Test 2023Elf Waveboards um 85 Liter im surf-Test

Surf Testteam

 · 16.12.2022

Gute Dreheigenschaften sind auf Nord- und Ostsee nur die halbe Miete. Zum Springen ist eine gute Beschleunigung und frühes Angleiten wichtig
Foto: Oliver Maier
Selten war eine Waveboard-Gruppe so ausgeglichen wie diese aus dem Modelljahr 2023. Trotzdem sind die elf Modelle weit entfernt von Einheitsbrei. Wir verraten dir, welches Allround-Waveboard an deinem Spot wirklich alles kann.

In diesem Artikel:

“Schickt uns euer bestes Allround-Waveboard für Bedingungen von Bump & Jump bis hin zu masthohen Nordseewellen“ – so lautete die Anfrage an die Hersteller. Und die haben geliefert – elf Boards für die kommende Saison 2023, mit Konzepten, die dem Allroundanspruch überwiegend sehr gerecht werden. Mit dabei sind viele völlig neue Konzepte, aber auch einige unveränderte Shapes. Gerne hätten wir euch auch den Quatro Power präsentiert, dieser kam jedoch leider nicht rechtzeitig an – wir liefern euch die Ergebnisse bald nach.

Getestet haben wir im Zeitraum von Ende August bis Mitte Oktober an Nord- und Ostsee und dabei viele gute Tage mit abwechslungsreichen Bedingungen erwischt. Unser Fazit: Selten hat eine Testgruppe von Waveboards so viele richtig gute Konzepte beinhaltet, wie diese. Warum das nicht bedeutet, dass alles nur Einheitsbrei ist, lest ihr hier im großen Waveboard-Test.

Diese Boards waren im Test dabei:

  • Bruch Boards Happy 85
  • Fanatic Grip TE 87
  • Flikka Compact 85
  • Goya Custom 3 Pro 86
  • JP-Australia Magic Wave Pro 82
  • Naish Assault Custom Thruster 89
  • Patrik QT-Wave 83
  • RRD Cult 88
  • Severne Pyro 87
  • Starboard Ultra 86 Carbon Reflex
  • Tabou DaCurve 88

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Preistreiber: Warum werden Windsurf-Boards so teuer?

Fast alle Dinge des täglichen Lebens werden derzeit teurer und Freizeitartikel wie Windsurfmaterial machen hier leider keine Ausnahme. Dass die Preisanstiege, verglichen mit der Preissteigerung in anderen Bereichen, mit zehn bis 15 Prozent sogar vergleichsweise moderat ausfallen, tröstet bei Verkaufspreisen von bis zu 3000 Euro für ein Waveboard wenig. Gründe hierfür sind exorbitant gestiegene Transportkosten für Containerfracht, der ungünstige Dollarkurs und hohe Energie- und Rohstoffkosten für die Produktion der Boards – Kostensteigerungen, die bis zum Endkunden spürbar sind.

Mehr zum Preis-Anstieg bei Windsurf-Material lest ihr in surf 1-2/2023!

Shapes & Outlines der Waveboards 2023

Große Unterschiede gibt es wieder bei der Outline der Boards, also dem Verhältnis aus Länge zu Breite. Boards wie der Tabou DaCurve, Patrik QT-Wave oder auch der Naish Assault Custom Thruster fallen mit Längen von über 225 Zentimetern eher gestreckt aus, zudem sind die Hecks eher schmal. Besonders kompakt sind hingegen RRD Cult, Severne Pyro, Flikka Compact und besonders das Modell Happy von Bruch Boards. Letzteres ist mit gemessenen 61,7 Zentimetern Breite über vier Zentimeter breiter als z.B. der Patrik QT-Wave – bei nahezu identischem Volumen. Kein Wunder also, dass man Heck- und Gesamtbreite bei der Wahl der passenden Größe mit einbeziehen sollte. Das bedeutet, dass man ein Bruch Boards Happy im Zweifel eine Volumensklasse kleiner wählen kann, als z.B. bei ­Pat­rik, Tabou oder Naish der Fall.

Spannend ist auch immer der Blick auf die Rockerlinien der Bretter, also die Bodenkurven. Auch hier verfolgen die Designer sehr unterschiedliche Ansätze. Shapes wie beim JP-Australia Magic Wave oder Naish Assault, sind z.B. auf der Mittellinie nahezu flach, ohne die bei Waveboards ­erwartete Aufbiegung. Erst im Kantenbereich bekommen die Unterwasserschiffe hier sichtbar mehr Kurve – das soll die Bretter geradeaus auf einem flachen Mittelbereich gut gleiten lassen. Erst angekantet kommt dann der runde Rocker entlang der Kante ins Spiel, was für gute Dreheigenschaften sorgen soll.

Ausstattung und Details

Abgesehen vom Patrik QT-Wave gehören doppelte Verschraubungen bei den Heckschlaufen mittlerweile zum Standard. Flikka, Naish, Fanatic und JP-Australia setzen auf Doppelschrauben sogar bei den vorderen Schlaufen. Starboard verschraubt zwar vorne nur einfach, dafür aber mit deutlich dickeren Schrauben. Eine Besonderheit gibt es bei Flikka: Der slowenische Hersteller verbaut beim Modell Compact statt der üblichen Kunststoffplugs ­solide Doppelplugs mit Stahlgewinde, die Schrauben werden hier per Inbusschlüssel fixiert. Einen solchen verwendet man bei der Montage auch beim Severne Pyro.

RRD bietet beim Cult einen großen individuellen Spielraum für das Anpassen des Stance, da hier die Plugs weiter auseinander liegen. Besonders klein fällt die Schrittbreite hingegen bei Naish aus. Der Abstand zwischen vorderer und hinterer Schlaufe war bei unserem Testboard mehr als zehn Zentimeter schmaler als das übliche Maß. Wir haben dies beim Testen über die Verwendung nicht zusammengehörender Plugs so weit wie möglich ausgeglichen, auf das Standardmaß kommt man auch auf diese Weise nicht.

Details der Waveboards 2023 zum Durchklicken:

Die im Fersenbereich aufgedoppelten Pads des Tabou DaCurve sind Geschmacksache
Foto: Manuel Vogel

Finnen: Quad, Thruster oder alle Optionen?

Bei Fanatic, JP-Australia, Patrik, Severne und RRD hat man aufgrund fünf verbauter Boxen alle Möglichkeiten, die Boards von Singlefin bis Quad zu bestücken. Insgesamt sind sieben der elf Testboards als Thruster konzipiert, vier kommen als Quads aus dem Karton. Beim Naish Assault Custom Thruster muss man auf Finnen leider komplett verzichten. Den Preis für eine Centerfinne mit 18-19 Zentimetern und 10er bis 11er Seitenfinnen sollte man also im Shop noch einplanen.

Dass der RRD Cult mit Kunststofffinnen bestückt ist, stellt bezüglich Performance und Haltbarkeit keinen Nachteil dar. Finnen aus hartem G10-Material, wie sie bei ­Tabou, Bruch Boards, Patrik und Flikka zum Lieferumfang gehören, sind besonders robust und im Notfall auch gut wieder zu schleifen.

Fahreigenschaften: So fahren sich die Waveboards 2023

Für die folgenden drei wichtigsten Einsatzbereiche vergeben wir bis zu fünf „Sterne“ für die schnelle Orientierung direkt bei der jeweiligen Boardbeschreibung.

  • Down-the-Line: Dieser Begriff seht für Reviere mit druckvollen Wellen und Side- bis Sideoffshorewind. ­Typische Down-the-Line-Reviere sind Südafrika, Maui, Peru oder Chile. Auch die Bretagne, Galicien oder sogar Dänemark können solche Sahnetage liefern, an denen vor allem perfektes Carven übers Rail und maximale Dreheigenschaften bei hohen Geschwindigkeiten gefragt sind.
  • Euro-Wave: Dieser Begriff steht stellvertretend für Reviere wie Südfrankreich, die Kanaren und die meisten deutschen und niederländischen Wavespots. Neben den Dreheigenschaften stehen hier Gleiten, Kontrolle im Chop und die Eignung zum Springen besonders im Fokus.
  • Bump & Jump: Beschreibt die Eignung eines Bretts für Reviere, in denen typischerweise keine brechenden Wellen, sondern kleinere Wind- oder Dünungswellen vorzufinden sind – wie z.B. am Gardasee, an vielen Ostseespots oder auf dem Ijsselmeer. Im Fokus stehen daher die Gleit­eigenschaften, Kontrolle und Laufruhe bei Starkwind.
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Der Weg zum persönlichen Testsieger

Von „Testsieger“-Labels halten wir bekanntermaßen wenig, einfach deshalb, weil es für fünf verschiedene Surfer meist auch ebenso viele persönliche Testsieger gibt. Denn wer z.B. nur selten in die Brandung kommt und von seinem 85-Liter-Brett erwartet, dass es auch bei Starkwind im Flachwasser- oder in Bump-&-Jump-Bedingungen glänzt, kann auf maximal radikale Turns verzichten und sollte Fahrkomfort, Gleiteigenschaften und Kontrolle höher bewerten als jemand, der jedes Jahr 50 Wavetage vor der Haustür abreißt und im Winter an die Sahnespots dieser Welt fliegt.

Stelle dir deshalb folgende Fragen: „Wo surfe ich überwiegend? Wie hoch ist mein Level in der Welle aktuell?“ Um dir die Entscheidung zu vereinfachen, ordne dich einem der folgenden drei Surfer-Typen zu, wir filtern dann für dich die „Nieten“ raus. Aus dieser Vorauswahl findest du dann mithilfe der Einzelbeschreibungen und Noten deinen persönlichen Testsieger.

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Die surf-Typenempfehlung für das passende Waveboard

Typ „Gelegenheitswaver“

Dein 85-Liter-Board kommt zu mindestens 50 Prozent als Bump-&-Jump-Brett zum Herumspringen und Heizen zum Einsatz? Du möchtest für die Tage in der Welle aber auf jeden Fall ein echtes Waveboard mit ansprechenden Dreh­eigenschaften? Schnelles Angleiten, Komfort, guter Topspeed und einfaches Kreuzen der Brandung sind dir aber wichtiger als das letzte Fünkchen Radikalität? Dann haben die folgenden Kriterien Priorität.

  • Gleiteigenschaften: Beschreibt wie widerstandslos ein Brett auf Touren kommt und wie druckvoll die Beschleunigung ausfällt.
  • Kontrolle: Läuft ein Board in ruppigen Kabbelwellen wie auf Schienen und hat es eine satte, gedämpfte Wasser­lage, dann bekommt es hier die beste Bewertung.
  • Speed halten im Turn: Bei Boards mit schmalen Hecks und viel Tail-Rocker endet der Wellenritt meist früher und weniger spektakulär als potenziell möglich. Breitere Hecks und weniger Aufbiegung machen es leichter, den Speed durch den Bottom Turn zu halten und in einen kraftvollen Cutback umzumünzen.

Vor dem Hintergrund dieser Kriterien machst du mit der folgender Auswahl nichts verkehrt (alphabetisch): Bruch Boards Happy, Flikka Compact, Goya Custom 3, JP-Australia Magic Wave, Naish Assault Custom Thruster, RRD Cult, Severne Pyro

Typ „Ambitionierter Wavesurfer“

Frontsideritte nach Lee sind für dich kein Problem und du kommst im Normalfall unfallfrei durch die Brandung? Du nutzt dein Waveboard zwar auch mal bei Bump&Jump-Bedingungen, surfst damit aber überwiegend in europäischen Wellenrevieren und möchtest, dass es an den meisten Wavespots auf der Welt funktioniert? Dann solltest du die Noten Gleiteigenschaften und Kontrolle (siehe oben) immer noch im Auge haben. Dazu aber zwei weitere wichtige Eigenschaften.

  • Dreheigenschaften hinterer Fuß: Diese Note beschreibt, wie radikal sich ein Board in kleinen Wellen, also bei Turns über den hinteren Fuß, drehen lässt.
  • Dreheigenschaften vorderer Fuß: Lassen sich lange ­Radien über den vorderen Fuß auch bei hohem Speed noch in enge, vertikale Turns anpassen, ist das für geübte Wavesurfer ideal. Damit hast du die Chance, die Welle immer am perfekten Punkt zu treffen. Auch für Wavemoves wie 360er sind Boards, die variabel über den vorderen Fuß drehen, ein dickes Plus.

Wenn du dich hier angesprochen fühlst, lautet deine Hitliste (alphabetisch):

Bruch Boards Happy, Fanatic Grip, Flikka Compact, Goya Custom 3, JP-Australia Magic Wave, Naish Assault ­Custom Thruster, Patrik QT-Wave, RRD Cult, Severne Pyro, Starboard Ultra, Tabou DaCurve.

Typ „Wave-Crack“

Du reitest solide frontside ab, springst auch mal einen Loop und Moves wie Takas und 360er kennst du nicht nur aus Surfvideos? Die Gleitleistung wird dann bei ­allen Boards dieser Gruppe ausreichen, kleinere Abstriche bei der Kontrolle oder dem Speedhalte-Potenzial vor drucklosen Wellen kannst du maximalem Drehvermögen ­unterordnen. Dann kommen hier deine Haupt-Kriterien.

  • Dreheigenschaften hinterer Fuß, Dreheigenschaften vorderer Fuß und Kontrolle auf der Kante – ein ­Kriterium, welches beschreibt, mit wie viel Sicherheit die Kante auch in großen Wellen und bei Bottom Turns mit viel Vorlage greift. Läuft ein Brett wie auf Schienen, gibt das volle Punktzahl, hoppelt es spürbar, gibt das Abzüge.

Die Hitliste für alle „Wave-Cracks“ lautet:

Fanatic Grip, Goya Custom 3, Patrik QT-Wave, Severne Pyro, Starboard Ultra, Tabou Da Curve. Mit den kleinen Finnen bestückt, ist auch der Flikka Compact geeignet.

Alle Waveboards 2023 in der Einzelbewertung

Hier kommt ihr zu den detaillierten Test-Ergebnissen aller Boards:

Die Waveboards 2023 im Video


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