Oh sh…! Die Augen weiten sich auf doppelten Durchmesser. Adrenalin wird, wie von einer Supernova abgefeuert, in die hinterste Hirnzelle gepumpt. Der Atem stockt. In Millisekunden entscheidet irgendetwas in deinem Körper über Festhalten oder Abspringen.
Solche Schockstarre-Momente kennt jeder Windsurfer: wenn der Schleudersturz sich durch den Kontaktverlust unter den Fußsohlen ankündigt, wenn beim Sprung ein Fuß den Halt in der Schlaufe verloren hat, wenn die Dreimeterwelle vor dir doch eine Sekunde eher bricht als spekuliert. Oft läuft in dieser Schrecksekunde der komplette Film dessen, was noch kommt: der harte Einschlag, die ausgiebige Schwimmeinlage.
Windsurfen: No risk – but fun!
Sicher nichts Gutes, dabei zählt Windsurfen zu den ungefährlichsten Sportarten. Die meisten Windsurfprofis kommen auch nach zwei oder drei Jahrzehnten Doppelloops oder 70 Sachen auf der Slalompiste noch ohne Metall-Alarm auszulösen durch den Flughafen-Scanner, bei Freeride-Bikern oder Motocrossern ist das nicht selbstverständlich. Die „Einstufung als Risikosportart ist nicht gerechtfertigt“ und Windsurfen ist „nur mit moderaten Gefahren verbunden“, urteilt daher auch eine Doktorarbeit, die nach einer Untersuchung von Sportverletzungen beim Surfen, Windsurfen und Kiten 2020 an der Universität Würzburg vorgelegt wurde.
Bei kaum einer anderen Sportart ist das Verhältnis von maximalem Adrenalinfaktor zu tatsächlichem Risiko, egal ob in der Welle oder beim Vollgassurfen, so vorteilhaft wie beim Windsurfen. Beim Durchblättern der kommenden Seiten ist deshalb mitfiebern, mitfühlen, sich erschrecken ausdrücklich erwünscht, denn nach dem Crash wartet, wie bei einem Hollywood-Familien-Film, eigentlich immer ein Happy End.