Vorbei die Zeiten, als Wavesegel von Naish vergleichsweise weich und mitunter etwas schwammig waren. Dem neuen Force 4 wurde deutlich mehr Grundspannung verpasst, als noch vor einigen Jahren der Fall.
An Land:
Bereits das 2023er Modell des Naish Force 4 wurde im Vergleich zu vorherigen Modellen straffer abgestimmt - dieser Weg wird beim 2024er Modell weiter beibehalten. Bereits beim Aufriggen wird dies deutlich, die Trimmkräfte am Vorliek sind spürbar höher als früher. Auch das Naish seit der Saison 2023 ein neues Material - im Marketing-Jargon “XS 1577 Film” - verwendet, trägt zum strafferen Grundgefühl frei, da diese Gitterfolie deutlich mehr integrierte Lastfäden enthält als in den Vorjahren der Fall.
Beim Durchziehen am Vorliek bildet sich ein Loose Leech, welches weit runter Richtung Schothorn verläuft. Unser Trimmtipp: Ein leichtes Loose Leech zwischen den oberen beiden Latten ist ausreichend, an der Gabel muss ebenfalls weniger stark gezogen werden als von älteren Force 4-Modellen bekannt. Geschmacksache ist der offene Rollenblock am Vorliek: Auf die offenen Rollen kann man den Tampen ohne Fummeln einfach auflegen, das geht besonders easy. Bei entspanntem Tampen fällt dieser aber auch gerne mal von der Rolle.
Insgesamt ist die Outline des von uns getesteten 4,5er Modells recht gedrungen, kurze 380 Zentimeter misst das Vorlieks, dafür ist die Gabel mit rund 160 Zentimetern eher etwas länger. Am Schothorn wurden zwei Ösen verbaut, da diese nah beieinander liegen, fällt der gefühlte Unterschied aber klein aus. Wie immer gilt: Durch die Verwendung der oberen Öse bleibt das Achterliek stärker geschlossen, bei Leichtwind hat man dadurch etwas mehr Power. Fädelt man durch die untere Öse, twistet das Achterliek in starken Böen etwas freier, was der Kontrolle zuträglich ist. Bei der Ausstattung lässt das Naish Force 4 keine Wünsche offen: Der Mastprotektor ist steif, dafür aber lang genug und passabel gepolstert. Zudem erscheint der im Centerbereich verwendete Monofilm jetzt etwas dicker und damit solider dimensioniert als früher der Fall. Traditionell niedrig ist die Gabelaussparung. Auf Waveboards ist das kein Problem, wer über 1,90 Meter groß ist und das Segel auch auf breiten Freerideboards (>70 Zentimeter Breite) nutzen möchte, kann die Gabel aber mitunter nicht so hoch montieren wie vielleicht gewünscht.
Auf dem Wasser:
Das neue Force 4 stabilisiert sich beim Anfahren gleich mal passabel, es liegt ausgewogen und fahrstabil in der Hand. Das weiche Grundgefühl der Vorgängermodelle ist einer straffen Abstimmung gewichen. Am untersten Windlimit braucht das Force 4 jetzt vielleicht einen Tick länger, um sich richtig aufzuladen und den Piloten bzw. die Pilotin über die Gleitschwelle zu ziehen. Dafür bleibt das leichte, knackige Segelgefühl jetzt über einen deutlich größeren Windbereich erhalten. Auch in starken Böen liegt das Segel mit viel Ruhe und frei von Druckpunktwanderungen in den Händen, lästiges Umtrimmen bleibt somit auf ein Minimum beschränkt. Überzeugend fällt auch das Handling des Segels aus: Auch wenn das Force 4 nicht zu den allerleichtesten Handlingwundern auf dem Markt gehört, so ist das gefühlte Gewicht in Manövern doch auf einem sehr ansprechenden Niveau. Besondern ausgewogen zeigt sich das Segel darüber hinaus auf der Welle: Es bietet im Bottom Turn stets fühlbaren Grundzug auf der Segelhand, was vor allem bei schlappen Bedingungen und Sideonshorewind hilft, den Speed gut mich hoch zur Wellenlippe zu bringen und in kraftvoll gecarvte Cutbacks oder Wavemoves umzumünzen. Trotzdem vermittelt das Force 4 auch die nötige Neutralität - wer den Dampf mal ablassen will und das Segel öffnet, erlebt erfreulich wenig störendes Eigenleben.
Naish Force 4 - das Fazit:
Das Naish Force 4 wirkt wie aus einem Guss und bietet eine super Mischung aus Gleitpower, Kontrolle und gutem Handling. Weil es spürbar straffer abgestimmt wurde, punktet es jetzt auch bei großen und schweren Personen (> 90 Kilo). In Summe fühlt sich das Force 4 in allen Wavebedingungen vom Ostsee-Chop bis hin zu cleanen Down-the-Line-Bedingungen wohl. Auch Ausflüge ins Flachwasser sind keine Majestäts-Beleidigung, wer allerdings eher selten in die Brandung kommt, überwiegend in Bump & Jump-Bedingungen unterwegs ist und sein Segel auch oft in Kombination mit Freemove- oder Freerideboards nutzt, sollte eher zum Force 5 tendieren - dieses bietet noch etwas mehr Power und Fahrstabilität zum Heizen.