Ein Ergebnis musste es beim Abschluss des Konsultationsprozesses nicht geben – das Vorhaben, ein Nationalparkgesetz zu verabschieden, gilt in der Schwarz-Grünen Regierungskoalition Schleswig-Holsteins mittlerweile bekanntlich als politisch nicht mehrheitsfähig.
Getagt wurde dennoch. Die Interessenvertreter der Bereiche Tourismus, Fischerei, Naturschutz, Regionalentwicklung, Kreise und Kommunen, Landwirtschaft/Wasserwirtschaft/Landnutzung und schließlich auch des Wassersports wurden um ihre Bewertung der bisherigen Ergebnisse und um Vorschläge gebeten, auch ohne einen Nationalpark den Gebietsschutz im Bereich der Schleswig-Holsteinischen Ostseeküste auszubauen. Das war Angesichts der ursprünglöichen Fragestellung überraschend, wie vorab berichtet.
Einer der Teilnehmer an dem Termin war der Flensburger Rechtsanwalt Hans Köster, Umweltbeauftragter des Schleswig-Holsteinischen Landesseglerverbandes. Er berichtete anschließend gegenüber unserem Schwester-Magazin YACHT:
„Gut 40 Teilnehmer waren gekommen. Schon nach der Eröffnung und Präsentation der für den Tag vorgesehenen Workshopaufgaben wurde erhebliche Kritik zu Inhalt und Verfahren geäußert. Obwohl die Voten der einzelnen Gruppen klar waren - der ganz überwiegende Teil der Workshops hatte sich gegen die Einrichtung eines Nationalparks gewendet - sollten die Teilnehmer des abschließenden Verzahnungsworkshops die einzelnen Ergebnisse der Fachworkshops nochmals werten.
Unmut über das Verfahren
Dem Ansinnen der mit der Durchführung des Konsultationsprozesses beauftragten Unternehmensberatung, der Politik auf diese Weise eine Idee von der Meinung über das Projekt Nationalpark Ostsee an die Hand zu geben, wurde heftig widersprochen; etwas so objektiv Erkennbares wie die klaren Meinungsbilder der einzelnen Workshops müsse man nicht mehr interpretieren, das Ergebnis spreche für sich, so die Meinung der Teilnehmer.
Dem Moderator gelang es gleichwohl, alle Beteiligten davon zu überzeugen, dass der Workshop fortgesetzt werden sollte, damit die Agenda und jedenfalls einige Ergebnisse auch dieses Workshops protokolliert und für das weitere Verfahren zur Verfügung gestellt werden können.
Viele Vertreter einzelner Fachworkshops kritisierten nochmals deutlich, dass sie sich vom bisherigen Konsultationsprozess zum Nationalparkprojekt klare Aussagen zu fachlichen Voraussetzungen und Auswirkungen sowie konkreten Maßnahmen gewünscht hätten. Auf Grundlage solchen Wissens hätten die einzelnen Vertreter in ihren jeweiligen Verbänden eine Meinung bilden und ein konkretes Mandat für bestimmte Entscheidungen und Maßnahmen erhalten können.
Wenn also die Diskussion um den Nationalpark Ostsee etwas gebracht hat, dann auf jeden Fall, dass das Thema Ostseeschutz bei allen Beteiligten obenauf liegt.” (Hans Köster)
Gebietsschutz auch ohne Nationalpark
Denn genau dieses Thema wurde im Laufe des Verzahnungsworkshops jetzt noch einmal bewegt – es sollten Ideen und Maßnahmen zu einem verbesserten Gebietsschutz erarbeitet werden. Auch wurde nochmals abgefragt, welcher Verband welche Maßnahmen umsetzen könnte, um etwas zur Verbesserung des Zustands der Ostsee beizutragen.
Die Antworten waren entsprechend zurückhaltend. Einigkeit bestand allein darin, dass sich alle Beteiligten weiter in den Ostseeschutz einbringen wollen und werden. Der Wassersport hat signalisiert, auch zukünftig Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes der Ostsee unterstützen zu wollen, bisherige Instrumente und Regelungen auszuschöpfen und mit eigenen Ideen an die verantwortlichen Stellen herantreten zu wollen.
Wenn also die Diskussion um den Nationalpark Ostsee etwas gebracht hat, dann auf jeden Fall, dass das Thema Ostseeschutz bei allen Beteiligten obenauf liegt, der aktuelle Status nochmals in den Vordergrund gestellt wurde und die Notwendigkeit von Maßnahmen zum Schutz auch vom Wassersport mitgetragen wird.“
Minister Tobias Goldschmidt ist zuversichtlich
Eine positive Bilanz zieht Umweltminister Tobias Goldschmidt in einem Statement gegenüber unseres Schwestermagazins:
“Gestern hat der Verzahnungsworkshop zum Konsultationsprozess Nationalpark Ostsee stattgefunden. Ich danke allen, die daran teilgenommen haben. In der jetzt anstehenden Bewertung wird die Stärke der geäußerten Argumente entscheidend sein, nicht deren Lautstärke.
Dass klare Ja nahezu aller Teilnehmer zu mehr Ostseeschutz ist eine gute Nachricht.” (Tobias Goldschmidt)
Dass klare Ja nahezu aller Teilnehmer zu mehr Ostseeschutz ist eine gute Nachricht. Neben Hoffnungen sind auch Sorgen und Ablehnung geäußert worden, die ich ernst nehme. Und es sind Interessen vertreten worden, die politisch abgewogen werden. Wir werden in der Landesregierung beraten, welche Maßnahmen ganz konkret notwendig und welche Instrumente passend sind, um den Naturraum Ostsee wirkungsvoll zu schützen. Dieses Ziel ist wichtiger denn je, was die dramatischen Meldungen zum Zustand der Ostsee deutlich machen, die uns nahezu im Wochentakt erreichen.
Nationalparke sind in Deutschland und auf der ganzen Welt ein Erfolgsmodell für den Naturschutz im Einklang mit den Menschen vor Ort. Viele unterstützende Stimmen aus der Wissenschaft und positive Rückmeldungen aus dem Land bestätigen die Chancen, die mit einem Nationalpark Ostsee verbunden sein könnten.“