Die Themen in dieser Kaufberatung:
Das Surf-Festival auf Fehmarn hat es auch im vergangenen Jahr mal wieder gezeigt: Als am ersten Tag der Wind nur leicht fächelte, war auf dem Wasser erst mal wenig los. Irgendwann gingen die ersten Leute mit WindSUPs und Longboards aufs Wasser. Man cruiste, es wurden ein paar Halsen und Segeltricks geübt – oder auf der Kante fahrend Oldschool-Rhythmen angestimmt. Wenig später war so ziemlich jedes leichtwindtaugliche Brett draußen, phasenweise zählte man knapp 100 Windsurfer auf dem Wasser. Die Leute hatten Spaß – und das bei Windstärke zwei.
Ein eigenes WindSUP oder Longboard (Test SUP 1/2022) besitzen vermutlich nur die wenigsten Windsurfer. Beworben werden solche Modelle von den Marken zwar selten bis nie, trotzdem haben viele Hersteller ein passendes Board im Programm. Zeit also, euch die besten Boards mit Doppelnutzen vorzustellen, damit ihr wieder mehr Zeit auf dem Wasser haben könnt – auch bei Windstärke zwei.
Was macht ein SUP zum WindSUP?
Seit Stand-Up-Paddling zum Volkssport geworden ist, gibt´s SUPs in jedem Baumarkt oder sogar beim Discounter. Damit ein solches Board allerdings auch zum Windsurfen geeignet ist, muss es bestimmte Ausstattungsdetails haben:
Mastfußaufnahme:
Aufblasbare WindSUPs haben im Deck ein Gewinde für den Mastfuß eingeklebt. Hier lässt sich eine herkömmliche Mastbase eindrehen, um Brett und Segel zu verbinden. Bei einigen festen Wind-SUPs wurde im Deck auch eine vollwertige Mastspur verbaut. Der Vorteil: Man kann die Mastfußposition anpassen und das Brett damit mehr auf Richtungsstabilität (Position weiter vorne) oder leichteres Drehen (hinten) tunen.
Mittelfinne:
Einige Anbieter vermarkten ihr Board bereits dann als WindSUP, wenn dieses nur über eine Mastfußaufnahme verfügt. Was allerdings gute von schlechten WindSUPs unterscheidet, ist die Möglichkeit, eine oder mehrere Centerfinnen gegen die seitliche Abdrift montieren zu können. Vollwertige WindSUPs verfügen daher über einen zusätzlichen Finnenkasten im Centerbereich oder gar ein Steckschwert. Hintergrund: Vor allem die konstruktionsbedingt runden Kanten von aufblasbaren Boards haben der seitlichen Abdrift bei Leichtwind oft nichts entgegenzusetzen. Höhe halten und Kreuzen fallen dementsprechend schwer – vor allem, wenn die Bretter nur mit kleinen (Kinder-)Segeln motorisiert werden. Beim Thema Mittelfinne gilt: Je mehr Fläche diese haben, desto effektiver wird die seitliche Abdrift minimiert.
Upgrade mit Schnalle:
Die gute Nachricht: Auch ein normales SUP kann man zum WindSUP umrüsten, wenn es nur über ein Gewinde als Mastfußaufnahme, nicht aber über Centerfinnen verfügt. Bewährt haben sich hierfür mehrere Systeme, wie zum Beispiel der Add on Drift Stopper, den es von Marken wie Fanatic oder Duotone für knapp 120 Euro gibt. Zwei Finnen werden mit einem Gurtband am Brett verzurrt. Die Centerfinnen verhindern die seitliche Abdrift unterm Strich nicht so effektiv wie ein langes Schwert oder eine lange Centerfinne. Trotzdem bieten sie genug Fläche, um das Brett sauber auf Kurs zu halten und die seitliche Abdrift zumindest deutlich zu minimieren. Sogar Wenden sind damit möglich, das gelingt ohne Mittelfinne(n) deutlich mühsamer. Zwischen fünf und 15 Knoten Wind funktioniert das Set ordentlich. Bei noch mehr Wind bremsen die Finnen dann spürbar – die meisten aufblasbaren SUPs haben dann allerdings ihr natürliches Speedlimit längst erreicht.
Ähnlich wie der Add on Drift Stopper funktioniert auch das Ezywing Fin Kit. Es kostet 129 Euro und besteht aus einer Aluminiumschiene, auf die zwei große Kunststofffinnen aufgesteckt werden. Die Montage ist einfach und dauert rund zwei Minuten, ein simples Spanngurtsystem fixiert das Konstrukt unter dem Brett. Das Verspannen erfolgt maximal simpel über ein langes Klett auf dem Deck. Dieses hat den Vorteil, dass keine harten Teile auf dem Deck stören und keine Verletzungsgefahr darstellen. Die beiden Seitenfinnen bieten sehr viel Fläche und verhindern damit die seitliche Abdrift sehr effektiv. Auch bei Leichtwind lässt sich damit die Höhe gut halten – egal, ob man sein Board mit einem Wing oder Windsurfsegel motorisiert. Weil die Finnen viel Fläche bei gleichzeitig geringem Tiefgang bieten, lässt sich das System auch an sehr flachen Spots problemlos verwenden.
Ebenfalls ein guter Tipp ist das FitOcean Wing-Fin System. Auch hier wird eine Centerfinne über zwei simple Spanngurte unter dem Board verspannt. Die Position kann daher frei gewählt werden. Aufgrund seiner recht üppigen Länge bieten die Wingfins einen guten Schutz vor seitlicher Abdrift. Ebenfalls positiv: Mit einem Preis von nur 59 Euro ist das System von FitOcean vergleichsweise günstig.
Hersteller Slingshot bietet den SUP Winder (119 Euro) an – einen Finnenkasten zum Aufkleben, in den dann eine Mittelfinne montiert werden kann. Ursprünglich wurde das System nur für feste SUPs entwickelt, allerdings empfiehlt Slingshot das Produkt mittlerweile auch zum Aufkleben auf aufblasbaren SUPs. Idealerweise klebt man die Finnenbox auf der Mittellinie (vorher anzeichnen!) ungefähr in halber Länge zwischen Bug und Heck auf. Die Finne hat immens viel Fläche, nahezu wie ein richtiges Schwert, was ideale Voraussetzungen zum Wingen oder Windsurfen bei Leichtwind bietet. Die Finne selbst ist abnehmbar, der Kasten bleibt fest verklebt mit dem Board. Tipp: Beim Einrollen des Boards dieses nicht direkt am Kasten falten!
Segel oder Wing - welcher Motor macht Sinn?
Neben einem Windsurfsegel sind natürlich auch Wings als Antrieb für Leichtwind möglich. Sinnvoll ist das für SUPs, die keine Mastfußaufnahme besitzen. Ohne Mittelfinne geht’s aber auch mit dem Wing kaum. Windsurfsegel bieten aber im Vergleich zu Wings bei Leichtwind einen großen Vorteil: Durch die feste Verbindung des Segels mit dem Board kann man schon bei Windstärke eins Spaß haben, da das Segel auf dem Board steht. Wings liefern erst bei knapp drei Windstärken genug Auftrieb, um das Eigengewicht zu tragen. Geht der Wind mal runter, fühlt sich Wingsurfen etwa so entspannt an, als würde man eine Bohrmaschine dauerhaft an die Decke halten müssen.
WindSUPs - hart oder aufblasbar?
Die am häufigsten verkauften SUPs sind aufblasbar (inflatable), die Vorteile leuchten sofort ein: Verpackt haben Inflatables die Maße eines großen Rucksacks, was das Lager- und Transportproblem de facto löst. Auch bezüglich des Gewichts haben die Aufblasbaren Vorteile – sie sind um durchschnittlich drei bis fünf Kilo leichter als vergleichbare Hardboards. Ebenfalls ein Argument für die Aufblasbaren ist das – im Vergleich zu Hardboards – geringere Verletzungsrisiko. Vor allem, wenn Kinder das Brett auch als Bade- und Spielinsel nutzen sollen.
Eine Schattenseite ist zweifellos die lästige Pumparbeit: Selbst als halbwegs fitter Mensch muss man, je nach Brettgröße, fünf bis zehn Minuten engagiert pumpen, bis das Aufwärmprogramm erledigt ist. Der Zeitaufwand ist etwa genauso hoch, als würde man ein Hardboard für den Weg an den Spot auf dem Autodach befestigen.
Bei Leichtwind sind aufblasbare Boards annähernd so schnell wie Hardboards.
Die Frage nach der Performance beim Paddeln kann Stephan Gölnitz, Redakteur bei surf und dem SUP-Magazin, aus eigener Testerfahrung beantworten: „Den Gewichtsnachteil machen die Hardboards auf dem Wasser durch ihre Formstabilität und den besseren Shape wieder wett. Die Vorteile der Hardboards werden immer größer, je leistungsorientierter die Boards geformt sind. Bei recht kurzen Allroundboards mit zehn Fuß Länge sind die Vorteile allerdings gering – und das Board beim Paddeln oder Leichtwindsurfen nur unwesentlich schneller als ein Aufblasbares. Auf langen Touring- oder gar Raceboards zwischen zwölf (366cm) und 14 Fuß (428 cm) Länge zieht man mit einem Hardboard langsam, aber stetig davon – oder benötigt etwas weniger Krafteinsatz”, erklärt Stephan Gölnitz.
Deutlicher fallen die Unterschiede bei mehr Wind aus: Hier haben Inflatables ein natürliches Speedlimit, mehr als ein Halbgleiten ist in den seltensten Fällen drin. Das liegt in erster Linie daran, dass sich die runden Kanten bei den Aufblasbaren bei zunehmender Geschwindigkeit festsaugen. Zudem sind die meisten WindSUPs nur mit unprofilierten und weichen Plastikfinnen ausgestattet. Dies erklärt auch, warum aufblasbare WindSUPs in der Regel keine Fußschlaufen benötigen.
Unter diesem Aspekt sind Hardboards klar im Vorteil. Hier werden vollwertige Finnenkästen und Finnen verbaut, die Shapes erlauben damit auch das Gleiten in moderater Geschwindigkeit.
Allrounder oder Touring – die passende WindSUP- Länge
Die Maße werden bei SUPs in der Regel in den amerikanischen Maßen Fuß und Inch angegeben. Ein Fuß entspricht dabei 30,5, ein Inch 2,5 Zentimeter. Ein Brett mit der Angabe 10‘6‘‘ wäre demnach zehn Fuß und sechs Inch lang, was etwa 320 Zentimetern entspricht. Vereinfacht gesagt lassen sich die wichtigsten, auf dem Markt befindlichen Modelle in drei Kategorien einteilen: Short- bzw. Kinderboards, Allrounder und Touringboards. Die wichtigsten Eckdaten der einzelnen Brettklassen sowie besonders windsurftaugliche Vertreter wollen wir dir im Folgenden kurz vorstellen.
Kinder- und Jugendboards
Damit Kinder auf einem SUP beim Wind- oder Wingsurfen ihren Spaß haben, sollte das Brett nicht zu lang sein: Denn mit kleinen Segeln oder Wings fällt auch der Steuerimpuls nur schwach aus – das Brett dann zur Wende oder Halse zu drehen, wird mit zunehmender Länge immer mühsamer. Ideal sind für Kinder und Jugendliche daher Boards mit einer Länge von unter zehn Fuß, diese können auch von kleinen Segeln und Wings mit Flächen unter drei Quadratmetern noch gut gesteuert werden. Gängige Boards dieser Kategorie sind zwischen 8‘0 und 10‘0 Fuß lang. Zum reinen Stand-Up-Paddling sind Bretter dieser Länge allerdings weniger gut geeignet. Zumindest für Erwachsene fehlt dann der für längere Touren wünschenswerte Geradeauslauf – man kauft hier also in erster Linie ein Windsurfbrett, weniger ein SUP.
Gute WindSUPs für Kinder sind:
- F2 Allround Air Windsurf 10‘0 (799 Euro) >> hier erhältlich
- F2 Team Windsurf 10‘0 (649 Euro) >>
- Fanatic/Duotone Ripper Air 9‘0 (899 Euro)
- Indiana All In One 135 (1839 Euro)
- Naish Grom Crossover 8‘0 (799 Euro)
- RRD Air Evo Kid Conv 8‘4 (599 Euro)
- Starboard SUP Windsurfing Whopper 10‘0 School Edition (1179 Euro)
- Starboard SUP Windsurfing Kid 9‘0 (1109 Euro)
- STX Convertible 7‘8 & 7‘11 (ab 829 Euro)
Allroundboards
Wer den Fokus weiterhin aufs Stand-Up-Paddling legt, sollte bei einem Board mit entsprechender Länge bleiben, um einen guten Geradeauslauf zu erreichen. Auch unter aufblasbaren Allroundboards gibt es zahlreiche WindSUP-Modelle. Diese sind in der Regel zwischen 10‘0 und 11‘0 lang und bieten eine gute Kombination aus Geradeauslauf und Manövereignung. Soll heißen: Mit Segeln über 3,0 qm bestückt, werden Steuerimpulse recht gut umgesetzt, zudem laufen die Boards mit ordentlichem Grundspeed geradeaus. Solche Inflatables sind bei Windgeschwindigkeiten bis zehn Knoten nahezu gleich schnell wie Hardboards. Mehr als ein Halbgleiten ist aber auch bei stärkerem Wind nicht drin, da der breite Bug in der Regel viel Wasser vor sich herschiebt.
Passende Allround-WindSUPs sind:
- F2 Allround Air Windsurf 10‘5 (799 Euro)
- F2 Cruise Windsurf HFT 10‘6 (799 Euro) >> hier erhältlich
- F2 Glide Windsurf 10‘2 & 10‘8 (999 Euro)
- F2 Peak Windsurf 10‘3 & 10‘8 (799 Euro)
- F2 Ride Windsurf 10‘5 (899 Euro)
- F2 Team Windsurf 10‘5 (649 Euro)
- Fanatic/Duotone Viper Air 11‘0 (ab 999 Euro) >> hier erhältlich
- GunSails MovAir 10‘9 (ab 759 Euro) >> hier erhältlich
- GunSails CruzAir 10‘6 (ab 759 Euro)
- GTS Malibu Surf PBC 11‘0 (699 Euro)
- Indiana Wind & Wing Inflatable 10‘6 (1099 Euro)
- JP Windsurf SUP SD 10‘9 (Hardboard; 1899 Euro)
- JP Windsup Air 10‘6 & 11‘0 (ab 649 Euro)
- Red Paddle Windsurf MSL 10‘7 (1449 Euro)
- RRD Evo Conv 10‘4 (699 Euro)
- SIC Tao Air Wind 10‘6 (1049 Euro)
- Starboard SUP Windsurfing iGO 10‘8 (1299 Euro)
- Starboard SUP Windsurfing GO 10‘8 (Hardboard; 1399 Euro)
- STX iSUP Hybrid Freeride 10‘6 & 11‘6 (749 Euro)
- STX iSUP Crossover 11‘0 (749 Euro)
Touringboards
Länge läuft! Wer gerne ausgedehnte Touren paddelt, landet idealerweise bei Boards jenseits der Zwölf-Fuß-Marke. Auch zum Windsurfen und Wingen eignen sich Bretter dieser Länge gut, denn sie laufen wunderbar geradeaus. Beim Kreuzen gegen den Wind sind sie zudem gegenüber kürzeren Brettern klar im Vorteil, da sie mit ihren langen Kanten die seitliche Abdrift minimieren. Einziges Manko: Zum Windsurfen für Kinder und Jugendliche sind derart lange Boards nicht ideal, da der Steuerimpuls von kleinen Segeln kaum ausreicht, um die Bretter vernünftig zu drehen. Inflatables sind allein schon aufgrund des Packmaßes bei den meisten Endkunden favorisiert, bei Leichtwind bis zehn Knoten halten die Aufblasbaren aber auch beim Speed gut mit. Steht ein geübter Pilot an Deck, und weht es mit über zehn Knoten, sind die festen Hardboards aber spürbar schneller. Diese können dann auch als Einstieg ins Gleitsurfen oder zum Trapezsurfen Sinn machen.
Passende Touring-WindSUPs sind:
- F2 Peak Windsurf 11‘7 (799 Euro)
- F2 Ride Windsurf 11‘5 (899 Euro)
- GunSails DiscovAir 11‘4 (ab 789 Euro)
- Naish Crossover Inflatable 12‘0 (1229 Euro)
- RRD Tourer Conv 12‘0 (749 Euro)
- Sport Vibrations Surf Multisport 11‘5 (695 Euro)
- Starboard SUP Windsurfing iGO 11‘2 (1199 Euro) & Touring 12‘6 (1349 Euro)
- Starboard SUP Windsurfing GO 11‘2 & 12‘0 (Hardboard; 1399 Euro)
- STX iSUP Hybrid Tourer 11‘6 (769 Euro)
- Tahé SUP Wind Breeze 11‘6 (Hardboard; 1549 Euro)
- Windsurfer LT 12‘0 (Hardboard; 1495 Euro)
Dieser Artikel erschien erstmals in surf 7/2023