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Vier auf den ersten Blick etwa gleich große Flachwasserboards, von Freemove bis Freerace, reisten mit dem surf-Team zum Test nach Tobago. Ein Pärchen aus Waveboard und Freemoveboard lag anschließend an der heimischen Nordsee bereit. So treten in diesem Test die wichtigsten Boardgruppen in der Volumenklasse von 110 bis 115 Liter gegeneinander an. Dabei wirkten die Boards mit dem größten Volumen auf dem Wasser subjektiv am kleinsten. Bei deren nur 64 und 65 Zentimeter Breite und viel schmaleren Hecks (Fotos rechts) liegt das 70 Zentimeter breite Freeraceboard beim Segelaufholen, Angleiten und auch im Gleiten trotz weniger Volumen um soviel stabiler im Wasser – als wäre es eine ganze Nummer größer. Zwischen einem Wave- und einem Freeraceboard wird im Shop aber vermutlich niemand wählen. Wir haben deshalb die konkurrierenden, benachbarten Boards jeweils im Matchrace gegeneinander getestet.
Heat 1 – Freeride (wide) vs Freerace
Keine Angst vor Freerace – so lautet das grobe Resümee. Der Super Sport als Freerace-Vertreter liegt nicht nur ebenso stabil im Wasser und gleitet sehr kontrolliert, sondern halst sehr ähnlich wie der breite Freerider Magic Ride. Der Magic Ride bekommt von uns noch einen Punkt mehr Stabilität in der Kurve verliehen, dafür wirkt der Super Sport eine halbe Schulnote spritziger, kommt aber lange nicht an das Topniveau des schmalen Freeriders Super Ride heran. Reichlich – auch dynamischer – Auftrieb im Heck trägt dabei auch schwere Surfer besonders gut durch die Halse. Rein subjektiv könnte man den Super Sport als etwas sportlicheren Magic Ride beschreiben, die Gleitlage ist super frei und um die Längsachse stabil. Mit den Beinen im geblockten Modus, Druck auf der Finne, ballert der Super Sport über den Tobago-Chop, als gäbe es diesen nicht. Da fließt dann aber auch
Adrenalin, und die Tachonadel steht noch etwas weiter rechts als bei den Freeridern. Hinsichtlich Kippstabilität beim Wenden oder in langsamen Halsen sind diese beiden die Sieger – und liegen zwei bis drei Schulnoten vor dem Freestyle Wave. Wer mit vier Schlaufen gut klarkommt, kann ein Freeraceboard wie den Super Sport ebenso surfen wie ein Freerideboard.
Heat 2 – Freeride (wide) vs Freeride
Hier heißt es vor allem: schmal gegen breit. Dabei zählen natürlich die zwei Zentimeter, die der Super Ride um die Hüfte schlanker ausfällt, vor allem aber auch das deutlich schmalere Heck. Hier stehen die Schlaufen enger zusammen, das Board reagiert auf der Geraden flinker auf Fußsteuerung. Der Magic Ride fährt wie auf Schienen, der Super Ride dagegen fast wie ein Gokart. Im Gleitduell liegt der Super Ride minimal wackeliger im Wasser und sprintet ganz knapp nach dem Magic Ride los. Im späteren Vergleich mit dem Freestyle Wave wirkt der Magic Ride sportlich frei und nimmt gut Druck auf der 36er Finne an – das kann der Super Ride mit der etwas größeren Finne (38 cm) nochmals spürbar überbieten. Mit Körperspannung – aber auch nur dann – gleitet das Board hoch über dem Wasser und setzt nahezu nicht auf. Der Magic Ride verzeiht dagegen auch die etwas faulere Fahrweise, touchiert zwar ab und zu eine Kabbelwelle, aber ohne sich davon aus der Ruhe bringen zu lassen. Der schmalere Freerider kann so im Topspeed einen halben Punkt, also etwa einen Stundenkilometer mehr Geschwindigkeit, rausholen. Entscheidender als diese geringen Unterschiede messbarer Leistung sollte bei der Wahl aber die Fahrcharakteristik sein.
Der schmalere Super Ride geht mit weniger Fußdruck in die Halse, lässt sich in engere Radien legen und positioniert sich damit zwischen Magic Ride und Freestyle Wave, was für sportliche und leichte Flachwassersurfer einen sehr gelungenen Mittelweg darstellt. Denn im Vergleich zum Freestyle Wave nimmt das Board viel mehr Speed durch die Kurve mit, auch bei weniger Druck im Segel. In schnellen Powerhalsen und Carving Jibes steht hier der Gewinner in diesem Feld fest – für Surfer mit solider Halsentechnik und hoher Trockenquote. Der Super Ride ist damit die einen Tick sportlichere Version des Magic Ride, die auch leichteren Surfern schnelle, enge Powerhalsen und Duck Jibes deutlich erleichtern wird und geübten Freeridern maximalen Fahrspaß geradeaus und in rasanten Halsen bietet. Der breitere Magic Ride bietet nahezu die gleiche Leistung, aber einfacher abzurufen – und ist für Aufsteiger und schwere Surfer eine gute Wahl.
Heat 3 – Freemove vs Freeride
Obwohl der Magic Ride nach dem Volumen kleiner einzustufen wäre, gleitet er nach unserer Skala nicht nur einen Punkt früher, sondern zeigt vor allem in der Beschleunigungsphase, wer im Flachwasser der Platzhirsch ist. Zumindest, wenn die Fahrleistungen im Vordergrund stehen. Der Freerider nimmt auf der Finne ganz früh Druck an, das Board macht sich frei vom Wasser und zieht flüssig nach vorne. Währenddessen schaukelt sich das schmalere Freemoveboard mit dem schlanken Heck vergleichsweise genüsslich bis ins Vollgleiten. Aber auch im Speedduell lässt der Freestyle Wave seinem Konkurrenten den Vortritt und folgt mit rund drei, vier Stundenkilometern weniger auf dem Tacho. Subjektiv wirkt das kaum langsamer. Wenn du aber gerne jedes sich anbietende Match annimmst, ist der Freestyle Wave nicht die geeignete Wahl. Auf einem Schlag von 500 Metern kommen da schnell 50 Meter Abstand zusammen. Denn der Magic Ride lässt sich mit Druck auf die Finne ankanten und fliegt dann wie ein sehr gut kontrollierbares Slalomboard, maximal fahrstabil und sehr einfach zu beherrschen.
Der schmale Freestyle Wave wirkt dagegen agil, reagiert auf Lastwechsel sehr direkt mit kleinen Richtungsänderungen – was für leichtere Surfer ein großer Vorteil sein kann, denn auch in die Halse gleitet das Board bereits mit viel weniger Fußdruck und in wesentlich engere Radien. Der Magic Ride stellt sich dagegen – bei ordentlich Druck auf die Kante – einmal stabil hin und gleitet dann in festem Radius durch die Halse, bietet dabei auf dem breiten Heck viel Sicherheit und Auftrieb und hält so stabil die Spur, als wäre ein Assistenzsystem eingebaut. Das Freemoveboard will dagegen aktiv durch die Kurve gesteuert werden, bietet mehr Optionen für kleine Schlenker, lässt sich sehr agil auch durch Kabbelwellen halsen, benötigt aber auch mehr Fahrkönnen, damit es auf Kurs bleibt und am Halsenausgang stabil wieder Fahrt aufnimmt. Dafür gelingen 360er mit richtig Schmackes und eng drehend am Ende, was auf dem Magic Ride auch bei über 80 Kilo schon energischen Einsatz erfordert. Dafür überzieht das Board den Radius in der Halse nicht, kippelt nicht weg, und du wirst die Halse auch bei eigentlich zu viel oder zu wenig Fußdruck immer gut zu Ende bringen.
Mit einem kleineren Finnen-Set-up surft der Freestyle Wave auch ordentliche Turns in gemäßigten Wellen, ein Magic Ride kann das nicht. Das Freemoveboard ist so auf Flachwasser für fortgeschrittene Manöversurfer, die mehr als nur nur Race Jibes fahren wollen, eine sehr gute Wahl und obendrein auch ein gutes Allroundboard für leichtere Surfer. Die sollten aber auch den Super Ride in Betracht ziehen, wenn sie überwiegend auf Flachwasser surfen. Beim Starten und Angleiten wirkt der Freestyle Wave trotz mehr Volumen deutlich kleiner und wackeliger. Es ist beim Wenden sehr wenig Platz für die Füße auf dem verrundeten Deck, wo der Magic Ride einen ebenen Tanzboden bietet. Das breite Freerideboard bietet Aufsteigern und schweren Surfern viel Gleitpotenzial, geradeaus und auch in der Halse und dabei immer sehr viel Fahrstabilität – für garantiert die schnellsten Lernerfolge.
Heat 4 – Waveboard vs. Freestylewave
Auf der Nordsee trennt sich die Spreu vom Weizen, nicht nur unter den Surfern. So gleitet der Freestyle Wave etwas besser an und verträgt mehr Druck auf der Finne, gerdeaus wirken beide gut kontrollierbar. Vorteile verbucht das Freemoveboard vor allem mit größeren Segeln ab sechs Quadratmetern auf Flachwasser. Dabei gleitet es durch Halsen nicht nur stabiler, sondern auch etwas flüssiger durch – und das gilt auch für weite Bottom Turns bei eineinhalb Metern Welle bei leichtem Wind. Mit zunehmendem Wind wirkt der Freestyle Wave auch mit einer optionalen 25er Mittelfinne steifer, lässt sich angepowert mit 4,8er oder 5,4er Segel nicht mehr richtig eng und vertikal zur Wellenlippe steuern. Zugegeben, wir sind jetzt in die Abteilung seriöses Waveriding gewechselt.
Der Magic Wave schlägt dagegen weiter, genau wie am unteren Windlimit, die engsten Haken, lässt sich trotz viel Volumen senkret zur Lippe hochsteuern, schlägt enge Haken aus dem Fußgelenk, wo mit dem Freetstyle Wave eher Bögelchenfahren angesagt ist. Wer häufig 6,0 und größer surfen möchte – und dabei auch viel bei Bump & Jump-Bedingungen, ist mit einem Freestyle Wave gut bedient. Auch mit 5,5 sind damit bei drucklosen Wellen moderate Turns möglich. Wer Wave-Performance in der 115-Liter-Klasse erwartet, dabei vielleicht auch einige Kilo mehr als ein Marathonläufer auf die Waage bringt und nicht größer als 6,2 surft, sollte das reine Waveboard wählen: Das gleitet nämlich, an den Drehqualitäten gemessen, ebenfalls super.