Windsurfer LTUna grande finale bei der EM am Gardasee

Alois Mühlegger

 · 17.06.2024

Mehr als 200 Starter waren bei der EM der Windsurfer LT am Gardasee dabei
Foto: Elena Giolai
Mehr als 200 Teilnehmer aus 15 Nationen feierten bei der EM am Gardasee ein großes Windsurfer LT-Fest. Nach dem Klassen-Motto “50 % Spaß und 50 % Regatta” wurde gesurft und gefeiert. Nur Ora und Vento kamen beinahe zu spät.

Dass ausgerechnet der letzte Tag der EM noch das präsentierte, was sich die 203 Teilnehmer für die ganze Europameisterschaft gewünscht hätten, mit dem rechnete fast niemand mehr – Sonne und Wind von morgens bis abends. Dazu später mehr.

Wenn sich innerhalb von fünf Jahren die Teilnehmerzahl bei einer EM von 110 auf über 200 verdoppelt, muss das gute Gründe haben. Klar, ein attraktives Revier wie der Lago di Garda mit reichlich Wind zieht immer. „Aber unser Motto mit 50 % Spaß und 50 % Regatta ist der wahre Anreiz“ betont Harold Elfring, der niederländische Boss der International Windsurfer Class Association (IWCA). Neben den Italienern stellten die Holländer die meisten Teilnehmer, an vierter Stelle nach den Franzosen schon das deutsche Team mit 14 Startern, darunter so erfolgreiche Fahrer wie Frank Spöttel (Raceboard-Champ) und Dirk Meyer (Olympiateilnehmer 84 und 88), der bei der Premiere des neuen Windsurfer LT schon 2019 gleich Weltmeister in der schweren Gewichtsklasse wurde.

Starter aus 15 Nationen, Parade durch Torbole

Auch diesmal wurden wieder alle Teilnehmer:innen gewogen, die Herren anschließend in vier Gruppen eingeteilt: Die leichte A-Gruppe ging bis 71,5 kg und startete in gelben Lycras, in Orange fuhr die qualitativ stärkste B-Gruppe (bis 79 kg), die blaue C-Klasse (bis 86,6 kg) und in Schwarz die Jumbos (ab 86,7 kg). Die 20 Damen, in einer Gruppe am Start, wollen in Zukunft zumindest in zwei Gewichtsklassen antreten, um die Rennen fairer zu gestalten. Neben den Europäern, die fast alle eigenes Material zum Start mitbrachten, bot Mit-Organisator Edoardo Thermes von Windsurfer Europe Leihmaterial an, das vor allem von den Fahrern aus Übersee (Australien, Japan, Singapur, Südafrika, USA) gebucht wurde. Insgesamt 15 Nationen traten an.

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Da wurde es schon ein bisschen eng auf dem Gelände des Circolo Surf Torbole, der aber mit seinem Regattateam, allen voran die gute Seele Chiara, alles im Griff hatte. Schon der Auftakt, die Eröffnungsfeier mit Parade durch Torbole, an der Spitze trommelte eine Band, dahinter folgten mit Nationenschildern und Flaggen die einzelnen Mannschaften, reichlich mit Beifall bedacht von zahlreichen Zuschauern.

Richtig los ging es auf dem Wasser, der Practice Day fiel leider aus, nach einem Tag warten gleich mit dem Long Distance, alle Teilnehmer an einer Startlinie, die bei leichterem Südwind (Ora) zwei Runden sich abmühten. Silvio Catalano (ITA) kam als Erster ins Ziel, als bester Österreicher Thomas Wallner auf Rang 29 und aus Deutschland sah Harry Schönmüller (44) als Bester das Finish. Sensationell der fünfte Rang Overall für die Damen-Siegerin Bruna Ferracane (ITA).

Vento und Ora von Gewittern gestört

Schlechtwetter-Ora reichte am nächsten Tag für Slalomläufe und zwei bis vier Kursrennen (je nach Gewichtsgruppe), wo dann aus deutscher Sicht Frank Spöttel sein Potenzial zeigte, obwohl er mit einem grippalen Infekt aus seinem Trainingsrevier Gargano anreiste und als Ziel die Top-Ten bei den Leichten anvisierte. „Meine taktischen Schläge gingen voll auf, ich war teilweise Erster an der Luvtonne, doch auf den langen Raumschlägen pumpten die jungen Burschen an mir vorbei“, musste der „Oldie“ einräumen. „Der Start war problematisch, die Linie viel zu kurz gelegt“, bemängelte Dirk Meyer das etwas selbstherrliche Auftreten des Regattaleiters, der auf Hinweise nicht reagierte. Auch der deutsche Juryvorsitzende Walter Mielke, bekannt aus dem DWC, sah einiges kritisch: „Mancher Start hätte zügiger ablaufen können“.

Weitere Slalom- und Kursrennen folgten, der dritte Tag brachte zwar viel Wind, aber auch für diese Jahreszeit ungewöhnliche Kälte. Fast tägliche Gewitter mit Starkregen störten das bekannte Thermiksystem – am Morgen Vento aus Nord, ab Mittag dann der Südwind Ora, dazu blauer Himmel und warme Temperaturen. Nichts ist so wie es war, Klimawechsel auch am Gardasee? „Ein katastrophales Frühjahr“, schimpfte Shaka-Shop-Besitzer Mikel Slijk, der das holländische Team verstärkte, aber auch zu einer tollen Fete mit Freibier und Livemusik vor seinen Shop eingeladen hatte. „Soziale Events sind in der Windsurfer-Klasse ganz wichtig“ ergänzt die einzige Starterin aus der Schweiz, Christine Bauriedl, „hier treffe ich ganz viele Freunde, man sieht sich, man hilft sich“. Highlight auch das viergängige Dinner vor dem CST, das glücklicherweise vom Gewitter verschont blieb.

Ein weiterer Ruhetag mit spiegelglattem See, aber vielem Small Talk oder anderen Aktivitäten, Torbole hat ja einiges zu bieten, bevor dann der finale Tag nach einem weiteren Gewitter für Sonnenschein, warme Temperaturen und für die Vento- und Ora Düse sorgte.

Siegerehrungs-Marathon zum Abschluss

Startbereitschaft um 8 Uhr bei Nordwind, zwei Rennen für alle Klassen, dann Mittagspause und schon rief die Ora aus Süden zu den finalen letzten zwei Wettfahrten auf. In einigen Gruppen würfelten sich die Platzierungen noch etwas durcheinander, vor allem Franzosen schnappten den favorisierten Italienern noch die ein oder andere Goldmedaille weg. Wie fast immer sorgte Frank Spöttel für das beste deutsche Ergebnis, auch wenn er im Kursrennen noch von Rang vier auf sechs abrutschte. „Ich bin trotzdem zufrieden“, so der Mann vom Windsurfing Club Starnberger See.

Dass eine Siegerehrung bei den Windsurfern LT auch mal zwei Stunden dauern kann, ist bekannt, denn in vier Gewichtsklassen plus Damen und vier Wertungen (Long Distance, Slalom, Kursrennen, Overall) und diversen Altersklassen (Junior, Youth, Men, Legend, Super Legend) waren die Medaillen zu verteilen. Mit professioneller Unterstützung von Clubsekretärin Chiara bewerkstelligte CST-Präsident Armando Bronzetti aber auch dies mit viel Routine problemlos. „2025 soll die Internationale Italien-Meisterschaft bei uns laufen“, so der smarte Clubchef. Wenn das mal keine Ansage für Windsurfer LT ist.


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