Bist du auch der Meinung, dass es zu viel Vielfalt und Komplexität bei der Windsurfausrüstung gibt?
(Ronsurfdude)
Es ist, wie es ist. Man kann sicher sagen, dass es viel einfacher war, sich zu entscheiden, als es nur ein Brett in einer Größe, in einer Konstruktion, in einer Farbe und mit einer Segelgröße gab. Einfachheit hat etwas Schönes an sich. Aber man kann von einem Sport auch nicht verlangen, dass er sich nicht weiterentwickelt. Schau dir nur an, was heute beim Windsurfen möglich ist: von Speed über Racing, Foils zu Freestyle, Freeride und Wave. Damit ist klar, dass es eine Menge Möglichkeiten gibt – und dass es verdammt kompliziert werden kann. Aber um ehrlich zu sein, haben die meisten Surfer in der Realität nur überschaubare Bedingungen und eigene Fähigkeiten, so dass die Wahl viel gezielter getroffen werden kann. Wenn Leute ein Auto kaufen, schauen sie sich keine Formel-Rennwagen, Drift-Autos, Drag-Cars, Pickup-Trucks, Sportlimousinen, Luxusautos, Exoten, Benzin-, Elektro-, Hybrid- und Minivans an, bevor sie sich entscheiden, was sie kaufen wollen. Sie grenzen die Art ihrer Fortbewegung und ihre Fähigkeit, ein Fahrzeug zu bewegen, ein, bevor sie es kaufen. Ich denke, beim Windsurfen ist es ähnlich.
Was ist aus den hintereinanderstehenden Heckschlaufen bei Waveboards geworden? Zum Höhelaufen waren sie immer praktisch.
(FinFoil)
Gute Frage. Ich habe sie bei meinen Boards geliebt. Aber sie verschwanden, als ich auf Serienboards umgestiegen bin. Ich habe die vordere Schlaufe oft benutzt, wenn ich Höhe gezogen habe oder mit wenig Power durchs Weißwasser gefahren bin. Ich musste lernen, meinen Fuß einfach weit hinten in die einzelne Fußschlaufe auf den aktuellen Waveboards zu stellen. Es funktioniert, auch wenn die Füße weit auseinanderstehen. Aber für mich war es mit der zweiten Schlaufe, die niemand sonst wollte, praktischer.
Wer ist deiner Meinung nach der vielversprechendste Windsurf-Athlet im Moment?
(Finjabg)
Das kann ich wirklich nicht sagen. Es gibt gerade sehr viele Talente da draußen.
Wann kommst du das nächste Mal nach Sylt?
(Vomacur)
Ich bin mir nicht sicher. Ich wäre im letzten Jahr gekommen, aber da steckte ich mitten in einem ziemlich zeitaufwendigen Geschäftsabschluss. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, weil die Bedingungen super aussahen. Ich werde aber auf jeden Fall wiederkommen. Es gibt viele tolle Erinnerungen und gute Freunde dort – und hoffentlich kommen noch mehr dazu. Vielleicht schaffe ich es ja in diesem Jahr.
Bist du immer noch in der Lage, in Jaws zu surfen?
(Elke Wiemar)
Wenn die Bedingungen stimmen, werde ich wahrscheinlich noch einige Male nach Jaws fahren. Der eine gute Tag in diesem Winter war für mich einfach kein gutes Timing, ich mag sowieso keinen westlichen Swell mit östlichen Winden. Dann ist es wirklich schwer, in die Wellen zu kommen – und am Ende reitet man Wellen ab, die man lieber nicht nehmen sollte. Frag mal Jason (Polakow, den es in diesem Winter in Jaws extrem gebeutelt hat, Anm. d. Red.). Ich muss nicht bei jeder Gelegenheit in Jaws surfen, um mich zu beweisen, aber ich hoffe, dass ich noch ein paar Wellen erwische, wenn die Bedingungen einladender sind.
Bereust du, dass du das Kitesurfen so groß gemacht hast?
(Raban Cramer)
Auf keinen Fall. Ich bin stolz darauf, dass ich einer der Pioniere dieses Sports sein konnte. Dass ich dazu beigetragen habe, ihn zu entwickeln und ihn vielen Menschen auf der ganzen Welt näherzubringen. Windsurfen ist großartig, aber Kitesurfen ist auch großartig!
Mit welchen Lebensmitteln hältst du dich so fit?
(Melek Toraman)
Ich esse ziemlich gut, wenn man bedenkt, dass ich immer gerne Witze über Junkfood mache. Ich esse viel Pasta und viele mexikanische Gerichte, nicht so viel Fleisch oder fettiges Essen. Ich trinke zwar jeden Tag Red Bull, aber seit etwa zwanzig Jahren überhaupt keinen Alkohol mehr. Ich rauche nicht und nehme keine anderen Drogen, außer Aspirin oder Ibuprofen. Ich versuche, mich ausgewogen zu ernähren, aber ich trinke nicht jeden Tag Eiweißshakes oder irgendetwas Verrücktes. Ich könnte mich sicherlich besser ernähren als ich es tue, aber das Leben ist ein Gleichgewicht. Ich genieße es, zu essen, und tue es eher aus Freude – als aus Notwendigkeit oder wegen der Fitness.
Hast du in deiner Profikarriere im Windsurfen jemals eine Entscheidung getroffen, die du bereut hast?
(Finjabg)
Zum Glück habe ich die Entscheidung, professioneller Windsurfer zu werden, nicht einen einzigen Moment lang bereut. Auf meinem Weg gab es hier und da ein paar schlechte Entscheidungen. Aber insgesamt denke ich, dass ich im Großen und Ganzen einen ziemlich positiven Lebensweg eingeschlagen habe. Niemand ist perfekt, ich bin auch weit davon entfernt. Aber ich lebe nicht mit großem Bedauern oder habe krasse Momente aus meiner Vergangenheit, die mich nachts wach halten. Ich glaube, dass ich in dieser Hinsicht Glück habe. Ich war immer ziemlich zufrieden mit dem, was ich hatte und was ich tat und habe mir nie besonders hohe Ziele gesetzt. Ich habe einfach versucht, mein Bestes zu geben und langfristig gute Entscheidungen zu treffen, wo immer es möglich war. Ich hoffe auf eine positive Zukunft, anstatt sie zu planen. So weit, so gut, denke ich.
Zum Glück habe ich die Entscheidung, professioneller Windsurfer zu werden, nicht einen einzigen Moment lang bereut.”
Ich habe früher in Scheveningen gewohnt und erinnere mich an deinen riesigen Sprung im World Cup gegen Björn Dunkerbeck. Kannst du dich auch daran erinnern? Wie hoch war er?
(Roman Ludwig)
Ich habe Scheveningen geliebt. Das waren großartige Events und eine epische Ära für unseren Sport. Ich erinnere mich nicht an einen einzelnen Sprung, aber ich erinnere mich an die guten Tage. Wir hatten einen Tag mit schräg ablandigem Wind von links – da gab es mit Sicherheit einige hohe Sprünge. Ich glaube, die Sprünge, die die Jungs heute mit moderner Ausrüstung machen, sind viel höher. Aber für die damalige Zeit – damals in den Achtzigern – war das ein gigantischer Tag!
Gibt es etwas, das du jemals an deinem Stil oder deinen Fähigkeiten ändern wolltest – und das du gerne gehabt hättest? Warst du jemals neidisch auf die Fähigkeiten eines anderen?
(Alexander Ladischensky)
Gute Frage, eigentlich nicht! Niemand kann alles haben. Ich zum Beispiel hatte in den ersten Jahrzehnten des Windsurfens die perfekte Größe und das perfekte Gewicht für alle Disziplinen. Als sich der Sport zu längeren, geraden Finnen und einem aufrechteren Surfstil entwickelte, wurde ich langsam zu klein und zu leicht, um bei den Rennen wirklich konkurrenzfähig zu sein. Aber ich habe mir nie gewünscht, größer oder schwerer zu sein, denn das wäre bei anderen Dingen ein Nachteil gewesen. In der Welle gab es zu jeder Zeit sehr gute Surfer mit unterschiedlichen Stilen. Ich war im Laufe der Jahre von vielen Leuten beeindruckt und habe sicherlich viel gelernt, indem ich anderen Windsurfern zugeschaut habe. Aber ich habe mir nie gewünscht, so fahren zu können wie sie.
Wie sieht‘s mit deiner Fitness aus? Brauchst du nach einer ausgiebigen Session mehr Zeit, dich zu erholen – als mit 40 Jahren? Was tust du, um fit zu bleiben?
(Günter Stoiber)
Ich spüre die Schmerzen nach einer guten Trainingseinheit auf jeden Fall stärker als früher. Vor allem mein Nacken, meine Ellbogen, mein unterer Rücken und mein rechtes Knie sind nicht mehr so schmerzfrei wie früher. Ich muss definitiv manchmal Ibuprofen nehmen. Ich hatte in der Vergangenheit zweimal Cortison-Injektionen in meinen Nacken, weil ich Schmerzen hatte und mein Gefühl und meine Kraft im rechten Arm verloren gegangen waren. Und schließlich hatte ich letztes Jahr Stammzellen-Injektionen in meinen Nacken – zu viele unglückliche Landungen und Stürze im Laufe der Jahre, sowohl beim Windsurfen als auch beim Kiten. Ich hatte aber noch nie einen Autounfall oder einen anderen Sportunfall. Aber insgesamt bin ich immer noch ziemlich fit und stark und kann immer noch Gas geben, wenn ich auf dem Wasser bin. Ich trainiere jetzt etwas mehr als früher in meinem Fitnessstudio zu Hause, um zwischen den Sessions stark zu bleiben. Ich schwimme auch im Pool und laufe auf dem Grund des Pools mit Gewichten, um die Luft länger anhalten zu können und mein Herz zu trainieren. Außerdem fahre ich in meiner Auffahrt mit meinem Curfboard Skateboard, um locker zu bleiben und um mein Herz zu trainieren. In letzter Zeit hatte ich beim Surfen oder SUPen ein paarmal Herzflimmern – etwas, das mir ein bisschen Angst macht. Ich versuche gerade, die Ursachen herauszufinden. Aber ansonsten ist meine Gesundheit wirklich gut und ich bin für mein Alter ziemlich fit, sowohl auf dem Wasser als auch außerhalb.
Ich bin für mein Alter ziemlich fit, sowohl auf dem Wasser als auch außerhalb.”
Welche Wave-Windsurfer hast du bewundert? Bei denen du dachtest, sie wären besser als du?
(Norman Nennmann)
Die Liste war früher ziemlich kurz, wird aber mit der Zeit immer länger, da Jahr für Jahr neue Talente in den Sport kommen. In der Welle gab es in der Vergangenheit nur wenige Jungs, die in allen Bedingungen so wettbewerbsfähig waren, dass sie Events gewinnen konnten. Aber es gab viele Jungs, die einen wirklich großartigen Stil hatten, oder einen bestimmten Move, der einfach genial war. Oder die an einem Spot in bestimmten Bedingungen unglaublich gut waren, aber dann nicht so spektakulär, wenn sie woanders surften. Ich hatte das Glück, in den letzten fast 50 Jahren mit mehreren Generationen von neuen Fahrern zu fahren. Ob ich besser war als sie – oder sie besser waren als ich, war nicht so wichtig. Von Jürgen Hönscheid über Mike Waltze und Pete Cabrinha in den Anfangstagen über Dave Kalama, Robby Seeger, Mark Angulo, Josh Angulo, Björn Dunkerbeck, Rush Randle, Jason Polakow, Scott Carvill, Josh Stone, Kevin Prichard bis hin zu den Stars von heute – Thomas Traversa, Levi Siver, Robby Swift, Camille Juban, Ricardo Campello, Marcilio Brown, Victor Fernandez, Philip Koster, Morgan Noireaux, Jake Schettewi und sicher vielen anderen, die ich vergessen habe, zu erwähnen. Ich konnte an der Seite der Besten der Welt fahren. Viele von ihnen kamen und gingen im Laufe der Jahre, und ich konnte beobachten, wie sich der Sport mit ihnen weiterentwickelte und wuchs. Es war mir eine große Ehre und ein großes Vergnügen.
Ich konnte an der Seite der Besten der Welt fahren. Es war mir eine große Ehre und ein großes Vergnügen.”
Hast du Tipps, wie man ein guter Windsurfer wird – abgesehen davon, dass man viel Zeit auf dem Wasser verbringt?
(Torsten Fischer)
Zeit auf dem Wasser ist auf jeden Fall der Schlüssel. Wenn man nicht aufs Wasser kann, ist Crosstraining (vor allem Klimmzüge, um den Bizeps und die Unterarme zu stärken) gut. Und jeder Boardsport hilft allen anderen Boardsportarten – also Surfen, Skateboarden, Snowboarden, Wakeboarden: Alles wird dazu beitragen, dass dein Windsurfen besser wird, wenn du das nächste Mal aufs Wasser kommst.
Ich surfe nun schon seit 45 Jahren. Heute surfe ich auf modernem Material, aber ich kann mich auch an einem alten Mistral Naish Board oder Mistral Competition erfreuen. Hast du das auch, Robby?
(Adbouwens1111)
Wenn ich in Kailua oder irgendwo an einem See leben würde, hätte ich sicher noch einen klassischen Longboard-Style-Windsurfer der alten Schule. Aber da ich auf Maui lebe, haben wir einfach nicht die richtigen Bedingungen dafür. Die meiste Zeit ist es zu windig, und wenn es nicht windig ist – gibt es für mich andere Sportarten!
Gibt es Bretter oder Segel, die für dich etwas ganz Besonderes sind? Oder zu denen du eine besondere Beziehung hast? Ich erinnere mich an die Custom Shapes im Film RIP mit dem großen Totenkopfmotiv –eines hatte einen Do-not-touch-Sticker. Hast du den noch?
(Sören Kuhlmann)
Oh ja, ganz sicher! Ich habe nicht mehr alle Boards aus meiner gesamten Karriere, aber ich habe die meisten der besonderen Boards und mindestens ein Brett aus jeder Generation von Custom- und Serienboards, die ich benutzt habe. Ich habe mein erstes Skull Asymetrical, mein erstes Custom Slalom Board mit den blauen Flammen aus Scheveningen, alle meine erfolgreichen Pan Am Boards, alle meine Jaws Guns seit den Anfängen. Und auch Segel aus jeder Saison, bis zurück in die Achtzigerjahre, habe ich noch. Außerdem habe ich Dutzende von Finnen aus all den Jahren, mit so vielen verrückten Designs, dass es einem den Atem verschlägt. Es ist eine Menge Zeug, das jetzt viel Platz einnimmt. Aber es ist die Geschichte des Sports, repräsentiert durch meine persönliche Ausrüstung, im Grunde von den späten Siebzigern bis heute. Das kann ich doch nicht weggeben.
Ich habe mindestens ein Brett aus jeder Generation von Custom- und Serienboards, die ich benutzt habe.”
Wie viele Waveboards würdest du für einen 90-Kilo-Surfer in Euro-Bedingungen empfehlen?
(Olaf Meyer)
Um ehrlich zu sein, denke ich, dass man mit der modernen Ausrüstung nur ein Waveboard für alle Bedingungen braucht. Klar, wenn man ein Profi ist, hat man größere und kleinere Onshore- und Sideshore-Boards. Aber ich zum Beispiel habe nur noch ein Waveboard und kann es mit einem 5,0er oder 3,0er fahren. Es mag nicht immer perfekt sein, aber es ist immer gut genug. Für Euro-Bedingungen, denke ich, wenn du 90 Kilo wiegst und ein 3,0er brauchst, solltest du lieber nicht rausgehen. 4,0 oder vielleicht 3,5 wäre auch bei wirklich starkem Wind klein genug. Wenn du ein kleineres Modell brauchst, macht es meiner Meinung nach keinen Spaß – und ist nicht sicher. Und bei 90 Kilo ist ein 6,2er immer noch surfbar, um genug Spaß zu haben.
Welche Marke bewunderst du am meisten?
(Arcstrand)
In unserer Branche? Oder außerhalb unserer Branche? Innerhalb unserer Branche wäre das eine schwierige Frage. Außerhalb bewundere ich viele Marken, aber vor allem diejenigen, die durch ihre Leidenschaft und ihren Sport ein Unternehmen gegründet haben und sich selbst über die Jahre hinweg immer oder zumindest meistens treu geblieben sind. Ich weiß, dass ich von ihnen gesponsert werde, aber selbst wenn ich es nicht wäre, ist Red Bull für mich eine Marke, vor der ich immer großen Respekt hatte. Was Dietrich Mateschitz geschaffen und aufgebaut hat, war und ist wirklich einzigartig und auf so vielen Ebenen unglaublich. Beeindruckt haben mich auch die Marken Porsche und natürlich Ferrari, die ihre Leidenschaft für den Motorsport ausleben – und es geschafft haben, den Rennsport mit dem eigentlichen Geschäft des Autoverkaufs in Einklang zu bringen. Aber es gibt viele Beispiele innerhalb und außerhalb des Sports, bei denen es Unternehmen gut gelungen ist, ihren eigenen Weg zu finden – von Patagonia über Quiksilver bis hin zu Tesla.
Wie viel Geld hast du für dein Unternehmen bekommen?
(Uwe Herholz)
Eine ordentliche Summe, aber die verrate ich euch nicht :-)
Was denkst du über die Entwicklung des Windfoilings im Vergleich zum Windsurfen?
(Holger Reis)
Windsurfen hat sich über viele Jahre hinweg entwickelt, verändert und ist gewachsen. Es wurden Technologien erfunden, die es uns ermöglichten, leichtere Bretter, bessere Riggs, Finnen und Segel zu bauen – so konnte sich der Sport immer weiterentwickeln. Es dauerte Jahre, Jahrzehnte und war eine aufregende Zeit der Erfindungen, des Erforschens und vor allem des Spaßes. Heute scheint sich alles auf dem Wasser um Foils zu drehen. Das hat dem Surfen bei viel schwächerem Wind mehr Geschwindigkeit und einen Kick verliehen, als man es sich vor einigen Jahren noch vorstellen konnte. Mit dem Wingfoiling gibt es jetzt eine ganz neue Dimension des Foilens mit einer sehr schnellen Lernkurve und weniger Ausrüstung, mit der man sich auseinandersetzen muss und die auch noch günstiger ist. Es ist toll zu sehen, wie sich die Dinge entwickelt haben. Ich weiß, dass es für einen eingefleischten Windsurfer traurig sein kann, so viele Kitesurfer und Wingfoiler auf dem Wasser zu sehen und weniger Windsurfer. Aber als ich mit dem Windsurfen anfing, wusste niemand, was das ist – nicht einmal, wie der Sport heißt. Es war einzigartig und exklusiv. Fast niemand machte es, das war ein Teil des Reizes. Wir sind jetzt wieder ein bisschen mehr in diese Richtung unterwegs. Die Leute haben jetzt viele Möglichkeiten, bei Wind aufs Wasser zu gehen. Das ist auch gut so. Es muss nicht jeder windsurfen. Windsurfen macht nicht weniger Spaß, wenn es weniger populär ist – es ist nur weniger überlaufen!
Was würdest du vielleicht anders machen, wenn du noch mal 30 sein könntest?
(Torsten Fuchs)
Ich habe im Laufe der Jahre eine Menge gelernt. Wir alle machen Fehler, und ich habe hier und da ein paar gemacht. Aber im Allgemeinen hatte ich bisher ein unglaublich erlebnisreiches, erfülltes und glückliches Leben. Es wäre egoistisch von mir, mehr zu verlangen, als mir bereits gegeben wurde. Anstatt also darüber nachzudenken, was ich anders machen würde, wo ich Geld oder Zeit investieren würde, wohin ich gehen würde, wen ich sehen würde oder nicht – wenn ich die Chance hätte, alles noch einmal zu machen, wäre ich wahrscheinlich absolut begeistert, alles noch einmal genauso zu machen. Ich bin sehr dankbar für das Leben, das ich habe, für das, was ich bin, und für die Freunde und die Familie, die ich habe. Ich gehöre wohl nicht zu den Menschen, die ständig darüber nachdenken, was wäre, wenn.
Wie stellst du sicher, dass nach dem Verkauf deiner Firma die Produkte weiterhin im Naish-Style daherkommen?
(Alfred Höhn)
Die Dinge werden sich im Laufe der Zeit sicherlich ein wenig verändern, aber das ist auch in Ordnung. Die meisten Entwickler und Designer sind immer noch dabei und werden den Weg, den wir in den letzten mehr als 25 Jahren eingeschlagen haben, weitergehen. Aber ich bin auch gespannt darauf, was mit neuen Ideen und einer neuen Richtung kommen wird. Ich bin immer noch Eigentümer der Naish-Marken, so dass ich eine gewisse Aufsicht über die Produkte habe, um sicherzustellen, dass es nicht aus den Fugen gerät. Aber ich möchte kein Mikro-Management betreiben und versuchen, die neuen Eigentümer dazu zu bringen, alles beim Alten zu lassen. Ein Grund für den Verkauf war die Hoffnung, dass die Marke Naish in Zukunft mit neuer Energie und neuen Möglichkeiten wachsen und gedeihen kann. Das wird nur möglich sein, wenn ich loslasse. Aber ich bleibe auch als Athlet dabei und werde meine Ideen und mein Feedback einbringen. Aber sie müssen nicht mehr unbedingt auf mich hören, wie es früher der Fall war. Ich bin gespannt, was kommt.
Ich möchte kein Mikro-Management betreiben und versuchen, die neuen Eigentümer dazu zu bringen, alles beim Alten zu lassen.”
Wie können wir Windsurfen wieder für mehr Menschen interessant machen?
(Ben Schwarz)
Da bin ich mir wirklich nicht sicher. Ich war noch nie gut darin, in die Zukunft zu blicken. Aber es ist, wie es ist. Windsurfen ist ein unglaublicher Sport. Schau dir doch nur an, was die Leute heute auf einem Windsurfer machen können, von der Windsurfer LT-Klasse, die zu den Wurzeln zurückgeht, über eine moderne Foil-Klasse mit wirklich gutem Material, mit dem olympischen iQFOiL – bis hin zu unglaublich guter Freeride-, Slalom-, Foil-, Wave- und Freestyle-Ausrüstung. Das sportliche Niveau der Freestyler und der Wavesurfer ist atemberaubend. Auch Speed ist wieder in, und einige Legenden des Sports haben die 100-km/h-Marke und mehr geknackt. Windsurfen ist cool. Aber es ist ziemlich schwer zu lernen. Es ist ziemlich teuer. Und man braucht eine ziemlich gute Ausrüstung, wenn man erst einmal auf einem gewissen Niveau angekommen ist. Viele Leute sind leider nicht besonders geduldig und haben nicht viel Geld oder Zeit übrig. Und wie ich schon sagte, gibt es inzwischen eine große Auswahl: von Mountainbiking über Wakeboarding und Kitesurfen bis hin zum Wingfoilen und Surfen und vieles mehr. Vielleicht wird etwas kommen, das Windsurfen plötzlich wieder populärer macht. Aber zum jetzigen Zeitpunkt habe ich keine Ahnung, was das sein könnte.
Hey Robby, ich bin neugierig, was du als deine Top-3-Wellenspots in Europa fürs Wellenabreiten und ein paar schöne Aerials ansehen würdest? Hab einen schönen Geburtstag und bleib gesund!
(Yannik Erdmann)
Danke für die Geburtstagswünsche, ich werde sicher versuchen, gesund zu bleiben! Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht wirklich, wo gute europäische Sideshore-Spots für Aerials zu finden wären. Ich habe die meisten meiner Jahre damit verbracht, immer wieder zu den gleichen Spots zu fahren. Windige Orte, aber nicht unbedingt Down-the-line-Wellenspots. Wir fuhren nach Almanarre, Sylt, Tarifa, Scheveningen, Zandvoort, Guincho, Pozo, El Medano. Aber ich habe nie wirklich viel Zeit damit verbracht, andere Orte als die Worldcupspots zu erkunden. Es gibt sicher einige tolle Spots (und einige der von mir genannten Spots können sideshore sein, wenn alles perfekt passt, aber meistens ist es eher onshore). Ich würde da eher Thomas Traversa fragen. Jedes Mal, wenn ich ein Magazin aufschlage, scheint er eine andere große Sideshore-Welle in einem anderen Teil Europas gefunden zu haben! Ich wünschte, ich hätte eine gute Antwort für dich. Aber da ich in Hawaii lebe und die meisten meiner Reisen nach Europa im Laufe der Jahre zu Weltcup-Events oder Messen unternommen habe, kenne ich die meisten Spots in Europa nicht wirklich. Wenn du herausfindest, wo diese drei Orte sind, sag mir bitte Bescheid – ich will da dann auch hin!
Ich würde Thomas Traversa fragen. Jedes Mal, wenn ich ein Magazin aufschlage, scheint er eine andere große Sideshore-Welle in einem anderen Teil Europas gefunden zu haben!”
Was ist dein Lieblingsort in Europa und wann können wir dich dort auf dem Wasser treffen?
(Gisela Benoist)
Ich fahre sehr gerne nach Sylt. Ich mag auch Torbole und Tarifa. Und das Baskenland in Frankreich. Hoffentlich kann ich alle diese Orte bald noch häufiger besuchen!
Wie würdest du ein siebenjähriges Mädchen an den Sport heranführen?
(Udo Bräutigam)
Natürlich sind nicht alle Menschen gleich, und es ist nicht gut, zu verallgemeinern. Aber da ich eine 40-jährige Tochter, eine 16-jährige Tochter, eine 13-jährige und eine neunjährige Enkeltochter habe, würde ich dir raten, immer eine Freundin mitzunehmen. Du musst dafür sorgen, dass es ihnen Spaß macht. Und nur, weil Windsurfen dir Spaß macht, heißt das noch lange nicht, dass es ihr auch Spaß macht. Es scheint, dass die meisten Mädchen in diesem Alter nicht unbedingt etwas mit ihren Vätern unternehmen wollen, und wenn sie eine Freundin (oder zwei) dabei haben, wird es einfacher. Mädchen mögen Freunde. Ich habe es als Kind geliebt, allein etwas zu unternehmen. Aber Mädchen scheinen allgemein etwas (viel) sozialer zu sein als ich. Aber auch hier gilt: Unabhängig vom Alter ist jeder anders.
Erinnerst du dich nach all diesen Jahren an einen oder mehrere besondere Tage auf dem Wasser?
(Mark Wijnstekers)
Natürlich erinnere ich mich! Hast du ein paar Stunden Zeit? Ich könnte dir von so manchen erzählen. Wenn ich nicht so viele unvergessliche Tage auf dem Wasser gehabt hätte, würde ich nach so vielen Jahren nicht mehr surfen! Die guten Tage kommen einfach immer wieder. Heute hatte ich einen guten Tag auf dem Wasser, und es sieht so aus, als könnte der morgige Tag episch werden.
Was waren die kältesten Bedingungen, bei denen du je gesurft bist? Und wo war das?
(Ele Walker)
Am kältesten war es entweder in Omaezaki, Japan, oder in La Torche, Frankreich. Beide Events waren im Frühling, im April, wenn ich mich richtig erinnere. Wir hatten auch ein paarmal kalte Tage auf Sylt, aber nicht so kalt wie diese beiden Events. Ich erinnere mich, dass die Wassertemperatur in La Torche elf Grad betrug, aber ich weiß nicht mehr, wie hoch die Lufttemperatur war. In Japan war es ungefähr genauso. Es war so kalt, dass man wirklich Handschuhe brauchte. Die meisten Leute trugen auch Füßlinge, aber ich kann nicht mit Schuhen surfen. Für einen wärmeverwöhnten Inselbewohner wie mich war es definitiv unangenehm, aber ich glaube, auch die Locals fanden es nicht gerade toll. Das Surfen in solchen Extremsituationen war ein Teil dessen, was den Beruf des Windsurfers so herausfordernd und fantastisch machte. Man kämpfte sowohl gegen die Natur als auch gegen seine Konkurrenten. Es war nicht immer einfach und nicht immer angenehm, aber am Ende habe ich es geliebt. Die guten Wellen, die beschissenen Wellen, die großen Menschenmengen und die leeren Strände, die guten Winde, die böigen Winde und sogar die künstlichen Indoor-Winde.
Warum ist das coole Logo mit dem Totenkopf nicht mehr auf den Boards und Segeln?
(Thorsten Ruth)
Das ist mein persönliches Logo, das manchmal auf Naish-Produkten verwendet wird, und seit ein paar Jahren auch auf einer eigenen Produktlinie von Quiksilver. Es wurde im Laufe der Jahre immer wieder mal verwendet und wird in Zukunft sicherlich wieder auf einigen Produkten zu sehen sein. Aber der Totenkopf ist etwas, das an einigen Orten und Märkten und für einige Produkte funktioniert und für andere nicht so sehr. Man kann es kaum glauben, aber manche Leute fühlen sich davon angegriffen. Deshalb neigen wir dazu, es nicht allzu oft zu verwenden. Es gibt Menschen, die in allem etwas Negatives finden – und Menschen, die sich durch so ziemlich alles beleidigt fühlen können. Heutzutage ist es manchmal schwer, sich in dem Wahnsinn und der politischen Korrektheit zurechtzufinden.
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