Schon mit 12 Jahren fuhr Sebastian Kördel die ersten Regatten auf dem Raceboard, nachdem er im Alter von sieben Jahren von seinem Vater das Windsurfen beigebracht bekam. Nach dem Umstieg auf kleines Slalom-Material stieg er dann in den Deutschen Windsurf Cup ein, die höchste Regatta-Serie Deutschlands. 2011 gab er sein Debüt im PWA World Cup.
Der Bodensee, das Heimatrevier von Sebastian Kördel, ist nicht gerade für viel Wind bekannt. Dementsprechend feierte Sebastian Kördel seine ersten Erfolge bei Leichtwind: Insgesamt vier mal gewann er den den Engadiner Surf Marathon auf dem Silvaplaner See, 2012 wurde er dabei auch Deutscher Meister im Racing.
In der Slalom-Wertung des PWA World Cup arbeitete sich Sebastian Kördel in den Folgejahren immer weiter nach oben, sein größter Erfolg war ein Podiumsplatz 2017 in Hvide Sande/Dänemark und der zehnte Platz in der Jahres-Rangliste.
Mit dem Aufkommen der Foils schoss Sebastian Kördel in die Spitze der neuen Disziplin. 2018, in der ersten Saison mit einer offiziellen Foil-Wertung in der PWA, wurde er Vizeweltmeister, gefolgt von einem fünften Platz im darauffolgenden Jahr. Nach der Zusammenlegung der Finnen- und Foil-Rennen fuhr Kördel 2022 abermals auf Rang zehn der Jahreswertung.
Mit der Entscheidung, dass iQFoil das neue olympische One Design-Material für die Olympischen Spiele 2024 werden sollte, ging Sebastian Kördel auch in dieser Klasse an den Start und entwickelte sich zum erfolgreichsten deutschen Fahrer. Sebastian Kördel startet für den Norddeutschen Regatta-Verein aus Hamburg und gehört dort zum Olympic Team, den besonderes geförderten Sportlern mit Top-Chancen auf eine Medaille. Zu seinen Förderern zählt im NRV unter anderem der Private Equity Investor und zweimalige ClubSwan-50-Weltmeister Marcus Brennecke. Trainer von Sebastian Kördel ist der Brite Dom Tidey, der zuvor den zweimaligen Silbermedaillen-Gewinner Nick Dempsey auf dem RS:X gecoacht hat.
Auch international gehört Sebastian Kördel zu den besten iQFoilern, 2022 wurde er in Brest iQFoil-Weltmeister - der bislang größte Erfolg seiner Karriere. “Ich versuche ja schon ein bisschen länger Weltmeister zu werden. Weil ich ja schon länger Profiwindsurfer bin”, sagte er über seinen Titel in einem Interview. “Ich habe es mir immer noch ein bisschen krasser vorgestellt. Du denkst ja immer, wenn du Weltmeister wirst, dann ist alles rosarot. So ist es nicht ganz. Es ist natürlich ein unglaubliches Gefühl, wenn man es geschafft hat. Aber dann amtierender Weltmeister zu sein, das ist in erster Linie viel Druck. Man merkt einfach, dass alle schauen: Was macht er? Es wird sehr viel von einem erwartet. Aber Platz eins ist die beste Position für die Zukunft. Deswegen bin ich sehr froh darüber.”
2023 holte Sebastian Kördel dann bei der Segel-WM vor Den Haag den Vize-Weltmeistertitel. Bei der iQFoil-WM Anfang 2024, zum Start ins olympische Jahr, patzte Kördel jedoch und beendete die Regatta nur auf Platz 28. “Ich habe mich einfach schwergetan, war zu oft auf der falschen Seite unterwegs und bin auch vom Speed her nicht dagewesen”, sagte Kördel damals in einer ersten, sich selbst gegenüber schonungslosen Bilanz.
Im Zuge seiner iQFoil-Karriere stieg Kördel auf Segel von Severne um, zuvor arbeitete er viele Jahre lang mit GA Sails beziehungsweise Gaastra als Segelsponsor zusammen. Bei den Boards ist Sebastian Kördel sein längerem bei Starboard unter Vertrag. Zu Beginn seiner Karriere fuhr er Boards von Shaper Günther Lorch, der wie Kördel am Bodensee beheimatet ist. Damals gab es für ein gutes Resultat auch schon mal Rindsrouladen vom Meister-Shaper, wie Kördel in einem seiner ersten surf-Interviews 2013 berichtete.