Olympische Spiele WindsurfenSteinlein greift nach Medaille, Kördel verpasst Medal-Series haarscharf

Tatjana Pokorny

 · 02.08.2024

Am vorletzten Tag der Windsurfregatten wurden die Top-Ten für die Medal-Series bestimmt.
Foto: Sailing Ernergy
Sebastian Kördels Aufholjagd wurde am letzten Tag der Qualifikationsläufe der iQFOiLer bei den Olympischen Spielen nicht mit dem Einzug in die Medal-Series gekrönt. Als zwölfter fehlten ihm nur vier Punkte auf den so wichtigen 10. Platz. Dagegen hat die erst 22-Jährige Theresa Steinlein als achte sensationell die Quali für den Finaltag erreicht und hat jetzt sogar noch die Chance auf eine Medaille.

Als Theresa Steinlein und Sebastian Kördel am Donnerstagabend nach ihren letzten Rennen der Windsurf-Hauptrunde in immer noch sengender Hitze fast nebeneinander in der Mixed Zone bei Interviews standen, hätten ihre Sport- und Gefühlswelten kaum unterschiedlicher sein können. Die eine – Theresa Steinlein – hatte sich gerade ihren Platz in den Finalläufen verdient und damit die Chance, am Freitag um eine olympische Medaille zu kämpfen. Dem anderen – Sebastian Kördel – blieb der Finaleinzug verwehrt, obwohl er ihm nach verrocktem ersten Windsurftag und großartigem Comeback schon wieder so nah war.

Vier Punkte fehlen Kördel zum Finaleinzug

Nach einem, ihn nicht direkt betreffenden Protest und der Renndisqualifikation eines Spaniers am späten Donnerstagabend fehlten Sebastian Kördel nach nur 13 von ursprünglich 20 geplanten Rennen vier Punkte zum Sprung in die Top-Ten. Die tragen ihren Kampf um die Medaillen am Freitag nun ohne ihn aus. “So schade”, entfuhr es dem 1,91 Meter großen Weltmeister von 2022. Er meinte das letzte Rennen, dass er in komplizierten Winden mit großem Vorsprung angeführt hatte, als es abgebrochen wurde. Ein dritter Rennsieg hätte ihn locker ins Finale getragen. Stattdessen kam das Aus für den als Mitfavoriten in die Olympia-Premiere der iQFOiLer gestarteten Radolfzeller.

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Meine zwei Rennsiege haben gezeigt, dass ich hierher gehöre!

“Ich bin sehr enttäuscht”, räumte Kördel freimütig ein. Im Gespräch nach dem K.o.-Schlag musste der 33-Jährige unter breiter Hutkrempe und hinter verspiegelter Sonnenbrille um Fassung ringen. Dann fand er auch einen positiven Blickwinkel: “Ich bin sehr froh über meine beiden Rennsiege, die bei Olympia auch nicht jedem gelingen. Sie haben gezeigt, dass ich hierher gehöre.” Im Moment seiner schweren Niederlage war das ein kleiner Trost. Seine beiden Rennsiege sind bislang die einzigen für die deutsche Segelnationalmannschaft.

Im Olympia-Finale ist alles möglich für Theresa Steinlein

Vielleicht fügt das Küken der Mannschaft, Theresa Steinlein ist die jüngste im deutschen Segelteam am heutigen Tag noch einen hinzu. Die erst vor vier Jahren aufs Windsurfboard umgestiegene ehemalige Seglerin hat sich ihren Platz in der Finalserie nach 14 Rennen mit den Rängen 3, 11, 12, (16), 16, 13, 2, 5 , 5, 13 und 12 verdient. In ihrem Viertelfinale werden diese Punkte keine Rolle mehr Spielen. Allein der Einzug ins Viertelfinale ist ein grandioser Erfolg für Theresa, dessen Vater Markus bereits ein international erfolgreicher Windsurfer war.

Das Windsurf-Finalformat ist so einfach wie brutal: Die nach Abschluss der Hauptrunde auf den Plätzen vier bis zehn liegenden Windsurfer und Windsurferinnen tragen einen einzigen Viertelfinallauf aus. Die besten beiden Viertelfinalistinnen treffen in einem Halbfinallauf auf die in der Hauptrunde Zweit- und Drittplatzierten. Wieder ziehen die beiden besten Halbfinalistinnen ins Finale ein, für das im Fall der Frauen die Hauptrunden-Erste Emma Wilson bereits gesetzt ist. Die Britin hat in der Bucht von Marseille so stark agiert, dass sie eine Medaille schon sicher hat. Welche es sein wird, entscheidet ein Finallauf gegen die beiden Halbfinal-Besten.

Ich glaube, dass Erfolg bei Olympia am Ende eine mentale Aufgabe ist.” Theresa Steinlein

Theresa, dessen Zwillingsschwester Sophie erfolgreiche 49erFX-Seglerin und Strategin des Germany SailGP Teams ist, hat ihre Olympia-Premiere trotz vieler Härteprüfungen und Wartezeiten bislang genossen, wie sie selbst erzählt: “Ja, das Revier hier ist mega patchy. Aber ich mag das, weil man mitdenken muss. Ich bin happy, dass der Wind bislang so war – da muss man nicht schwer sein und in die Ecken ballern.“

Plan A - Finaläufe am Freitag. Aber spielt der Wind mit?

Weil die Winde nach letzten Prognosen auch am Freitag schwächeln könnten, gab es am Donnerstagabend zunächst viele Planspiele zur Ansetzung der Rennen für vier Medaillenentscheidungen.Als “Plan A” beschrieb der Sprecher der Weltseglerverbandes World Sailing die folgende Variante: Die am Donnerstag in flauen Winden nicht austragbaren Medaillenrennen der Skiffseglerinnen und -segler sollen am Freitag um 12.10 Uhr (49erFX) und um 13.10 Uhr (49er) ausgetragen werden. Ab 14 Uhr könnten die Windsurfer und WIndsurferinnen mit ihrem Viertelfinale beginnen, dem Halbfinale und Finale direkt folgen.

Als “Plan B” wurde ein Szenario beschrieben, das bei offensichtlichem Windmangel bereits am Mittag die aktive Verschiebung der Windsurf-Finalläufe auf Samstag vorsieht, während die Skiff-Medaillenrennen in den späten Freitagnachmittag geschoben werden. Für den Fall einer totalen Flaute hätten die Skiffsegler auch noch die Ausweichmöglichkeit auf den 3. August.

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