Geht’s noch?Neues vom Spocht

Tommy Brandner

 · 24.03.2024

Geht’s noch?: Neues vom SpochtFoto: Bernhard Förth
TV-Sportkommentatoren sind ja soo kreativ. Sie erfinden neue Wörter und Redewendungen, bei denen dem alten Konrad Duden schlecht geworden wäre. Und Markus Lanz, der alte Stirnrunzler, würde sie sofort zum Narrativ erklären, hätte er nicht kürzlich Narrativ durch Erzählung ersetzt.

Zurück zum Spocht. Groß im Bild ein Skispringer im Warteraum: Kommentar: „Jetzt ist er ganz bei sich.“ Klar, sonst wär er ja gar nicht hier! Zum anschließenden, verkorksten Sprung meint er: „Nicht gut, das konnte man schon rein optisch sehen.“ Ach was, optisches Sehen, das muss mir mal mein Augenarzt erklären! Und dann, psychologisch in den Äther gehaucht: „So ein Sprung, das macht doch was mit dir …“ Großartig, kritischer Journalismus, genau wie beim Lanz.

Auch gerade in: „Als Trainer musst du die Leute abholen.“ Super, da fährt der Trainer morgens ’ne Runde und holt die ganze Mannschaft zu Hause ab. Wahrscheinlich hat er ’nen Reisebus.

Beim Biathlon krieg ich Ohrenkrebs. „Da ist Franzi, sie wird als Fünfte einkommen.“ Einkommen? Hä? Hat der einkommen gesagt? Was raucht der Mann? Das Verb einkommen gibt es nicht. Als Substantiv ist es allerdings genau das, was man dem Kerl nicht zahlen sollte. Boah.

Zum Fußball. „56.000 Zuschauer sind hierhin gekommen …“ Hallo, hallo – hierher heißt das, oder ruft er seinen Hund auch: „Rex, komm hin!“ Ja, es wird immer verrückter, natürlich positiv verrückt, was aber am Ende des Tages auch keine große Geige spielt, weil da wird’s bei den Herrschaften sowieso ziemlich dunkel. Da bin ich ganz bei Ihnen.

Genug? Nein, keine Gnade. „Das war schon der fünfte Versuch der Gladbacher, aber sie haben das Tor nicht geschossen bekommen.“ Hammer. Ach, die schießen ihre Tore gar nicht selbst? Ich glaube eher, die Gladbacher können lange warten, bis jemand kommt und für sie ein Tor schießt. Vielleicht der Lanz, aber egal.

Einige Sportler trainieren 24/7 und wenn es dann so weit ist, dann nehmen sie das Risiko – und gehen damit wohin, mit dem Risiko? Vielleicht zum berühmten Skirennen von 1959, das Heinz Maegerlein damals legendär kommentierte: „Tausende standen an den Hängen und Pisten.“ Liest sich erst mal ganz unverdächtig, so beim optischen Sehen, aber akustisch gehört, wird da schon ziemlich viel gelber Schnee daraus.

Was bin ich froh, dass die PWA-Streams auf Englisch kommentiert werden. Da wird zwar sicher auch Quatsch gesabbelt, aber ich versteh’s wenigstens nicht.

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