Diese Freeridesegel sind im Test dabei:
Freeride: Die Golf-Klasse im Windsurfen. Locker losgleiten und unbeschwert über flaches Wasser cruisen – der eine schneller, der andere gemächlicher. Zum Umkehren eine schnittige Halse – der eine Freerider beherrscht sie schon, der andere feilt noch an der richtigen Technik. Zwischendurch sieht man hier und da auch mal einen kleinen Chop Hop. Ist das Freeride? Wie man’s nimmt. Freeride ist auf jeden Fall die am stärksten nachgefragte und am breitesten gefächerte Disziplin im Windsurfen.
Sail Guide Freeridesegel 6,9 - 7,3
Und das spiegelt sich auch in dieser Testgruppe wider: Hier ist vom leicht entschärften Racesegel bis hin zum leistungsstärkeren Freemovesegel eigentlich alles dabei. Vielleicht lässt es sich so ganz gut beschreiben: Unsere Tester mit Freestyle-Hintergrund griffen bereits nach dem ersten Tag in der Mittagspause blind zu anderen Kandidaten als die, die früher Slalomrennen gefahren sind. Der eine legte dabei die GPS-Uhr an und der andere carvte spaßeshalber durch ein paar 360er oder setzte sogar zu Air Jibes an.
Zweiklassengesellschaft
Es lag auf der Hand, diese Gruppe in zwei Klassen zu teilen, um euch die Kaufentscheidung zu erleichtern. Einen Golf R mit 320 PS und Sportfahrwerk bietet der Verkäufer ja auch nicht in einem Atemzug mit dem silbernen, komfortablen 1,6er mit Dieselmaschine an. Zustande kam diese zweigeteilte Gruppe auch, weil ursprünglich ein Test von leistungsorientierten Freeridesegeln mit sieben Latten auf dem Plan stand. Wir mussten aber schnell feststellen, dass nicht alle Hersteller diese Art beziehungsweise zwei Arten von Freeridesegeln anbieten. Ezzy beschränkt die camberlose Freeride-Palette beispielsweise auf ein Sechs-Latten-Segel. Und bei Severne gibt es neben dem Sieben-Latten-Segel NCX nur das Gator, das der Freemoveklasse entspringt. Duotone bietet neben dem getesteten E_Pace SLS noch ein Standard-E_Pace an, das trotz identischem Schnitt wegen der abweichenden Materialausstattung auch andere Fahreigenschaften zeigen soll.
Nicht alle Marken haben also – so wie Neilpryde oder Naish gleich zwei Freeridesegel im Programm. Wem bei diesen beiden Marken aber beispielsweise das Speedster oder das No Cam Freerace zu sportlich erscheint, der findet mit dem Neilpryde Ryde oder Naish Sprint noch Alternativen aus der Freerideklasse mit sechs Segellatten, die sich vermutlich in der blauen Gruppe gut einsortieren würden. So hatten wir am Ende sehr unterschiedliche Konzepte im Test. Umso spannender wurde es auf dem Wasser.
Flach vs. profiliert, sechs Latten vs. sieben Latten
Doch bereits an Land fällt es deutlich ins Auge. Zehn unterschiedliche Segel. Davon fünf mit minimalem bis nur mäßigem Shape auf den Latten, also einem vorgeformten, ständig (auch ohne Winddruck) vorhandenen Profil. Während Duotone, GA und Loftsails in dieser Klasse beinahe flach dort liegen und ein entsprechend erstklassiges Off bieten, geht es bei Ezzy und Sailloft mit etwas mehr vorgeformtem Profil weiter, doch wirken diese beiden Sechs-Latten-Segel vom Profilverlauf optisch nicht annähernd so „racig“ wie die Kandidaten, die auf der anderen Seite liegen. Die genannten fünf Segel, die sich also sehr gut bis akzeptabel flach ziehen lassen, dadurch manöverfreundlicher sind und sich eher auf der weichen, gedämpften Seite befinden, haben wir in der Notenübersicht blau als klassische Freerider gekennzeichnet.
Die fünf raciger abgestimmten Modelle, die viel Shape auf den Latten aufweisen, zudem ausnahmslos von sieben Latten stabilisiert werden und durch viel Loose im Achterliek mit einem von Haus aus starreren Profilverlauf an den Start gehen, sind orange gekennzeichnet. Point-7 setzt in dieser Klasse mit Fokus auf Speed und Leistung mit einem Segel, das aussieht wie ein echter Rennbolide, bei dem schlichtweg die Camber vergessen wurden, den Maßstab. Gunsails, Naish, Neilpryde und Severne reihen sich mit gut sichtbarem und vor allem starren Profil irgendwo dahinter ein. Diese orange Klasse, ist gleichzeitig auch diejenige, die auf dem Wasser ein insgesamt härteres, direkteres Fahrgefühl vermittelt.
Konzeptabhängiger Trimm
Eine grundlegende Auffälligkeit in diesem Test war, dass die von sieben Latten stabilisierten Segel, die generell straffer abgestimmt sind, deutlich weniger trimmsensibel sind als die Kandidaten mit sechs Latten. Während man bei den meisten klassischen, blau gekennzeichneten Freeridesegeln je nach Windbereich (besonders am Schothorn) öfter mal hinterhertrimmt, hängt man die racigen Segel aus der orangen Klasse hinten oftmals nur ein und deckt damit eine ziemlich große Windrange ab. Dass dies größtenteils an der Anzahl der Latten festzumachen ist und man hier nicht ganz klar zwischen unseren zwei gebildeten Gruppen unterscheiden kann, bestätigt sich durch den Grenzgänger von GA, der als einziger Siebenlatter in der klassischen Gruppe (blau) mit einer großen Range in einem Trimm heraussticht.
Masten: RDM vs. SDM und Carbongehalt
Aufgrund eines parallel laufenden Mast-Tests (80 vs. 100) haben wir uns dazu entschlossen, diese Gruppe auf den bei den Herstellern angefragten Idealmasten zu vergleichen und auf die 80-Prozent-Beschränkung zu verzichten. Dabei setzen in der Größe 6,9 bis 7,3 nur Ezzy, Sailloft und Severne auf reduzierten Durchmesser. Alle anderen Kandidaten wurden auf SDM-Masten aufgezogen.
Von ihren Anfängen in Wavesegeln – durch höhere Wandstärke als sehr robust geltend – schleichen sich die RDMs langsam sogar in Längen von 460 auch in Segel um die sieben Quadratmeter. Dass dies durchaus funktioniert und für besondere Handlichkeit sorgt, zeigt sich im Test. Wie viel und ob man überhaupt Einbußen mit einem 80-Prozent-Mast hat, liest du in surf 7/2024!
Ausstattung, Merkmale und Details
Dass bei Freeridesegeln aus Gewichtsgründen auf zusätzliche Verstärkung und Gittermaterialien größtenteils verzichtet wird, lässt sich in dieser Gruppe so pauschal markenübergreifend nicht sagen. Ezzy und Loftsails gehen sogar durchgehend vergittert an den Start, während auch Sailloft mit dickem Stoff, langem Protektor und viel X-Ply verstärkt. Gunsails signalisiert mit dem „Re“ im Namen, dass recycelte PET-Flaschen verarbeitet wurden. Es wirkt von den Materialien – bis darauf, dass es im Topbereich auf der einen Seite glänzt und auf der anderen nicht – keineswegs auffällig, ist jedoch mit 5,28 Kilogramm das schwerste Segel im Test. Duotone und GA-Sails stechen mit großflächig weiß kaschierten Monofilmbereichen heraus, während Neilpryde und Point-7 auch auf wenig Gitter und viel Monofilm setzen, diesen aber dunkler einfärben. Bei dem ebenfalls weniger verstärkten Severne NCX sticht die breite, dreiteilige Vorlieksbahn ins Auge, die zu dem racigen Gesamteindruck beiträgt. Bei Naish ist das stark ausgestellte Schothorn mit solidem Cut-out auffällig, was in Kombination mit dem ohnehin schmal geschnittenen Segel für eine Gabelbaumlänge von nur 190 Zentimetern sorgt.
Detaillierte Beschreibungen und Fotos von Ausstattung und Features aller Test-Segel findest du hier!
Die Test-Noten der Freeridesegel
Typ-Empfehlung Freeridesegel No Cam
Genauso vielfältig wie die Segel dieser Gruppe sind auch die anvisierten Surfertypen, zu denen Freeridesegel gut passen. Vom Aufsteiger bis hin zum engagierten Hobby-Racer lässt sich hier für nahezu jeden ein passendes Segel finden. Ob das Segel genau zu dir passt, steht in den Beschreibungen, vorab findest du hier schon eine Vorauswahl.
Schaue in die blaue Gruppe, wenn du Aufsteiger bist oder einfach ein manöverfreundliches, klassisches Freeridesegel suchst. Du surfst vermutlich auf einem Allround-Freerideboard und der Topspeed bei maximal überpowertem Surfen interessiert dich ohnehin nicht besonders, sondern eher ein leichtes Handling. Dennoch sind hier auch Segel zu finden, die obendrein richtig schnell werden.
Nimm die orange Gruppe unter die Lupe, wenn du leistungsorientiert heizen möchtest und dich an der Grenze zum Freeracer befindest. Sprich, die Powerhalsen sitzen und du willst auch mal bei viel Wind mit großem Segel Gas geben. Auf schwere, unhandliche Cambersegel und extreme Slalomboards kannst du jedoch getrost verzichten. Schon an den Noten ist zu erkennen, dass diese Segel vor allem voll angepowert ihre Stärken zeigen (Topspeed-Potenzial). Sie bieten meist eine sehr große Windrange in einem Trimm, ohne irgendwo nachzuspannen. Aber auch in dieser Disziplin gibt es Sechs-Latten-Segel, die das ebenfalls leisten.
Die Freeridesegel in der Einzelbewertung
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