöver fahrbar seien, zudem könne man sich ohne den Mast viel freier auf dem Board bewegen. Einziges Manko damals: Der Wing ist noch nicht so schnell wie ein Windsurf-Rigg. “Windsurfen haben wir auch nicht an einem Tag gelernt, und es hat Jahre gedauert, bis die ersten Könner gesprungen sind”, so Drake.

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Surf-Filme selbst gemacht - Super 8 vs. Video

“Vier Jahre nach dem Start des sogenannten Video-Zeitalters sind in der Bundesrepublik bereits über 1,5 Millionen Heimrekorder an den Mann gebracht worden”, weiß surf. Neben Spielfilmen, Lehrvideos und Filmen für den “kleinen Kreis” (was damit gemeint ist, bleibt der Fantasie überlassen) werden selbstgedrehte Videos immer beliebter. Perfekt, um die “Höhepunkte der Surfsaison für lange Winterabende zu konservieren” oder aber sich selber beim surfen zuzusehen und so seine Manöver zu verbessern - die Geburtsstunde der Video-Analyse. Neben denm damals neuen VHS-Video gibt es noch das etablierte Super 8-Format, das deutlich günstiger und einfacher zu handhaben ist, denn für Video-Aufnahmen muss nicht nur eine Kamera dabei sein, sondern auch ein tragbarer Rekorder inklusive Akku. Ein Spezialist gibt aber Ausblick auf kombinierte Geräte, die jedoch “kaum vor 1985/86” auf den Markt kommen dürften - die später verbreiteten Camcorder. Auch Surf-Filme gibt es damals schon, ganze drei an der Zahl. Neben zwei Lehrfilmen ist ein semi-professioneller Jürgen-Hönscheid-Streifen “das Beste, was über das Thema Windsurfen zu haben ist”. Der Preis: 180 Mark.

Surfer und Politiker Norbert Gansel im Porträt

Er ist damals als Abrüstungs-Experte im Bundestag bekannt, später wurde er Kieler Oberbürgermeister: Norbert Gansel ist aber auch begeisterter Windsurfer, der seine ersten Schläge bei einem Staatsbesuch im Senegal machte - und sich bei seinem nächsten Termin prompt um drei Stunden verspätete. Zuhause surft der SPD-Politiker so oft es geht auf der Ostsee, gerne mit Siebener-Segel und ohne Trapez: “Ich will mich beim Surfen richtig verausgaben!” Der frühere Segler hat beim Surfen seine Leidenschaft gefunden und setzt sich gegen Überregulierung wie etwa eine Führerscheinpflicht ein: “Mir geht die ganze Seglersprache und das Tam-Tam auf den Geist”, sagt er, “beim Surfen ist alles viel natürlicher!” Gansels Windsurf-Leidenschaft ist bekannt, oft bekommt er bei Einladungen Hinweise auf nahegelegene Surfreviere gleich mitgeliefert. Gansel surft jedoch nur am Meer: “Für mich gehören surfen und Salzwasser zusammen, auf Binnenseen und Flüssen würde mir der Sport keinen Spaß machen!” Sein Traum: Einmal eine richtige Welle reiten.

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Und sonst so?

  • Und immer wieder grüßt das Patent: Während ein Gericht urteilt, dass Hersteller auch eigene Segel mitliefern dürfen, sofern auch ein Lizenz-Segel zum Set gehört, trennt sich Hoyle Schweitzer von seinem langjährigen Europa-Partner Ten Cate.
  • “Seien Sie kein Sicherheitsmuffel!” appelliert die Amtliche Materialprüfanstalt der Universität Hannover an die Bretthersteller. Auslöser ist ein surf-Artikel, der “teilweise lebensgefährliche Sicherheitsdetails” an Boards aufzeigte
  • Das von niemand Geringerem als Ferry Porsche entwickelte “Sailboard Porsche Design” hat es ins staatliche Museum für angewandte Kunst in München geschafft, als Dokumentation “einzigartigen Industriedesigns”
  • Die Isar GFK Kunststofftechnik GmbH hat einen transparenten Sicherheits-Mast entwickelt, bei dem Schäden auch von außen sichtbar sein sollen
  • Kein Tippfehler: das Brett “Alpha Hawaiin Chi Chi” im großen Board-Test heißt wirklich so!
  • Perlen der Werbung, für den Winglider Bahia: “Charly wollte immer schon mal mit Ria nach Bahia. Aber dort ist sie los - mit Carlos. Doch da hat er die netten Leute vom Club getroffen, die mit den tollen Boards, auf denen jeder kann. Heute pfeift er auf Ria, lacht jetzt mit Maria, und surft auf Bahia - eben ein richtiger Clubglider unser Charly!”
  • “So gefährlich ist Surfen wirklich”, analysiert surf, auch vor dem Hintergrund einiger übertriebener Horror-Geschichten in der überregionalen Presse. Bilanz aus fast 4000 befragten Windsurfern: Wirklich schwere Verletzungen sind sehr selten, Kleinigkeiten wie Schürfwunden, Prellungen oder kleine Schnitte dafür umso häufiger.
  • Auch damals schon ein Thema: Mit dem Fahrrad zum Spot. surf stellt drei mehr oder weniger abenteuerliche Anhänger-Konstruktionen vor
  • Der Silvaplaner See und seine Nachbarn werden als alpines Surfrevier vorgestellt, das surf-Team um Uli Stanciu versucht parallel, einen der höchsten Bergseen Europas zu besurfen. Nach zwei Stunden Geschleppe zeigte sich der Lec Grevasalvas fast vollkommen windlos, es reichte nur für ein paar Pump-Meter.
  • “Ist Billigfliegen illegal?” fragt surf und meint damit nicht Ryanair und Co., sondern günstige Tickets vom “Graumarkt”. Dennoch kosten die Flüge immer noch mehrere hundert Mark

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