Spot Guide Brasilien NordDie besten Spots westlich von Jericoacoara

reemedia

 · 15.11.2023

Der Norden Brasiliens hat sich im letzten Jahrzehnt zum Mekka für Windsurfer und Kiter entwickelt – Hunderte Kilometer windverwöhnte Küste, Badewannen-Wassertemperaturen und vielseitige Spots lockten Winter-Wassersportler in Scharen an. Und dann kam Corona... Nicht nur der Surftourismus kam zum Erliegen. Jetzt läuft er langsam wieder an und wir stellen euch sieben eher unbekannte Spots vor.
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Der Norden Brasiliens hat sich im letzten Jahrzehnt zum Mekka für Windsurfer und Kiter entwickelt. Hunderte Kilometer windverwöhnte Küste, Badewannen-Wassertemperaturen und vielseitige Spots lockten Winter-Wassersportler in Scharen an, allen voran in Jericocoara. Wir stellen euch sieben eher unbekannte Spots in Brasilien vor.

Spots in diesem Artikel

Einen Windsurftrip an traumhafte Spots mit Windgarantie? Gibt’s das? An schier unendlich vielen Spots in Brasilien nördlich von Fortaleza, einer Drei-Millionen-Einwohner-Stadt im Nordosten Brasiliens, gibt es von Juli bis Dezember diese – fast – Windgarantie. Nun ist jede Art von „Garantie“ in einem südamerikanischen Land allerdings riskant. Aber Brasilien hat den Rohstoff, den wir so dringend brauchen, täglich bläst hier in der zweiten Jahreshälfte der Wind. Auf der ersten Reise nach Brasilien mit dem Windsurf-Globetrotter Dennis Müller besuchten wir vor zwei Jahren die Region von Cumbuco bis Jericoacoara. Unvergesslich war auf dem Hinflug die Frage von Brasilien-Neuling Dennis nach der Windvorhersage für die kommenden Tage gewesen. Wir schauten uns nur an und fragten, „warum? Wir werden doch jeden Tag mehr als genug Wind haben!“ Dennis schaute uns an, als wollten wir ihn auf den Arm nehmen, um schlussendlich nach der Reise nur noch ein breites Dauergrinsen im Gesicht zu haben, denn jeden Tag von morgens bis abends Windsurfen, wo gibt es das sonst? Für unseren zweiten Reisebericht im Nordosten Brasiliens haben wir uns die Spots nördlich von Jericoacoara vorgenommen.

Das Windsurfen findet in Brasilien leider bislang nur an ganz wenigen Spots der gesamten Region statt, es sind fast ausnahmslos Kitesurfer, die das Land des „ewigen“ Windes für sich entdeckt haben. Und so trauen wir auf unserem KLM-Flug ab Amsterdam unseren Augen kaum, denn von den etwa 180 Fluggästen sind locker mal 120 Kiter und nur eine gute Handvoll Windsurfer in der Maschine.

Wir ziehen unsere Boardbags aus dem Flughafen raus und neben der in diesem Landesteil typisch feuchten Wärme empfängt uns Jeff, ein perfekt Englisch sprechender Brasilianer mit dem von uns bereits in Deutschland gebuchten 4x4-Pick-up. Rauf auf die Ladefläche mit den Bags und eine App auf dem Smartphone weist uns den Weg nach Norden, genauer nach Maceió, dem ersten Spot unserer Reise.

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Es sind noch mal sechs Stunden Fahrtstrecke bis zu dem weit im Norden gelegenen Ort, der sich etwa 1,5 Autostunden nördlich von Jericoacoara befindet. Noch vor 20 Jahren war „Jeri“ nur Eingeweihten bekannt und heute ist der Spot in der Hauptsaison überfüllt und die Anzahl von nicht wassersporttreibenden Touristen ist mittlerweile sehr groß und damit auch das Angebot an Unterkünften, Restaurants und Geschäften jeglichen Levels. Und in Maceió? Uns erwartet hier genau das Gegenteil.

Brasilien: Die besten Surfspots rund um Maceió

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1. Maceió

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Wir stehen am Strand und blicken auf den Spot, die Wasserbedingungen erinnern uns sehr stark an die in Jeri. Die Wellen laufen in Luv um einen Point rum und werden Stück für Stück recht sauber „filetiert“. Dann laufen sie sauber geordnet in guten Abständen mit maximal einem Meter Höhe in die langgezogene Bucht hinein. Weiter in Lee ergeben sich immer wie­der neue Wellenabschnitte, die ein bisschen flacher, aber genauso in ebensolchen Abständen laufen. Insbesondere in den Stunden vor und nach Hochwasser lassen sich die Wellen im oberen Bereich passabel abreiten, genauso wie in Jeri haben die Wellen nicht allzu viel Druck und sind auch nicht schnell. Um die Flut rum gibt es gute Bedingungen zum Springen. Zwischen den Wellen erleben wir in unseren Tagen vor Ort ei­nen Windchop, der aber nur ab etwa 25 bis 30 Knoten Wind ausgeprägter wird. Zur Ebbe hin werden die Wellen kleiner und man muss etwa 150 Meter bis zur Wasserkante rauslaufen.

Der Wind startet insbesondere in den Monaten November und Dezember erst im Laufe des Vormittages und nimmt dann zu. Erst weht er noch ein bisschen side-offshore und dreht im Laufe des Vormittages auf sideshore. Über den Landvorsprung in Luv ist der Wind aber nicht böig, was klar im Gegensatz zu den „On-Off“-Windbedingungen in Jeri steht. Auch bei Flut hat man unter Land zumindest über Tag keine Windlöcher. Auf dem Wasser sind maximal 15 Windsurfer und vielleicht ein halbes Dut­zend Kiter, was in dieser Region eher eine kleine Anzahl ist.

Gleich nach unserer Ankunft kehren wir auf ein kurzes Essen bei „Do Fa­brizio“, dem italienischen Restaurant vor Ort, ein und ­treffen auf die Weltklasse-Freestyler Amado Vrieswijk, Dieter Van der Eyken und Francesco Capuzzo, die in Maceió trainieren und filmen. Die Worldcupper sind nicht ohne Grund für ein paar Tage von Jeri hier hochgefahren, die Bedingungen haben es auch aus deren Sicht in sich. „Zum Freestylen ist es hier sehr gut, der Spot ist größer als in Jeri und ich kann auch mal in den Wellen für mich ganz allein Gas geben. Die Abstände zwischen den Wellen sind groß und eignen sich zum Trainieren neuer Moves. Der Wind weht hier zweifelsohne gleichmäßiger als in Jeri“, erzählt uns Amado Vrieswijk, „einzig das Drumherum kann nicht an das Flair von Jeri heranreichen!“ Klar, was der jährige Profi meint, denn während in Jeri täglich die Party abgeht, ist in Maceió nichts dergleichen der Fall. Über Tag sind die Windsurfstation von Gigi und Lasse und die Taverno do Fabrizio die einzigen Treffpunkte am Strand.

Maceió entwickelt sich zur Jeri-Alternative

Maceió bietet etwa acht Unterkünfte, von denen die Pousadas Vila Zen, Villa Mares, Morada do Sol und Coco Cabana einen guten Standard anbieten. Eine weitere Pousada wird direkt am Spot gebaut und wir haben von einem deutschen Windsur­fer gehört, der hier ebenfalls eine Pousada am Strand bauen möchte. Und auch das Angebot von Restaurants ist überschaubar. Daneben gibt es auch einige weiter südlich im Ort gelegene „Barracas“ (brasilianische Fischrestaurants, die zumeist von Einheimischen am Wochenende besucht werden, die Red.).

Ein Satz sei noch gesagt. Wir haben in einer anderen Pousada übernachtet und haben in unserem Zimmer zwei Kakerlaken herausbefördert und eine dritte in einer konzertierten Aktion nicht mehr zu fassen bekommen, sie hat sich erfolgreich in irgendeine Ritze des Raumes hin verkrochen.

Maceió ist eine Perle, die in Windsurfkreisen noch recht unbekannt ist, was sich allerdings in den nächsten Jahren garantiert ändern wird. Denn zu gut sind die Windsurfbedingungen und der Platz auf dem Wasser, ins­besondere auch im Verhältnis zu Jeri. Der Spot eignet sich bei Flut hervorragend zum Springen und für alle, die Wellenabreiten wollen und man bekommt kei­nen Stress mit den Wellen, sie sind hier nicht kraftvoll und schnell genug, um Material in Mitleidenschaft nehmen zu können. Brandungseinsteiger bis hin zu Weltklasse-Freestyler fühlen sich hier wohl. Für Halsenschüler gibt es aufgrund der Wellen bessere Spots. Wer aber dazu Partys und ein breiteres Angebot an Restaurants und Unterkünften sucht, der ist hier an falscher Stelle, auch zukünftig wird Maceió in diesem Bezug nicht an Jeri heranreichen.

2 Camocin

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Darf es mal ein bisschen Abwechslung sein? Warum nicht mal ei­nen Tagesausflug an einen Spot mit feinsten Glattwasserbedingungen machen? Ganze 20 Minuten Fahrtzeit sind es bis zu der Stadt Camocin. Dort gilt es aber noch mit einer kleinen Fähre auf die andere Flussseite überzusetzen. Nach dem die beiden Mitarbeiter unser Equipment auf der Ladefläche vom 4x4 gesehen haben, freuen sie sich, dass mal wieder Windsurfer den Spot bevölkern und geben uns ein High Five zur Begrüßung. Mit Händen und Füßen wollen sie uns erklären, wo genau auf der anderen Flussseite die besten Windbeding­ungen vorherrschen, „da müsst ihr hin“, und zeigen auf die rechte Seite, ein Stück weit in Richtung der großen Sanddüne. Tatsächlich gibt es Bereiche, an denen der ablandige Wind ohne we­sentliche Verwirbelungen weht. Und je niedriger die Tide ist, desto glatter ist das Was­ser, so dass Dennis feinste Freestylemoves raushaut und seine beste Session während unserer Reise auf dem Freestyleboard erwischt.

Dennis Müller, 30 Jahre, von Norderney, professioneller Windsurfer, in Camocin, BrasilienFoto: reemedia

Ein paar Stunden genießen wir die Microwellen, die allerdings mit dem auflaufenden Wasser größer werden – also kabbeliger. Ist in Maceio die Auswahl an Lokalitäten zum Essen noch sehr überschaubar, so finden sich in Camocin eine größere Auswahl von Restaurants. Auch Gigi und Lasse, die Betreiber vom Windsurfing Club Sa Barra in Maceio, fahren immer wieder mal nur für ein Diner nach Camocin, klar, denn nach Wochen am Windsurf-Hotspot freuen sie sich über jede Abwechslung, um mal herauszukommen. In Camocin gibt es genauso Supermärkte, in denen eine größere Auswahl an Lebensmitteln vorrätig ist und wir auch frisches Obst und Gemüse kaufen können. Auch eine Apotheke, ein kleineres Krankenhaus und eine Bank findet man hier.

Statt auf der Straße fahren wir auf dem Strand von Maceio Richtung Norden zu unserem nächsten Reiseziel Barra Grande. Über einige Kilometer sehen wir nichts als bis zu 70 Meter hohe Sanddünenlandschaften, kleine Fischerdörfchen, Wasser und zum Teil über Kilometer hinweg keine Menschenseele. An einem Spot mit glattem Wasser - irgendwo im Nirgendwo – holt Dennis kurzerhand das Equipment raus und macht eine launige Freestylesession, quasi als Abkühlung von der Tour bei heißen 30 Grad Lufttemperatur. Vielleicht steht dieser Spot auch nur stellvertretend für noch Dutzende andere Spots entlang unseres Trips. Stationsleiter Gigi und andere erzählen uns immer wieder Geschichten „da solltet ihr auch mal hinfahren … tolle Bedingungen … glattes Wasser … Wellen …“. Wir setzen anschließend mit dem Auto über einen Fluss über und irgendwann landen wir in Barra Grande, dem letzten Spot im Bundesstaat Ceara.

3 Barra Grande

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Sofort geht’s raus aufs Wasser! Bei der Flut ist das Meer recht choppy, aber taugt ganz gut, um mit einem 5,2er-Segel fast allein auf dem Wasser viel Spaß zu haben. Die Kitesurfer, die in Barra Grande wohnen, machen bei Hochwasser fast ausnahmslos einen Downwinder in eine Mangrovenlagune mit sehr glattem Wasser, um sich anschließend mit dem Eselskarren wieder hochfahren zu lassen. Durch bis zu 3,5 Meter Tidenhub ergibt sich in Barra Grande bei Ebbe ein ganz anderes Bild vom Spot. Teilweise ist der sandige Untergrund freigelegt, so dass das Windsurfen etwa zwei Stunden vor und nach Niedrigwasser nur weiter draußen möglich ist.

Abends treffen wir auf einer Party Jose, Geschäftsführer vom Feel Viana Sporthotel in Viana do Castelo in Portugal, der nicht nur jedes Jahr zum Surfen hierherkommt, sondern auch in Barra Grande eine Windsurfstation mit JP/NeilPryde-Material zum September 2020 er­richten wollte – doch dann kam Corona und das Projekt ist vorerst auf Eis gelegt. Begeistert erzählt er uns von den guten Windsurfbedingungen für ein eigentlich ja breites Publikum, aber in Ermangelung von Stationen müssen sich hier Windsurfer zumeist allein auf dem Wasser austoben. Platz ist hier fast grenzenlos vorhanden.

Dennis Müller, 30 Jahre, von Norderney, professioneller Windsurfer, in Barra Grande, BrasilienFoto: reemedia

Barra Grande ist bereits schon ein gutes Stück touristisch weiterentwickelt. Jahr für Jahr wird das Angebot an liebevoll hergemach­ten Pousadas und Restaurants größer, die Straßen bestehen weiterhin aus feinem Sand, so dass der Ort auf uns faszinierend wirkt. Unser schwedischer Freund Thord, der eigentlich in einer Pousada im nördlicher gelegenen Macapá untergebracht ist, ist nach Barra Grande umgezogen, „hier ist es viel schöner und auch viel mehr los!“ Auch zwei Bars haben sich mittlerweile im Ort etabliert, so dass wir mit Caipirinhas in den Händen die Nächte auch mal kurz werden lassen.

4 Macapá

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Eigentlich sind es nach Macapá nur ein paar Kilometer, aber durch die dazwischen liegende Flussmündung müssen wir – dieses Mal auf der Straße – weit ins Landesinnere fahren, so dass es ein Trip über fast einer Stunde wird. Vor zehn Jahren bin ich das erste Mal in Macapá, direkt hinter der Grenze zum Bundesstaat Piaui gelegen, gewesen und auch vor acht Jahren sind wir noch fast allein auf dem Wasser gesurft. Seither hat sich das Bild auf dem Wasser und an Land stark verändert. Oder um es besser zu sagen, ich habe die Bedingungen am Spot fast nicht wieder erkannt, denn der Wind, die Wellen und die Gezeitenströmungen verändern die Lage der Sandbänke jedes Jahr. Und zwar in solchen Ausmaßen, dass diesen Sandbewegungen auch mal an der Wasserkante eine Straße oder ein ganzes Haus zum Opfer gefallen sind. In der Vergangenheit hat man hervorragende Bedingungen um die Ebbe herum gehabt und im November sind es die Stunden vor und nach Hochwasser, zu denen wir beste Wasserbedingungen vorgefunden haben.

Dennis Müller, 30 Jahre, von Norderney, professioneller Windsurfer, hier schon im Flussbereich, in Macapar, BrasilienFoto: reemedia

Dennis ist für eine Session zur Flut hin zum Freestylen mit sichtlich viel Spaß draußen. Der Atlantik vor Macapá hat durch Gezeiten und Strömungen Sandbänke aufgetürmt, die insbesondere bei höheren Wasserständen hervorragende Flachwassersessions bieten. Die Sandbänke sorgen leeseitig für nahezu glattes Wasser und bieten auch gute Voraussetzungen, um für Aufsteiger tolle Lernfortschritte möglich zu machen. Allerdings möchten wir betonen, dass mittlerweile bis zu 70 Kiter den Spot bevölkern und wir aufgrund der Gezeitenströmungen keine Aussagen über die zukünftigen Wasserbedingungen machen können. Vor zehn Jahren gab es im Ort gerade mal zwei Pousadas, die zudem nur einen sehr geringen Komfort geboten haben. Und Restaurants? Fehlanzeige, man war auf das Angebot der Pousadas ange­wiesen. Und heute? Es gibt immerhin eine kleine Auswahl von Pousadas. Michele und Lisa aus Südtirol betreiben die Pousada „Recanto dos Poetas“, die in zentraler Lage sehr schön angelegt ist.

5 Lius Correia

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Mit Hilfe eines allradgetriebenen Geländewagens kann man direkt von Macapá aus auf dem Strand in Richtung Luis Correia fahren und einfach da anhalten, wo es am besten gefällt. Auf dieser Tour findet man vorwiegend gemäßigte Wellenbe­dingungen mit zumeist Onshore-Wind vor. Die Strandabschnitte werden immer wieder von einzelnen Riffen unterbrochen, die insbesondere bei ablaufendem Wasser gefährlich werden können. Hier sollte man auf jeden Fall genau hinschauen.

Luis Correia ist deutlich touristischer angehaucht als Macapá, allerdings suchen ausschließlich Brasilianer diese Abschnitte der Küste auf. Klar, denn vor der Hitze im Landesinneren wollen an den Wochenenden viele flüch­ten. Ein größeres Hotel bietet Zimmer und Verpflegung mit europäischem Standard.

6 Pedra do Sal

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An einer kleinen Landzunge liegt eine größere Felsformation, die meerseitig eine saubere mannshohe Welle produziert und dafür sorgt, dass es sicherlich der beste Wellenspot oberhalb von Maceió ist. Deshalb hat sich hier kurz vor dem Spot auch ein Shop für Wellenreiter angesiedelt. Am besten startet man kurz luvwärts der großen Felsen, um dann Raumschot runter­zufahren, da der Wind in der kleinen Badebucht direkt hinter der Landzunge böig sein kann. Weiter unten bieten sich einfachere Bedingungen für Windsurfer niedrigerer Könnensstufen. Keine Bäume oder Steine trüben die Action auf dem Wasser.

In Pedra do Sal finden wir ein gemischtes Publikum aus Bade- und Beachbargästen, Kitern und Wellenreitern vor, was auch zum Charme dieses nahezu noch unbekannten Spots beiträgt. Den wahrscheinlich besten Fisch unse­rer Reise genießen wir in einer der zahlreichen Barracas, dazu mit einer frischen Kokosnuss in der Hand und dazu den Sonnenuntergang an dem endlosen Sandstrand.

Dennis Müller, 30 Jahre, von Norderney, professioneller Windsurfer, in Pedro do SalFoto: reemedia

Leewärtig von Pedra do Sal kann man der Küste etwa noch zwölf Kilometer bis zur Mündung des Rio Parnaíiba folgen. Wichtig ist allerdings ein geländegängiges Begleitfahr­zeug, da der unvergesslich schöne Downwinder entlang des menschenleeren Sandstrandes abrupt und unwiderruflich an der Mündung des südlichsten der fünf Arme des Rio Parnaíba endet.

7 ParnaÍba-Delta

Der Rio Parnaíba ist einer der größten Flüsse im Nordosten Brasiliens. Er entspringt im Landesinneren und mündet nach 1.458 Kilometern in den Atlantik. Auf dem letzten Abschnitt zerteilt er das Land mit seinen Nebenarmen in ein aufregendes Insellabyrinth. 85 Inseln zählt das Delta, von denen die Ihla Grande, Ihla do Paulino, Ihla Caju und Ihla Canarias die größten sind. Diese Inseln sind nur mit dem Boot vom Porto das Barcas, etwa 15 Autominuten von Parnaíba entfernt, zu erreichen.

Die Fischer vor Ort haben die Zeichen der Zeit erkannt und bieten geführte Tagesausflüge zu den einzelnen Inseln an. Schon die Fahrt mit dem Boot durch das atemberaubende Naturschauspiel der Mangroven, Sanddünen und Sümpfe ist ein Highlight an sich. Man kann Tiere wie zum Beispiel Affen, Schildkröten, Kaimane und Störche entdecken. Nach einer Stunde erreicht man die Flussmündung, deren eine Seite von einer etwa 800 Meter langen und etwa 150 Meter breiten Sanddüne vor den Gezeiten des Meeres geschützt ist. Hier laden die Boote ihre Passagiere aus und unter einem Zeltdach hat man während des gesamten Aufenthalts auf dieser Landzunge den einzigen Schatten! Man sollte daher unbedingt ausreichend Getränke mitnehmen, damit dieser grandiose Ausflug nicht zu einer Tortur wird.

Wer aber ausreichend Zeit mitgebracht hat, kann sich auch eine ganz individuelle Reise über mehrere Tage zusammenstellen lassen und dabei nicht nur unbekannte Spots entdecken, sondern auch das Flair dieser einzigartigen Landschaft intensiver auf sich wirken lassen. Allein die Fahrten durch die Mangroven sind ein absolutes Highlight. Leewärtig der Ihla Canarias bie­ten sich perfekte Glattwasserbedingungen. Direkt am Atlantik hingegen sind es bei auflandigem Wind bis zu drei Meter hohe Wellen!


Spot Infos Brasilien Nord

Anreise nach Brasilien

Die TAP fliegt ab München, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Berlin jeden Montag, Mitt­woch, Freitag, Samstag und Sonntag via Lissabon nach Fortaleza. AirFrance fliegt jeden Dienstag und Freitag von Paris nach Fortaleza mit einem Direktflug. Von dort organisieren Reiseveranstalter wie Surf & Action Company einen Transfer, der ca. 5 – 5,5 Stunden braucht. Surf & Action hat derzeit Jeri, Icaraizinho und Maceio im Programm, Sun + Fun ebenfalls Jeri und Icaraizinho.

Wind, Wetter & Neoprenempfehlungen

Der Grundwind in Nordbrasilien ist der Passat und bläst beständig von Juli bis Anfang Januar aus Osten und nimmt während des Tages durch thermische Einflüsse kontinuierlich zu. In den Monaten August bis Oktober bläst der Wind am stärksten und wird dann zum Jahresende hin etwas schwächer. Wer in die Region von Camocin bis Pedra do Sal reisen möchte, der braucht auf jeden Fall eine Segelgröße kleiner als in der Region um Cumbuco und Paracuru! Wir sind in der zweiten Novemberhälfte in der Region von Camocin bis Pedra do Sal gewesen und haben zumeist Segelgrößen um fünf Quadratmeter benutzt.

Eine Windvorhersage braucht man nicht, der Wind ist so gut wie garantiert.

Einen Internetzugang für die Windvorhersage braucht man hingegen nicht, denn der Wind ist so gut wie garantiert. Wir haben nur sporadisch mal in Windguru reingeschaut, denn die Wellenvorhersage für Maceió war interessant zu lesen. In unserer Zeit war es eine 18(!)-Sekunden-Periode, die uns Big Days bescherte. Nach unseren Erfahrungen aus etwa einem Dutzend Reisen in die Regionen Ceara und Piaui weht der Wind in der Höhe Jeri bis Macapá am stärksten. An den Spots Luis Correia und Pedra do Sal ist dieser ein paar Knoten schwächer. Die Lufttemperaturen liegen tagsüber bei etwa 30 Grad und Wassertemperaturen bei 27 Grad. Ein Neo ist nicht nötig, ein Lycra als Sonnenschutz dagegen sehr.

Stationen

Die Station Sa Barra Brasil gehört dem Italiener Gigi Madeddu, ist von Juni bis Februar geöffnet und bietet RRD Surfequipment zum Mieten, Lagermöglichkeiten für das eigene Material und einen kleinen Surfshop mit Ersatzteilen. Website: www.sabarra.it

Wohnen

Während der Hauptsaison in den Monaten Oktober und November sollte man Unterkünfte schon vorher buchen. Allerdings kann man auch vor Ort noch schauen und findet dann fast immer noch etwas. Sehr schöne Pousadas haben wir mit der Pousada Titas und dem Barra Grande Kite Camp in Barra Grande gefunden (www.pousadatitas.com.br, www.barragrandekitecamp.com.br).

Essen

Wir haben in unseren Beschreibungen immer wieder auf Restaurants hingewiesen. Wer aber auf sein Reisebudget achtet, der kann auch in den brasilianischen Barracas Essen gehen. Diese liegen zumeist direkt an den Stränden und bieten fangfrischen Fisch mit Reis und Salat für unter zehn Euro.

Autovermietung

Jeff Stone von www.cumbuco-car-rental.com. Wir haben uns den Mietwagen zur Ankunftszeit zum Flughafen in Fortaleza bestellt und der gut Englisch sprechende Jeff Stone steht mit einem Namensschild am Ausgang. Das funktioniert sehr gut und die Mietwagen haben einen qualitativ guten Zustand. Alternativ bucht man beim Reiseveranstalter einen Shuttle vom Flughafen zu den Spots oder von Spot zu Spot.

Geld

Umtauschverhältnis 1 Euro = 5,4 Reais, Stand: November 2023

Kriminalität

Wir werden häufig nach der Sicherheit in Brasilien gefragt. Auf dem Land und an den Surfspots in der Saison gilt es als sicher. Wir bewegen uns frei und sicher an diesen Plätzen, obgleich wir zusehen, dass wir vom Flughafen in der Millionenstadt Fortaleza raus auf das Land kommen. Alle Küstenorte, in denen wir uns bewegen, haben eine offensichtliche Polizeipräsenz.

Dieser Spot Guide erschien erstmals in surf 1-2/2022


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