DDR-Flucht mit dem Surfbrett
Im November 1986 sind Karsten Klünder und Dirk Deckert mit dem Surfboard aus der DDR geflüchtet, in surf erzählen die beiden damals ihre Geschichte. Nach Teil eins aus der Sicht von Karsten in der vorhergehenden Ausgabe beschreibt in surf 2/1987 nun Dirk die dramatischen Stunden auf dem Wasser zwischen Rügen und Møn. Schon früh hatten sich die beiden Freunde aus den Augen verloren, Dirk sendet Lichtsignale, immer Gefahr laufend, von den Grenz-Beamten entdeckt zu werden. Sein selbstgebauter Sinker ist zum Schotstarten kaum geeignet, Trockenanzug und Kompass gehen früh kaputt. Niedergeschlagen kehrt Dirk ans Ufer zurück und versteckt sich auf einem geschlossenen Campingplatz. Ein Zurück gibt es nicht, die Behörden würden ihn wegen Beihilfe zur Republikflucht direkt verhaften. Nach einem nervenaufreibenden Tag des Wartens inklusive einer riskanten Fahrt nach Stralsund, um Ersatzteile zu besorgen, wagt sich Dirk wieder aufs Wasser. Trotz Rückschlägen und schwindenden Kräften schafft er es auf die offene Ostsee, der Wind ist mittlerweile eigentlich zu schwach für seinen 275er, die Wellen dennoch weiter enorm. Nach einer Zwangspause wegen eines gebrochenen Mastfußes läuft es besser, Dirk springt unentwegt über die riesigen Ostsee-Wellen: “Da kamen Dinger auf mich zugerollt, von denen ich dachte: Da kommste nie hoch!” berichtet er später beim Besuch in der surf-Redaktion. Wenig später trifft Dirk auf einen dänischen Fischkutter, dessen Besatzung schon genau wusste, wo er herkommt: Karsten hatte nach seiner Ankunft auf Møn am Vortag eine Suchaktion starten lassen. Später treffen sich die beiden im Aufnahmelager in Gießen wieder, und schnell ist klar: Eine gemeinsame Flucht hätte wegen der unterschiedlichen Geschwindigkeiten nicht funktioniert. Der dänische Kutterkapitän zollt den beiden DDR-Flüchtlingen Respekt: “Dazu gehört verdammt viel Mut!”
Der erste Frontloop
Das Thema im Winter 1986/87: Die erste gestandene Vorwärts-Rotation, die Cheeseroll von Cesare Cantagalli, der den Vorläufer des modernen Frontloops erfand und als erster sprang. “Ich denke vorher immer sehr intensiv über das nach, was ich mache”, berichtete der damals 18 Jahre alte Italiener, der bislang eher unbekannt war. “Ich versuchte, mir jede einzelne Bewegung vorher vorzustellen. [...] Und eh’ ich mich versah, gelang mir dieses Manöver!” Zunächst wird der Sprung Cesares Kumpel Mike Eskimo zugeschrieben, “er verkauft sich halt besser als ich.” Beim Aloha Classic setzt Cantagalli dann jedoch einen “Killerloop”, wie er den Sprung getauft hat, direkt vor die Augen der Judges und wird quasi über Nacht berühmt. Später taufen südafrikanische Locals den Sprung auf “Cheeseroll”, weil sie Italien mit Käse assoziieren. Cesares Ziel: Ein doppelter Loop!
Das symmetrische Rigg ohne Schiften
Tüftler Peter Plica hat ein symmetrisches Rigg entwickelt, bei dem Schiften überflüssig wird und das deutlich bessere Aerodynamik bieten soll aus herkömmliche Segel. Nachdem North seine Konstruktion bereits 1985 auf der ISPO gezeigt hatte und auch andere Marken in diese Richtung dachten, steht nun das erste Exemplar bereit. Der erste Test geht gleich voll in die Hose und endet mit Schleudersturz und Mastbruch. “Große Teile der surf-Testmannschaft zeigten daraufhin natürlichen Respekt gegenüber dem neuen Gerät.” Nur Kutte Prießner traut sich noch mal, und siehe da: “Er meisterte die Erfindung, als wäre er nie etwas anderes gefahren.” Das Ding ist zwar schneller als viele andere Segel, kann aber in Sachen Fahrkomfort noch nicht überzeugen: “Das symmetrische Rigg tanzt so unruhig im Wind, daß man viel Kraft braucht, um diese Druckpunktwanderungen auszugleichen”, schreiben die Tester. “Man hat das Gefühl, als würde man ständig mit dem Achterliek voraus surfen.”
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Und sonst so?
- “Sensationelle Details” am neuen Olympia-Brett von Lechner: “Ein für Verdränger ungewohntes V im Unterwasserschiff und extrem heruntergezogene, scharfe Kanten.” Das Rigg für die Spiele in Seoul kommt von North.
- “Big Mike” aus Flensburg wünscht sich in seinem Leserbrief mehr “Drumherum” wie Burger-essende Shaper oder Robby Naish beim Rasenmähen auf den surf-Postern: “Muss es denn immer Action sein?”
- surf gibt vor der Saison 1987 einen Überblick über das “persönliche Fahrtechnikprogramm” für jeden Surfer. Eingeteilt nach den bekannten sechs Könnensstufen, kann sich jeder realistische Ziele setzen. Denn voreilig Wasserstart und Powerhalse lernen zu wollen sei ja “als wollte man das Abitur schon nach der ersten Klasse schaffen”.
- Perlen der Werbung: VW schreibt blumig über “Das Doppelleben des Herrn P.” Nicht etwa skandalöse Enthüllungen aus dem Hause Piëch, sondern ein solider Familienvater, der beruflich und privat das gleiche Auto nutzt...
- Segel mit viel Speed, aber ohne störrische Camber: Damals wie heute der Königsweg für die meisten Hobbysurfer, im Februar 1987 von surf getestet.
- “Schneesurfen” ist der neueste Trend: 1987 noch sehr neu, boomt Snowboarden wenig später. surf probierts aus - auf einem “klassischen” Snowboard und auf einem Swing-Bo, bei dem zwei skiartige Elemente sich durch Fußdruck gegeneinander verschieben
- Vergessenes Zubehör: surf testet Mast-Manschetten - dünne Rohrstücke aus Kunstoff oder Metall, die die Kräfte der Gabel besser am Mast verteilen und Brüche somit verhindern sollen
- “Sieht aus wie ein Transportschaden, gilt aber als Geheimtipp”: Sunshine bringt Gabeln mit Knick auf den Markt. Erstes surf-Fazit: Anatomisch super, aber in Sachen Handling gewöhnungsbedürftig
- Aldo Aubert macht mit spektakulären Bildern vor einer Wal-Flosse auf die Gefährdung der Meeressäuger aufmerksam
- Ein “surferisches Weltereignis” sei der Siam Worldcup im thailändischen Pattaya gewesen, schwärmt Alois Mühlegger. Neben vielen Klassen und viel Wind gab es auch eine “pompöse Siegerehrung inklusive Feuerwerk mit anschließender Parade im offenen Auto”.
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