Geht’s noch?!Ein Besuch in der Tuning-Werkstatt für Windsurfer

Tommy Brandner

 · 11.02.2024

Geht’s noch?!: Ein Besuch in der Tuning-Werkstatt für WindsurferFoto: Bernhard Förth
So ist er nun mal, der Mensch. Mit nix zufrieden. Hat er was, will er es unbedingt besser machen. Tuning nennt sich das. Schon dem Neandertaler taugte irgendwann seine simple Keule nicht mehr, er musste sie tunen und baute vorne einen Stein dran.

Etwas später dann stellte er seinen Opel Manta auf breite Schlappen, legte ihn tiefer, hängte einen Fuchsschwanz an die Antenne und quetschte 100 PS aus dem armseligen Originalmotor. Was tut man nicht alles für ein bisschen mehr Dampf. Und weil der Mensch immer mehr will, will er auch beim Windsurfen mehr. Mehr Tempo, mehr Speed. Aber wie wird man schneller? Natürlich, mit Tuning. Und natürlich gibt es dafür höchstbezahlte Spezialisten, an die man genauso schwer rankommt wie an einen Telefonberater bei der Telekom.

Ein Termin beim Surf-Tuner läuft ab wie eine Audienz beim Mafia-Paten.

Du erhältst einen Anruf, ein Fahrer holt dich ab und mit verbundenen Augen geht es kreuz und quer durch die Stadt. Nach einer Stunde kommst du in einen abgedunkelten Raum, Bilder aller Surf-Größen mit Dankesschreiben an den Wänden.

  • Tuning für dein Windsurf-Material: So wird du 5 km/h schneller

Zwei Hardsell-Verkäufer stehen grimmig neben einem eiskalt blickenden Asiaten mit Namen Tu-Ning. „Mehr Speed …”, quetscht der Geheimnisvolle durch die Beißleiste, „… zuerst Board: Haihaut auf Gleitfläche und ultraleichte Fußschlaufen. Dann Finne: 40 cm hyperlight Carbon, Diamantschliff. Jetzt Rigg: Segel auftrennen, mit extradünnes Space-Maylar drei Bahnen mehr machen, mit Tiger Glue kleben. Mast mit Carbonstreifen härter machen, Gabel egal. Dann 5 km/h schneller.”

„Was? Nur 5 km/h? Gehen 10 auch?”

„Ja, andere Möglichkeit“, nickt der Godfather of Speed und deutet mit dem Kopf auf die beiden Verkäufer, „gehst du mit Jungs, holst: Board eine Nummer kleiner, beste Ausführung, Kohlefasermast dünn, extrem Carbongabel, Freeracesegel, drei Camber, zwei Quadratmeter mehr, extra Speedfinne, lange Trapeztampen und leichte Neoprenanzug mit ohne Luftwiderstand.”

„Waaas? Alles neu, das kostet ja Unsummen!”

„Round about 5500 E-uro!”

„Boah, das ist viel zu viel, nein, nein, geht das nicht auch anders?”

„Geht auch anders”, wiederholt der Allwissende.

„Ja? Echt, auch anders, ich kann auch anders schneller werden? Sag’s mir!”

Das Tuning-Ass beugt sich nach vorne und zischt: „Mach endlich Fortgeschrittenenkurs!”


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