Spots in diesem Artikel:
Jeder kennt Cold Hawaii oder den Ringkøbing Fjord. Aber es gibt abseits der ausgetretenen Pfade auch hier noch viel zu entdecken. Chris Hafer und Flo Söhnchen packten bei guter Vorhersage den Bulli und zogen los in die Gegend nördlich von Kopenhagen. Mitgebracht haben sie einen ausführlichen Guide:
Etwas ist faul im Staate Dänemark“ (Hamlet, 1. Aufzug, 4. Szene)
„Wieso seid ihr nicht nach Klitmøller gefahren?“ Ich weiß gar nicht, wie oft uns während unseres Trips von den einheimischen Surfern diese Frage gestellt wurde. Scheinbar fanden die Dänen unsere Revierwahl ähnlich komisch wie einst Hamlet die Umtriebe im Staate Dänemark.
Ja, warum eigentlich nicht? Die Frage stellte auch mein Buddy Flo Söhnchen, der spontan zusagte, ein paar Tage mitzukommen, wenn auch unter Anmeldung massivster Bedenken. Denn am ersten Tag empfingen uns Dauerregen und wesentlich weniger Wind und Wellen als vorhergesagt. Mehr als einmal spottete Flo: „Da wäre Heidkate ja besser gewesen.“
Wind, Wellen und freundliche Dänen
Aber wie sagt das Sprichwort des ostfriesischen Philosophen Otto Waalkes? „Dänen lügen nicht.“ Und auch der dänische Wetterbericht hielt Wort und lieferte sogar mehr Wind als angekündigt. Spätestens da waren jegliche Bedenken von Flo hinsichtlich unseres Trips genauso weggeblasen wie der Sand am Strand. Sonnenschein und bis 40 Knoten Wind, dazu Wellen und mehr als freundliche einheimische Dänen. Denn die waren, wie eingangs erwähnt, mehr als erstaunt, dass sich deutsche Surfer in ihr Revier verirren. Aber positiv erstaunt und aufgeschlossen gaben sie uns Tipps für die besten Spots, und auch auf dem Wasser war die Stimmung entsprechend. Wind für unsere kleinsten Segel, Wellen in erstaunlicher Größe als Rampen zum Springen oder sogar zum Abreiten nach Lee, irgendwie gab es immer nur noch eine letzte Welle vor Sonnenuntergang, die wir nehmen wollten – und im Sommer wird es in Dänemark erst sehr spät dunkel.
Entsprechend lautes Stöhnen und Wehklagen klang abends aus unserer Unterkunft nach einem Zehn-Stunden-Tag auf dem Wasser. Jeder Wikinger hätte vermutlich verächtlich über unser Gejammer gelacht und noch einen Met getrunken. Aber irgendwie schafften wir es, am nächsten Tag unsere müden Körper aus den Betten zu schaffen, denn der Wind hielt an.
So konnten wir die Surfspots unter fachkundiger Anleitung der einheimischen Surfer der Reihe nach besuchen, und jedesmal waren wir erstaunt, wie vielseitig Sjaeland für die verschiedenen Ansprüche der Windsurfer ist, wirklich für jeden ist etwas dabei. Von Slalomspots auf Fjorden, wo schon die Wikinger ihr Lager aufgeschlagen hatten, über Steh- und Freestylereviere hin zu Wavespots für fast jeden Anspruch, dazu noch eine wirklich schöne abwechslungsreiche Landschaft.
Die Region um Hornbaek wird nicht ohne Grund Dänische Riviera genannt. Traumhafte Sandstrände und die Nähe zur Hauptstadt Kopenhagen machen die Gegend auch für die Dänen selbst zu einem sehr beliebten Ziel.
Womit sich dann auch die Frage, warum wir eigentlich nicht nach Klitmøller gefahren sind, beantwortet hätte.
Warum seid ihr nicht nach Klitmøller gefahren, wurden wir von den Locals gefragt”
Die besten Windsurf-Spots in Nordseeland
Die Spots an der Nordküste liegen nah beieinander, durch die leichte Krümmung im Küstenverlauf kann es je nach Windrichtung schon 15 Fahrminuten weiter ganz anders aussehen. Es gilt die Faustregel: je weiter westlich oder nördlich der Wind weht, desto weiter nach Osten bewegt man sich an der Küste entlang. Die Wellen werden Ostseetypisch nicht gefährlich, können aber schon nach kurzer Zeit mit viel Wind erstaunlich hoch und steil werden. Dann gibt es auch gerade in Ufernähe eine nicht zu unterschätzende Strömung nach Lee.
Ein- und Aufsteiger sowie Freerider finden auf dem Ise- und Roskildefjørd und dem Arresø ideale Bedingungen.
1 Lynaes
Der Top-Spot für alle Anfänger und Aufsteiger. Riesiges Stehrevier mit kompletter Infrastruktur, Café und Shop für Kiter und Surfer. Schuhe sind empfohlen wegen der Muscheln, ebenso kurze Finnen, denn das Wasser kann je nach Windrichtung und Gezeitenstand sehr flach werden. Fast jede Windrichtung funktioniert.
2 Hundested
Direkt am Hafen von Hundested gelegen bietet der Spot die gesamte Infrastruktur mit Duschen, Toiletten, Kiosk und Wlan. Der Spot selbst mit seinem kleinen, aber feinen Sandstrand inklusive Liveguard-Station funktioniert vor allem bei W-NW, dann können sich auch kleinere Wellen aufbauen. Bei SW wird der Wind durch die Hafengebäude etwas abgeschwächt, aber man hat perfekte Freestylebedingungen vor toller Kulisse.
3 Liseleje
Eine Mole links vom Einstieg am großen Parkplatz ordnet die Wellen, so dass auch hier Wellenreiten gut geht. Eine Sandbank sorgt auch für steile Wellen, die auch etwas größer als an den anderen Spots werden können. Man kann auch direkt in Höhe der Mole parken und dort auf einer Wiese in den Dünen aufriggen. Abgesehen von der Mole gibt es keine Hindernisse im Wasser. Infrastruktur direkt in Spotnähe mit vielen Cafés und Restaurants. SW ist die beste Richtung.
4 Tisvildeley
Schöner kleiner Ort mit großem Parkplatz direkt am Strand. Rettungs-
posten, Toiletten und eine sehr schöne Kulisse mit Wald. Hier baut sich meist zuerst etwas Welle auf, wenn es sonst noch flach ist. Keine Gefahren beim Einstieg. W-SW sind auch hier die beste Richtung, wenn es zu südlich weht decken die höheren Dünen und der Wald den Wind ab.
5 Rågeleje
Großer Parkplatz mit Toilette und einer Wiese zum Aufriggen. Liveguard-Hütte am Strand, einige wenige Steine unter der Wasseroberfläche im Uferbereich. Hier trifft sich die Kopenhagener Windsurfszene bei guten Bedingungen, erst auf dem Wasser und danach an einer der Eisdielen. W-SW geht, SW ist sideshore und die beste Richtung.
6 Udsholt/Havstokke
Wenn er funktioniert, der beste Wavespot der Gegend. Die Wellen brechen relativ geordnet um einen Landvorsprung und auch mit Druck über eine Sandbank. Allerdings eher ein Spot für erfahrene Surfer, da der Einstieg und der Uferbereich mit größeren Steinen und noch dazu mit einer Windabdeckung etwas höhere Anforderungen stellt. Wichtig: geparkt wird oben an der Hauptstraße, man geht dann ein paar Meter die kleine Straße bis zur Treppe am Strand. Diese Straße ist ausschließlich Anwohnern vorbehalten. Hier entscheiden ein paar Grad im Windwinkel, wie gut es wird. Weht der Wind in Rageleje sideshore, funktioniert Udsholt noch nicht. Keine Infrastruktur.
7 Smidstrup
Die Privatwege, die zum Strand führen, bitte nicht benutzen. Diese sind eng und Ärger mit den Anwohnern sollte vermeidbar sein. Sehr schöner Blick vom Wasser auf die Häuser im Wald und die Steilküste vor Gileleje. Über die Straße Sognevej kommt man an den Strandparkplatz mit Toilette und Rettungsposten, der Einstieg erfolgt dann östlich von den Badeleitern. Der Strand besteht aus Kieselsteinen.
W bis WSW ist die beste Richtung für Sideshore-Bedingungen.
8 Gileleje
Hier merkt man den Knick in der Küstenlinie, wenn die zuvor beschriebenen Spots leicht bis auflandig werden, also bei WNW geht der Spot östlich vom Hafen. Durch die Mole des Hafens werden die Wellen etwas geordnet, aber sind dadurch auch etwas kleiner als an den anderen Spots. Wiese zum Aufriggen, Infrastruktur im Hafen mit sehr guten Fischrestaurants. Vorsicht, Steine in Ufernähe im Wasser.
9 Munkerup
Dreht der Wind noch weiter nach Nord auf NW, bietet die Sandbank vor Munkerup sehr gute Bedingungen zum Abreiten und Springen. Allerdings schränken Felsen den Bereich zum Surfen ein, auch der Weg zum Strand vom Parkplatz im Wald ist etwas weiter. Keine Infrastruktur.
10 Hornbaek
Etwas mondäner und hipper präsentiert sich der kleine Ort mit vielen Cafés und Restaurants in Nähe des wirklich feinen Sandstrandes. Gesurft wird östlich vom Hafen, wo die Wellen durch die Hafenmole sogar zum Wellenreiten taugen – wenn genug Swell unterwegs ist. Parkplätze gibt es neben dem Hafen, im Hafen sind nur 30 Minuten mit Parkscheibe erlaubt, es wird kontrolliert! Infrastruktur mit Toiletten vorhanden, schöner Blick nach Schweden auf der anderen Seite des Sundes.
11 Ramlose
Am Yachtklub gibt es die Möglichkeit, auf dem größten See Dänemarks zu surfen. Gerade bei Wind aus südlichen Richtungen bieten sich hier Freestyle-, Freeride- und Slalom-Möglichkeiten. Der Einstieg ist allerdings etwas gewöhungsbedürftig, durch einen Schilfgürtel folgt man einem Trampelpfad am südlichen Ende des Yachtklubs.
12 Roskilde/Veddelev
Wer Flachwasser sucht, findet es am südlichen Ende des Roskilde Fjørds. Wo einst die Wikinger kreuzten, kann man entspannt flaches Wasser und einen kleinen Stehbereich genießen. Der Einstieg erfolgt entweder am Hafen, wo man auch meist Slalompiloten vom örtlichen Surfclub findet, oder über den Campingplatz (https://roskildecamping.dk), der sich auch als Basis anbietet. Mit Glück surft man neben den Nachbauten der Wikingerschiffe!
Windsurfen im Norden von Seeland – allgemeine Spotinfos
Hier die wichtigsten Fakten rund um eine Reise nach Nordseeland:
Anreise
Es gibt zwei Möglichkeiten mit dem Pkw nach Seeland anzureisen, entweder mit der Fähre von Puttgarden nach Rødby (www.scandlines.de), die günstigere Alternative ist die Fahrt über die Storebaelt Brücke. Ein Pkw kostet derzeit 35 Euro pro Strecke (www.storebaelt.dk). Wenn man die Route über die Frederikssundbrücke wählt, sollte man nicht vergessen, binnen vier Tagen die geringe anfallende Maut im Internet zu bezahlen, sonst ist es nicht mehr so günstig (www.fjordpay.dk/da).
Wohnen & Campen
Wildes Campen ist generell verboten und auch mit hohen Bußgeldern belegt. Viele Campingplätze sind allerdings im Frühjahr noch geschlossen. Neben der Option, eine Wohnung über das Internet zu finden, gibt es eine Reihe von Campingplätzen, die neben Stellplätzen auch feste Hütten anbieten. Auch die großen Anbieter wie Novasol (www.novasol.de) sind vertreten, in nahezu jedem Ort finden sich auch ein Campingplatz oder lokale Ferienhausanbieter.
Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen
Beste Reisezeit sind Frühjahr und Herbst. Vielleicht ist etwas kühler, aber dafür noch leer, während im Sommer der Wind eher oft schwach und die Strände voll sind. Gerade die Nähe zu Kopenhagen sorgt für viele Urlauber. Ein 5/3-Anzug für die kühleren Tage kann nicht schaden, auch Schuhe sind an vielen Spots wegen Muscheln und Steinen zu empfehlen. Wellen bilden sich im Kattegat erst bei entsprechend starkem Wind, dann aber können erstaunliche Wellen an den Spots laufen. Aber auch im Sommer kann man – wie wir – Glück haben und ein Tiefdruckgebiet sorgt für perfekte Bedingungen.
Shops und Schulen
In Lynaes gibt es eine Windsurf- und Kiteschule inklusive Verleih und Shop mit sehr entspanntem Ambiente und allem was dazu gehört (www.surfcenter.dk). An Kopenhagens Stadtstrand Amager gibt es ebenfalls eine Schule.