WorkshopSo repariert ihr Finnen, Mastfuß und Board-Laminat

Stephan Gölnitz

 · 07.03.2024

Workshop: So repariert ihr Finnen, Mastfuß und Board-LaminatFoto: Manuel Vogel
Wir zeigen, wie man die häufigsten Schäden am Surf-Material selber reparieren kann!
Leider geht beim Windsurfen, Wingen oder auf dem SUP immer mal wieder etwas kaputt. Hier zeigen Profis notwendige Grundtechniken für die Reparaturen von Boards, Finnen und Mastfuß sowie einige ganz neue Tricks.

Grundsätzlich lässt sich alles reparieren, sogar ein komplett weich getretenes Deck. Als Reparatur-Neuling sollte man sich aber vielleicht zuerst an kleinere Löcher oder überschaubare Nose-Reparaturen wagen. Ein optisches Ergebnis wie aus der Profi-Werkstatt sollte man dabei anfangs nicht erwarten, denn perfektes Spachteln und Lackieren erfordern noch mehr Übung als das vorherige Laminieren. Hier sind aber die wichtigsten Tipps gesammelt, damit die Reparaturstelle dicht und stabil wird. Wir haben uns auch die typischen Beschädigungen an einer Finne vorgeknöpft und zeigen die besten Methoden für mittelgroße Laminatbeschädigungen.

Die 9 wichtigsten Tipps für alle Laminierarbeiten

  1. Das Epoxidharz möglichst genau mischen, dafür nicht zu kleine Mengen anrühren (> 50 Gramm Harz plus Härter).
  2. Harz gründlich mischen, aber nicht wild aufschäumen.
  3. Jede Reparaturstelle vor dem Auflegen des Gewebes dünn (!) mit Harz benetzen.
  4. Grundsätzlich sparsam mit Harz laminieren, die Struktur des Gewebes soll erkennbar bleiben.
  5. Möglichst wenig „gesundes“ Material drum herum unnötig wegschleifen.
  6. Den seitlichen Übergang ins bestehende Laminat möglichst flach anschleifen für gute Anbindung.
  7. Lüftungsschraube entfernen und das Board einen Tag vorher auf Raumtemperatur um 20 Grad bringen, dann keine Temperaturschwankungen mehr.
  8. Ist es unter einem Riss weich, vor dem Laminieren mit angedicktem Harz beispielsweise auffüllen.
  9. Gute Belüftung, Handschuhe (Vinyl, Nitril), Schutzbrille und Staubmaske nicht vergessen. Viel Erfolg!

Finnen reparieren

Ein paar weitere Mittel benötigt man zwar schon, aber dennoch bleibt der Materialaufwand überschaubar – weil keine Maschinen notwendig sind: Epoxidharz, Digitalwaage, Mischbecher, Rührstab, Einweghandschuhe (Nitril oder Vinyl, kein Latex), ­Grillkohle, Carbongewebe, Carbonroving, sehr kurz ­geschnittenes Carbon, Klebestreifen, eine sehr dünne Trennscheibe (Dremel) oder Schlüsselfeile, Schleifunterlage (in diesem Fall Plexiglas), Nassschleifpapier 180, 280, 400 und 800. Auf Tesafilm als Reparaturhilfsmittel schwört Finnen-Bauer Michael Still von MS Fins seit geraumer Zeit, weil damit Trennmittel überflüssig werden. Der durchsichtige Film geht keine echte Verbindung mit dem Harz ein und lässt sich nach dem Aushärten leicht abziehen.

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Reparatur der Anströmkante der Finne

Das Profil wird zur Reparatur auf einer Seite mit Klebeband abgeklebt (beschädigte Stelle überdecken). Anschließend wird die beschädigte Stelle...
Foto: Michael Still

Die Reparatur von Schäden an der dickeren Vorderkante (Bild 4 + 5 rechte Seite) sind handwerklich einfacher als an der filigranen Hinterkante (Bild 2 + 3 rechts). Das Profil wird dafür auf einer Seite mit Klebeband abgeklebt (beschädigte Stelle überdecken). Anschließend wird die beschädigte Stelle (von der anderen Seite) dünn mit Harz benetzt und danach mit Harz, angedickt mit fein geriebener Grillkohle, auf dem Klebeband aufgefüllt. Wenn die Beschädigung größer war, können zusätzlich Carbonfasern (sehr kurz geschnitten) beigemischt werden. Dann wird die Reparaturstelle auch von oben mit Klebeband fixiert (4, rechts). Am nächsten Tag können die Klebestreifen entfernt werden und der Harzüberstand wird abgeschliffen. Falls nötig, wird der Bereich nochmals mit etwas Harz benetzt und am folgenden Tag final geschliffen. „Finnenoberflächen schleife ich mit 400er- bis 800er-Nassschleifpapier und der Plexiglasplatte als Schleifhilfe“, verrät der Finnen-Fachmann. „Und mit feuchter Oberfläche und im Gegenlicht lässt sich das Schleifergebnis optimal kontrollieren.“

Reparatur der Hinterkante der Finne

An der beschädigten Hinterkante wurden in die Finne mit einer feinen Schleifscheibe auf dem Multitool (Dremel) neben der Macke sehr feine Kerben in die gesunde Oberfläche geschliffen
Foto: Michael Still

Weil die aufzufüllende Lücke sehr dünn wird, verbindet Michael diese Stelle zusätzlich mit feinen Carbonfasern mit der Finne. Dafür wird die Oberfläche der Finne neben der beschädigten Stelle mit der Trennscheibe auf beiden Seiten leicht eingekerbt (Bild 1 rechts), mit Harz benetzt und dann die Carbonfasern eingelegt und mit Klebe­streifen fixiert (2, rechts). Die Finne wird umgedreht, die Stelle mit dem Harz-Grillkohle-Gemisch (4) aufgefüllt und diese Seite dann ebenfalls mit Kohlefasern in den Kerben belegt und mit Tesafilm fixiert. Am Folgetag können die Klebestreifen runter, die Stelle wird geschliffen und gegebenenfalls erneut mit Harz bepinselt und noch schöner geschliffen (5).

Finnenspitze reparieren

Die abgebrochene Spitze...
Foto: Michael Still

Die abgebrochene Finne wird beidseitig stark konisch geschliffen und dann, unterstützt von zwei Holzstäbchen auf breiter Klebefolie, eine Lage 160-Gramm-Kohlefaser in 45-Grad-Faserrichtung auf den angeschliffenen Bereich neu auflaminiert. Der gesamte Vorgang passiert in einem Durchgang: Die Füllung zwischen den beiden Carbonlagen besteht aus einer Mischung aus Harz mit kurz geschnittenen Carbonfasern. Dafür werden sehr kurz geschnittene Fasern im Harz gut verrührt, dadurch verkleben und verhaken diese miteinander. Darüber wird wieder 160-Gramm-Gewebe überlappend auf die angeschliffene Stelle laminiert und mit Tesa verschlossen. Am Folgetag kann man schleifen wie bei den anderen Reparaturen.


Laminat am Board reparieren - klassisch oder arthroskopisch

Die klassische Methode zur Reparatur von Schäden am Board:
Foto: Manuel Vogel

Für sämtliche Reparaturen wird Epoxidharz verwendet, Polyesterharz würde einen Styroporkern auflösen. Schnell härtendes 5-Minuten-Epoxidharz aus dem Baumarkt eignet sich dabei maximal für provisorische Ausbesserungen am Spot. Für dauerhafte Reparaturen wird langsam aushärtendes Laminierharz verwendet. Das ausgehärtete Laminat wird damit härter, zäher und du hast beim Verarbeiten deutlich mehr Zeit. Online-Versender haben oft das komplette benötigte Sortiment vom Pinsel über verschiedene Gewebe bis zum Laminierharz im Programm, wie zum Beispiel hp-textiles.com. Dort sind kleine Mengen eines geeigneten Harzsystems schon unter zehn Euro zu bekommen.

Die Basis für eine gelungene Reparatur wird bereits bei der Vorbereitung der Reparaturstelle gelegt. Drei Ziele sind bei jeder Reparatur anzustreben:

  1. eine solide Abstützung nach unten
  2. ein stabiles Laminat auf einem Niveau mit dem umliegenden Laminat – also ohne einen Buckel zu laminieren
  3. eine gute Anbindung an das umgebende Laminat.

Die zum Laminieren vorbereitete Reparaturstelle hat daher im Idealfall das Querschnittsprofil eines Untertellers mit extrem flachem Rand. Je nach Dicke des umliegenden Laminates liegt hier die Kunst, so flach und vorsichtig zu schleifen, dass am Ende auch nach dem letzten Schleifen eine Überlappung von altem mit neuem Material verbleibt. Bei einem dicken PVC-Sandwich ist das leichter als bei einem dünnen Glaslaminat.

Oben in Bild 3 ist gut zu erkennen, wie Reparatur-Profi Oliver Schott über die beschädigte Stelle im Brett hinaus das Laminat rundum flach und schräg nach innen angeschliffen hat (der weiße Bereich, an dem das neue Laminat mit Harz getränkt anliegt). Hierüber wird die eigentliche Verbindung an das Laminat rundum hergestellt. Eventuell vorhandene Hohlräume unter der beschädigten Stelle werden vor dem Laminieren mit angedicktem Harz gespachtelt (Fotos unten). Zum Andicken eignen sich spezielle Füllstoffe („Microballons“), die das Harz zu einer spachtelbaren und später gut schleifbaren Masse mit geringerem Gewicht andicken. Beim finalen Laminieren (Bild 2 bis 4 oben) ist eine Temperatur von etwa 20 Grad sinnvoll, dann liegt die Aushärtezeit bei etwa 24 Stunden. Die Reparaturstelle wird zuerst dünn mit Harz benetzt (2), dann werden drei bis vier Lagen 120-Gramm-Glasgewebe jeweils trocken aufgelegt und sparsam mit Harz bepinselt (3), bis das Glasgewebe durchsichtig wird. Das neue Laminat überdeckt jetzt das Loch und den angeschliffenen Randbereich (4), zur Seite wird es mit Tape fixiert. Am nächsten Tag lässt sich der trockene Rand mit einer Schere oder dem Cutter-Messer abschneiden (5) und ist fertig zum Schleifen. Loslegen kann man mit grobem 80er- oder 120er-Schleifpapier, um den Übergang vom alten zum neuen Material zu verschleifen, dann geht es feiner (etwa 240er) weiter (6). Die Reparatur ist jetzt wasserdicht, aber noch nicht wirklich chic. Für ein gutes Finish wäre jetzt Feinspachteln mit Fertigspachtel beispielsweise (M2 Surfspachtel) fällig, dann der Feinschliff mit 400er- und 600er-Schleifpapier. Zum Lackieren eignen sich 1-K-Sprühlacke ab zehn Euro, haltbarer sind 2-K-Lacke ab etwa 24 Euro, die allerdings nach dem Aktivieren nur 24 Stunden verwendbar sind. Einige Hersteller geben auf ihren Websites den RAL-Farbcode an, damit kann man die passende Farbe anmischen lassen.

Neu: arthroskopischer Eingriff ins Board

Echtes Surfer- Office: Sven  Grunwald, von  AK und Starboard  in Deutschland,  macht den  Schreibtisch  zum OP-Tisch.
Foto: Stephan Gölnitz

Eine interessante Alternative zum großflächigen Wegschleifen demonstriert hier Sven Grunwald. Sein Ansatz:­ „Beim Wegschleifen wird die Reparaturstelle oft unnötig groß und es ist schwieriger, ein schönes Finish zu erzielen.“ So wie bei modernen OP-Techniken auch nicht mehr die gesamte Schulter aufgeschnitten wird, operiert Sven durch kleine Bohrungen und stabilisiert die Schadensstelle quasi durchs Schlüsselloch: „Wichtig ist, unter dem angebrochenen Laminat Stabilität zu bekommen. Das schaffe ich durch angedicktes Harz und vor allem durch Glasgewebe, das ich mit einem Stäbchen reichlich durch die Löcher unter das Original-Laminat schiebe.“ Häufig entstehen Risse bei Schlägen gegen die Kante parallel zum Rail – wie beim Foilboard in der Bildergalerie oben. Durch drei kleine Löcher im Riss spritzt Sven erst mit Füllstoff angedicktes Harz ein und stopft dann schmale Streifen mit Harz getränktes Glasgewebe möglichst auch seitlich unter das Laminat. Die gleiche Methode findet beim Windsurfboard Anwendung. Nach einem Schleudersturz ist ganz ähnlich das Laminat parallel zum Rail eingebrochen. Mit der minimalinvasiven Reparatur kann Sven das glänzend lackierte Rail erhalten. Gebohrt und aufgefüllt wird ausschließlich auf der Unterseite. Mit Schraubzwinge und zwischen­gelegter Metallplatte wird das Laminat während des Aushärtens plan fixiert. Nach dem Aushärten kann die Reparaturstelle angeschliffen, gespachtelt und danach mattweiß lackiert werden. Zum Spachteln eignet sich mit Füllstoff angedicktes Harz oder Fertigspachtel wie M2 Epoxyspachtel beispielsweise.


Mastfuß reparieren

Hier hat sich nach drei Jahren Gebrauch im Bereich, wo die größte Zugspannung wirkt, ein ringförmiger Anriss entwickelt.
Foto: Stephan Gölnitz

Eine echte Achillessehne jeder Surfausrüstung steckt im Mastfuß. Durch mechanische Belastung und UV-Einwirkung versprödet der Gummi mit zunehmendem Alter und reißt im ungünstigen Fall zum falschen Zeitpunkt auf dem Wasser. Wie bei Winterreifen ist mit dem sich allmählich verflüchtigenden Weichmacher ein Ablaufdatum eingebaut. Üblicherweise kündigt sich der Ausfall aber zuvor durch sichtbare, kleine Risse beim Biegen an. Oder – ziemlich tückisch, weil von außen unsichtbar – der Riss beginnt an der Bohrung, durch die die Sehne verschraubt ist. „Zwei bis fünf Jahre, kommt drauf an“, schätzt surf-Tester Christian Winderlich von der Surfschule Norderney die durchschnittliche Haltbarkeit eines Tendon – wie die Sehnen im Handel englischsprachig oft bezeichnet werden. Nach sechs Jahren büßen auch Winterreifen laut ADAC, unabhängig vom Restprofil, bereits einen Teil der Wintereignung ein, weil der Gummi bei niedrigen Temperaturen nicht mehr weich genug bleibt. surf-Tester Manuel Vogel rät daher zur Kontrolle der Sehne einmal jährlich vor der Winter-Surfsaison.

Mit zwei Inbus-Schlüsseln ist der Mastfuß in wenigen Minuten zerlegt, die Hülse lassen sich vorsichtig rausklopfen. Ist der Tendon noch einwandfrei, sorgt das für ein beruhigendes Gefühl. Ein Tropfen Gewindekleber beim Zusammenbau kann nicht schaden, aber mit nur mittelfestem Kleber, sonst war das die vermutlich letzte Inspektion. Wir haben den Tendon gegen ein transparentes Modell getauscht. Schwarze Sehnen sind erfahrungsgemäß oft etwas weicher abgestimmt als die transparenten oder weißen Modelle und somit vom Handling angenehmer. Austausch-Sehnen gibt’s in jedem Windsurfshop – vor Ort oder im Versand – und kosten zwischen 15 und 25 Euro.


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