Der Nationalpark Ostsee ist bekanntlich vom Tisch, nachdem sich die CDU auf ihrem Landesparteitag in Schleswig-Holstein Anfang Oktober geschlossen gegen die Pläne von Umweltminister Tobias Goldschmidt gestellt hatte. Der Unmut beim grünen Koalitionspartner war groß, Goldschmidt hält weiterhin an der Idee fest. Ungeachtet dessen findet heute der sogenannte Verzahnungsworkshop statt, der das Ende des seit Frühjahr laufenden Konsultationsprozesses markiert. Vertreter der sieben Fachworkshops - darunter auch der Wassersport-Bereich - kommen in Neumünster zusammen, um ihre Ergebnisse und Standpunkte zusammenzutragen.
Doch was soll dort noch besprochen werden, wenn es ohnehin keine politische Mehrheit für einen Nationalpark Ostsee gibt? Der Flensburger Rechtsanwalt Hans Köster, Vorstandsmitglied für Umweltfragen beim Landesseglerverband Schleswig-Holstein, fürchtet die Einrichtung von Sperrzonen durch die Hintertür: “Wir werden in der Einladung gebeten, konkrete Vorschläge für einen verbesserten Gebietsschutz im Bereich der Potenzialkulisse ohne Nationalpark zu machen. Das heißt im Klartext Vorschläge für die Ausweitung von bereits bestehenden Schutzgebieten”, sagte er in einem Interview mit unserem Schwester-Magazin YACHT.
Welche Flächen können für eine Nullnutzung aufgegeben werden?
Zur Erinnerung: Die Potenzialkulisse bezeichnet die Flächen, die im Vorschlag des Umweltministeriums Schleswig-Holstein ursprünglich den Nationalpark Ostsee bilden sollten. Köster: “Nun geht es innerhalb dieses Bereiches also ausdrücklich um ‘Gebietsschutz’. Nicht um Gewässerschutz. Das kann man nur so interpretieren als dass wir sagen sollen, welche Gebiete wir Wassersportler bereit sind, für eine Nullnutzung aufzugeben.” Solche Schutzgebiete haben in der Regel eine konkrete Begründung, etwa den Schutz brütender Vögel. Die Expertise darüber müsse aber aus dem Ministerium kommen und nicht aus den Reihen der Wassersportler.
“Dass es jetzt wieder darum gehen soll, konkrete Maßnahmen zu benennen und zu diskutieren wundert nach den klaren Ansagen an das Ministerium schon sehr”, so Köster. Bis auf die Vertreter der Naturschutzverbände hatten sich alle Workshops deutlich gegen einen Nationalpark Ostsee ausgesprochen. “Alles, was wir an Ideen für einen besseren Ostseeschutz ohne Nationalpark haben, spielt bei der Antwort auf diese neue Frage gar keine Rolle.” Köster vermutet, dass die Politik vor allem im Fokus hat, die Größe der geschützten Flächen zu vergrößern, nachdem es kürzlich eine Aufforderung der EU zu diesem Thema gab.