Downwind“Das Gefühl endlosen Fliegens” - Michi Schweiger über den Downwind-Trend

Manuel Vogel

 · 24.05.2024

Kleine Windwellen  wie hier am Gardasee reichen aus, um auf  dem Foil lange  Strecken zu fliegen.
Foto: Ronny Kiaulehn
Downwindboards sind extrem angesagt bei den Herstellern. Auch Michi Schweiger, Produktmanager bei Naish, hat das Downwinden für sich entdeckt. Im Interview erklärt er, worauf es ankommt, wenn man den Wing gegen das Paddel tauschen möchte.

Michi, was macht für dich die Faszination des Downwindens aus?

Ich denke, ein Teil der Faszination ist sicher das Gefühl des endlosen Fliegens, nur mit dem Board. Für mich persönlich ist es technisch anspruchsvoll und ein extrem gutes Work-out. Das Tolle ist, dass man sich dieses Freiheitsgefühl mitten im Meer oder auch an einem großen See holen kann.

SUP-Downwinden klingt für viele nach einer sehr schwierigen Sache. Oder ist das auch für Hobbypaddler machbar?

Man kann nicht sagen, dass es einfach ist. Aber das Erfolgsgefühl, wenn man es einmal kann, lässt einen die Schwierigkeiten des Anfangs vergessen. Die Materialentwicklung der letzten paar Jahre, die zu längeren Boards geführt hat und auch zu Foils, die extrem viel Glide bieten, hat diesen Sport auf jeden Fall einfacher gemacht. Die besten Voraussetzungen hat man, wenn man SUP-und auch Foil-Erfahrung vom Windsurfen, Wingfoilen oder Pumpfoilen mitbringt.

In welchen Bedingungen sollte man idealerweise damit anfangen? Geht es nur auf dem offenen Meer oder sind auch große Binnenseen eine Option?

Mit dem neuen Material – lange Downwind­boards und High-Aspect-Foils mit viel ­Glide – sind sowohl Seen als auch das Meer geeignet. Wichtig ist dabei, verschiedene Sicherheitsaspekte im Kopf zu haben: Man beginnt mit dem Wing und lässt diesen driften, surft die Wellen nur übers Foil. Sobald man ohne Wing starten will, ist es mit stärkerem Rückenwind deutlich leichter als bei Windstille. Mit etwas Übung bringt man das Windlimit wirklich sehr weit runter. Ich würde sagen, mit großen Foils reichen 10 bis 15 Knoten Rückenwind. Was auch extrem hilft, ist, sich die Zeit zu nehmen, um das Anpaddeln ausgiebig im Flachwasser zu üben. Wenn man das draufhat, hat man die Sicherheit, wirklich überall wieder aufs Foil zu kommen, auch wenn der Rückenwind nicht mehr ideal ist.

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Mit welchem Material sollte ein halbwegs geübter Paddler (z. B. 75–85 Kilo) anfangen, um den Sport lernen zu können?

Ich würde sagen, ein Board mit um die 125 Liter und ein Foil um 1800 High Aspect mit einem Mast um die 75 Zentimeter herum sind ideal. Beim Paddel hilft eines mit relativ großem Blatt – ich verwende zum Beispiel ein 110er-Blatt. Persönlich finde ich Vario-Paddel super, weil ich dann beim Anpaddeln eine kürzere Länge wählen kann, um eine höhere Frequenz zu erreichen. Wenn ich dann auf dem Foil bin, mache ich mir das Paddel länger – dann kann ich ab und zu mal mit dem Paddel nachhelfen, um von Welle zu Welle zu kommen, und muss nicht so tief in die Knie gehen, um mit dem Paddel das Wasser zu berühren. Bei der Boardlänge finde ich etwas zwischen 7’8’’ und 8’0’’ ganz gut, da einem die Länge hilft, leichter aufs Foil zu kommen. Was die Breite angeht, würde ich etwas im Bereich zwischen 20’’ und 24’’ nehmen.

Solche Breiten sind normalerweise nur was für absolute SUP-Experten. Ist das nicht viel zu kipplig?

Ein Großteil der Stabilität kommt im Endeffekt von der Breite des Foils und nicht nur von der Breite des Boards.

Was unterscheidet die reinen Downwindboards wie euren Hover Downwind von anderen Bretttypen und warum sind sie zum Downwinden so gut geeignet?

Generell sind spezielle Downwindboards einfach schmaler und länger. Die Länge macht es einfacher, aufs Foil zu kommen, weil man etwas mehr Grundgeschwindigkeit bekommt, um sich dann aufs Foil zu pumpen. Die geringere Breite gibt dem Board mehr Richtungsstabilität, damit es geradliniger durchs Wasser zieht, was dann auch das Anpaddeln einfacher macht. Im Endeffekt paddelt man nur auf einer Seite, um aufs Foil zu kommen.

Entscheidend ist am Anfang die Wahl der Route. Wer kurze Trips entlang des Ufers probiert, kann Downwinden sicher lernen.”

Was gibt es beim Downwinden bezüglich der Sicherheit zu beachten? Nimmst du spezielles Safety-Equipment mit?

Es hat viel mit Erfahrung und der Wahl der passenden Route zu tun. Man sollte den Spot kennen und wissen, wie die Bedingungen beim Start und am Ziel sind. Idealerweise beginnt man mit kurzen Downwindern, die nur wenige Hundert Meter lang sind und parallel zur Küste führen. Das Motto sollte sein: Wenn ich es nicht auf dem Board stehend ins Ziel schaffe, sollte es mich zumindest von alleine dort antreiben. Immer habe ich eine Leash dabei, die mich mit dem Board sicher verbindet. Auch gut sichtbare Kleidung ist essenziell, vor allem, wenn man längere Downwinder entlang der Küste und über größere Entfernungen plant. Dann habe ich auch immer ein Telefon in einer wasserdichten Hülle dabei. Ebenfalls gut für längere Trips ist ein Camel-Bag, um etwas zu trinken zu haben. Eine andere Idee für längere, nicht so zugängliche Bedingungen ist, Sicherheits-Tools wie zum Beispiel ein Restube am Körper zu tragen. Und natürlich gilt auch die Grundregel Nummer eins, die für alle Wassersportler gilt: Sag immer jemandem am Ufer Bescheid, wo du startest, wohin es geht und wann du wieder zurück sein willst.

Michi, danke für das Gespräch!


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