Die spannende Frage bei diesem Test war, ob das neue Starboard Gen R eine sportliche Touring-Alternative zum Klassiker Starboard Touring sein kann.
Kleine Unterschiede bei den Eckdaten
Zuerst schauen wir uns die Boards an Land an: Beide Boards sind 14 Fuß lang, was auch die maximale Länge ist, die man üblicherweise kaufen kann und somit können beide Boards von dieser Seite bereits das maximale Speed-Potenzial abgreifen - zumindest theoretisch. Denn bei SUP-Boards ist die Länge - so wie bei Kanus, Segelyachten oder Motorbooten - für die Geschwindigkeit der limitierende physikalische Faktor. Zumindest, solange ein Gefährt nicht ins Gleiten kommt. Was es damit genau auf sich hat, erfährst du weiter unten nochmal im Detail. In der Länge unterscheiden sich die Boards also nicht, in der Breite ist das Gen R ein Inch schmaler gehalten. Ein Inch sind 2,54 Zentimeter, also auch kein wahnsinnig großer Unterschied. Dennoch ist die Breite hinsichtlich Speed nicht zu unterschätzen und ebenso dann, wenn es darum geht, wieviel Kraft man benötigt, um ein Board auf einem bestimmten Tempo, zum Beispiel sieben km/h, zu halten. Wenn jetzt alle Boards mit ähnlicher Länge und Breite gleich schnell wären, wäre der Test schon an Land beendet, doch so einfach ist es natürlich nicht!
In diesem Fall ist das Starboard Touring nämlich im Bug schmaler gehalten, hat ein etwas breiteres Heck und das Unterwasserschiff ist im vordersten Bereich ziemlich verrundet. Und auch im weiteren Verlauf unterscheiden sich die Shapes auf der Unterseite deutlich (siehe Fotos). Das Deck ist bei beiden Boards leicht abgesenkt, der Touring hat hinten kein Soft-Deck, dafür viel Platz für Gepäck. Bleibt noch das Gewicht: Mit 13,9 Kilo liegt der Gen R in der Carbon-Bauweise genau ein Kilo leichter in der Hand als das Touringboard. Auf dem Wasser spielt das erfahrungsgemäß bei den meisten Eigenschaften keine spürbar große Rolle mehr.
Los geht’s - der Praxistest
Der erste Eindruck nach dem Aufsteigen und Probewackeln: Beide Boards geben sich zumindest nicht sehr viel. Der Touring liegt lediglich im Stand und beim langsamen Paddeln noch etwas stabiler im Wasser, macht weniger die kleinen Wackelbewegungen. Im Fachjargon ist das die “primary stability”. Darin wirkt der Gen R etwas lebendiger, wackelt spürbar etwas mehr ganz leicht um die Längsachse. Diese quasi statische Kippstabilität sorgt für Komfort, ist aber nicht dafür verantwortlich, ob man, bei kabbeligem Wasser beispielsweise, sicherer auf dem Board steht und vor allem mit höherer Sicherheit trocken bleibt. Das hängt viel mehr an der “secondary stability”, die man auch als dynamische Stabilität verstehen kann. Wenn ein Board zur Seite rollt, kommt es irgendwann an einen spürbaren Stopppunkt, an dem es dem Fuß plötzlich wieder deutlich mehr Halt gibt. Das ist unterschiedlich ausgeprägt, bei diesen beiden Kandidaten aber sehr ähnlich. Nach vielleicht zehn, 15 Grad Seitenlage - wenn der eine Fuß etwa auf Höhe der Wasseroberfläche steht - findest du einen gut spürbaren Gegenhalt, der für insgesamt gute Stabilität in dieser Breitenklasse sorgt. Auf beiden Boards steht man trocken, es kommt kaum Wasser über und der Ablauf funktioniert. Bei sehr leichten Paddlern unter 60 Kilo liegt der Touring nicht komplett im Wasser, da werden vorne etwa 20 Zentimeter verschenkt. Mit der etwas flacheren Nose dreht der Gen R bei Crosbow Turns (wenn man in der Mitte stehen bleibt) etwas flüssiger, beim Touringboard bietet der tiefer im Wasser liegende Bug etwas mehr Widerstand - wie bei allen Verdrängershapes dieser Art üblich. Den großen Vorteil bietet der Gen R bei Bojen-Turns, nur hier kann man gut nach hinten laufen, das Cockpit steigt nach hinten nur geringfügig an und ist durchgehend mit einem rutschfestem EVA-Teppich belegt.
Leistung: Dein Lieblingstempo ist entscheidend, welches Board besser abschneidet
Jetzt aber zum Wesentlichen: Welches Board ist schneller? Die klare Antwort: Beide! Was komisch klingt, war aber klares Testergebnis. Doch wie kommen wir überhaupt zu den Resultaten? In diesem Fall haben zwei Tester (59 und 82 Kilo) das bewährte Testprogramm abgespult. Dabei paddeln wir nacheinander drei bis vier Geschwindigkeitsstufen jeweils über definierte Strecken und zeichnen die Geschwindigkeit mit GPS-Messungen auf. Los geht’s mit nahezu drucklosem Paddeln, quasi für das Tempo, das ein Board “freiwillig” preisgibt (Puls 100 ;-). Danach geht’s auf Cruising Speed, ein ordentliches Touringtempo, das man ohne Überforderung stundenlang halten kann. Die nächste Stufe treibt den Puls dann nach oben, es wird gepaddelt, als ginge es drum, in einer Stunde möglichst weit zu kommen - also im Bereich sportliches Fitness-Training. Die letzte Stufe ist dann ein kurzer Sprint mit vielleicht 30 bis 40 Paddelschlägen Dauer, um zu sehen, was maximal rauszuholen ist. Der Topspeed ist dabei eine Frage des Boards und aber noch viel mehr der Paddelpower, daher sind die Werte beim Test zwar vergleichbar, aber nicht absolut verbindlich.
Touring bei mittlerem Speed leicht vorne, Gen R mit mehr Topspeed
In Phase 1 und 2 hatte dabei tatsächlich der Starboard Touring die Nase leicht vorne. Sowohl ganz gemächlich, als auch bis etwa zu einem typischen Touring-Tempo von 6 km/h läuft das Board mit geringfügig weniger Paddeldruck, also etwas leichthändiger. Subjektiv geht der spitze Bug in diesem Geschwindigkeitsbereich mit etwas weniger Widerstand durchs Wasser. Der Gen R benötigt minimal mehr Druck auf dem Paddel bei gleichem Speed - was sich aber beim Übergang in den Sportmodus dann umkehrt. Während der Touring nur mühsam über neun km/h zu bringen ist und dann gefühlt durchs Wasser gepresst werden muss, hebt sich der Gen R mit zunehmendem Tempo vorne ganz leicht an und ließ sich im Topspeed um gute 1,5 km/h schneller bewegen. Bei unseren Runs waren das 10,5 zu 12,0 km/h, was natürlich je nach Paddelpower nach oben oder unten variieren wird, aber nach unserer Erfahrung für Boards dieser Breite ein sehr gutes Potenzial anzeigt. Für gemächliche bis normale Touren mit Speed bis etwa sechs oder sieben km/h hält der Touring nicht nur mit, sondern bietet geringfügige Vorteile. Wer dauerhaft acht km/h oder sogar noch mehr auf der Uhr lesen will, bekommt mit dem Gen R wiederum mehr Potenzial.
Was ist eigentlich die Rumpfgeschwindigkeit?
Kleiner Ausflug in die Wikipedia-Theorie: “Als Rumpfgeschwindigkeit wird die Geschwindigkeit eines Schiffes bezeichnet, bei der die Wellenlänge der Bugwelle die wellenbildende Länge des Schiffes erreicht und infolgedessen der Strömungswiderstand stark ansteigt. Boote und Schiffe mit Verdränger-Rümpfen können selbst mit erhöhter Leistung diese Geschwindigkeit kaum überschreiten”. Die Formel für die Rumpfgeschwindigkeit in km/h ist:
- V (km/h) = Wurzel aus der Wasserlinienlänge mal 4,5
Für ein Board mit 14 Fuß Länge kommen dabei 9,3 km/h heraus. Darüber hinaus steigt der Widerstand erheblich, sogar so stark, dass beim Abschleppen von Schiffen durch längere Schiffe gewaltige Schäden drohen, wenn die Rumpfgeschwindigkeit des abgeschleppten Schiffs überstiegen wird. Erfahrungsgemäß liegt der exponentielle, starke Anstieg des Widerstandes von SUP-Board etwas unterhalb der theoretischen Werte, vor allem bei breiteren Boards. Warum soviel Theorie? Damit lassen sich auch die Unterschiede besonders bei Race-orientierten SUP-Shapes besser verstehen. Um mehr als neun oder zehn km/h zu erzielen, sollte ein Board etwas “Gleitpotenzial” mitbringen. Top-Paddler können so dauerhaft über 10 km/h halten und Spitzen von 15 km/h und mehr erreichen.
Ein reiner Verdränger gegen einen Halbgleiter
Betrachtet man die beiden hier getesteten Boards auf der Unterseite, sticht beim Touring der sehr spitze Verdränger-Bug auf. Dieser ist auf der Unterseite schlank und verrundet und liegt tief im Wasser. Beim Gen R wirkt der Bug bulliger und die Unterseite ist bis weiter nach vorne als eher plane Gleitfläche ausgelegt. Wobei das Board bei mittlerem Tempo ebenfalls mit dem Bug das Wasser teilt und somit keinen Zentimeter Wasserlinienlänge verschenkt.
Während die Theorie
SUP-Fazit
- Das Starboard Touringboard behält seine Existenzberechtigung und ist in vielen Fällen für Touren mit normalem bis flottem Tempo die bessere Wahl: wegen mehr Platz für Gepäck und weil es sich bis etwa 6 bis 7 km/h sogar etwas leichter antreiben lässt. Dazu wirkt es in summe etwas kippstabiler und sicherer.
- Das Starboard Gen R ist eine sportliche Alternative für Paddler, die neben Touren auch noch Fitnesstraining oder sogar Races auf der Wunschliste haben. Bei sehr hohem Reisetempo und im Topspeed ist das Board spürbar (Trainingsmodus) bis deutlich (Topspeed) schneller und eignet sich gut für Beach Races und für rasante Turns, bei denen man weit hinten auf dem Heck steht. Den nochmals sportlicheren Gen R 14’ x 25’’, haben wir hier vorgestellt. Der Shape bewährt sich auch bei welligen Bedingungen, bei “Downwindern”, wenn man Wind und Wellenschub von hinten nutzt.