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Wohin? Nach Lolland? Wo liegt denn das?!“ So oder so ähnlich antwortet jeder, der nach dieser Insel in der dänischen Südsee gefragt wird. Dabei liegt die flächenmäßig viertgrößte dänische Ostseeinsel nur gut 17 Kilometer nördlich von Fehmarn und weil zukünftig vielleicht der umstrittene Fehmarnbelttunnel Lolland praktisch zum Homespot werden lassen könnte, machen wir uns auf, um diese Insel zu erkunden. Und da die Spots auf Fehmarn uns so bekannt sind, waren wir gespannt, was uns hier erwartet. Den Tipp bekam ich vor ein paar Jahren von einem dänischen Windsurfer. Wir trafen uns im Nordosten der Insel und auf meine Frage, welche guten Spots Lolland denn ansonsten noch hergeben würde, war seine prompte Antwort „Du musst unbedingt Albuen im Westen der Insel kennenlernen. Das ist der wohl beste Flachwasserspot. Aber ihr Deutschen kennt ja bloß Fehmarn.“
Lolland liegt eigentlich so nah, aber in der Tat bekommen wir unseren Blick ansonsten wohl nicht so richtig von Fehmarn weg. Auch wenn Fehmarn eine hohe Windstatistik besitzt, ist der Weg nach Dänemark ein Katzensprung und tolle Spots und starker Wind herrschen auch hier vor. Teilweise bläst der Wind hier sogar noch stärker.
Doch der Reihe nach. Wir legen morgens mit der Scandlines-Fähre in Puttgarden ab, trinken an Bord einen Tee und sind schon 45 Minuten später im Hafen von Rødby auf Lolland. Die Insel ist etwa 58 Kilometer lang und 15 bis 25 Kilometer breit. Der Bau des Tunnels soll, so hoffen es die rund 60.000 auf der Insel lebenden Menschen, viele Arbeitsplätze mit sich bringen. Stehen vor allem die Fehmaraner und Umweltschützer dem Mammutprojekt skeptisch gegenüber, so sind die Skandinavier und vor allen Dingen die Dänen die treibenden Kräfte hinter diesem europäischen Bauprojekt.
Es wäre der längste und tiefste kombinierte Straßen- und Eisenbahntunnel der Welt, die dänische Regierung hat diesem Projekt bereits vor vier Jahren die Genehmigung erteilt, von deutscher Seite steht diese noch aus. Geht es nach den Planern, gehört die 45 Minuten lange Fährfahrt schon bald der Vergangenheit an – mit dem Auto soll die Querung nur zehn Minuten dauern. Doch die nächsten Jahre nehmen wir die Fähre erst mal gerne noch zur Entschleunigung.
Lolland - die besten Spots zum Windsurfen
1 Albuen: die Ostseite
30 Autominuten nordwestlich von Rødby entfernt liegt Albuen. Jemals gehört? Wahrscheinlich nicht. Dabei erwartet uns ein riesiger Ein- und Aufsteigerspot. Auf der Fahrt dorthin sehen wir ein paar Autos, einige Felder, die bearbeitet werden, aber ansonsten nur wenig Menschen, geschweige denn Touristen, die sich hier über diesen Teil Dänemarks hermachen. Herrschte auf Fehmarn ein bunter Trubel aus Geschäftigkeit, Tourismus und viel Wassersport, so bietet sich hier – 45 Minuten entfernt – das Gegenteil. Ruhe, menschenleere Natur, viele Vögel, perfekt zum Wandern, Kajakfahren und klar zum Windsurfen.
„Eine so riesige stehtiefe Wasserfläche und wir sind hier ganz allein. Ich kann es kaum glauben“, zeigt sich Dennis Müller bei unserer Ankunft in Albuen erfreut. Ein wenig ungläubig sind wir in der Tat, denn vor Kurzem waren wir noch auf Fehmarn und nun hier eben dieser Anblick. Auch eine lokale Windsurfszene können wir nicht ausmachen. Jens, Betreiber vom Campingplatz gleich hinter dem Spot, berichtet, dass immer mal wieder Surfer hierherkommen. „Aber viele Surfer sind es übers Jahr hinweg auch nicht“, berichtet er.
Dabei hat der Spot eine Strahlkraft, die auch mal Wind- und Kitesurfer aus der 190 Kilometer entfernten Metropole Kopenhagen oder sogar aus Schweden hierherzieht. Der Parkplatz am südlichen Ende der Lagune bietet etwa Platz für insgesamt 40 Fahrzeuge, aber Zäune, Parkgebühren und ein ansonsten voller Parkplatz sind hier eher Fremdwörter. Oder um es noch klarer zu sagen, wir stehen hier die meiste Zeit allein. Der Wind hat mittlerweile auf gut 25 Knoten aufgefrischt. Dennis riggt sein 5,2er Freestylesegel auf dem Parkplatz auf und der Einstieg ist „etwas komplizierter“, meint der Weltreisende in Sachen Windsurfen, „man geht durch einen schmalen Streifen im ansonsten dichten Schilf im Uferbereich. Aufgrund des starken Windes wird viel Wasser aus der „Lagune“ herausgedrückt, so dass wir erst mal über locker 300 Meter gehen müssen, um das Wasser zu erreichen. Zudem ist es auch noch recht matschig. Die bessere Alternative ist der Weg über den Deich, wo man direkt an der Wasserkante aufriggen kann. Tipp: Für den Transport des Surfmaterials über den Deich sollte man besser einen kleinen Surftrolley mitnehmen.
Riesiges Stehrevier
Nach Erreichen des Wassers sind es noch mal weitere 200 Meter, bis es zumindest knietief wird. So flach fällt die riesige „Albuen-Lagune“ mit einer durchgehenden Stehtiefe in allen Bereichen ab. Wir erkunden die meisten Teile von Albuen und finden immer eine Stehtiefe von maximal Hüfttiefe vor. Wo haben wir weltweit überhaupt mal einen so großen Stehbereich gesehen? Wir überlegen lange, haben in der Vergangenheit eine große Anzahl von Spots auf der Weltkarte bereisen dürfen, auch alle ägyptischen Spots diskutieren wir.
Eine Neuentdeckung auf der Spot-Weltkarte
Irgendwann wirft der GunSails-Teamrider Teile des Ringkobing Fjords ins Rennen, die ebenfalls sehr große Stehbereiche bieten und legt nach „Albuen ist – zumindest aus deutscher Hinsicht – doch mal eine ganz große Neuentdeckung eines Spots auf der Weltkarte. Albuen ist hervorragend für Ein- und Aufsteiger geeignet, perfekt um den Beachstart zu lernen und um Halsenvariationen zu trainieren.“ Dabei ist der Untergrund zumeist feinsandig und wir können über den gesamten Wasserabschnitt nur etwa fünf große Steine erblicken, von denen man sich fernhalten sollte. Derweil lässt sich Dennis nicht lange bitten und ist für längere Zeit auf der Lagune zum Freestylen „verschwunden“.
Der Nordwest-Wind kommt hier sideshore von links und nach missglückten Freestyletricks kann er auch in einiger Entfernung zum Strand sofort wieder stehen und neu starten. „Dennoch ist Albuen kein perfekter Spot für Freestyler“, fügt Dennis hinzu. Denn das Wasser ist bei 25 Knoten aus Nordwest zwar nicht sehr kabbelig, aber doch nicht so glatt, um höchste Freestyle-Ansprüche erfüllen zu können. Wir kreuzen den langen Weg hinauf zur Nordspitze des Spots und auch dort finden wir eben keine Wasserbedingungen für Weltklasse-Freestyle vor. Und zu dicht an der Nordspitze können wir auch nicht surfen. Warum? Klar, denn es wird in Ufernähe viel zu flach. Unser Raumschottrip zurück zum südlichen Ende Albuens ist ein ausgedehnter Downwinder, denn so weitläufig ist der Spot.
Die Lagune von Albuen ist wahrscheinlich eines der größten unentdeckten Stehreviere Europas.
Wichtige Hinweise zum Naturschutz: Albuen ist ein empfindliches und geschütztes Naturgebiet für seltene Vögel und Pflanzen. Deshalb stellt die dänische Forst- und Naturbehörde Regeln auf, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Mit dem Auto ist es nicht erlaubt, vom Parkplatz am Südende der Lagune weiter in Richtung Norden zu fahren. Wassersport ist vom 1. Oktober bis Ende Februar verboten.
2 Albuen: die Westseite
Die Landzunge, die die Ostseite mit der riesigen Flachwasserpiste zum Wellenspot an der Westseite abgrenzt, ist keine 100 Meter breit. Diese Westseite Albuens bietet an unserem Tag mit 25 Knoten aus Nordwest kleine Wellen. Eigentlich sind wir schon gut ausgepowert, aber Dennis blickt dennoch zu den Wellen und gönnt sich mit Wind von rechts eine kurze Session auf seinem Waveboard. Zu ihm gesellt sich noch ein dänischer Windsurfer. Man sollte am Wellenspot grundsätzlich nur nördlich vom Parkplatz rausgehen. Nicht ohne Grund, denn südlich der Pfähle/südlich des Parkplatzes sind einige Steine kurz unterhalb (!) der Wasseroberfläche zu finden.
3 Langø
Eine Surfpause nutzen wir, um einen Ausflug ins benachbarte Langø zu unternehmen und immerhin sehen und sprechen wir ein paar Menschen. Wir lernen einen Segler aus Travemünde kennen, der zwei Tage Stop in Langø macht und kräftig „einen gebechert“ hat und uns postwendend auf sein Segelboot zu einem Drink einlädt. Dennis schaut sich aber um, „hey, ich gehe hier raus!“ und schon ist er wieder auf dem Wasser verschwunden und macht längere Schläge. Die kleine Bucht, die westlich zum kleinen Hafen liegt, bietet hingegen nur im äußeren Bereich stehtiefes Wasser.
4 Kramnitse
Kramnitsee ist der bekannteste Wavespot Lollands und liegt nur etwa zehn Autominuten westlich von Rødby Havn. Bei starkem, schräg auflandigem Wind bauen sich brauchbare Wellen auf. Der breite Sandstrand lässt schon genügend Platz zum Aufbauen, zudem ist ein Grünstreifen mit hohem Gras vorhanden. Steinig ist dieser Strand und Shorebreak ist kaum vorhanden, der Strand fällt flach ins Wasser ab. Die Wellen kommen kurz und steil auf den Ostseestrand zugerollt. Wenn der Wind noch auflandiger weht, bauen sich die Wellen noch ein gutes Stück höher auf.
Revier-Infos Lolland
Fähre
Puttgarden-Rødby Havn und von Rostock nach Gedser. Puttgarden-Rødby Havn fährt alle 30 Minuten. 45 Minuten Überfahrtzeit.
Campingplatz am Spot
Der Campingplatz „Albuen Strand“ eignet sich sehr gut für Familien, Naturliebhaber und vor allem für diejenigen, die nur unweit vom Spot campieren möchten. Entweder man übernachtet im eigenen Wohnmobil oder Wohnwagen oder mietet einfach eines von den kleinen, rustikalen, roten Holzhäuschen. Nahrungsmittel kann man auf dem Campingplatz kaufen, das Angebot ist aber sehr begrenzt. Der fünf Kilometer entfernte Ort Langø bietet ein paar Unterkünfte und einen netten Hafen. Etwa 15 Kilometer entfernt liegt die Stadt Nakskov mit 30.000 Einwohnern. Es gibt vor Ort ein paar Hotels, Restaurants und Supermärkte.
Wind
Lolland wird ganzjährig sehr gut belüftet. Vor allem im Frühling sind lang anhaltende Ostwindphasen keine Seltenheit, aber auch bei Westlage bekommt Lolland eine gute Portion Wind ab.