BeratungDie richtige SUP-Bekleidung für den Winter

Stephan Gölnitz

 · 08.12.2023

Beratung: Die richtige SUP-Bekleidung für den WinterFoto: Sonja Duschek
Gut eingepackt verliert der Winter seinen Schrecken. SUP-Redakteur Stephan paddelt entspannt auf der Würm.
Beim Stand-up-Paddeln läuft der Körper oft heiß, auch im Winter, wenn Luft oder Wasser eiskalt sind. Ein Bekleidungs-Dilemma, für das es aber fast immer eine Lösung gibt.

Schlechte (oder oft gar keine spezielle) SUP Bekleidung begrenzt die SUP-Saison in Nordeuropa leider auf wenige Monate im Sommer, nämlich auf die Temperaturen wenn Reinfallen und Weiterpaddeln auch in Shorts und Lycra kein Problem sind. Im Winter ist klar, dass man sich sehr gut schützen sollte. Besonders tückisch sind dagegen die Tage an denen im Winter oder Frühjahr die Sonne schon trügerisch wärmt, ein Sturz ins Wasser dich aber im Falle eines Falles eiskalt erwischen kann. Denn nur in Funktionshose und Fleece-Pulli in sechs Grad kaltes Wasser zu fallen, ist potenziell lebensgefährlich.

Sicherheit beim SUP im Winter

Egal wie gut du gekleidet bist, lange Schwimmeinlagen sollte man ausschließen. Eine Leash ist daher (Wildwasserflüsse mit Hindernissen ausgenommen) fast noch wichtiger als die Bekleidung, denn dein Board ist auch deine Rettungsinsel.

  • Leash tragen,
  • nicht alleine paddeln,
  • Wetter (Wind) vorab einschätzen,
  • Notausstieg aus einer Tour einplanen,
  • keine langen Gewässerüberquerungen,
  • Handy dabei,

sind die Basics, die zum Winterpaddeln dazu gehören.

Ein Trockenanzug ist als SUP-Bekleidung im Winter meist erste Wahl

Aktuell ist eindeutig Winterklamotte angesagt. Ein Neoprenanzug oder Trockenanzug ist dafür die einzige angemessene Bekleidung. Neoprenanzüge werden für SUP häufig pauschal als ungeeignet diffamiert, doch das ist nicht ganz richtig, wie weiter unten zu lesen ist. Dennoch bleiben spezielle SUP-Trockenanzüge in den meisten Fällen erste Wahl, weil sie auf Touren oder für das Training deutlich komfortabler ist. Einige Dinge gibt es auch dabei zu beachten, was weiter im Artikel erläutert wird.

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In der Welle ist im Winter auch für SUP ein 6mm-Neoprenanzug erste Wahl.Foto: MARCUS FRIEDRICHIn der Welle ist im Winter auch für SUP ein 6mm-Neoprenanzug erste Wahl.

SUP Trockenanzüge

Trockenanzüge für SUP kann man in zwei Arten unterscheiden: In sehr robuste Varianten für Wildwasser und die elastischeren, dünneren für Tour und Training. Diese bieten bei bestimmten Bedingungen auch eine gewisse Atmungsaktivität. Die Wildwasseranzüge werden meist am Hals mit einer rundum laufenden Manschette gedichtet - was auch bei Waschgängen kein Wasser reinlässt, aber unbequemer beim Anziehen ist. Ein Interview mit einem der führenden Produzenten mit vielen Infos zum Thema Trockenanzug haben wir hier vorbereitet. Ein bequemer (weit genug geschnittener oder elastischer) Trockenanzug mit entsprechender Unterkleidung ist wohl die beste Ausstattung für Tourenpaddler. Eine Sache sollte man aber nicht unterschätzen: Der Trockenanzug besteht nur aus einem sehr dünnen Laminat und isoliert bei längeren Schwimmeinlagen nicht gegen die Kälte. Das schafft nur entsprechende Unterbekleidung. Wenn es im “Trocki”, wie manche ihren Anzug liebevoll nennen, in der Wintersonne doch mal zu zu warm wird, ist es verlockend, den Reißverschluss offen stehen zu lassen - was aber etwa so ist, wie sich den Sicherheitsgurt im Auto um den Hals anzulegen. Mit weit offenem Trockenanzug ins Wasser zu fallen, sollte man sich vorher einmal bildlich vorstellen. Ein guter SUP-Trockenanzug

  • ist an Ärmeln, Beinen und Hals wasserdicht abgedichtet
  • bietet Bewegungsfreiheit nach vorne und für die Arme
  • hat idealerweise mindestens eine wasserdichte Tasche fürs Telefon
  • schließt natürlich mit einem wasserdichten Reißverschluss

Unterbekleidung unter dem Trockenanzug

Die Unterbekleidung, von Funktionswäsche bis Merino ist hier alles denkbar, regelt die Wärme im Trockenanzug und kann so für Temperaturen von null bis 15 Grad individuell angepasst werden. Idealerweise hat die Wäsche eine gewisse “Fluffigkeit” und bildet damit auch im Wasser eine Isolationsschicht. Hierfür ist die Auswahl groß, im Skibereich beispielsweise. Nach unserer Erfahrung ist eine dicke lange Unterhose, sowie ein Skiunterhemd plus ein mitteldicker Fleece-Pulli für Temperaturen zwischen Null und zehn Grad gut geeignet - das hängt aber immer davon ab, ob die Sonne rausguckt. Aber auch spezialisierte Anbieter bieten gute, wenn auch nicht ganz billige Unterbekleidung an.

Gut geschützt macht gute Laune: Nach zwei Stunden auf der Seine im Trockenanzug bei 2 bis 5 Grad und anfangs Nieselregen.Foto: Thomas PfannkuchGut geschützt macht gute Laune: Nach zwei Stunden auf der Seine im Trockenanzug bei 2 bis 5 Grad und anfangs Nieselregen.

Pflicht: Warme Schuhe für SUP im Winter

Warme Füße tragen sehr viel zum Wohlbefinden bei, Schuhe aus Neopren haben sich hier bewährt. Die Dicke sollte mindestens fünf Millimeter betragen, besser sechs oder sieben. Neoprenschuhe, die zum Surfen oder Windsurfen entwickelt wurden, haben oft für besseres Boardgefühl eine recht dünne Sohle, hier sollte man versuchen, ein Modell mit möglichst dicker Sohle zu bekommen, weil beim Tourenpaddeln mehr Isolierung wichtiger ist als feinstes Zehenspitzengefühl. Einen Test von Neopren-Surfschuhen findest du hier. Neoprenschuhe sollten weiter sitzen als man es zum Windsurfen wählen würde, dann können die Zehen sich besser warm wackeln und wasserdichte Socken passen gegebenenfalls auch noch drunter. Einige Hersteller bieten aber auch Neoprenschuhe mit robuster Sohle, die auch gut für den Landgang geeignet sind. Der Bootsmarkt gibt hier sicher einiges her. Ein sehr warmes Modell von Enth Degree konnten wir testen und es hat sich gut bewährt. Wer sich seiner Sache recht sicher ist, ist mit dicken Goretex-Trekkingschuhen und wasserdichten Socken darunter bestens ebenfalls geschützt. Dafür sollte man eine trockene Einstiegsstelle finden, aber das gilt für Neoprenschuhe ebenfalls.

Handschuhe

Zum Paddeln haben sich Handschuhe aus dem Skilanglauf bewährt oder auch sonstige Fleecehandschuhe mit rutschfester Innenfläche (Gummierung). Wind- und/oder wasserdichte Handschuhe sind natürlich noch besser geeignet. Auch im Radbereich dürfte man hier fündig werden. Kalte Finger sind auf jeden Fall nicht zu unterschätzen.

Neoprenanzug als SUP-Bekleidung im Winter

Wer im Winter mit dem SUP in die Welle möchte, wird idealerweise zum Neoprenanzug greifen. Trockenanzüge sind von der weiten Form nicht zum Schwimmen geeignet und bei Tauschgängen auch am Hals meistens nicht dicht genug. Neopren isoliert auch im Wasser gut und in 6-mm-Winterneos (mit integrierter Habe) gehen unser Tester für Windsurfen und Wingfoilen ganzjährig ins und aufs Wasser. Hier stellen wir alle wichtigen Modelle für Damen und Herren ganz ausführlich vor. ein Neoprenanzug ist also im Winter nicht absolut ungeeignet. Er sollte allerdings mindestens fünf Millimeter dick sein. Leider atmen diese Anzüge nicht und sind daher für Training nicht geeignet und nach einem Sturz ins Wasser bleibt die Oberfläche lange nass und entwickelt Verdunstungskälte. Dafür bleibt beim Reinfallen der sofortige Kälteschock aus, weil die Wassertemperatur durch das dicke Neopren erst nach längerer Schwimmzeit spürbar wird. Für ein zwei entspannte Touren spricht also nichts gegen einen Winter-Neoprenanzug (wenn man schon einen besitzt), eine Windjacke darüber kann zusätzlich wärmen. Bei einem Neukauf sollte man dennoch überlegen, ob man den Neo auch noch anderweitig benötigt und ansonsten eher einen SUP-Trockenanzug ins Auge fassen, denn der Tragekomfort ist beim Paddeln deutlich höher.

SUP-Testerin Laura bei Null Grad am Eisbach. 6mm Neopren machts möglich.Foto: Stephan GölnitzSUP-Testerin Laura bei Null Grad am Eisbach. 6mm Neopren machts möglich.

Hier nochmal unsere allgemeinen immer wieder gerne genommenen Wintertipps.

Allgemeine Tipps zum Winterpaddeln

  • Einstiegsstelle so wählen, dass die Füße trocken bleiben.
  • Trockenanzug (mit möglichst dicker, gut isolierender Kleidung drunter, sonst wird's im Wasser in Sekundenschnelle eiskalt) oder dicken Neoprenanzug tragen.
  • Fleece-Mütze oder ähnlichen Kopfschutz.
  • Fleece-Handschuhe mit rutschfester Innenseite.
  • Neoprenschuhe (die dicksten, die man bekommen kann, 7 mm) und im Idealfall dicke, wasserdichte Socken darunter, eventuell eine kälteisolierende Alu-Einlegesohle); bewährt haben sich auch wasserdichte Trekkingschuhe – wenn das Boardgefühl dann noch reicht. Ist wärmer als jeder Surfschuh.
  • Boardleash...das Board mitten auf dem zu See verlieren, muss bei den aktuellen Wassertemperaturen auf jeden Fall verhindert werden.
  • Telefon in wasserdichter Hülle (checken, ob man es darin auch entsperren und bedienen kann).
  • Bei Solo-Trips in Ufernähe bleiben, vor allem mit aufblasbaren Boards, eventuell zusätzliche Auftriebshilfe mitführen.
  • Ansammlungen von Wasservögeln weiträumig umfahren, Befahrensverbote beachten!
  • Thermoskanne im Auto – für den heißen Tee danach.

Grundausrüstung für Hobbypaddler in Mitteleuropa


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