Kinderriggs im TestDie besten Segel für den Windsurf-Nachwuchs

Surf Testteam

 · 05.07.2024

Es muss für Kinder nicht das neueste Material sein, aber es muss passen. Dann lernen Kids im Zeitraffer.
Foto: Philip Mackenbrock
Auch für Kinder gibt es Segel, die von der ersten Wende beim Windsurfen bis hin zum Loop alles mitmachen – hier stellen wir euch die besten Kinderriggs für die Ripper von morgen vor.

Kinder lernen Windsurfen schnell – wenn die Rahmenbedingungen passen. Und gerade hier liegt leider oft so manches im Argen: Wenn Papas Mast aus dem Kindersegel oben einen Meter rausschaut oder die achtjährige Tochter am 3,7er Wavesegel zerrt, ist Frust vorprogrammiert.

Zum Glück gibt es auf dem Markt spezielle Riggs, die ideal auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zugeschnitten sind. Dabei muss man unterscheiden zwischen reinen Einsteigersegeln für Leichtwind und Modellen für Fortgeschrittene.

Die einfachsten Segelmodelle sind maximal simpel designt: ein Dreiecksegel aus Monofilm oder Tuch, im Topp meist nur eine unprofilierte Segellatte, fertig. Für den Einstieg kann das eine sinnvolle Sache sein, sind solche Segel doch in der Regel sehr leicht, handlich und obendrein günstig. Sobald der Nachwuchs aber etwas ambitionierter zur Sache geht und erstes Gleiten und Schlaufensurfen bei mehr als zwölf Knoten Wind auf dem Plan stehen, kommen die unprofilierten Einsteigersegel schnell an ihre Grenzen. Aufgrund der fehlenden Latten beginnen die Segel dann zu flattern, der Druckpunkt wandert unkontrolliert, und die Kontrolle in Böen ist schlecht. Aus diesem Grund machen für Kinder und Jugendliche, die dem reinen Anfängerstadium schon entschwunden sind, kleine Profilsegel Sinn – und genau diese stellen wir euch im folgenden Test vor.

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Diese Kinderriggs sind im Test dabei:

Welche Segelgröße macht Sinn?

Mit der passenden Größe von Kindersegeln verhält es sich ein bisschen so wie mit Kinderschuhen – früher oder später sind sie zu klein. Das Gute ist, dass bei Windsurfsegeln in der Regel die Komponenten wie Gabelbaum oder Mast weiter verwendet werden. Wer also ein Komplettrigg aus dieser Testgruppe kauft, kann, sobald die Kinder besser surfen oder größer geworden sind, einfach ein größeres Segel auf den vorhandenen Komponenten riggen. Das kleinere Segel kann man dann verkaufen oder für Tage mit mehr Wind behalten. Die Segel aus dieser Testgruppe mit Größen zwischen 2,4 und 2,7 Quadratmetern haben wir mit mehreren Kids im Alter zwischen acht und elf Jahren bei Leichtwind und Bedingungen mit Gleitwind getestet.

Dünn + leicht = Spaß

Die passende Segelgröße ist das eine, noch wichtiger ist allerdings die Wahl der richtigen Komponenten. Hier empfehlen wir ganz klar, auf spezielle Masten und Gabelbäume für Kids zu setzen. Die Gabelbäume sind dünn und damit auf kleine Hände angepasst. Außerdem sind reine Kindergabelbäume deutlich leichter, was das Segelaufholen, Wasserstarten und alle Manöver wesentlich erleichtert.

Beim Mast gilt: Je kürzer und leichter, desto besser! Auch wenn viele Kindersegel ein Variotopp haben, mehr als 20 Zentimeter sollte ein Mast oben nie überstehen. Erstens, weil jedes Zusatzgewicht umso stärker aufs Handling durchschlägt, je weiter oben es sich befindet. Zweitens, weil lange Masten auch immer härter sind als kurze. Mit einem zu harten Mast bilden die Kindersegel vor allem bei Leichtwind kaum Profil aus, die Segel werden kraftlos und hibbelig, den richtigen Anstellwinkel zum Wind findet man dann nur mit viel Gefühl.

Set oder Einzelkomponenten?

Viele Kindersegel werden im Set mit passenden Komponenten angeboten, bei manchen Marken muss man sich das Rigg selbst zusammenstellen. Ascan, STX und GunSails bieten Sets, bei denen vom passenden Mast über den Gabelbaum bis hin zu Mastbecher, Aufholleine und Tampen wirklich alles in der Tasche steckt – hier muss man sich um Kompatibilität keine Sorgen machen. Goya bietet das Modell Scion X ebenfalls als Set mit passendem Mast und Gabelbaum an, nur Tampen und Mastverlängerung muss man dann noch zukaufen.

Bei NeilPryde, Duotone, Patrik und GA-Sails ersteht man Einzelkomponenten. Wer hier auf die Vorlieks- und Gabellänge achtet, kann theoretisch auch Komponenten anderer Marken verwenden. Idealerweise benutzt man zumindest Segel und Mast von einer Marke, da diese in der Regel gut aufeinander abgestimmt wurden. Bei der Gabel ist „Fremdgehen“ normalerweise kein Problem, sofern die Länge passt.

Kinderriggs: Ausstattung, Features & Preise

Die angebotenen Kindergabeln sind durchweg schön dünn dimensioniert und lassen sich ordentlich am Mast befestigen (hier Ascan)
Foto: Manuel Vogel

Das Komplettset von Ascan umfasst vom Segel bis zum kleinsten Tampen alles – und das für 289 Euro. Bei Goya zahlt man 512 Euro – nur für das Segel. Angesichts dieser Unterschiede leuchtet es ein, dass es Abweichungen bei der Ausstattung geben muss. Die beiden günstigsten Sets von Ascan und STX beinhalten ein Segel aus recht dünnem Monofilm. Die Segellatten sind nicht profiliert, auf Verstärkungen in den Stresszonen, einen Mastprotektor oder aufgedruckte Trimmmarkierungen muss man dann ebenfalls verzichten.

Am anderen Ende der Fahnenstange statten Duotone, GunSails, Patrik, NeilPryde oder eben Goya die Segel aus wie solche für Erwachsene: Mit geschützten Nähten und Gittermaterial in den Stressbereichen sowie hilfreichen Trimmmarkierungen wird hier nicht gegeizt. Vor allem aber die Tatsache, dass den Segeln ein echtes Profil eingeschneidert wurde, welches von profilierten Latten gestützt wird, unterscheidet diese Modelle oft von den sehr günstigen Kinderriggs.

Mast beim Kinderrigg: Lieber leicht oder lieber kurz?

Große Unterschiede gibt es auch bei den Komponenten: Beim STX PowerKid Rigg wiegt der dreiteilige Mast stolze 1,76 Kilo. Bei Patrik ist dieser mit nur 960 Gramm federleicht – klar, dass das auf dem Wasser spürbar ist. Beim Thema Mastgewicht sollte man im Hinterkopf haben: Leichter ist immer auch besser – im Zweifel ist ein kurzer Mast aus schwererem Epoxy jedoch besser als ein edler Carbonmast, der oben aber einen halben Meter übersteht.

Bei den Gabelbäumen gibt es viel Erfreuliches zu berichten: Alle Kindergabelbäume bieten ein passables Verstellsystem und lassen sich am Mast ordentlich fixieren. Die günstigen Modelle von Ascan, STX und GunSails fallen unterm Strich etwas weicher aus – für Leicht- und Mittelwind kein Problem, sobald schwerere Kids (> 45 Kilo) damit surfen oder erste Sprünge auf dem Plan stehen, sollte man hier auf eine solidere Gabel upgraden. GA-Sails, NeilPryde, Duotone und Patrik bieten aber erfreulich steife Kindergabelbäume an, die sogar kleinen Semi-Pros keine Limits setzen.

Ein Hinweis noch zum Goya Scion X: Dieses wird normalerweise mit einem Epoxy-Mast und spezieller Kindergabel als Set angeboten. Leider war das Set zum Testzeitpunkt nicht verfügbar, daher haben wir das Segel mit vergleichbaren Komponenten anderer Marken ausprobiert und bewertet.

Welches Kinderrigg für welchen Einsatzbereich?

Für welches Segelmodell man sich entscheidet, hängt vor allem vom Einsatzbereich ab. Wenn die eigenen Kinder erst mit dem Windsurfen begonnen haben und überwiegend bei Leichtwind surfen, leisten die günstigen Sets von Ascan und STX wirklich gute Dienste.

Die Spreu vom Weizen trennt sich, sobald es um Windsurfen bei mehr als zwölf bis 15 Knoten geht. Dann kommt es darauf an, dass die Segel ein sauberes Profil ausbilden, bei dem das Topp wie bei einem Erwachsenensegel twisten und überschüssige Power ablassen kann. Hier haben die Modelle von GA-Sails, Goya, GunSails, Duotone, Patrik und NeilPryde spürbare Vorteile. Diese funktionieren dann über einen großen Windbereich – Gleitmanöver, Speedruns und erste Tricks sind damit ohne Einschränkungen möglich.

Im Folgenden stellen wir euch acht Testmodelle ausführlich vor. Mithilfe der Einzelbeschreibungen solltet ihr das passende Produkt finden können für eine tolle Zeit auf dem Wasser, gemeinsam mit euren Kindern.

Alle Kinderriggs im Einzeltest


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