Tuning-TippsSo findest Du das richtige Wave-Setup

Manuel Vogel

 · 19.10.2022

Tuning-Tipps: So findest Du das richtige Wave-Setup
Foto: Oliver Michael Maier
Wir zeigen dir, wie du dein Wave-Equipment optimal auf die Bedingungen anpasst. Von Gabelhöhe und Mastfußposition bis hin zu Schlaufen und Finnen. Außerdem: Alle Finnen-Setups im Vergleich!

In diesem Artikel:

Ein Weltklasse-Speedsurfer fährt an jedem Speedspot schnell. Ein Wavesurfer hingegen kann auf Maui Weltklasse sein und auf Sylt am Shorebreak scheitern – keine andere Disziplin ist so facettenreich wie das Windsurfen in der Welle. Jeder Tag auf dem Wasser ist anders. Und um sich auf unterschiedlichste Bedingungen und Spots immer wieder neu einzustellen, braucht es viel Erfahrung. Zur Erfahrung gehört es auch, das Material entsprechend zu optimieren, damit es unter den gegebenen Bedingungen ideal funktionieren kann. Profis wie Marcilio Browne, Riccardo Campello oder Philip Köster genießen natürlich den Luxus, für unterschiedliche Reviere auch angepasste Shapes in petto zu haben. Im Gegensatz dazu sollen (oder müssen) bei den meisten Wavesurfern hierzulande das Board und die angeschafften Segel in allen Bedingungen funktionieren – egal, ob in hüfthoher Ostseewelle bei 20 Knoten oder in Kapstadt bei Sideoffshore-Wind und logohohen Sets.

Aus diesem Grund wollen wir euch im Folgenden zeigen, wie ihr euer Equipment für unterschiedliche Wave-Bedingungen anpassen und damit den Einsatzbereich spürbar erweitern könnt. Dabei stellen wir euch zunächst die einzelnen Stellschrauben vor.

Drive oder Off – eine Frage des Trimms

Der Segeltrimm hat immer direkten Einfluss auf die Pole Gleitleistung und Kontrolle – das gilt nicht nur für Wavesegel. Generell sind Wavesegel natürlich unterschiedlich konzipiert. Manche Modelle sind kraftvoller ausgelegt, andere auf maximale Neutralität optimiert – Feinheiten, die wir in den Testberichten aufdecken. Trotzdem lässt sich jedes Wavesegel – unabhängig von seiner Design-Philosophie – über den Trimm in Richtung Drive oder Off tunen.

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Vor allem bei schräg auflandigem Wind ist der Segeltrimm entscheidend, um mit Speed hoch zur Wellenlippe zu kommen.Foto: Oliver Michael MaierVor allem bei schräg auflandigem Wind ist der Segeltrimm entscheidend, um mit Speed hoch zur Wellenlippe zu kommen.

Die meisten Wavesegel auf dem Markt sind mittlerweile so designt, dass sie mit wenig Trimmvarianz am Vorliek über einen breiten Windbereich funktionieren sollen. Zwischen dem Leichtwind- und Starkwindtrimm liegen oft nur ein bis zwei Zentimeter Zug am Vorliekstrecker. Einen größeren Einfluss hat unserer Testerfahrung nach die Anpassung der Trimmschotspannung. Hier definiert man in der Regel, ob ein Segel mit viel Vortrieb (Drive) durch die Turns zieht – oder ob es sich eher flach und neutral (Off) anfühlt. Das bedeutet konkret: Egal, ob Sideoffshore-Wind mit cleanen Ozeanwellen in Kapstadt oder Sideonshore-Wind in Heiligenhafen: Den Vorliektrimm würden wir immer gleich wählen. An der Trimmschot flacher gezogen, tunt man sein Segel aber bei Sideoff deutlich neutraler und agiler. Es vermittelt dann weniger Gleitpower und Zug auf der Segelhand, was aber in druckvoll laufenden Wellen und bei schräg ablandigem Wind auch ein Vorteil sein kann. Bei schräg auflandigen Bedingungen hingegen benötigt man meist spürbaren Grundzug auf der Segelhand, um bei der Anfahrt zum Cutback mit weit geöffnetem Segel noch genügend Vortrieb zu generieren und mit Speed an der Wellenlippe anzukommen – dann lohnt es sich, an der Gabel dem Segel mehr Bauch (sprich Profil) zu lassen.

Lift oder Kontrolle – die Gabelhöhe entscheidet

Bezüglich der Gabelbaumhöhe gilt das Gleiche wie auch beim Windsurfen auf Flachwasser: Schiebt man die Gabel hoch, lässt dies das Brett freier und agiler laufen. Das macht die Gabelhöhe zur guten Stellschraube, wenn man mal wieder das Gefühl hat, das Brett klebt im Wasser. Vor allem Waveboards mit Quad-Finnen neigen am unteren Windlimit mitunter dazu, etwas satter und tiefer im Wasser zu liegen als Single- oder Thrusterboards. Das Problem: Mit satter Wasserlage hat man zwar in der Regel viel Grip und Kontrolle in den Turns, auf dem Weg durch die Brandung fehlt es aber dann mitunter an Agilität und Beschleunigung, um auf Geschwindigkeit zu kommen und sich über die Rampen abzuschießen.

Umgekehrt sorgt eine niedrigere Gabelhöhe dafür, dass das Brett satter im Wasser liegt und ein Schienengefühl erzeugt wird. Wer also voll angepowert durch die Brandung fliegt und ein Brett fährt, das ohnehin bereits eine freie Gleitlage hat, kann mit dem Absenken der Gabel etwas Ruhe ins Board bekommen. Bleibt die Frage, wie groß der Spielraum bei der eingestellten Gabelbaumhöhe sein sollte. Bereits wenige Zentimeter machen einen spürbaren Unterschied, zwei bis drei Zentimeter nach oben und unten sind ausreichend.

Mut zur Mitte – die richtige Mastfußposition

Mut zur Mitte! Das war mal der Slogan einer deutschen Partei, zumindest beim Boardtuning sollte dieser Spruch erste Wahl sein. Mit einer einzigen Ausnahme passten bei allen Testboards der letzten Jahre die Positionen der Mastspur so gut, dass die Mittelposition die Ideallösung bot. Empfehlenswert sind kleinere Abweichungen nach vorne und hinten allerdings bei extremen Bedingungen: Bei Leichtwind und kleinen Wellen empfiehlt es sich, den Mastfuß ein bis zwei Zentimeter hinter die Mittelposition zu schrauben. Dadurch wird das Board quirliger bei Turns über den hinteren Fuß, man schlitzt damit den einen oder anderen Extrahaken an kleine Ostseewellen. Dass man durch diese Maßnahme etwas Führung und Grip auf der Kante verliert, lässt sich dann verschmerzen.

Die Mittelposition ist Trumpf. Positionen ganz hinten oder vorne sind eigentlich bei 99 Prozent der Boards nicht nötig.Foto: Oliver Michael MaierDie Mittelposition ist Trumpf. Positionen ganz hinten oder vorne sind eigentlich bei 99 Prozent der Boards nicht nötig.

Umgekehrt kann man bei ruppigen Bedingungen oder großen Wellen – voll angepowert und mit störenden Chops auf der Welle – den Mastfuß ein bis zwei Zentimeter vor die Mitte schieben. Auf diese Weise wird das Board weiter vorne belastet, der Bug tänzelt weniger, ein schienenartiges Fahrgefühl und kontrollierteres Carven wird unterstützt, was in lang gecarvten Turns über den vorderen Fuß ein Vorteil ist. Die Schattenseite: Man verliert etwas Agilität bei engen Haken über den hinteren Fuß.

Finnen-Setups: Singlefin, Twinser, Thruster und Quad – unendliche Möglichkeiten

Die wichtigste Stellschraube sind zweifellos die Finnen. Dabei gibt‘s mehrere Möglichkeiten: etwa den Wechsel von einem Quad- auf ein Thruster-Setup, die Anpassung der Position sowie die Verwendung anderer Finnen mit unterschiedlicher Größe oder anderem Flexverhalten.

Generell gilt: Jeder Thruster lässt sich als als Singlefin fahren, jeder Quad auch als Twinser. Weil aber viele Modelle mitterweile fünf Boxen verbaut haben, hat man oft sogar sämtliche Möglichkeiten.

Boards mit fünf Boxen bieten alle Möglichkeiten von Singlefin bis Quad.Foto: Oliver Michael MaierBoards mit fünf Boxen bieten alle Möglichkeiten von Singlefin bis Quad.

Thruster vs. Singlefin

Die meisten Wave- oder Freestyle-Waveboards sind Thruster. Wer vom Thruster- auf ein Singlefin-Setup wechseln möchte, sollte eine im Vergleich zur Serienfinne drei bis fünf Zentimeter längere Finne verwenden. Damit läuft das Board spürbar freier und agiler, gleitet früher an und nimmt auf der Geraden mehr Druck auf der Finne an. Damit eignet sich diese Maßnahme vor allem dann, wenn man ein großes Segel auf seinem Board nutzen möchte, ohne dass man zu viele Spinouts bekommt. Auch zum Springen bei schräg auflandigem Wind und Strömung sowie für Gelegenheitswaver, die sonst eher auf Freeride- oder Slalomboards unterwegs sind, ist die gute alte Singlefin immer noch eine sinnvolle Wahl. Nachteil: Die Drehfreudigkeit leidet im Vergleich zum Thruster-Setup!

Quad vs. Twinser

Twinser waren einmal die angesagten Multifin-Konzepte, sind aber aktuell etwas aus der Mode gekommen. Dabei kann die Doppelfinne in bestimmten Bedingungen absolut Sinn machen. Wer von einem Quad auf ein Twinser-Setup wechseln möchte, sollte Centerfinnen mit etwa zwei Zentimetern mehr Tiefgang wählen. Das Brett wirkt dann freier und quirliger auf der Geraden, beschleunigt auch vor drucklosen Wellen etwas besser und wirkt beim Drehen über den hinteren Fuß leichtfüßiger. Damit eignet sich diese Tuning-Maßnahme, um kleinen und mittleren Wellen bereits radikale Turns und Slides zu entlocken. Nachteil: Weniger Kontrolle auf der Geraden in ruppigen Bedingungen und ein unruhigeres Carven über den vorderen Fuß.

Thruster vs. Quad

Hat das Brett fünf Boxen, ist auch der Wechsel von Thruster zu Quad möglich. Im Schnitt sind die Centerfinnen beim Quad etwa drei bis vier Zentimeter kürzer als die Mittelfinne eines Thrusters – dies ist auch die Empfehlung für alle Wechselwilligen. Der Wechsel auf Quad-Finnen lässt das Board satter im Wasser liegen – bei ruppigen Bedingungen und beim Carven kann das ein Vorteil sein, weil die Kante sauberer greift. Zudem bietet sich beim Cutback die Möglichkeit, das Heck kontrollierter sliden zu lassen und auch wieder einzufangen. Ins Gegenteil schlägt diese Maßnahme bei Leichtwind und unter den Füßen weniger geübter Waver um – das gleiche Board wirkt als Quad langsamer, beschleunigt schlechter, parkt vor drucklosen Wellen früher ein und reduziert auch die maximal nutzbare Segelgröße um etwa 0,3 qm2.

Die richtige Finnenposition

Egal, ob Twinser, Thruster oder Quad – die Finnenposition beeinflusst die Fahreigenschaften des Bretts spürbar. Dabei gilt: Schiebt man die Finnen nach hinten, verliert man Drehpotenzial, verbessert aber Angleiten und Beschleunigung etwas, zudem nimmt das Heck etwas mehr Druck an – ein Tipp zum Beispiel bei Leichtwind in Verbindung mit großen Segelgrößen. Umgekehrt führt ein Nach-vorne-Schieben der Finnen zu einem freieren, agileren Drehverhalten – ideal für enge Haken und Slidingmanöver wie Takas, das allerdings zu Lasten der Gleiteigenschaften geht.

Slides und Takas gelingen leichter, wenn man die Centerfinnen weiter nach vorne schiebt.Foto: Oliver Michael MaierSlides und Takas gelingen leichter, wenn man die Centerfinnen weiter nach vorne schiebt.

Finnentyp – hart oder weich

Die mitgelieferten Serienfinnen sind unserer Erfahrung nach gut auf die Boards abgestimmt. Finnenhersteller wie K4- Fins, Maui Ultra Fins, Select oder Maui Fin Company bieten jedoch Alternativen an. Der Wechsel auf weichere Finnen mit mehr Flex im Tip macht vor allem dann Sinn, wenn man das Board für ruppige Bedingungen optimieren möchte, das Heck bekommt dann etwas mehr Grip und Kontrolle. Härtere Finnen mit wenig Flex im Tip (z.B. die X-Wave Modelle von Maui Ultra Fins) bieten mitunter mehr Speedpotenzial bei Leichtwind und lassen sich kraftloser in Takas und andere Slides drücken – bieten bei kabbeligen Wellen aber auch weniger Grip.

Weiche Finnen mit viel Flex im Tip sorgen für deutlich mehr Grip auf dem Heck.Foto: Oliver Michael MaierWeiche Finnen mit viel Flex im Tip sorgen für deutlich mehr Grip auf dem Heck.

So stellst du die Schlaufen auf dem Waveboard ein

Auch über die Fußschlaufen kann man die Fahreigenschaften sinnvoll beeinflussen. Weil aber ein ständiges Umschrauben aufwendig ist und auch die Plugs in Mitleidenschaft zieht, sollte man sich hierbei auf ein Setup festlegen. Die meisten Windsurfer schrauben die Straps in die mittlere Position – unserer Testerfahrung nach bei den meisten Boards absolut sinnvoll. Abweichungen bei der Schrittbreite (Stance) machen in erster Linie Sinn, wenn man besonders groß (> 190 Zentimeter) oder eher klein (< 165 Zentimeter) ist. Durch die Verwendung nicht zusammengehörender Plugs kann man die Schrittbreite sinnvoll adjustieren.

Die Schlaufe der Abreitseite darf man etwas größer einstellen.Foto: Oliver Michael MaierDie Schlaufe der Abreitseite darf man etwas größer einstellen.

Bezüglich der Schlaufengröße empfiehlt es sich, die Abreitseite vorne etwas größer einzustellen, so dass deutlich mehr als die Zehen durchrutschen können. Dadurch bringt man den Körperschwerpunkt mehr über die Leekante, was im Bottom Turn für mehr Kantendruck und engere Radien sorgt. Die Sprungseite sollte man etwas strammer einstellen, um das Brett in der Luft nicht zu verlieren.

Auf der Sprungseite sollten die Schlaufen kleiner eingestellt werden als auf der Abreitseite.Foto: Oliver Michael MaierAuf der Sprungseite sollten die Schlaufen kleiner eingestellt werden als auf der Abreitseite.

Das richtige Wave-Setup im Überblick

Es gibt viele Stellschrauben beim Windsurfen in der Welle. Abschließend fassen wie für euch nochmal die sinnvollsten Anpassungen zusammen:

Optimierung auf Gleiten, Springen & Leichtwind

  • Gabelbaum hoch
  • Mastfuß mittig oder leicht dahinter
  • Single- oder Thrusterfin-Setup statt Quad
  • Finnen nach hinten schieben

Optimierung auf Drehfreudigkeit im kleinen & mittleren Wellen

  • Finnen etwas nach vorne schieben
  • Wechsel von Singelfin/Thruster auf Twinser oder Quad
  • Schlaufe auf Abreitseite groß einstellen
  • evtl. Schlaufen nach hinten montieren
  • Mastfuß leicht hinter der Mitte

Optimierung auf Kontrolle bei Starkwind

  • Gabel etwas tiefer
  • Mastfuß mittig oder leicht davor
  • Wechsel auf Quad-Setup
  • Centerfinne(n) zurück, Sidefins nach vorne
  • Weichere Finnen verwenden

Optimierung für große Wellen & Sideoffshore-Wind

  • Segel etwas flacher trimmen (Off)
  • Thruster statt Singlefin, Quad statt Twinser
  • Mastfuß etwas vor
  • Vordere Schlaufe auf der Abreitseite groß einstellen
  • Centerfinnen zurück, Sidefins vor

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