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Wenn man ehrlich ist, liegt auf Kegnæs der Hund begraben. Ein paar Bauernhöfe, Kuhwiesen, weniger als 600 Einwohner, Ortschaften, die man selbst auf groben Karten kaum findet und ein “gigantischer” 18 Meter hoher Leuchtturm, der an der Südspitze über dem Kliff wacht und als absolute Hauptattraktion der Insel gilt. Punkt. So unspektakulär ist es heute, so war es früher, einige kleine Randnotizen in den Geschichtsbüchern (für die man ziemlich tief graben muss) mal ausgenommen.
Am Ende des Deutsch-Dänischen Krieges erwogen die Preußen mal einen Kriegshafen im geschützten Horuper Haff anzulegen, ein paar Dekaden später – von 1905 bis 1907 – wurde hier eine Versuchsanlage für Torpedos installiert und am Ende des Zweiten Weltkriegs versenkten die Nazis im Haff ein paar U-Boote, damit diese nicht in feindliche Hände fielen. Das war’s dann aber auch.
Trotzdem sind auch auf Kegnæs, wie an so vielen Orten entlang der Ostseeküste, die Campingplätze im Sommer gut gefüllt, nicht zuletzt dank einer Vielzahl von Windsurfern, die sich scheinbar nicht daran stören, dass sonst wenig Spannendes passiert. Wer den Grund dafür sucht, muss – na klar – nochmal in die Vergangenheit reisen, diesmal aber knapp 12000 Jahre.
Kegnæs bietet Spots für Wave-Freaks und Aufsteiger
Damals war der gesamte Norden Europas von den Gletschern der Weichsel-Eiszeit bedeckt, die sich in ihrer Hochphase bis zu einer Linie Flensburg-Hamburg-Schwerin ausgebreitet hatten. Die Ostsee, wie wir sie heute kennen, lag damals großteils trocken, schließlich war der Meeresspiegel um 120 Meter niedriger als heute. Mit dem Rückgang der Eismassen entfaltete sich schließlich, was heute viele Windsurfer in den Norden lockt – die tief eingeschnittene Flensburger Förde mit ihren zahlreichen Inseln, Buchten, Landzungen und Sandstränden, die quasi hinter jeder Ecke einen potenziellen Windsurfspot bieten.
Und so kam es, dass geschichtliche Großereignisse und Randnotizen das auf den ersten Blick doch etwas eintönig wirkende Eiland mit allen Zutaten für eine Surferhochburg versorgten. Wo früher Gletscherzungen lagen oder mit Torpedos geballert wurde, schießen heute Aufsteiger und Freerider übers Wasser. Ein paar Meter weiter, auf der offenen Ostseeseite, toben sich Wellenhungrige aus und im Norden der Insel gibt es, ab vom Schuss, einen Freestylespot der Extraklasse. Mit diesem Spot Guide liefern wir euch mindestens vier gute Gründe mal hinzufahren, an diesen “geschichtsträchtigen” Ort.
Windsurf-Spots auf Kegnæs
1 Sønderkobbel
Wer die sieben Euro Eintritt für den Campingplatz Sønderkobbel investiert, steht in Premium-Position direkt am Spot. Sparfüchse parken vor dem Platz und laufen 300 Meter bis zum Wasser. Aufriggen kann man auf einer großen, windgeschützten Wiese. An der Einstiegsstelle sowie in Luv davon liegen in Ufernähe ein paar Steine im Wasser, ansonsten ist der Spot ungefährlich und an normalen Tagen auch für Wave-Novizen problemlos zu meistern. Ost-Südost-Wind weht fast sideshore von links, man hat dann 150 Meter Anlauf bevor man auf schöne Sprungrampen trifft, die an der vorgelagerten Sandbank brechen. Ab fünf Windstärken fängt der Spot an brauchbare Wellen zu produzieren, bei Sturm können diese auch kopfhoch und kraftvoll werden. Südostwind geht ebenfalls, ist aber etwas auflandiger. Sein entspanntes Gesicht zeigt der Spot bei West- bis Südwestwind, dieser weht sideonshore von rechts und bietet nette Bump & Jump-Bedingungen. Auch Aufsteiger können dann problemlos raus, da man an der vorgelagerten Sandbank stehen kann. Im Sommer, vor allem an den Wochenenden, kann es hier ziemlich voll werden!
2 Drejet
Wer sich von den Dutzenden von Kitern nicht abhalten lässt, findet nördlich des Naturdamms Drejet ein perfektes Aufsteigerrevier ohne Wellen vor. Kiter und Freestyler surfen bei östlichen Winden meist ganz in Luv (direkt am Damm), etwas weiter in Lee hat man als Aufsteiger seine Ruhe. Hier kann man überall stehen und in Ruhe an seinen Manövern feilen. Geparkt werden kann unweit des Spots am WoMo-Stellplatz. Die perfekten Windrichtungen sind Süd bis Ost und Nordwest bis Nord, diese kommen ungehindert und sehr konstant an. West und Nordost gehen auch, sind aber etwas böiger.
Auch ganz nett: Bump & Jump auf der Ostseeseite des Damms bei Südwest-Wind!
3 Tiny Seaside (früher: Møller Camping)
Auch hier kann man direkt am Spot in Tiny Houses wohnen, parken und aufriggen. Die Welle bricht etwas näher am Ufer und wird auch nicht ganz so groß wie vor dem Campingplatz Sønderkobbel, dafür weht der Wind auch bei Südostwind etwas besser sideshore. Sonst sind die Bedingungen vergleichbar, mit einer Ausnahme: Hier ist es längst nicht so voll wie in Sønderkobbel!
4 Horuphav
Flachwasserspot neben dem Yachthafen Horuphav mit 200 Meter großem Stehbereich. Kostenloser Parkplatz und Grillplatz am Yachthafen sowie eine Wiese zum Aufbauen. Toll zum Freestylen und für Aufsteiger, bei SW-Wind kommt ein wenig Chop ins Spiel. Trickser kreuzen bei SO-Wind 800 Meter hoch zur Landzunge auf Kegnaes und finden dort eine Freestyle-Perle vor! Der Wind weht über eine flache Landzunge, dahinter wirds schnell tief, sodass man im spiegelglatten Wasser üben kann. Laborbedingungen und ohne Kiter!
Spot Infos Kegnæs
Anreise nach Kegnæs
Von Westen kommend über die A7/E45 Richtung Sonderborg fahren. Fünf Kilometer hinter Sonderborg rechts auf die B427 abbiegen und den Schildern Richtung Kegnæs folgen.
Ferienhäuser auf Kegnæs
In Dänemark gibt es Ferienhäuser wie Sand am Meer, Kegnæs macht da keine Ausnahme. Wer im Internet unter Begriffen wie „Ferien Kegnæs“ sucht, wird schnell fündig.
Buchungen beispielsweise über www.profewo.de, www.dancenter.de/danemark oder www.novasol.de
Relativ neu ist Tiny Seaside auf dem Gelände des früheren Camping Platz Møller, ein Resort mit verschiedenen Tiny Houses direkt am Strand. www.tinyseaside.dk
Camping auf Kegnæs
Drejby Strand Camping: Wer am Spot wohnen will, für den ist dieser Platz erste Wahl. In den vergangenen Jahren wurde hier investiert, dementsprechend gepflegt ist dieser Platz. Wer einen Stellplatz auf dem Hügel ergattert, hat einen tollen Blick auf die Ostsee. Wochenendgäste können am angegliederten WoMo-Stellplatz für zehn Euro übernachten. Info: www.drejby.dk
Sønderkobbel Camping: Direkt am Wavespot gelegen. Durchschnittliche Ausstattung, sehr schöne Lage. Tagesgäste können ein Platzticket für sieben Euro lösen und stehen dann keine 20 Meter vom Einstieg entfernt auf einer windgeschützten Wiese. Info: www.soenderkobbel.dk-camp.dk
Wind, Wetter und Neoprenempfehlung
Wie alle Spots im Norden hängt auch Kegnæs von der Großwetterlage ab. Perfekt sind Ostwindlagen, die besonders im Frühjahr und Frühsommer manchmal wochenlang anhalten können. Zudem wird Ostwind im Frühjahr, wenn die Luft schon warm und das Wasser noch frisch sind, thermisch verstärkt. Im Frühjahr und Herbst gehört, wie überall an der Ostsee, ein dicker Neo sowie eine Haube und Schuhe ins Gepäck. In den Sommermonaten tut’s dann normalerweise ein 4/3er-Anzug.
Surfstation und Materialmiete
Direkt am Naturdamm Drejet liegt die Surfers Paradise Station. Es werden Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten, ein perfektes Schulungsrevier liegt vor der Haustür. Boards von Exocet, Starboard und Bic sowie Riggs von Severne und Naish stehen für alle Könnensstufen zur Verfügung. Eine Komplettausrüstung (inklusive Neo und Trapez) bekommt man ab 15 Euro/Stunde. Infos unter www.surfers-p.de/daenemark
Seegras: Leider im Sommer eine Plage, Seegrasfinnen sind von Juni bis Oktober ein Muss!