„Keine Power? Schlapp? Keine Lust auf gar nix? Du hängst rum wie’n nasser Lappen? Dann mach dich fit, fit für den Sommer, es ist höchste Zeit!”
Drecks-Radiowerbung von dieser Fitnessklitsche bei mir gegenüber. Aber Recht hat er ja, ich fühl mich gar nicht gut. Total schlaff, wie ausgelutscht. Aber in die Muckibude? Never. Hirnlose Muskelberge stemmen tonnenschwere Gewichte, Hausfrauen träumen an der Butterflymaschine keuchend vom Traumbusen, und 100-jährige Rentnerposer mit der Kraft der zwei Herzen ziehen an Seilen, holen sich Zerrungen oder virale Infekte. Und alle schwitzen tierisch, tropfen wie die Kieslaster, und der Schweiß rinnt durch den Raum, die Treppe runter auf die Straße, überschwemmt die ganze Stadt und … okay, etwas übertrieben. Nein – Gym ist nix für mich. Eklig und viel zu anstrengend.
Was sagt denn das Internet so zur Fitness? Oha, jaa, das ist was: „Fit ohne Training.” Das passt, nix machen und fit werden, wie geht so was? Aha, aber hallo? Die machen doch Gymnastik! Gut, im Sitzen, aber das nicht „ohne”. Der nächste Link: Kniebeugen beim Zähneputzen, mit dem Rad in die Arbeit, Treppe statt Lift, bewusstes Fensterputzen und Staubsaugen? Betten machen als kleines Krafttraining? Das ist ja schon wieder „mit” Anstrengung. Der nächste: „30 Minuten zügig spazieren baut 150 bis 200 Kalorien ab.“ Klasse, die sind mit einem Biss in den Döner locker wieder drin. So ein Blödsinn. Dann der hier: auf einem Gymnastikball sitzen, einmal stündlich aufstehen und den Puls etwas in die Höhe, über 100 bringen. Von wegen „Fit ohne Training”. Klingt außen verlockend, drinnen steckt aber dann doch wieder Training, nur abgespeckt oder als Tagesroutine getarnt. Das Fitnessmarketing schmiert den letzten, verzweifelten Zielgruppen Honig ums Maul. Nee, nee, nicht mit mir.
Aber was dann? Yoga soll entspannt fit machen, heißt es. Bisschen auf einem Bein rumstehen, Arme über’n Kopf und: Ommmmmmm … das geht grad noch. Diese Yogalehrerin, ausgesprochen nett, echt. Hat nicht lange rumgemacht, ging gleich voll los. Matte ausrollen, auf den Rücken legen, Augen zu, gleichmäßig tief ein- und ausatmen, an nichts denken, entspannen, entspannen, entspannen …
30 Minuten später hat sie mich geweckt, der Kurs war aus. So erholt und fit hab ich mich lange nicht gefühlt. So hab ich mir das vorgestellt. Yoga is geil, dabei bleib ich!
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