Straßenhändler bestücken ihre Stände, an den Promenaden werden die Überreste der letzten Partynacht weggefegt und die Boote schaukeln träge in der schon stechenden kroatischen Morgensonne – die Tage an der Küste zwischen Rijeka und dem Fährhafen Brestova beginnen meist beschaulich, bevor am Vormittag die Touristenscharen aus den liebevoll restaurierten Villen und Hotels an die umliegenden Strände ziehen.
Nur im äußersten Norden der Kvarner Bucht, am Strandabschnitt Preluk, ist alles anders: Dort herrscht bereits im Morgengrauen hektisches Treiben. Grund dafür ist, dass hier ein lokales Windphänomen für die wohl beste Windquote an der nördlichen Adria sorgt – Kenner sprechen von 150 bis 200 Tagen mit Gleit- und Foilwind pro Jahr. Das kroatische Hinterland ist bergig und steigt bereits wenige Kilometer von der Küste entfernt auf über 1000 Meter Höhe an. Weil es sich dort oben in den Nächten spürbar stärker abkühlt als über dem Meer, setzt in der Nacht ein kühler Bergwind ein, ähnlich wie der bekannte Nordwind am Gardasee. Die kühle und damit schwere Luft rauscht nun durch ein Tal hinab zur Adria und schießt direkt in Preluk als ablandiger Wind aufs Meer hinaus. Je nach Größe der Temperaturunterschiede kommt der hier „Tramontana“ genannte Bergwind in den Sommermonaten meist mit drei bis fünf Windstärken an, im Frühjahr und Herbst aber auch oft stärker.
Einziges Manko: Wer erst mal zum Bäcker schlendert und „zemicke“, also Brötchen, holt, verpasst das Beste des Tages, denn der Wind setzt im Sommer in der Regel in den frühen Morgenstunden ein und hält bis maximal 10:00 Uhr durch. Der Unterschied zum Gardasee ist dabei vor allem der, dass man hier an heißen Sommertagen nicht darauf hoffen muss, am Nachmittag eine zweite Chance zu bekommen, den Rest des Tages siecht die Adria meist in der Sommerhitze dahin – was wiederum auch Vorteile bietet: Man kann dann nämlich entspannt und ohne die Urangst vieler Surfer, den Wind zu verpassen, auf Entdeckungsreise gehen. Die Region bietet zahlreiche Highlights für Natur- und Kulturliebhaber – egal ob Wandern im bergigen Hinterland, Ausflüge nach Rijeka, Opatija oder Pula oder einfach nur Faulenzen am Strand.
Allgemeine Infos Preluk
Anreise
Volosko ist ein kleiner Ort in der Kvarner Bucht, gelegen zwischen den bekannten Städten Rijeka – 2020 Kulturhauptstadt – und dem mondänen Opatija. Das einstige Fischerdorf hat sich inzwischen zu einem beliebten Urlaubsziel entwickelt, versprüht aber immer noch den ursprünglichen Charme eines verträumten, ruhigen Örtchens. Ein Highlight des Ortes ist sicherlich die zwölf Kilometer lange Strandpromenade „Lungo Mare“, welche die Urlaubsorte Opatija und Lovran mit Volosko verbindet und zu einer traumhaften Wanderung entlang der Buchten mit ihren unzähligen Villen aus der österreichischen Kaiserzeit einlädt. Von München aus sind es zirka 540 Kilometer bis nach Volosko. Weiter nach Krk zum bekannten Spot Punat sind es noch mal etwa 60 Minuten Fahrt, den Top-Spot Premantura in Süden der Halbinsel Istrien erreicht man von Preluk aus in knapp 1:30 Stunden – man hat also noch gute Alternativen für Wetterlagen mit starker Bora oder Scirocco.
Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen
Das angenehme in Nordkroatien ist, dass selbst im November und Dezember das Thermometer am Tag mit Sonne oft auf 12 bis 17 Grad steigt. Eine gute Zeit ist auch der Frühling – 20 Kilometer von der Küste entfernt liegt dann oft noch Schnee auf den Bergen, während am Meer schon der Frühling Einzug gehalten hat und die Orangen- und Zitronenbäume blühen. Der Spot Preluk hat locker 150 Tage im Jahr brauchbaren Gleit- und Foilwind, im Hochsommer weht es meist mit 10-18 Knoten, im Frühjahr und Herbst oft auch stärker.
Zwischen Juni und September reicht bei Wassertemperaturen zwischen 23 und 26 Grad ein dünner Neo, in der Nebensaison kann es auch mal frisch werden. Wenn noch leichte Bora aus Nordost weht, ist Preluk oft sehr böig, bei starker Bora an der gesamten Küste geht gar nichts am Spot – dann heißt es: Auf nach Punat oder Premantura! Am besten funktioniert Preluk also bei ruhiger Großwetterlage und klaren Nächten, dann kann sich das lokale Windphänomen in Ruhe entfalten. Eine Vorhersage gibt’s hier.
Künden die Vorhersage oder der „Super Forecast“ in der Früh leichten nördlichen Wind an und es ist eine sternenklare Nacht, ist der Spaß ab dem Morgengrauen so sicher wie das Amen in der Kirche. Auch eine Webcam gibt’s am Spot.
Wohnen & Campen
Wohnen kann man direkt am Spot in Preluk, z.B. im Design Hotel Navis. Es gibt aber in Volosko viele Unterkünfte jeder Preisklasse. Der nächste Campingplatz ist allerdings knapp 17 Kilometer entfernt.
Der Surfspot Preluk
Am frühen Morgen erwarten Freestyler, Freerider und Slalompiloten hier in den Sommermonaten – klare Nächte vorausgesetzt – regelmäßig ablandige zehn bis 18 Knoten. Wer erst noch ausgiebig frühstückt, muss sich später die Geschichten vom Surftag anhören, denn ein bis zwei Stunden nach Sonnenaufgang schläft der Wind im Hochsommer meist schon wieder ein. Es gibt zwei Einstiegsmöglichkeiten: Die erste in Volosko am Hafen beim Surfclub (https://www.facebook.com/dsnmvolosko.volosko/) und der Cafe-Bar „Surf“, wo auch der Treffpunkt der Windsurfer und Wingfoiler ist.
Wie fast überall in Kroatien ist die Küste eher steinig, Schuhe sind kein Fehler. Außerdem wird es schnell tief, es gibt keinen nennenswerten Stehbereich. Halbwegs sicheres Höhelaufen ist an diesem Spot also Voraussetzung. Parkplätze am Spot gibt’s im Sommer gegen Gebühr, ab September bis April sind diese dann kostenlos. Der Wind ist die ersten hundert Meter schwach und böig von links, was aber mit großem Material oder mit einem Foil kein Problem darstellen sollte. Die Spotbedingungen sind ideal für alle Trickser, Heizer und Manöverfans, denn das Wasser bleibt aufgrund des ablandigen Windes immer schön glatt, was den Spot sehr einfach zu fahren macht.
Eine weitere Startmöglichkeit hat man gegenüber von Volosko am alten und verwaisten„Camp Preluk“, mit einem großen Parkplatz davor (bei unserem letzten Besuch im Oktober 2020 war dieser noch gebührenfrei). Der Wind weht hier von rechts, man steigt über einen kleinen Kiesstrand ein und muss dann etwa 100 Meter nach Lee abfallen, um so richtig in der Windzone zu sein. Damit man bei eventuell nachlassendem Wind wieder zurück zum Strand kommt, ist es kein Fehler, etwas größeres Material zu fahren. Apropos Material: Am Marotti Windsurf Centar in Volosko kann man sein eigenes Material einlagern oder aus einem begrenzten Materialpool Anfänger- und Freeridematerial sowie SUP-Boards und Wingfoil-Equipment ausleihen. Weitere Infos zum Surfcenter gibt’s HIER.