Wer bei absolutem Leichtwind aufs Wasser will, steht vor der Frage: “Was ist besser? Ein Low- oder High-Aspect-Foil?” Wir haben exemplarisch die beiden Neuheiten, das Ultra Jet 2000 und das Jet HA 1840 ausprobiert.
An Land
Hersteller Naish bietet ein modulares Foilkonzept, bei dem Front- und Backwings unterschiedlicher Größen und Modelle kombiniert werden können. Die Ultra Jet Frontwings haben eine niedrige Aspect Ratio (”Low-Aspect-Ratio”), also eine vergleichsweise geringe Spannweite im Verhältnis zur Fläche, und sind in sechs Größen (850/1050/1250/1650/2000/2450 cm2) erhältlich. Dem gegenüber stehen die gestreckten High-Aspect-Flügel der Jet HA Linie, die in Größen mit 640/840/1040/1240/1440 und 1840 cm2 verfügbar sind. Unabhängig davon welchen Frontwing man wählt, montiert man die Flügel auf einer 64 Zentimeter langen Fuselage aus Aluminium. Naish setzt für die Montage des Foils am Board sowie das Befestigen der Flügel traditionell auf dünnere M6-Torxschrauben. Die Komponenten zeichnen sich durch eine hohe Passgenauigkeit aus, die Schrauben saßen auch nach längeren Sessions noch fest. Die Verbindung von Mast und Fuselage erinnert an eine vom Windsurfen bekannte Finnenbox - auch hier hatten wir keinerlei Probleme mit lockeren Schrauben, Naish verwendet an dieser Stelle dicke M8-Torxschrauben. Die Montageplatte ist mit einem Querbolzen zusätzlich am Mast gegen Losrütteln gesichert. Wer sich für eine “Semi Complete” Set bestehend aus Fuselage, Front- und Backwing entscheidet, bekommt Schrauben, passendes Werkzeug, eine Tasche und Cover für die Flügel dazu.
Auf dem Wasser
Wir haben bei unterschiedlichen Bedingungen munter zwischen den beiden Frontflügeln hin und her getauscht, um die Leitungsunterschiede zu ermitteln. Das Vorurteil, dass dicker profilierte Low-Aspect-Flügel wie der Ultra Jet 2000 früher abheben, bestätigt sich nur bedingt. Aus physikalischer Sicht zutreffend ist dies insofern, als das bereits eine niedrigere Geschwindigkeit ausreicht, um genügend Auftrieb fürs Abheben zu erzeugen. Im Praxistest merkt man aber auch, dass das High-Aspect-Foil durch sein dünneres Profil etwas weniger Fahrwiderstand bietet und somit die nötige (höhere) Abhebegeschwindigkeit mit vergleichbarem Pumpeinsatz erreicht. Anders sieht es nach dem Abheben aus: Beide Foils liegen um die Querachse (”Nase rauf, Nase runter”) wunderbar stabil und einfach zu fahren im Wasser. Beim Jet HA mit seiner mächtigen 112er Spannweite ist allerdings eine leichte Rolltendenz um die Längsachse bemerkbar. Um das Foil stabil auf Kurs zu halten, will es gleichmäßig angekantet werden und auch in Manövern muss man die Kante konsequent belasten, um immer Herr der Lage zu bleiben. Generell hilft es beim Jet HA 1840, wenn man mit Fußschlaufen surft, weil man dadurch eine bessere Kontrolle übers Foil bekommt. Spürbar leichter kontrollieren lässt sich diesbezüglich das Ultra Jet 2000 - mit seiner geringeren Spannweite von 100 Zentimetern läuft es stabil und mit weniger Eigenleben, in Manövern lassen sich die Radien leichter variieren, das Foil präziser steuern.
Spannend war auch für uns die GPS-Messung zur Ermittlung des Topspeeds. Das Jet HA 1840 bietet aufgrund seiner dünneren Profilierung gefühlt erstmal weniger Fahrwiderstand - man wähnt sich hier schneller als mit dem Ultra Jet 2000, bei dem das vermeintliche Speedlimit deutlicher spürbar ist. Nach einigen gut angepowerten Runs offenbart aber der Blick aufs GPS aber, dass der tatsächliche Unterschied geringer ausfällt als gedacht: Das Jet HA 1840 konnten wir an beiden Testtagen mit einem 5,0er Wing bis auf 31,5 km/h beschleunigen, mit dem Ultra Jet 2000 brachten wir es auf 30,6 km/h. Hier zeigt sich also erneut, dass das Topspeed-Potential von Foils nicht nur von der Aspect-Ratio definiert wird, sondern maßgeblich von der Flügelgröße abhängt.
Naish Jet HA 1840 & Ultra Jet 2000 Foil - das Fazit
Naish hat mit dem Jet HA 1840 und dem Ultra Jet 2000 zwei Flügel im Programm, die auch aufgrund ihres harmonischen Takeoff-Verhaltens eine sehr gute Leichtwind-Eignung bieten. In dieser Größe hat uns das Ultra Jet zum Leichtwind-Freeriden, für Foilmanöver und für die Belange von Wingfoil-Einsteigern sogar noch etwas mehr überzeugt, weil es noch unkomplizierter zu fahren ist und in Manövern leichtfüßiger wirkt. Das Jet HA 1840 ist in erster Linie dann die bessere Entscheidung, wenn Downwinder in kleiner Windwelle auf der Wunschliste stehen. Durch seine größere Spannweite bietet das Jet HA hier erwartungsgemäß einen noch besseren Glide.