Spot GuideWindsurfen auf Guadeloupe - Traumspots in der Karibik

John Carter

 · 29.03.2024

Guadeloupe ist Windsurfen wie vor einer Fototapete - traumhafte Spots mit atemberaubenden Farben
Foto: John Carter
Weißer Sand, Palmen & Wasserfarben wie im Pool – Guadeloupe ist wie Fototapete, nur in echt. Worldcup-Fotograf John Carter und Local Tristan Algret verraten euch in diesem Guide die besten Spots für eine traumhafte Windsurf-Pool-Party.

Spots in diesem Artikel:

Meine Reise nach Guadeloupe begann auf einer klapprigen Fähre, die mich mitten in der Nacht von der Isle of Wight hinüber ans britische Festland brachte – gemeinsam mit Tausenden schlammverschmierten Festival-Besuchern des gerade zu Ende gegangenen Isle of Wight Pop-Festivals. Zwei Stunden verbrachte ich schlafend auf dem Fußboden des Londoner Flughafens Heathrow, bevor mein Flieger endlich über den großen Teich Richtung Karibik abhob. Dort wollte ich gemeinsam mit den Slalom-Worldcuppern Matteo Iachino und Tristan Algret die schönsten Orte des Karibik-Eilands Guadeloupe ablichten.

Acht Stunden später trifft mich die feuchte Hitze am Flughafen Pointe-à-Pitre wie ein Hammer. Unser „Reiseleiter“ Tristan, ein echter Local, erwartete uns bereits: „Welcome to paradise!“

Guadeloupe - Europas Außenposten

Guadeloupe ist ein Archipel, welches aus gut einem Dutzend Inseln besteht. Die beiden Hauptinseln verleihen Guadeloupe, von oben betrachtet, die Form eines Schmetterlings. Der linke Flügel, Basse Terre, ist bergig, von dichtem Regenwald bedeckt und von einem mächtigen Vulkan, dem knapp 1500 Meter hohen La Souffrière, geprägt. Der rechte Flügel, Grande Terre, ist ungleich flacher und mit seinen traumhaften Sandstränden und flachen Lagunen nicht minder reizvoll.

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Ich bin Brite, und natürlich freute ich mich nach der langen Anreise auf ein kaltes Bier. Die Einladung Tristans zu einem Wilkommens-Drink in Form eines Ti-Punchs auszuschlagen, wäre trotzdem unhöflich gewesen. Weißer Rum, Limetten, Zuckerrohr-Sirup – fertig ist ein Drink, der mir beim ersten Nippen mit seinen knapp 50 Umdrehungen schon die Schuhe auszog. Ich erwähnte gegenüber Tristan meinen Plan, vor den Felsen am Pointe des Châteaux zu surfen – einer beeindruckenden Felsformation, die ich schon bei meiner Online-Recherche als mögliche Fotokulisse ausgemacht hatte.

Tristan war wenig begeistert: „Zu wild, zu gefährlich!“. Nach zwei weiteren Ti-Punch versprach er zumindest darüber nachzudenken.

Land der Lagunen

Nach einem opulenten Frühstück lotste uns Tristan am nächsten Morgen nach Saint-Francois, einem seiner absoluten Lieblingsspots. Dort angekommen, verstand ich schnell, warum: Konstanter Passat mit 15 Knoten, weißer Sandstrand, Palmen und eine Lagune, die in allen möglichen Blautönen leuchtete. Dies muss der Windsurf-Himmel sein! Einige Stunden glühten Matteo und Tristan in feiner Gesellschaft von Meeresschildkröten und Stachelrochen mit einigen einheimischen Surfern übers Wasser – nur in Shorts, versteht sich. Ich durfte Fotos von einem der Hausboote in der Lagune schießen. Wer 300 Euro pro Nacht investiert, kann sich hier ein wenig Luxus gönnen.

Dies muss der Windsurf-Himmel sein!

Auch am folgenden Tag ließ ein neuer, palmengesäumter Spot mein Fotografenherz höher schlagen: Die wenigen Hundert Meter von Le Gosier über eine glattgebügelte Flachwasserpiste bis hi­­­nüber zur vorgelagerten Îlet du Gosier legten die Jungs angesichts von satten fünf Windstärken im Handumdrehen zurück. In Lee des Leuchtturms entdeckten die beiden eine kleine Welle, über die sie sich auch mit Slalom-Equipment nicht scheuten, meterhoch in die Luft zu schießen.

Traumkulisse und dunkler Geschichte

Trotz des weiter beständig wehenden Passats und der Traumkulisse zog es uns am Nachmittag nach Pointe-à-Pitre, die Hauptstadt der Insel. Das Memorial ACTe ist beides – Kulturmuseum und Erinnerungsstätte für die bewegende Geschichte des Sklavenhandels. Die Kombination aus moderner Architektur, beeindruckenden Original-Exponaten und neuen Medien gibt einen gleichermaßen interessanten wie verstörenden Einblick in das dunkle Kapitel der Sklaverei, das in den französischen Kolonien erst 1848 ein offizielles Ende fand.

Die folgenden Tage vergingen wie im Fluge – wie immer, wenn man an schönen Orten ist. Wir surften und fotografierten die Spots rund um Sainte-Anne und im Norden von Basse Terre. Auch einen Besuch in der Reimonenq Rum Destillerie ließen wir uns nicht nehmen. Nach einigen weiteren Ti-Punch war die Entscheidung gefallen. Auf nach Pointe des Châteaux! Nun, ich muss gestehen: Tristan hatte recht – es war wellig und angesichts des wilden Shorebreaks auch ein wenig gefährlich. Die Fotokulisse und das Wissen, die ersten Windsurfer an diesem wunderschönen Flecken Erde gewesen zu sein, entschädigte uns aber auf ganzer Linie.

Die besten Windsurf-Spots auf Guadeloupe

1) Le Gosier/La Datcha

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Starten kann man sein Windsurf-Abenteuer am feinen weißen Sandstrand La Datcha bei Le Gosier. Am Strand gibt’s auch diverse Hotels, Appartments und Restaurants – wer hier sein Domizil aufschlagen will oder nach der Surfsession in netter Atmosphäre essen möchte, wird schnell fündig. Ideal funktioniert der Spot bei Ost- bis Südostwind, der sideshore von links weht. Dem Strand einige Hundert Meter vorgelagert, befindet sich die kleine Îlet du Gosier. Der Wind weht konstant und bringt einige Chops mit. Da in der Lagune oft Segelboote ankern und auch oft Schwimmer und Schnorchler im Badewannen-Wasser ihren Spaß haben, ist ein wenig Vorsicht geboten. In Lee des Leuchtturms läuft mitunter etwas Dünung über ein Riff und lädt zu Sprungsessions ein.

2) Saint-Felix

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Rund zwei Kilometer östlich des Örtchens Saint-Felix befindet sich ein Geheimtipp für alle, die auch in der vollen Jahreszeit etwas mehr Ruhe suchen: Die Hauptstaße N4 führt an einem komplett unbebauten Strandabschnitt vorbei, mit den entsprechenden Koordinaten (16.207096, -61.442705) kommt man ans Ziel. Der Passat weht hier auflandig, man surft daher sehr sicher. Speedruns entlang des palmengesäumten Strandes werden allenfalls von kleinen Chops gestört. Auch hier gilt: Auf Schwimmer achten! Am vorgelagerten Riff geht sich mitunter eine kleine Jumpsession aus.

3) Sainte-Anne

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Sainte-Anne gehört zu den absoluten Windsurf-Hotspots auf Guadeloupe! Der Ort selbst ist für seine Zuckerrohr-Verarbeitung bekannt. Den Spot kann man nicht verfehlen, starten kann man an vielen Stellen entlang des Strandes, z.B. in Luv an der Base Nautique, wo man auch Windsurfmaterial ausleihen kann, weiter in Lee an der Freestyle School oder rund um den Club Med. Weil es hier die komplette In­frastruktur aus spotnahen Unterkünften, Surfcentern, Shops, Restaurants & Bars gibt, ist es wenig verwunderlich, dass in Sainte-Anne jede Menge los ist. Die tollen Flachwasserbedingungen in der großen Lagune teilt man sich demnach mit vielen Kitern, Seglern und sonstigen Wassersportverrückten. Auch die Lagune von Sainte-Anne wird vor Wellen geschützt, so dass hier Aufsteiger und Könner gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Die wenigen Untiefen kann man dank des kristallklaren Wassers leicht identifizieren. Spaß haben hier mitunter auch Wave-Fans, denn die Windwelle aus Ost entlädt sich am vorgelagerten Riff. Am Break „Calif“ sind mit Sideonshorewind von links und Wellenhöhen zwischen einem und zwei Metern vor allem Sprünge und Backside-Wellenritte drin. Etwas weiter in Lee, vor dem Club Med, bricht am Riffabschnitt „La Digue“ eine cleane aber gemäßigte Welle, die regelmäßig mehrere Frontsideturns erlaubt. Auch wenn es hier recht voll wird, so entschädigt Sainte-Anne mit seiner tollen Kombi aus Strandleben, Flachwasser und Welle in unmittelbarer Nachbarschaft auf jeden Fall.

4) Saint-François

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Wer nicht nur auf Flachwasser aus ist und einen Kombi-Spot mit Speedpiste, Chop und manchmal sogar Brandung sucht, ist in St. François bestens aufgehoben. Die Lagune ist eine Augenweide – weißer Sandstrand, Palmen und türkises Wasser, eine Kombination wie auf einer Fototapete. Gestartet wird östlich des kleinen Hafens, hier befindet sich auch ein kleines Wassersportcenter, an dem man Anfängermaterial und sonstiges Wassersportgerät ausleihen kann. Der Strand ist auch bei Sonnenanbetern überaus beliebt, dementsprechend voll kann es hier werden. Cruist man durchs glatte Wasser in Richtung des Channels, der durch das Riff führt, wird es immer welliger. An Tagen mit Swell oder großer Windwelle bricht am Außenriff auch eine gemäßigte Brandungswelle, die in der Regel 1-1,5 Meter hoch wird und zum Abreiten mit Wind von links einlädt – großes Wavematerial vorausgesetzt.

5) Bas-Vent

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Locals wie Tristan Algret schwören, dass dieser Spot im Norden von Basse Terre der windigste Platz auf ganz Guadeloupe ist. Ein leicht nördlicher Einschlag bei der Windrichtung hilft, dann zieht es zwischen dem Festland und der vorgelagerten Îlet Kahouanne immer einige Knoten stärker durch als an den Spots der Südküste. Wer möchte kann sich im Langely Resort Fort Royal spotnah und windgeschützt einmieten, sein Board wassert man dann am besten in Luv am Plage du Grand Bas-Vent. Hier weht der Wind idealerweise sideshore von rechts, bei starkem Wind oder Swell kann Shorebreak entstehen. Draußen erlaubt spürbare Windwelle einige Luftsprünge, der Blick zurück zum leuchtend weißen Sandstrand und die grünen Hügel ist eine Augenweide. Wenn der Wind einen südlichen Einschlag bekommt, wird es hier böig. Am nahen Langley Resort kann man Wassersportequipment wie SUP-Boards, Katamarane und etwas Windsurf-Material mieten.

6) Sainte-Rose

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An der Nordküste von Basse Terre gibt es mit Sainte-Rose einen weiteren schönen Spot, der weniger aufgrund seiner Strände, sondern vor allem wegen seiner Mangroven so besonders ist – das Gebiet steht unter Naturschutz. Starten kann man rund um den kleinen Hafen, in Luv schützen zahlreiche vorgelagerte Inseln den Spot effizient vor Wellen – ein Traum zum Freeriden, Racen und Tricksen. Der Wind weht hier in der Regel nicht ganz so stark wie in Bas-Vent, dafür funktioniert der Spot auch bei Ost- bis Südostwind noch gut. Sämtliche Infrastruktur wie Unterkünfte und Restaurants gibt es vor Ort. Bei einem derart herrlichen Ambiente sollte man beim Herumheizen trotzdem die Wassertiefe im Auge behalten, um nicht seine Finne in den Lagunen zu versenken. Apropos Finne: Auch eine Seegrasfinne kann hier mitunter nützlich sein.


Revier-Infos Guadeloupe

Anreise

Guadeloupe ist von Europa aus problemlos innerhalb eines Tages zu erreichen. Die Flugpreise schwanken, je nach Saison, meist zwischen 600 und 1000 Euro. Eine Zwischenlandung in Paris ist die Regel. Wir empfehlen, einen Mietwagen zu buchen. Erstens, weil man als Windsurfer vor Ort flexibel sein sollte. Zweitens, weil es auf Guadeloupe viel zu viel zu entdecken gibt, als nur an einem Spot zu bleiben. Es herrscht Rechtsverkehr, die Straßen sind gut ausgebaut.

Unterkünfte

Guadeloupe haftet der Ruf an, elitär und teuer zu sein. Das ist teilweise richtig, vor allem in der Hauptsaison zwischen Weihnachten und Februar sind die Preise für Unterkünfte und Essen mitunter stattlich. Vor allem aber in der Vor- und Nachsaison findet man über die bekannten Buchungsplattformen sowie airbnb.de auch preiswerte Appartments, Hotels oder Hostels. Wir würden empfehlen, sich auf an der Süd- oder Nordostküste von Grande Terre einzumieten (z.B. rund um Sainte-François oder Sainte-Anne), da hier die Mehrzahl der Surfspots mit dem Miet­wagen schnell zu erreichen sind.

Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen

Durch die Lage nahe des Äquators ist das Klima auf Guadeloupe im Jahresverlauf nur geringen Schwankungen unterworfen. Im Hochsommer liegen die Durchschnittstemperaturen bei rund 30 Grad, in den Wintermonaten rauscht das Thermometer mit 28 Grad im Mittel auch nicht gerade in den Keller. Die beste Reisezeit für Windsurfer ist zwischen Dezember und Juni, ab Juli wird das Wetter dann zunehmend unbeständiger, weil dann tropische Tiefdrucksysteme oder sogar Hurricans entstehen, die das Passatsystem stören. Der Passat aus NO bis SO weht sehr beständig und im Schnitt an knapp 50 Prozent der Tage mit Gleitstärke.

Hinweis: Die abgedruckte Windstatistik stammt vom Flughafen in Pointe-à-Pitre, wo der Wind oft leichter weht als an der Südküste. Locals wie Tristan Algret betonen daher, dass die angegebenen Prozentzahlen eher zu niedrig gegriffen sind – er beziffert die Tage mit Gleitwind auf ca. 70 Prozent.

Wichtig zu wissen: Guadeloupe ist kein Starkwindrevier, meist weht der östliche Passat mit 12 bis 20 Knoten. Starkwindtage mit 25 Knoten sind die Ausnahme. Dafür kann man einen langen Neo getrost zuhause lassen, bei 25 Grad Wassertemperatur im Winter sind Boardshorts oder Shorty absolut ausreichend. Unbedingt mitnehmen sollte man Sonnenschutz-Accessoires. An einigen Spots sind Steine, Korallen oder Seeigel durchaus zu finden, ein paar dünne Surfschuhe sind daher empfehlenswert.

Stationen und Verleih

Auf Guadeloupe sollte man keine riesigen Verleihcenter erwarten, trotzdem kann die Anreise für Flachwasser-Fans auch ohne eigenes Material Sinn machen. Etwas Leihmaterial gibt’s an den folgenden Centern – wir empfehlen trotzdem vor Anreise die Materialverfügbarkeit abzufragen:

Shops

Ersatz für kaputtes Material bekommt man hier

Sainte-Anne

  • Looka Surf: www.lookasurf.net
  • Windy Sails: zu finden auf Facebook unter „Windy Sails Voilerie“

Le Gosier

Alternativprogramm

Guadeloupe ist eine perfekte Destination, um Windsurfen und Sightseeing miteinander zu verbinden – auch Nicht-Surfer kommen hier auf ihre Kosten. Die Strände sind traumhaft. Egal, ob Schnorcheln, Tauchen, SUPen, Wandern, Klettern oder Biken – sämtliche Outdoor-Aktivitäten sind auf der Insel möglich. Ein Besuch von Basse Terre, mit seinen Regenwäldern, Wasserfällen, heißen Quellen und atemberaubenden Naturlandschaften, ist ein absolutes Muss. Auch einen Besuch des Kulturmuseums ACTe in Pointe-à-Pitre ist lohnenswert. Weitere Tipps findet man auf der Website der Tourismuszentrale

Gut zu wissen

Mietwagen rechtzeitig buchen, das Angebot ist in der Hauptsaison mitunter begrenzt. Moskitos sind ein Thema, Mückenschutz und Moskitonetz sind lohnende Anschaffungen. Malariaschutz ist hingegen nicht nötig. Seeigel im Wasser können an manchen Spots vorkommen – Stachel immer sofort entfernen, im warmen Wasser drohen sonst Entzündungen.

Dieser Spot Guide erschien erstmals in surf 11-12/2019


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