Wassersport-SuperstarKai Lenny - Der wellenreitende Windsurfer

John Carter

 · 03.03.2024

Kai Lenny ist der Superstar des Wassersports. Im Interview berichtet er über seinen Unfall, seine Familie und sein Material
Foto: Fish Bowl Diaries
Vom kleinen Kind auf Robby Naishs Schultern zum Waterman-Superstar – Kai Lenny ist mit 31 Jahren eine Ikone, weit übers Windsurfen hinaus. Auf Maui gab er John Carter tiefe Einblicke in sein Sportler- und Privatleben.

Kai Lenny ist jemand, der scheinbar alle sportlichen Herausforderungen spielend meistert und so einfach aussehen lässt wie Radfahren mit Stützrädern. Doch vor Kurzen machte auch er die Erfahrung, dass der Ocean kein Kinderspielplatz ist. Bei einem Sturz mit dem SUP am legendären Spot Pipeline zog er sich eine schwere Kopfverletzung zu.

Der Unfall in Pipeline

„Ich surfte eine Welle am berühmten Spot Pipeline an der North Shore von Ohau. Während des Backdoor-Shootout-Wettbewerbs rutschte ich von meinem SUP-Board und fiel auf die Seite. Ich kann mich nicht an viel erinnern, außer dass ich ein paar Minuten später von den Rettungsschwimmern am Strand auf einen Stuhl gesetzt wurde. Nachdem ich mir die Aufnahmen des Ritts angesehen habe, glaube ich, dass ich zunächst von der Welle hochgesogen wurde, und als ich dann von oben wie einen Wasserfall runterstürzte, drückte es mich nach dem Aufprall bis aufs Riff runter, wo ich mit dem Kopf auf einem Sandstein aufschlug. Ich habe es irgendwie geschafft, mich selbst ans Ufer zu bringen, auch wenn ich mich nicht daran erinnern kann.

Mein Helm hat auf der linken Seite einen Riss, sodass ich wirklich das Gefühl habe, dass er mir das Leben gerettet oder ein Jahr unendlicher Schmerzen erspart hat. Das war mit Abstand die schlimmste Verletzung, die ich je hatte. Ich war kognitiv stark beeinträchtigt. Ich habe eine kräftige Gehirnerschütterung davongetragen und hatte leichte Blutungen aus dem linken Ohr. Alles sollte wieder gut werden, ich brauche nur etwas Zeit. Es war das allererste Mal, dass ich in Pipeline einen Helm trug.“

Dieser Helm könnte Kai Lenny durchaus das Leben gerettet haben.Foto: privatDieser Helm könnte Kai Lenny durchaus das Leben gerettet haben.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Familie

„Es war unglaublich, Vater von Zwillingen zu werden. Es gibt nichts Besseres, als Kinder zu haben. Es ist wie eine Wiedergeburt – man wächst erneut mit ihnen auf. Ich habe so viel gelernt, seit wir die Kinder haben. Wahrscheinlich bin ich etwas weniger Zeit auf dem Wasser, weil ich natürlich mehr Zeit mit meiner Familie verbringe, mit ihr abhänge und spiele. Ich habe das Gefühl, dass ich im Windsurfen, im Wellenreiten und in all meinen anderen Wassersportarten im Allgemeinen besser geworden bin, seit ich ein kleines bisschen weniger auf dem Wasser bin.

Seit der Geburt der Kinder habe ich so ziemlich jeden Sonnenaufgang beobachtet!“

Ich glaube, mein Problem war früher, dass ich so viel gesurft bin, dass ich mich auf dem Wasser zu sehr verausgabt habe. Ich war den ganzen Tag im Wasser und habe mich oft erschöpft gefühlt. Für den nächsten Tag hatte ich dann nicht mehr viel Energie. Ich kannte kein Ende, konnte nicht still sitzen. Die Kinder sorgen dafür, dass ich gezwungenermaßen ausgeruht genug bin, sodass ich im Wasser richtig Gas geben kann. In gewisser Weise war das ein Segen. Ich bin jetzt auf eine andere Art und Weise müde: Seit der Geburt der Kinder, also seit über anderthalb Jahren, habe ich so ziemlich jeden Sonnenaufgang beobachtet!“

Superstar-Status im Wassersport

„Das Leben hat sich in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt, aber ich fühle mich immer noch wie derselbe Junge, der es schon immer geliebt hat, Wind und Wellen zu reiten. Manchmal wird meine Aufmerksamkeit vom Wasser weggezogen, weil ich andere Sponsoren-Verpflichtungen oder Ähnliches zu erfüllen habe. Ich fühle mich jedoch sehr gesegnet, dass ich diese unglaubliche Unterstützung habe, um diesen Lebensstil zu leben und meine Ziele erreichen zu können, die ich bereits habe, seit ich das erste Mal auf dem Wasser war. Windsurfen ist immer noch eine der, wenn nicht die dynamischste Form des Wind- und Wellenreitens. Ich werde es nie aufgeben und ich möchte einfach mehr Zeit unter tollen Bedingungen verbringen.

Windsurfen ist immer noch eine der, wenn nicht die dynamischste Form des Wind- und Wellenreitens.”

Es schmerzt mich zu sehen, wie das Windsurfen in Bezug auf die Unterstützung für Profi-Windsurfer an Professionalität verliert. Wenn ich es schaffe, ein Licht darauf zu werfen, wie großartig dieser Sport ist, kann dadurch irgendwann vielleicht wieder mehr Unterstützung für die erstaunlichen Windsurf-Athleten rausspringen.“

Kai Lenny über sein Material

„Bei der Entwicklung meiner Ausrüstung habe ich mich stark von meinen Surfbrettern (hier Surfen = Wellenreiten; Anm. der Red.) inspirieren lassen. Ich möchte Boards haben, mit denen ich so gut wie möglich auf der Welle reiten kann und gleichzeitig die mächtigen Manöver, für die das Windsurfen so berühmt ist, springen kann. Meine Boards sind völlig anders – kein Windsurfer fährt etwas Vergleichbares. Die Bretter sind buchstäblich ein vergrößertes, riesiges Surfbrett. Ich habe sogar genau die gleichen Finnen, mit denen ich Wellenreiten gehe, unter meinen Windsurfboards. Ich habe bloß die US-Boxen dazu von MFC anfertigen lassen, es gibt sonst keinen Unterschied zwischen den Finnen. Mensch, die funktionieren so gut! Es war jedoch eine Menge Testarbeit, um sie einzustellen und die richtige Rocker-Linie zu finden.

Meine Boards sind völlig anders – kein Windsurfer fährt etwas Vergleichbares.”

Die Bretter von Brawzinho zum Beispiel könnten vom Design her nicht gegensätzlicher zu meinen sein: Wo der breiteste Punkt des Brettes ist, wie der Rocker verläuft, die Art der Bodenkontur, die er verwendet, und seine Finnen, das ist alles völlig anders. Aber dann sieht man ihm beim Windsurfen zu und er ist der Weltmeister! Er ist unglaublich gut in dem, was er tut. Er ist einfach Weltklasse. Ich denke, bei unseren Boards geht es bis zu einem gewissen Punkt um persönliche Vorlieben. Meine Herangehensweise ans Windsurfen ist eine ganz andere als seine. Trotzdem versuchen wir beide eigentlich immer nur Wellen zu zerschlitzen, so gut wie wir können.“

Seine Windsurf-Shapes sind im Prinzip überdimensionale Shortboards aus dem Wellenreitsport – ausgestattet mit genau den gleichen Finnen.Foto: John CarterSeine Windsurf-Shapes sind im Prinzip überdimensionale Shortboards aus dem Wellenreitsport – ausgestattet mit genau den gleichen Finnen.

Inspiration von Jason Polakow

„Meine Bretter sind für gute Wellen konzipiert. Die Inspiration dazu bekam ich, als ich den Cabo Verde Contest beobachtete. Ich habe zugeschaut und es war wenig Wind und die Wellen waren klein. Ich habe versucht zu analysieren, wie die Boards der anderen Fahrer funktionieren. Ich kam zu dem Schluss, dass Windsurfbrettern einfach die Fähigkeit fehlt, den Schub der Welle zu nutzen, um Antrieb zu entwickeln, anstatt sich auf das Segel zu verlassen. Wenn der Wind so schwach ist, kann man sich nicht nur auf das Segel verlassen. Die meisten Windsurfbretter sind toll, aber sie haben nicht die Fähigkeit, sich durch reinen Schub der Welle aufzuladen wie ein Surfbrett.

Wenn ich den Windsurfern in Pozo beim Abreiten der Wellen zuschaue, ist es in meinen Augen grenzwertig.”

Nachdem ich diesen Wettbewerb gesehen hatte, begann ich, zusammen mit meinem Shaper Keith Teboul Bretter zu entwerfen. Ich wollte meinen Surfstil auf das Wave-Windsurfen übertragen. Ich denke, wenn ich noch mal zurück nach Pozo gehen und versuchen würde, dort gut zu werden, würde ich wahrscheinlich die gleichen Bretter benutzen. Wenn ich den Windsurfern in Pozo auf Gran Canaria beim Abreiten der Wellen zuschaue, ist es in meinen Augen grenzwertig. Eigentlich ist das kein Wellenabreiten. Es ist einfach eine Art Freestyle in den Wellen. Es ist eher ein langer Übergang mit dem Schothorn voraus an die Lippe als ein Bottom Turn. Das liegt an den Bedingungen und der Ausrüstung. Ich habe immer gedacht, dass man auch da ein bisschen mehr Surf-Einfluss einbinden könnte.

Apropos Set-up: Meine Segel sind auch völlig anders als die von Brawzinho. Man kann nicht sagen, dass das eine besser ist als das andere. Doch was ich persönlich mag, ist völlig anders. Brawzinhos Ausrüstung ist darauf ausgelegt, so gut wie möglich bei unterschiedlichen Bedingungen zu funktionieren und damit den Weltmeistertitel zu gewinnen. Ich würde sagen, mein Material hingegen ist darauf ausgelegt, die besten Wellen zu surfen, so gut ich kann. Ich bin halt durch und durch mehr vom Wellenreiten beeinflusst. Die Vorliekskurve meiner Segel ist viel gerader. Der Druckpunkt liegt viel weiter vorne und sie haben somit sehr wenig Druck auf der hinteren Hand. In meinen Segeln ist der Einfluss von Jason Polakow zu spüren. Von ihm habe ich eine Menge Inspiration bekommen. Die Arbeit mit Goya, mit der Kombination aus Segel und Brett, fühlt sich wie ein Traum für mich an. Windsurfen ist ohnehin schon eine der schönsten Sportarten überhaupt, und jetzt macht es mir noch mehr Spaß, weil es einfach eine Erweiterung meines Wellenreitens ist. Wir machen das Material einfach immer besser. Ich glaube, dass meine Boards, jetzt nach dem Aloha Classic, noch viel besser werden, weil ich viel gelernt habe und Keith und alle bei Goya und Quatro motiviert sind, sie weiterzuentwickeln.“

Kai Lenny über Shaper Keith Teboul

„Keith (Shaper bei Quatro und Goya auf Maui, Anm. d. Red.) ist die Art von Shaper, zu dem ich mit einer absolut verrückten Idee kommen kann – er wäre immer bereit, diese auszuprobieren. Er stellt meine Ideen nicht infrage, weil ich meine Sachen wirklich durchdenke und weiß, wo Potenzial besteht. Ich weiß nicht genau, in welche Richtung es gehen soll, aber ich versuche entweder, den Windsurfsport neu zu erfinden oder Equipment zu bauen, das meine Begeisterung für den Sport noch weiter steigert. Ich glaube, dass Kauli Seadi, als er seine Weltmeister­titel gewann, auch sehr vom Stil der Wellenreiter beeinflusst war. Die Jungs haben schon damals zusammen stark an diesem Stil gearbeitet, doch meine Windsurfboards sind nun noch viel näher an den Shape eines reinen Wellenreiters herangerückt. Ich weiß nicht, ob Keith sich sicher war, ob meine Idee wirklich funktionieren würde, denn es war eine ziemlich extreme Idee, ein Windsurfbrett so drastisch zu verändern, ebenso wie die Finnen. Aber wir haben es zum Laufen gebracht. Jetzt fangen wir an, die wahren Vorteile zu sehen und zu nutzen. Ich denke, dass meine Ausrüstung in einigen Jahren noch besser sein wird, weil Keith so ein Meister im Shapen ist.“

Zusammen mit Shaper Keith Teboul arbeitet Kai ständig an neuem Equipment.Foto: Fish Bowl DiariesZusammen mit Shaper Keith Teboul arbeitet Kai ständig an neuem Equipment.

Der Style vom Kai Lenny

„Wenn ich mit meinen besten älteren Windsurfbrettern aufs Wasser gehe, die denen der anderen Windsurfer ähneln, fühlt es sich sicher und kontrolliert an, aber es ist sehr schwierig, vertikal hoch an die Wellenlippe und wieder runterzufahren, ohne dabei an Geschwindigkeit zu verlieren. Wenn man sich meine Wellenritte während des Aloha Classics anschaut, ist das Segel natürlich da und hilft mir, aber alle meine Turns mache ich mit meinen Finnen und meinem Rail. Es gibt keine andere Ausrüstung, mit der ich so Windsurfen könnte. In der perfekten Welt ist es das ultimative Ziel, die Welle wirklich auf zwölf Uhr gerade hoch und wieder runterzureiten. Wenn ich dann eine passende, brechende Sektion der Welle sehe, mache ich einen fetten Move, wie einen hohen Goiter oder einen Wave 360er … oder sogar einen langen, geraden Aerial. Ich möchte nicht nur die Tradition des Wellenreitens beibehalten und ausschließlich klassische Carves machen – ich möchte Old- und Newschool miteinander verbinden.

Ich möchte Old- und Newschool miteinander verbinden.”

Normalerweise fahre ich in Maui, wenn wir starken Passatwind haben, ein 80-Liter-Board, die Länge ist 223 Zentimeter, es hat mehr Nose-Rocker und weniger Tail-Rocker, mit einer single to double concave und einem V im Heck. Beim Aloha Classic bin ich 88 Liter gefahren, weil der Wind schwächer als sonst war. Jedes Board, das Keith für mich baut, ist ein bisschen weiterentwickelt. Das 88er ist ehrlich gesagt das beste Brett, das er mir je zum Windsurfen gebaut hat. Wir haben bereits eine gute Idee, wie wir es noch besser machen können. Nur auf der Grundlage dessen, was wir bei diesem Wettbewerb gelernt haben. Das ist das Schöne an Wettbewerben. Ich wünschte, wir hätten im Windsurfsport mehr reine Wave-Events. Jedes Mal, wenn man an einem Wettbewerb teilnimmt, lernt man definitiv etwas, und das kann man in die Entwicklung einbringen. Keith und alle bei Quatro und Goya sind so motiviert, besseres Material zu entwickeln, mit dem Windsurfen noch mehr Spaß macht, als es das sowieso schon tut.

Die meiste Zeit meiner Karriere, vor allem im Wettkampf-Windsurfen, war alles, was ich gefahren bin, Serienmaterial. Aber aktuell macht es mir richtig Spaß, komplett individuelles Material zu entwickeln und zu verwenden, das völlig einzigartig ist für das, was ich persönlich im Windsurfen erreichen will. Ich weiß nicht, ob jemand anderes meine Ausrüstung wirklich mögen würde. Das wäre interessant zu wissen. Levi Siver ist der Einzige, der wirklich mal auf mein Board gestiegen ist. Das Brett war zu klein für ihn, weil es mein 80-Liter-Brett war. Normalerweise fährt er ein 88er. Es wäre cool zu sehen, was die Jungs auf meinen Boards machen könnten, aber es gibt auch einen Teil von mir, der nicht will, dass es jemand anderes ausprobiert, weil ich denke, dass sie schon viel zu gut sind. Ich glaube, dass ich mit meinen Boards einen Vorteil habe.“

Aloha Classic

„Der Aloha Classic ist eine der Veranstaltungen, auf die ich mich jedes Jahr am meisten freue. Vor allem, weil man gemeinsam mit den besten Windsurfern der Welt aufs Wasser kommt. Das Niveau ist so hoch, dass es jedes Jahr schwieriger wird, zu gewinnen. Alle hier sind so cool. An Land sind wir alle Freunde, aber auf dem Wasser sind wir bissige Konkurrenten. Das mag ich. Es ist schön, dass trotzdem alle so cool zueinander sind. Wir machen uns auf dem Wasser im Heat gegenseitig das Leben schwer, weil wir gewinnen wollen, aber das heißt nicht, dass man danach nicht zusammen abhängen kann. Ich fühle mich irgendwie schlecht, weil Ricardo (Campello, Anm. d. Red.) um den Weltmeistertitel kämpfte und ich gegen ihn antreten musste. Letzten Endes wollte ich auch den Aloha Classic gewinnen. Das ist ein Wettbewerb. Das ist die Kunst des Sports. Man muss in der Lage sein, gegen jeden Fahrer anzutreten, und man muss ihn schlagen können. Ricardo war mir gegenüber im Vorteil, was seine Tricks und Manöver angeht, aber mein Vorteil war die Tatsache, dass Ho‘okipa mein Homespot ist und ich denke, dass ich mit dem leichten Wind etwas besser umgehen konnte als Ricardo. Ich bin nicht so groß wie er. Ich hatte keinerlei Druck, während auf Ricardos Schultern der Titelkampf lastete. Der einzige Druck, den ich hatte, war der Wettkampf und meine eigene persönliche Herausforderung. Ricardo kämpft schon seit vielen Jahren um den Weltmeistertitel und hatte ihn wieder mal zum Greifen nah, deshalb tat er mir wirklich leid.“

Für die kraftvollen Manöver wie fette, einhändige Aerials, Goiter oder Wave 360er ist Windsurfen in der Welle laut dem Waterman so berühmt.Foto: Fish Bowl DiariesFür die kraftvollen Manöver wie fette, einhändige Aerials, Goiter oder Wave 360er ist Windsurfen in der Welle laut dem Waterman so berühmt.

Scott Sanchez, der Meister-Trainer

„Ich trainiere mit Scott etwa fünf Tage die Woche im Fitnessstudio. Wir reden ständig miteinander und er ist ein fester Bestandteil meines Big-Wave-Teams geworden. Er hat alle Sea Doo Hawaii Jetskis gefahren. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass ich von meinen alten Jetskis auf die neuen Sea Doos umsteigen konnte. Außerdem hat er Ricardo dieses Jahr bei seiner Titeljagd geholfen. Das war wirklich cool. Ich habe mit ihm das Glück, immer einen guten Trainer in meiner Ecke zu haben. Am Ende des Tages möchte ich nichts unversucht lassen. Wenn man jemanden hat, mit dem man seine Ideen umsetzten kann und der Dinge sieht, die man leicht ändern kann, ist das sehr wichtig. Viele der größten Veränderungen sind recht einfach zu bewerkstelligen, man muss sie nur sehen. Man muss bereit sein, seine Herangehensweise körperlich und geistig zu verändern: wie du trainierst, welche Ausrüstung du verwendest, wie du an deine Heats herangehst und solche Kleinigkeiten – es ist eine spezielle Denkweise.“

Wettbewerbe

„Was Wettkampf angeht, bin ich aktuell selig. Was ich nur schade finde, ist, dass die Wettbewerbe nicht mehr so groß sind wie zu meiner Jugendzeit. Als ich ein Kind war, schienen die Veranstaltungen alle riesig zu sein. Es gibt nur noch sehr wenige Big-Wave-Events. Es gibt nur sehr wenige reine Wave-Events im Windsurfen. Wenn ich wirklich wollte, könnte ich losziehen und große oder perfekte Wellen auch allein reiten. Doch ich würde gerne mehr an Wettbewerben teilnehmen, das steht fest. Und wenn meine Kinder etwas älter sind, können wir vielleicht zusammen reisen. Beim Windsurfen habe ich zum Beispiel das Gefühl, dass ich nächstes Jahr unbedingt nach Cloudbreak muss! Ich muss auch nach Peru, diese perfekten Windsurfspots besuchen. Ich liebe Wettkämpfe. Ich mag es eigentlich sehr, von Event zu Event zu ziehen, wenn alles Schlag auf Schlag geht. Auf diese Weise kommt man in Schwung. Im Moment fahre ich im Windsurfen nur den Aloha Classic mit, was super Spaß macht und mich anspornt, aber es ist immer so eine lange Zeit bis zum nächsten Mal. Es fühlt sich wie ein anderes Leben an, wenn der nächste Wettkampf ansteht.“

Reisen

„Auch nach Covid bin ich viel gereist, aber wenn man eine Familie hat, vor allem eine junge Familie, in der die Kinder noch keine zwei Jahre alt sind, ist es wirklich wichtig, mit ihnen zu Hause zu sein. Es ist sehr schwierig, mit ihnen so viel zu reisen, wie ich es früher getan habe.

In dieser Zeit meines Lebens ist es sehr wichtig, zu Hause bei meiner Familie zu sein.”

Big-Wave-Missionen sind jedoch sehr einfach: Wenn ich weiß, dass sie brechen, reise ich in der Regel spontan hin, es läuft 48 Stunden lang und dann bin ich wieder zu Hause. Die längste Zeit, die ich in den letzten Jahren in Nazare verbracht habe, waren eineinhalb Tage. Ich lande, surfe eineinhalb Tage und wenn ich durch bin, fliege noch am selben Abend nach Hause. Wenn die Kinder älter werden und ich mit ihnen reisen kann, werden wir wieder mehr und länger unterwegs sein. Doch aktuell, in dieser Zeit meines Lebens, ist es sehr wichtig, zu Hause bei meiner Familie zu sein. Zum Glück lässt sich der Ort, an dem ich hier auf Hawaii lebe, sehr gut mit meinem Job vereinbaren. Doch ich denke ständig übers Reisen nach. Ich möchte epische Bedingungen erwischen und unvergleichliche Missionen zum Windsurfen machen. Ich möchte auch mehr Strike-Missionen im Big-Wave-Bereich machen. Ich denke, dieses Jahr wird es viel einfacher, wenn die Mädchen zwei Jahre alt werden.“

Jaws

„Wenn Jaws richtig gut ist und die Welle große Tubes schmeißt, dann möchte ich eigentlich immer ohne Segel wellenreiten. Ich habe meine Windsurfausrüstung zwar immer dabei, aber ich liebe es, in der Tube zu surfen. Beim Windsurfen in Jaws ist es schwierig, überhaupt Wellen zu erwischen, weil es an guten Tagen so voll da draußen wird.

Die meisten Windsurfer verstehen den Verhaltenskodex unter den Surfern nicht.”

Die meisten Windsurfer gehen dann einfach auf alles los, was kommt – sie verstehen den Verhaltenskodex unter den Surfern nicht. Ich habe mich inzwischen an die Verhaltensweise gewöhnt. Selbst wenn ich in Ho‘okipa windsurfe und jemand lange auf eine Welle gewartet hat, surfe ich nicht einfach an ihm vorbei, ein Stück weiter raus, und gehe auf die Welle. Wenn derjenige sich näher am Peak aufhält und gewartet hat, lasse ich ihn die Welle auch nehmen. Doch die Windsurfer in Jaws machen im Line-up, was sie wollen. Ich habe die Befürchtung, dass sie irgendwann mal von meiner Safety-Crew geschnappt werden – das sind alles stämmige Hawaiianer. Ich möchte in Zukunft auch noch in Jaws windsurfen können. Ich wollte vor ein paar Wochen mal wieder zum Windsurfen hinfahren, aber die Welle war ziemlich klein. Brawzinho hat an diesem Tag ein gutes Zeitfenster erwischt. Dieses Jahr werde ich aber auf jeden Fall wieder öfter in Jaws windsurfen. Ich habe ein ausgemustertes Boot der Küstenwache, das ich jetzt als Basis benutze, wenn ich da draußen bin. Es ist richtig schnell, schneller als unsere Jetskis. Es hat eine geschlossene Kabine mit gefederten Sitzen. Ich habe meine gesamte Ausrüstung darauf. Ich habe immer fünf verschiedene Wassersportgeräte dabei.“


Auch interessant:

Meistgelesen in der Rubrik Windsurfen