Was für den Partner gilt, gilt auch für den Nachwuchs: Wenn du deine Windsurf-Leidenschaft an sie weitergeben willst, bringe es ihnen nicht selbst bei!
Der Klassiker: Windsurfende Eltern stellen ihre 8-jährigen Kinder im Urlaub aufs eigene Brett und geben Anweisungen wie sie sie selbst gern hören, ohne zu wissen, dass sich das Lernen von Kindern erheblich von dem Erwachsener unterscheidet: Während Erwachsene den theoretischen Einführungen und Erklärungen eines Windsurflehrers problemlos auch über längere Zeit folgen und das Gehörte in die Praxis umsetzen können, rast bei Kindern die Aufmerksamkeits- und Motivationskurve im Zeitraffer gegen Null, wenn man ohne didaktisches Hintergrundwissen unterrichtet. Kommen dann noch falsches Material und ungeeignete Bedingungen dazu, enden die ersten Surfversuche des Nachwuchses recht schnell mit Frust und Tränen.
Die Erfahrung unzähliger Windsurf-Kinderkurse zeigt: Kinder lieben es, gemeinsam mit Gleichaltrigen aufs Wasser zu gehen! Die beste Möglichkeit, den Nachwuchs fürs Windsurfen zu begeistern, ist deshalb ein Surfkurs in einer professionellen Windsurfschule – statt der eigenen Eltern übernimmt dann ein ausgebildeter Surflehrer diese Aufgabe. Im Kurs warten nicht nur viele Gleichgesinnte, die Kursinhalte und vor allem das verwendete Material sind außerdem speziell auf die Anforderungen von Kindern zugeschnitten: Wenig Theorie, viel Spaß und vor allem leichtes Material machen Windsurfen dann im wahrsten Sinne des Wortes zum Kinderspiel.
Ist der Anfang erst mal gemacht und die Kids haben Blut geleckt, stellt sich irgendwann die Frage nach dem passenden Equipment – wann sich spezielles Kindermaterial lohnt und welche Adaptionen dein eigenes Equipment auch für Kinder nutzbar machen, erfährst du im Folgenden.
Welches Material passt für Kinder?
Viele Marken haben die speziellen Anforderungen von Kindern erkannt und bieten entsprechendes Material an. Auch hier gilt der Grundsatz, dass es nicht neu oder teuer sein muss, sondern passend! Spezielle Kinderboards sind kürzer und drehfreudiger und vor allem für Kinder unter zwölf Jahren ideal, weil diese die langen Bretter von Erwachsenen mit ihren kleinen Segeln noch nicht richtig drehen können. Oft sind diese Boards mit einem Softdeck ausgestattet, was zum Spielen und Aufsteigen ideal ist und Verletzungen verhindert. Ähnlich gut geeignet sind diesbezüglich aufblasbare Wind-SUPs.
Nichtsdestotrotz können Kinder natürlich auch auf „normalen“ Boards für Erwachsene Spaß haben und Windsurfen lernen. Folgende kleine Adaptionen solltest du vorher aber tätigen:
Kleine Finnen: Je kleiner die verwendeten Segel sind, desto geringer ist der Steuerimpuls, den Kinder damit beim Wenden und Halsen geben können. Abhilfe schafft eine kleinere Finne mit nur 12–20 Zentimetern. Wer nicht extra eine Finne kaufen will, kann problemlos eine alte Finne auf das besagte Maß absägen – für Manöver bei Leichtwind reicht diese allemal aus und ermöglicht es dem Nachwuchs, auch mit Segelgrößen unter drei Quadratmetern das Board leichter zu drehen.
Centerfinne/Schwert: Je kleiner die Segel sind, desto schwieriger fällt Kindern zu Beginn auch das Kreuzen. Wenn dein Brett die Option einer Centerfinne oder eines Schwerts bietet, nutze sie!
Mastfußposition: Je kleiner das Segel, desto geringer der Steuerimpuls – vor allem mit Segeln unter 3qm haben Kinder oft Probleme, Erwachsenenboards zu drehen. Eine spürbare Verbesserung ist es daher, den Mastfuß in der Mastspur weit hinten zu montieren.
Schlaufenabstände: Die Abstände der Fußschlaufen sind bei speziellen Kinderboards hinsichtlich Schrittbreite und Schlaufengröße auf die kleinen Maße angepasst. Auf Erwachsenenboards sollte man, sofern die Kinder das Schlaufensurfen schon üben wollen, die Straps in nicht-zusammengehörende Plugs montieren, um einen kleinen Stance zu erreichen und den Mastfuß zurückschieben.
Während man Bretter für Erwachsene mit den erwähnten Adaptionen noch gut an die Bedürfnisse von Kindern anpassen kann, kommt man um ein richtiges Kindersegel zu Beginn nicht herum – zumindest, wenn Kinder unter zwölf Jahren damit lernen sollen.
Generell gilt: Alter und Modell sind weniger entscheidend, je leichter das gesamte Rigg ist, desto besser!
Diverse Surfmarken bieten Sets für Kids in unterschiedlichen Größen an, deren Segel durchweg aus leichtem Monofilm oder Tuchmaterial hergestellt sind. Aus Gewichtsgründen beschränkt man sich hierbei meist auf zwei bis drei Segellatten. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die auf die kleinen Hände angepassten Komponenten. So sind die Gabelbäume und Masten extrem dünn und aus leichtem Aluminium gefertigt.
Je nach körperlicher Konstitution können Kinder ab dem zwölften Lebensjahr auch mit kleinen Segeln für Erwachsene weiterüben. Folgende Adaptionen machen dann Sinn:
Dünne Komponenten: Achte darauf einen Skinny-Mast (RDM) und eine Gabel mit reduziertem Durchmesser zu verwenden, um das Greifen zu erleichtern.
Kurze Mastlängen: Masten, die am Topp überstehen, machen jedes Segel schwer und verhindern zudem, dass sich ein ausreichendes Profil bilden kann – im Notfall ist es daher besser, einen alten Mast unten (!) zu kürzen als einen langen Mast am Topp mehr als 15 Zentimeter überstehen zu lassen.
Segellatten ausbauen: Wenn Fliegengewichte an der Gabel ziehen, bildet sich bei durchgelatteten Segeln vor allem bei Leichtwind kaum Profil. Reduziere deshalb die Spannung an Vorliek und Trimmschot deutlich! Entfernst du ein bis zwei Latten im Centerbereich, lädt sich das Segel besser auf – und nebenbei wird es leichter.
Welche Segelgröße?
Die konstitutionellen Voraussetzungen von gleichaltrigen Kindern unterscheiden sich – daher sollte die folgende Empfehlung für die passende Segelgröße allenfalls als grobe Orientierung verstanden werden:
« 6 Jahre: 1–1,5 qm
6–7 Jahre: 1,5–2,0 qm
8–11 Jahre: 2,5–3,5 qm
11–14 Jahre: 3,0–4,5 qm (der Wechsel auf Erwachsenensegel kann in diesem Alter sinnvoll sein).
Spezielles Kindermaterial lohnt sich umso mehr, je kleiner der Nachwuchs ist. Mit den erwähnten Adaptionen lassen sich Erwachsenen-Boards auch für Kinder anpassen, in ein reines Kindersegel sollte man aber von Beginn an investieren, da sonst der Spaß schnell auf der Strecke bleibt. Weil spezielles Kindermaterial auch gebraucht gut wieder verkäuflich ist, halten sich die Kosten unterm Strich in Grenzen. Ab dem 12. Lebensjahr kommt man dann mit angepassten Erwachsenen-Produkten gut über die Runden.
Habt ihr Fragen zum richtigen Equipment für den Nachwuchs? Dann sendet eine Mail an redaktion@surf-magazin.de, wir helfen euch gerne weiter!