- So haben wir getestet
- Freeride Komfort vs. Freeride Sport: plus 2 km/h
- Freeride Performance vs. Freerace: plus 1–2 km/h
- Freeride Performance vs. Race-Slalom: >3 km/h
- NoCam Freeride vs. 2-Cam-Freeride: 1 bis 3 km/h
- 2-Cam-Freeride vs. 3-Cam Freerace: 1 bis 3 km/h
- Serienfinne vs. Carbonfinne: plus >3 km/h
- surf-Fazit nach fünf Tagen Tuning
- Die Boards: 54-58 km/h, +7%
- Die Segel: 52–55 km/h, +5%
Vier bis fünf km/h klingt vielleicht nicht viel. Doch bei gut angepowertem Freeride-Windsurfen – mit einem 7,5er Segel – sind das immerhin rund zehn Prozent. Bei vier km/h mehr wackelt der andere Surfer beim Überholen nicht von deinem Windzug wie wenn ein Porsche Cayenne mit 200 über die Mittelspur rauscht – aber du kannst immerhin souverän im Spaziergängertempo vorbeigleiten.
Kann man das mit einem Material-Upgrade erreichen?
So haben wir getestet
Ausgehend von einem Freeride-Set aus JP Magic Ride 119 und camberlosem GunSails Zoom 7,2 haben wir erst die wichtigsten Komponenten einzeln getauscht – auf identischen Boards oder mit identischen Riggs – und später x Kombinationen gegeneinander getestet. Im direkten Duell mehrmals über etwa zwei Kilometer Distanz. Beide Tester haben diese Vergleichsruns zusätzlich mit GPS aufgezeichnet. Die Segelgrößen haben wir für das Upgrade praxisgerecht angepasst, denn ein 3-Camber-Freeracesegel wird man bei einem Tausch größer surfen als ein No-Cam-Segel oder ein 2-Cam-Freeridesegel.
Eine Tuningmaßnahme kannst du über den Winter auf jeden Fall im Esszimmer oder an der Hantelbank umsetzen. „Ich brauche mehr Pizza, Nik ist immer noch drei Kilo schneller“, war ebenfalls eine Erkenntnis aus fünf Tagen Test. Denn zusätzlich zu den sehr wirkungsvollem Maßnahmen unseres Tuning-Experiments kann der schwerere Surfer spätestens am Limit einfach immer noch eine Schippe drauflegen.
Freeride Komfort vs. Freeride Sport: plus 2 km/h
Im ersten Duell muss sich der Magic Ride – als Vertreter der komfortablen Freerideboards – mit dem sportlicheren Freerider von JP, dem Super Ride, messen. Beide Boards vertragen das 7,5er-2-Cam-Segel gut und gleiten damit flüssig an. Der breitere Magic Ride rutscht etwas einfacher und auch früher los. Die großflächige, dicke Finne gibt dabei sehr früh sicheren Gegenhalt. Die sportlichere Standposition bietet der Super Ride: Auf dem dickeren Heck mit den steileren Kanten lässt sich mehr seitlicher Druck gegen das Heck und die Finne geben.
Wir haben natürlich beide Boards in Außenposition beschlauft, zweites Loch von hinten. Bei Topspeed auf Halbwind und leichtem Raumkurs werden die Shapemerkmale dann richtig spürbar. Das dünne Heck des Magic Ride sorgt für eine tiefe Standposition und damit bessere Kontrolle. Der Super Ride „fliegt“ spürbar freier übers Wasser mit entsprechendem Speedvorteil. Shaper Werner Gnigler ergänzt auf Nachfrage nach unserem Test: „Beim Magic Ride sind die Schlaufenplugs weiter vorne positioniert, eine flache Scoop-Rocker-Linie, ein ausgeprägtes V und die Länge des Boards dienen zusätzlich der Kontrolle“. Mit mehr seitlichem Druck gegen das Heck wirkt der Super Ride freier, lebendiger, aber ohne wegzufliegen.
Der Magic Ride liegt satter und sicherer auf der Piste, allerdings auch mit spürbar mehr Widerstand der dickeren Finne. Bis etwa 47, 48 km/h beschleunigt der Magic Ride sehr willig, darüber hinaus ist zunehmend Kraftaufwand erforderlich. Der Super Ride läuft dagegen auch jenseits der 50 km/ noch mit weniger Widerstand und damit auch weniger Haltekräften am Rigg. Etwa eineinhalb bis zwei km/h gewinnt man – zumindest im Bereich jenseits der 45 bis 50 km/h. Mehr Spaß bereitet der Super Ride dann ebenfalls. Noch einfacher zu surfen und im bei Mittelwind fast gleich schnell, behält der Magic Ride aber seine Berechtigung: mit besserem Angleiten und supereasy Halseneigenschaften. Fazit: Der Speedvorteil ist messbar und auch mit mittlerem Fahrkönnen gut zu nutzen.
Freeride Performance vs. Freerace: plus 1–2 km/h
Der Super Sport tritt als klassisches Freeraceboard an, in 76 Zentimeter Breite und mit einer langen, schlanken 44er-Finne allerdings eine halbe Nummer größer als der Super Ride. Das kann das Board vor allem im mittleren Windbereich umsetzen. Es gleitet eine Spur schneller an als der Super Ride (beide mit GunSails Exceed 7,5), wird sofort frei und beschleunigt dann sehr, sehr druckvoll. Medium angepowert setzt sich das Freeraceboard so stetig vom sportlichen Freerider Super Ride ab, etwa 2 km/h sorgen nach einer halben Seeüberquerung für einen klar erkennbaren Vorsprung. Bei Topspeed gebärdet sich der Supersport mit der 44er-Finne dann anspruchsvoller und kann nur einen geringen Vorteil von etwa einem km/h erzielen. Mit einer kleineren Finne wäre da aber noch Luft nach oben.
In Summe bietet das Freeraceboard gegenüber dem sportlichen Freerider einen messbaren Vorteil und gegenüber dem Komfort-Freerider einen deutlichen Vorsprung. Vor allem unterhalb der Topspeedmarke, wo die meisten Matches auf dem See stattfinden, kommen die Unterschiede deutlich zum Vorschein. „Die Boards werden vom Magic Ride bis zum Supersport immer kürzer, dicker im Heck und die Rails voller. Das bedeutet eine höhere Standposition und mehr Hebel über die Finne, was die Boards ‚fliegen‘ lässt“, liefert Shaper Gnigler die theoretische Erklärung zu unseren Resultaten. Zum Supersport passt im Serien-Set-up sicher sehr gut ein 3-Camber- Segel in Größe 8,2.
Freeride Performance vs. Race-Slalom: >3 km/h
Jetzt geht’s endgültig in die Profiliga. Der 72er JP Race-Slalom-Bolide wird genau so auch im Worldcup eingesetzt. Die Auslieferung erfolgt ohne Finne, wir verwenden eine 38er-X7 S+ von MS-Fins. Die Vergleichsfahrt mit zwei identischen GunSails Exceed 7,5 startet allerdings erst mal mit einer Enttäuschung. Während der Super Ride fröhlich losspurtet und schon in Seemitte die ersten Sonnenstrahlen abgreift, fristet der Slalompilot ein dümpelndes Schattendasein. Ohne anzupumpen würde man vermutlich im Schritttempo bis zur anderen Seite tuckern. Dabei liegt das dicke, schmale Board wackeliger im Wasser als Magic Ride oder Super Ride, der Donnerbalkeneffekt ist nicht zu verkennen.
Zum Donnerbalken wird das Board allerdings bei etwas tatkräftiger Anschubhilfe. Mit zwei, drei kräftigen Zügen wird das Board über die Schwelle geliftet und kennt dann kein Halten mehr. Wir verdächtigten beim Test die tiefen Cut Outs als gezogene Handbremse, doch Shaper Gnigler hat eine andere Erklärung parat: „Der Slalom ist das kürzeste Board und hat die extremste Volumverteilung, das heißt Volumen weit hinten. Das Board liegt bei Nichtgleitfahrt im vorderen Bereich tief im Wasser und macht es nicht einfach, die Gleitschwelle zu überwinden. Der Scoop schiebt Wasser vor sich her und verhindert das Angleiten. Nur durch aktives Angleiten, Gewichtsverlagerung nach hinten und Pumpen kommt man früh ins Gleiten. Längere Boards haben eine höhere Geschwindigkeit in ‚Dümpelfahrt‘ und der Übergang ins Gleiten ist somit einfacher und erfordert kein aktives Angleiten. Die Cut Outs haben keinen negative Effekt beim Angleiten. Das Angleitverhalten wird mehr vom mittleren Bereich der Boards beeinflusst und die Cut Outs helfen für Topspeed und Kontrolle.“
Mit Pumpunterstützung reißt das Race-Slalomboard sich dann tatsächlich abrupt von seinem Anker und folgt erst, überholt dann souverän und hängt den Super Ride schließlich ab. Mindestens drei km/h ermitteln wir nach mehrmaligen Boardtausch als sicher, je höher das Fahrkönnen auf dem Raceboard, umso größer wird der Unterschied. Aber Achtung: Die hochwertige Finne ist dabei bereits eingerechnet. Erstaunlicherweise ist die größte Herausforderung auf dem Profi-Shape die weit außen liegende Schlaufenposition. Alternative, innen liegende Dübel findet man nicht und sie wären auch nicht sinnvoll. Wer aber mit der Außenposition wirklich leicht klarkommt, dem wird auch die sehr freie Gleitlage gefallen. Diese ermöglicht die enorme Beschleunigung mit dem Race-Slalomboard und einen Topspeed, der lediglich durch die übrigen Komponenten (Segel und Finne), sowie das Fahrkönnen limitiert ist. Fazit: Bei entsprechendem Fahrkönnen bietet das Slalomboard sehr viel zusätzliches Potenzial von Mittelwind bis Topspeed.
NoCam Freeride vs. 2-Cam-Freeride: 1 bis 3 km/h
Gleich vorweg: Wer mit GPS-Uhr auf Topspeed geht, ist in dieser Klasse mit dem camberlosen Segel nahezu so gut bedient wie mit dem deutlich schwereren 2-Cam-Modell. Das camberlose Zoom 7,2 liegt zwar nicht ganz so stabil und satt in der Hand, doch auf dem Tacho war das Segel nicht für die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit zuständig. Auf zwei identischen JP Super Ride konnten wir im Topspeed lediglich einen Unterschied von maximal einem km/h ausmachen – bei unseren Testruns in einem Windbereich, der knapp über 50 km/h auf leichtem Raumkurs ermöglichte.
Das sind gute Nachrichten und bestätigen bisherige surf-Tests: Im reinen Topspeed sind moderne camberlose Segel mit viel Loose nahezu ebenbürtig.
Allerdings ist das 2-Cam-Segel Exceed 7,5 auch keine reines Topsped-Segel, sondern ein kraftvoller Freerider. Und wenn das Duell über die gesamte Seebreite ausgefahren wird, kann es sich das zunutze machen. Es gleitet besser an, deutlich besser durch und ermöglicht es, im Mittelwindbereich mit Windlöchern am camberlosen Zoom mit etwa zwei bis knapp drei km/h vorbeizuziehen. Designer Morlotti erklärt das mit „der stabileren Fixierung des Druckpunktes weiter vorne im Segel durch die beiden Camber. Die Extraspannung im Profil sorgt für weniger Bewegung des Segelprofils, was in konstantem Zug nach vorne resultiert.“ Fazit: Aus Topspeed-Sicht bringt der Wechsel auf Camber innerhalb der Freerideklasse wenig, hinsichtlich zusätzlicher Leistung im gesamten Windbereich allerdings schon.
2-Cam-Freeride vs. 3-Cam Freerace: 1 bis 3 km/h
Das 3-Camber-Segel Vector 7,8 ist sprichwörtlich aus einer anderen Folie geschneidert als die beiden Freeridekandidaten. Die Masttasche fällt etwa doppelt so breit aus wie die des Exceed 7,5 und der Anströmwinkel vom Mast aus ins Segelprofil ist deutlich flacher. Dennoch kann das Vector schon im Angleiten gut mithalten – da kommen auch die 0,3 Quadratmeter mehr ins Spiel. Ab dann sieht bei unseren Testruns der Fahrer mit dem Exceed das Vector nur noch aus der ungeliebten Perspektive – von hinten. Denn das Vector aus der Freeraceklasse liegt nochmals stabiler, nahezu stoisch in der Hand, und es ignoriert Böen hinsichtlich Druckpunktbewegungen und setzt diese dafür mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal um. So liegt es gefühlt fast entspannter in der Hand, zieht bei Mittelwind davon und sorgt auch am oberen Limit unserer Testruns für rund zwei bis drei km/h mehr Topspeed auf der Uhr.
Wer beim Segel einen wirklich deutlich spürbaren Leistungsschub sucht, ist mit dem Sprung in die Freeraceklasse, die sich nicht nur durch mehr Camber, sondern auch ein ganz anders Schnittkonzept auszeichnet, also gut beraten. Fazit: Während das 2-Cam-Freeridesegel gegenüber dem camberlosen Segel lediglich in den Leichtwinddisziplinen einen ganz klaren Leistungsvorteil verbucht, dominiert das 3-Camber-Freeracesegel das Rennen über die gesamte Distanz, auf allen Kursen, bei Leichtwind und am Limit.
Serienfinne vs. Carbonfinne: plus >3 km/h
Die Serienfinne im JP-Super Ride ist bereits eine feine Finne mit gutem Einsatzbereich. Das zeigt auch der direkte Vergleich mit der Carbonfinne. Einerseits. Denn andererseits ist die Carbonfinne uneinholbar überlegen, allerdings nicht im gesamten Windspektrum. Beide JP Super Ride waren für den Test mit dem 7,5er-Exceed motorisiert, die 40er-Serienfinne trat gegen eine gleich lange, aber schmalere und dünnere Carbonfinne, MS-Fins X6 S+ 40 an.
Ähnlich wie schon beim Test des Race-Slalomboards suchen wir den Leistungsboost auf den ersten Metern vergeblich. Die größere, dickere Serienfinne gibt sofort gutes Feedback, baut Druck auf und ist erst mal auf und davon. Die von der Fläche kleinere Carbonfinne kommt mit etwas Nachhilfe dann aber auch auf Touren und liegt mit der Serienfinne über eine lange Strecke bei gut 47, 48 km/h auf Halbwindkurs gleichauf. Bei aber deutlich weniger Widerstand, mit leichterem Fahrgefühl und besserer Boardkontrolle. Kurzum: mit mehr Fahrspaß. Die Vorzüge der Serienfinne beim An- und Durchgleiten münden mit zunehmendem Speed aber in überproportional steigenden Widerstand. Als wäre bei etwa 48 bis 50 km/h ein Speedlimit einprogrammiert, geht es schneller nur noch mit sehr viel Krafteinsatz.
Die Carbonfinne wirkt dagegen auch oberhalb dieser Schallgrenze leicht, widerstandsarm und scheint erst mal kein Limit zu kennen. Während die Serienfinne außerhalb geschlossener Ortschaften schwierig zu kontrollieren wird, flog der Super Ride mit der Carbonfinne weiterhin stabil übers Kabbelwasser und man wünschte sich eher noch mehr Wind.
Fazit: Die passende Carbonfinne erfordert gute Beratung, bringt aber bei schnellen Freeride- und Freeraceboards den größten Speedschub fürs Geld.
surf-Fazit nach fünf Tagen Tuning
Wer seinen Topspeed verbessern möchte, kann das auch mit einem camberlosen Segel, allerdings muss eine schnelle Finne unters Board. Und es sollte idealerweise mindestens ein sportliches Freerideboard jenseits der Comfort Class sein, denn diese haben ein Speedlimit. Im mittleren Windbereich spielt das Segel eine große Rolle. Besonders für Matches auf Halbwindkurs bietet ein Freeracesegel eine gute Leistungssteigerung, auch mit „nur“ einem schnellen Freerideboard mit Serienfinne. Ein Race-Slalomboard (mit gut abgestimmter Carbonfinne) bietet einen ordentlichen Schub und erfordert, abgesehen von der extremen Schlaufenposition, kein viel höheres Fahrkönnen.
Die Boards: 54-58 km/h, +7%
Von links nach rechts:
Freeride Komfort
JP Magic Ride 119: flaches Deck, tiefe Standposition, großflächige 38er-Freeridefinne mit dickem Profil.
- Volumen: 119 Liter
- Länge: 2,41 m
- Breite: 74 cm
Freeride Sport
JP Super Ride 124: schmaler, aber dicker und mit schlankerer 40er-Finne als der Magic Ride.
- Volumen 124 Liter
- Länge: 2,38 m
- Breite 72 cm
Freerace
JP Supersport 122: sehr breit, mit fettem Heck und einer langen, aber schlanken 44er-G10-Slalomfinne.
- Volumen 122 Liter
- Länge: 2,34 m
- Breite 76 cm
Race Slalom:
JP Slalom 72: dicker Bolide mit dem breitesten Heck. Getestet mit einer 38er-Carbonfinne von MS-Fins.
- Volumen 117 Liter
- Länge: 2,28 m
- Breite 72 cm
Die Segel: 52–55 km/h, +5%
Von links nach rechts:
Freeride No Cam
Als Vertreter geht das GunSails Zoom 7,2 ins Rennen. Mit sechs Latten und schmaler Masttasche. Ein Segeltyp, mit dem viele Surfer die Freeridekarriere starten.
Freeride 2-Cam
Das Exceed 7,5 überzeugte als 2-Cam-Freeridesegel in Tests mit viel Power und gutem Speed. Ist es ein sinnvolles Upgrade im Vergleich zum Zoom?
Freeride 3-Cam
Das Vector 7,8 ist nicht wie eine Familienkutsche mit kleinem Spoiler und Klebedesign, sondern ein echtes Sportgerät. Im Test zeigt es dementsprechend ein deutliches Leistungsplus.