Jenna de Rosnay - Adel verpflichtet
Sie wird jahrelang allgegenwärtig in der surf sein, im April 1983 widmet surf Jenna de Rosnay die erste große Geschichte. Die damals gerade einmal 20 Jahre alte Schönheit hat sich in kürzester Zeit zur Speed-Queen entwickelt und steht nebenbei als Model vor der Kamera - oder umgekehrt? Die Tochter des früheren Herausgebers des Magazins “Surfer” ist jedenfalls talentierte Wellenreiterin, “die auf die ungelenkigen Segelschwenker mit einem müden Lächeln herabsah”, bis sie Arnaud de Rosnay kennenlernt.“ Erst als sie mit dem 17 Jahre älteren Baron aus der Bretagne “ein paar Wochen” in Polynesien verbringt, springt der Windsurf-Funke auf Jenna über. 1981 kommt sie noch als Fotografin zur Speedweek nach Weymouth, ein Jahr später nimmt sie dann Teil und legt auf Anhieb einen neuen Rekord hin, der allerdings wegen Messfehlern nicht anerkannt wird. Das Ehepaar de Rosnay bringt jede Menge Glamour in die Windsurf-Welt - bis Arnaud rund eineinhalb Jahre später spurlos verschwindet.
Windsurfen in der DDR
surf-Autor Dieter Fabritius reist hinter den Eisernen Vorhand und berichtet über die Windsurf-Szene in der DDR. Während offizielle Parteiorgane schreiben “Brettsegeln ist eine Sportart, die sich nur durch kapitalistische Profitgier entwickeln konnte!”, entwickelt sich in Garagen und Hinterhöfen eine muntere Selbstbau-Szene. Eine Anleitung aus Polen gelangt in die Jugendzeitschrift Praktika, einige TenCate-Bretter und Windgleiter werden unzählige Male nachgebaut. Der VEB Waggonbau Ammendorf darf schließlich offiziell “Delta”-Boards bauen, deren mäßige Fahreigenschaften vielfach optimiert wurden. Hochsprung-Stäbe wurden zu Masten, Motoraufhängungen zu einer Art Powerjoint, “immer noch Tauschobjekt Nummer eins für jeden Board-Heimwerker”. Bis zu fünf Jahre betrug allerdings die Wartezeit auf so ein Brett, der Schwarz- und Gebrauchtmarkt florierte. Allerdings war Windsurfen eher ein Hobby für Angestellte oder Selbstständige als für die allgegenwärtigen Arbeiter und Bauern. “Denn höheren Orts beäugt man das bunte Völkchen, das neuerdings die Seen bewimpelt, argwöhnisch - von der Yachtreling aus.” Wer Regatten fahren wollte, musste in eine Betriebssportgruppe eintreten, genoss dadurch aber auch einige Freiheiten. In Zuge der Entspannunggspolitik der Achtziger etabliert sich auch Windsurfen immer mehr, die offene Ostsee ist allerdings 1983 noch tabu.
Die Geburtsstunde des World Cups
Im Februar 1983 gab es mit dem LTU-Cup auf Fuerteventura den ersten World Cup der Windsurf-Geschichte. Der Event ist zwar wegen Windmangel nicht wirklich spannend - das offizielle Windlimit beträgt noch 15 Knoten - doch die Aufbruchstimmung ist groß. Viel Raum nimmt die Erklärung der Regularien ein: Hersteller zahlen in einen Pool und nominieren Fahrer und Offizielle, es gibt Kursrennen, Slalom, Waveriding und eine Overall-Wertung. Neben dem World Cup gibt es noch die Funboard-Cups der Kategorie A (Europa) und B (National), bei denen auch Fahrer mit anderem Material außer von den zehn Pool-Herstellern starten dürfen. Am Ende der Saison steigen die jeweils besten und schlechtesten 20 Fahrer ab beziehungsweise auf. Aus diesem Konstrukt entstand dann später die PBA und nach deren Insolvenz die heutige PWA.
Wuffi Neudert, Film- und Partylegende
Er war Anfang der Achtziger der “Hofnarr der Mistral-Familie” und in der Surf-Szene äußerst bekannt: Walter “Wuffi” Neudert vom Starnberger See, seines Zeichens Betreiber eines Feinkost-Ladens und “berühmt-berüchtigt durch seine Trink- und Schlagfestigkeit”. Er verpasst Robby Naish einen Tirolerhut, ohrfeigt einen zwielichtigen Reiseveranstalter auf offener Bühne und nimmt an zweifelhaften “Mastlängen-Tests” teil. Der heimische Laden brummt, doch der Ansturm der Segler und Surfer lässt Wuff wenig Zeit, selber aufs Wasser zu kommen. Also wird verpachtet und mit zehn Kästen Bier geht es nach Elba “zum Philosophier’n”. Nach drei Kästen weiß er: Kinder will ich noch nicht, nach sieben Kästen ist auch eine eigene Surfschule abgehakt und nach der letzten Flasche entschließt sich Wuffi dazu, Surf-Filme zu drehen. Mit Erfolg: 15 Kilometer Film hat er 1983 schon belichtet und dabei viele Werbefilme für große Marken gedreht. Und bei den Parties war er immer noch ganz vorne dabei.
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Und sonst so?
- 1,2 Tonnen Test-Material wuchtet die surf für den großen Test nach Gran Canaria - 25 Boards, 48 Riggs und diverser Kleinkram. Auf dem Rückweg wollen spanische Zöllner die Ausfuhr verweigern und lassen sich nur schwer davon abbringen
- surf hat ein Messgerät für Masthärten entwickelt und an Surfshops verteilt. Wenn jetzt nur noch die Segelhersteller angeben würden, welche Härte die jeweiligen Segel benötigen...
- Für alle Wachen in der Nähe von Surfrevieren sollen Polizei-Boards und -Segel angeschafft werden, um die damals noch geltende Führerscheinpflicht zu überprüfen. Auch spezielle Surfkurse für Verfolgungsjagden soll es geben, los geht es am 1. April 1983 - was die Geschichte natürlich als Aprilscherz entlarvt.
- Große Diskussion in den Leserbriefen: Darf surf mit Bildern von Sprüngen und Orkan-Sessions die Träume der Leser beflügeln - oder werden diese damit zu waghalsigen und verantwortungslosen Aktionen verführt?
- Perlen der Werbung, Teil 1: F2 wirbt mit einer wild gestalteten und sehr textlastigen Doppelseite für Lightning und Stratos. “Es ist unter Surfern weit verbreitet, vor dem Kauf eines Funboards Testergebnisse von Surf-Zeitschriften zu lesen. Manchmal sind Empfehlungen von Händlern und Freunden ausschlaggebend. Wir von F2 raten Ihnen hingegen, besonders die Ergebnisse von Funboard-Cups zu beachten, und zwar deshalb...” Es folgen eine Reihe ähnlich einschläfernd formulierte Argumente, die jeden Werbetexter zur Verzweiflung bringen.
- Perlen der Werbung, Teil 2: Das “Birdy-Rigg”, ein dreiflügeliges Segel-Konstrukt, soll gleichzeitig Auf- und Vortrieb erzeugen und kann beim Erfinder bestellt werden. “Wer als sportlich ambitionierter Surfer mit einem herkömmlichen Rigg Anschluß an die Spitze halten will, wird es künftig schwer haben.”
- Fortsetzungsroman: surf druckt das siebte Kapitel von “Black Christ”, einem leicht hanebüchenen Abenteuerroman um einen windsurfenden Playboy auf Schatzsuche. Mit dabei: Jim Drake, der dem Helden per Computer optimiertes Material für ein Rennen baut.
- Üppiger Test: Auf 44 Seiten werden sämtliche Vor- und Nachteile von 13 aktuellen Funboards präsentiert. Damals gehören die Riggs noch mit dazu und fließen in die Bewertung ein. Von “lappig” über “miserable Optik” bis hin zu positiver Resonanz ist alles dabei.
- “Fahren wir die falschen Finnen?” fragt Jim Drake und referiert in einem Artikel über die physikalischen Einflüsse. Sein - theoretisches - Fazit: “Trapezform, sehr dünnes Profil, dickste Stelle weit nach hinten.”
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