Test & VideoSind Downwind-Boards die Leichtwindwaffe zum Wingen?

Manuel Vogel

 · 12.11.2023

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Foto: Marius Gugg
Sind schmale, lange Downwind-Boards die ultimative Waffe für das Wingfoilen bei Leichtwind? Wir haben es ausprobiert - hier ist unser Erfahrungsbericht.

Downwind-Boards sind, verglichen mit gängigen Wingfoilbrettern, deutlich länger und sehr schmal. Zum Vergleich: Typische Foilboards mit etwa 100 Litern Volumen liegen bei der Länge im Bereich von 155 bis 170 Zentimetern (5’1’’ bis 5’7’’) und sind durchschnittlich knapp 70 Zentimeter breit. Unser exemplarisch verwendetes Downwind-Board, der Naish Hover Downwind 105, bringt es gerade mal auf 57 Zentimeter Breite (22,5’’), dafür aber auf stattliche 216 Zentimeter Länge (7’1’’).

Downwindboards sind sehr schmal und vergleichsweise lang
Foto: Marius Gugg

Die Wurzeln der Downwind-Boards liegen im SUP-Foiling. Um mit dem Foil-SUP auch auf runden Dünungswellen reiten zu können, wurden Boards benötigt, die auch mit wenig Schub bereits auf die nötige Geschwindigkeit beschleunigen. Der Schritt, solch schmale und vergleichsweise lange Boards dann auch als Frühstarter mit dem Wing zu kombinieren, lag nahe. Wie früh man damit wirklich ins Fliegen kommt und wie schwierig die schmalen Bretter überhaupt zu fahren sind, haben wir ausprobiert - hier ist der Erfahrungsbericht unseres Redakteurs Manuel Vogel.

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Kampf gegen die Bugwelle

Ich habe exemplarisch für Downwind-Boards das Naish Hover Downwing 105 ausprobiert und dieses gegen ein gängiges Wingfoilboard ähnlicher Größe getestet, von dem ich aus vielen Quervergleichen weiß, dass es zu den sehr gut angleitenden Boards gehört. Wing und Foil waren bei meinem Quervergleich natürlich identisch. Zuerst ging es jeweils mit dem normalen Wingfoilboard aufs Wasser - bei 6 bis 10 Knoten Wind hatte ich als 90 Kilo schwerer Surfer mit einem fünf Quadratmeter großen Wing und einem 1840er Naish-Foil keine Chance, mich aufs Foil zu pumpen. Dass dies so ist, liegt vor allem an der Bugwelle, die mein 5’5er Wingboard vor sich herschiebt und die es zu überwinden gilt. Nach einigen Pumpversuchen mit medizinisch bedenklicher Pulsfrequenz gebe ich auf und wechsele gespannt aufs Downwind-Board.

surf/img-2622_dbd2cb84ec3e3c14b087566b4c07ff80Foto: Marius Gugg

Einschneidendes Erlebnis

Die Bedenken, auf dem schmalen Zahnstocher bereits beim Aufstehen zu scheitern, lösen sich zum Glück schnell in Luft auf. Während mir das Naish Hover Downwind 105 als SUP sicher viel zu klein und wacklig wäre, wirkt das Board mit montiertem Foil erstaunlich kippstabil. Aufgrund der Länge liegt das Downwind-Board auch um die Querachse überdurchschnittlich stabil im Wasser. Was sofort auffällt: Es gibt keine Bugwelle! Sobald nur ein Hauch Wind (4-5 Knoten) im Wing zu spüren ist, schneidet der spitze Bug schon durchs Wasser, das Brett macht ordentlich Meter. Als die erste Mini-Böe eintrifft, beginne ich zu pumpen. Weil es keine bremsende Bugwelle gibt, wird das Brett mit jedem Pumpzug gefühlt einen km/h schneller, der relative Wind nimmt stetig zu und nach wenigen Sekunden hebt das Board tatsächlich ab. Das Gefühl, bei spiegelglattem Wasser alleine über die Kieler Förde zu schweben, ist mehr als erhebend. Mein Hochgefühl dauert bis zur ersten Halse - dazu gleich mehr. Ebenfalls beeindruckend ist, wie schnell das Board Wellenschub in Vortrieb umsetzt. So genügen auch kleine, von Schiffen erzeugte Dünungswellen, um - mit einigen Pumpzügen kombiniert - schon bei gefühlter Windstille abzuheben.

Kein ganz einfaches Unterfangen - Manöver auf einem schmalen Downwind-BoardFoto: Marius GuggKein ganz einfaches Unterfangen - Manöver auf einem schmalen Downwind-Board

Eiertanz

Normalerweise muss ich nicht über meine Standardmanöver nachdenken - nach drei Jahren Wingfoilen und unzähligen Tagen auf dem Wasser sind normale Wenden und Halsen in Fleisch und Blut übergegangen. Auf dem Downwind-Board ist alles anders. Abgesehen davon, dass ich erstmal darauf achten muss, dass ich meine 48er Treter nicht versehentlich neben das Brett setze, geraten die ersten Halsen zum Eiertanz. Weil auf dem schmalen Deck der Hebel fehlt, kann man den Kräften des Foils offensichtlich weniger entgegensetzen. Nach einigen Crashes, die mich an meine Anfangszeit beim Wingen erinnern, komme ich langsam besser zurecht. Eine Stunde später klappen Wenden, Halsen und andere Foil-Manöver - wobei immer eine deutlich erhöhte Aufmerksamkeit nötig ist.

Downwind-Boards - das (vorläufige) Fazit:

Der Vorteil, den schmale, lange Downwind-Boards bei grenzwertigem Leichtwind gegenüber “normalen” Wingboards haben, ist immens. Unabhängig davon welches Foil und welchen Wing man verwendet, kann man das Windlimit tatsächlich um einige Knoten drücken. Wer also an typischen Leichtwind-Spots lebt und regelmäßig darum kämpft, überhaupt aufs Foil zu kommen, bekommt mit solchen Brettern einen wirklichen Game Changer. Damit man damit seinen Spaß haben kann, ist aber ein gehobenes Fahrlevel nötig. So einfach das Abheben ist, so anspruchsvoll sind Manöver - für Wingfoil-Einsteiger sind solche Boards also eher ungeeignet.

Unseren Erfahrungsbericht seht ihr auch im folgenden Video:


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