Jenseits von JeriFoto: reemedia
Jericoacoara ist und bleibt der Kultspot an Brasiliens windiger Nordküste. Doch die Region Ceará bietet abseits des in der Hauptsaison proppenvollen Top-Spots unzählige Möglichkeiten. Wir haben ein Team auf eine Surf-Safari von Fortaleza bis nach Jeri geschickt. Sie trafen auf Horden von Kitesurfern, aber auch auf mehr als genug Platz, um sich nicht in die Quere zu kommen.

Flughafen in Lissabon, Portugal, im November. Beim Zwischenstopp auf unserer Reise nach Ceará im Nordosten Brasiliens treffen wir Dennis Müller mit Freundin Katrin. Dennis, Bankkaufmann und 2017 Dritter der DWC-Rangliste, ist die Hektik der letzten Tage mit Job und Reisevorbereitungen deutlich anzumerken. Noch völlig aus der Puste seine erste Frage: „Habt ihr Windguru für die nächsten Tage gecheckt?!“ Wir gucken uns an. „Nein, wieso auch?“ Kurzum, die Region Ceará in Brasilien ist weltbekannt für exzellente Wind- und Wasserbedingungen, denn die Küste von Cumbuco bis Jericoacoara im Norden Brasiliens bietet ganzjährige tropische Luft- und Wassertemperaturen und zudem von Juli bis Dezember eine Windwahrscheinlichkeit von annähernd 100 Prozent, aber kaum ein Windsurfer fährt bislang hin!

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Foto: Reemedia

Kitehochburg – Keine Sorge

Seit 15 Jahren wird dieser Küstenverlauf alljährlich von Zehntausenden von Kitesurfern bereist und für viele ist es „das“ Reiseziel schlechthin. Zuerst noch ein paar Abenteurern vorbehalten, hat sich die Region Ceará zu einer internationalen Kitehochburg entwickelt. Spots gibt es so zahllos wie Klamotten an der Wäscheleine. Ja, Jericoacoara und mit Abstrichen Icaraizinho sind uns Windsurfern bekannt, aber diese Region hat noch viel mehr zu bieten. Grund genug uns auf die Suche zu machen und einige Spots zu bereisen. „Aber bringt viele Informationen mit, damit jeder surf-Leser in die Lage versetzt wird, diese Reise nach dem Lesen dieser Geschichte zu machen“, gab uns der Chefredakteur dieses Magazins mit auf den Weg. Und das ist genau unser Ziel mit „The Search: Ceará – Land der Sonne und des Windes“.

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Bereits im TAP-Flieger, startend in Lissabon, ist der hohe Anteil von Wassersportlern deutlich zu sehen. Shirts und Jacken von den bekannten Surfmodelabeln. Bei der Ankunft in Fortaleza sind im Bereich Sperrgepäck extra zwei(!) Mitarbeiter dafür angestellt, die Bags der Kitesurfer und der wenigen Windsurfer auszuladen und neben das Förderband zu ziehen. Etwa 40 bis 50 Bags sind es insgesamt, die von den Mitarbeitern herausgezogen werden, das heißt mindestens ein Viertel des Fliegers ist mit Kitesurfern besetzt gewesen. Und ich sehe Gesichter, die ich noch vom letzten Jahr, oder besser, von den letzten Jahren, kenne.

Am Ausgang erwartet uns der Mitarbeiter der Mietwagenfirma mit unserem Allrad-Gefährt für die nächsten zwei Wochen, einem VW Amarok. Die großen Bags kommen alle hinten auf die Ladefläche und los geht’s. Der Mitarbeiter stammt praktischerweise aus Cumbuco, unserer Station für die ersten beiden Nächte, so dass er zugleich auch den Chauffeur dorthin spielt. Die Strecke vom Airport in den etwa 40 Kilometer nördlicher gelegenen Küstenort macht etwa 45 Minuten aus. Dennis hat zuhause zudem eine entsprechende App heruntergeladen, womit wir in den 14 Tagen nur selten uns noch verfahren werden.

INFOS: Ceará

Reisezeit, Klima und Neoprenempfehlung: Mit knapp 600 Kilometer Länge ist die Küste von Ceará mit ihren riesigen Dünen, schroff abfallenden Klippen, Kokospalmen und Süßwasser-Lagunen eine der schönsten und längsten Brasiliens. Das Klima ist feucht-warm, mit mittleren Temperaturen von 26 bis 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent. Die Wassertemperaturen schwanken zwischen 25 und 28 Grad. Ein Lycra und Shorts sind somit ausreichend. Von Juni bis Januar scheint täglich die Sonne, die meisten Niederschläge fallen in den Monaten März, April und Mai. Dann regnet es mal eine, mal vier Stunden, aber nur selten den ganzen Tag.

Wind: Der Wind in der Region Ceará kommt aus Südost und ist insofern, je nach Spot, side- bis sideonshore und über die Mittagsstunden am stärksten. Fährt man von Cumbuco aus nordwärts, nimmt die Windstärke im Normalfall zu und so haben die Spots, beispielsweise um Paracuru herum, eine halbe bis eine Windstärke mehr als in Cumbuco. Fährt man in Cumbuco ein 6er-Freeridesegel, dann entspricht dieses in Paracuru bei etwas ruppigeren Bedingungen einem 5er-Segel. 300 Kilometer nördlich in Jericoacoara darf man wiederum noch eine Windstärke gegenüber Paracuru draufrechnen.

Von Juli bis Dezember belüftet der Südostpassat mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 100 Prozent die Küste Cearás mit vier und mehr Windstärken. Mit etwas Glück weht es sogar bis Anfang Februar. Die Monate Januar bis März glänzen noch immer mit einer Windwahrscheinlichkeit von 50 Prozent. Die Regenzeit reicht bis in den Juni hinein und der Wind wird erst wieder im Juli konstant.

Durch lokale Verstärker bläst es an den meisten Spots jedoch viel stärker als vier Beaufort: die Sanddünen im Hinterland wirken als Turbo und beschleunigen den Passat. Deswegen bläst er meist in den Mittagsstunden am stärksten und nimmt gegen Nachmittag ab. Morgens ziehen an allen Spots häufig Wolkenfelder durch und es kann immer wieder in diesen frühen Stunden regnen. Der Wind ist bis etwa 10:00 Uhr reine Glückssache und lässt sich kaum vorhersagen.

Am stärksten wird der Wind in den Monaten September und Oktober, da hat es in Cumbuco durchschnittlich 5-6 Beaufort, in Paracuru 5-7 und in Jeri auch gerne mal mehr. Kleine Segel (4,2-
4,7 qm) im Gepäck ist also Pflicht. Ab November wird der Wind dann schwächer und man benötigt größeres Material (4,7er bis 6,0er-Segel und 80-100 Liter beim Board), um jeden Tag die nötige Power zu haben. Generell ist also der Wind in Fortaleza am schwächsten und legt Richtung Nordwesten immer mehr zu.

Anreise: Mit der TAP Air Portugal geht es ab Lissabon in etwa sieben Stunden nach Fortaleza. Tipp: Mehrstündige Aufenthalte in Lissabon lassen sich gut für Touren in die Innenstadt nutzen.

Weiterhin fliegt Condor mehrmals die Woche und neuerdings auch KLM mit einer attraktiven Verbindung über Amsterdam. Für die Brettmitnahme erkundigt euch am besten immer über die aktuellen Bedingungen der Fluggesellschaften.

Unterkünfte: Tropical Wind do Cumbuco/Kiters Paradise. Gemütliche Pousada von Manfred Spuck. Man merkt, dass sich jeder seiner Gäste hier sehr wohlfühlt und das liegt nicht nur am sehr reichhaltigen und guten Frühstück.
www.kitersparadise-cumbuco.com

Sun and Fun hat ein Angebot an kompletten Reisen nach Icaraizinho und Jericoacoara und weiteren Pousadas in den größeren Orten.
www.sunandfun.com/surfen/
. Auch die Surf & Action Company hat die Top-Windsurfspots im Programm: www.surf-action.com

Surfstation: Windsurfshops und -stationen? Es gibt in Jericoacoara und Icaraizinho den Club Ventos, www.clubventos.com. Gründer und Geschäftsführer ist Fabio Nobre, das Windsurf­urgestein in Jeri und jemand, der vor 20 Jahren an diesen Ort glaubte und weiterentwickelte. Ansonsten gibt es an der gesamten Küste keine weiteren Shops oder Stationen.

Mietwagen: Wir haben bei unseren Trips nach Brasilien grundsätzlich 4x4-Autos, womit man auf(!) den Stränden noch flexibler ist. Zum Teil lassen sich mit diesen Hilux´, Amaroks u.s.w. auch weitere Wegstrecken auf dem Strand bewältigen und die Flussmündung in Moitas ist anders gar nicht zu erreichen! Aber auch mit den Allradautos fährt man sich (häufiger) mal fest, dann lässt man genügend Luft aus den Reifen, buddelt den weichen Sand weg – weiter geht’s.

Die 4x4-Autos kosten zwischen 85-125 Euro am Tag, Buggys und andere Pkws liegen bei etwa 40-60 Euro/Tag.

Kriminalität: Wir werden immer wieder darauf angesprochen, aber eine Kriminalität haben wir auf unseren bislang rund einem Dutzend Reisen in die ländlichen Küstenorte der Regionen Ceará und Natal praktisch nicht gespürt. Polizeipatrouillen gehören zum Ortsbild dazu. Von Erzählungen her ist uns ein Fall aus Pecem bekannt, bei dem Scheiben eines Autos eingeschlagen wurden und Handys und Bargeld gestohlen worden sind. In der Millionenstadt Fortaleza gilt es aber grundsätzlich vorsichtig zu sein!

Spots

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1 Cumbuco

Bei unserem ersten Trip nach Cumbuco vor 15 Jahren gab es noch so gut wie keinen Tourismus. Mittlerweile zieht der Ort jährlich Zehntausende von Kitesurfern an, die ihren Urlaub hier verbringen oder als Ausgangspunkt für eine Reise weiter nach Norden nehmen. Zahllose Pousadas („Pensionen“, die Red.) und Hotels gibt es hier mittlerweile, einige Restaurants und Surfshops sowieso. An den Wochenenden gibt es Livebands, die vor den Kneipen spielen und Bars, die zum Tanzen einladen. Dieses zieht auch mehr und mehr Brasilianer aus der Millionenstadt Fortaleza an, die hier ihre Wochenenden verbringen. Neben dem Kitesurf-Tourismus hat sich dieser WochenendTourismus mehr und mehr zum Faktor entwickelt.

Einer, der bereits seit 20 Jahren in Cumbuco ansässig ist, ist Manfred Spuck. „Manni“ wie er allseits genannt wird, hat hier vor 16 Jahren angefangen, eine Pousada zu bauen, die er mit dem ansteigenden Kitesurf-Tourismus sukzessive vergrößerte. Er ist vor 25 Jahren aus Deutschland ausgewandert und war in den Anfängen Importeur der Boardmarke Fanatic und damit natürlich auch leidenschaftlicher Windsurfer. Der heute 78-Jährige geht zwar nicht mehr zum Windsurfen, kümmert sich aber liebevoll um jeden Gast und hat für jeden bestmögliche Tipps parat und ist damit eine perfekte Anlaufstation für Windsurfer. Von Mannis Pousada „Tropical Wind“ sind es zwei Fußminuten zum Strand.

Der Wind kommt morgens mit 15 Knoten side­shore von rechts und nimmt regelmäßig im Laufe des vormittags auf bis 20 Knoten zu. Am Nachmittag schwächelt er insbesondere im November und Dezember sehr häufig. Im Verlauf dieser schwächeren Nachmittage sind es dann nur noch 11 bis 15 Knoten.

Uns erwarten an diesem Vormittag bei Ebbe kaum Wellen und Shorebreak. Mit etwa 15 bis 18 Knoten wählt Dennis für diese erste Session das Slalommaterial aus. Es sind hier klassische Free­ridebedingungen, die bei drei Stunden vor und nach Niedrigwasser einfach zu beherrschen sind. Das Starten auch mit größeren Segeln, Boards und längeren Finnen ist einfach und für Aufsteiger zu empfehlen. Draußen gibt es bei Niedrigwasser kabbelige Bedingungen, aber je höher der Wasserstand ist, desto mehr bauen sich Dünungswellen auf. Die Herausforderung kommt aber mehr und mehr mit ansteigender Flut, denn der Shorebreak hat es dann in sich. Insbesondere im Bereich des ehemaligen „Eco-Paradise“ Hotels sind die auf den Strand brechenden Wellen locker bis zu einem guten Meter hoch. Aufsteiger/Gelegenheits-Windsurfer sind dann klar überfordert. Vielleicht fünfhundert Meter in Richtung Süden ist das dann schon gemäßigter, aber immer noch ein Faktor.

Kein Faktor sind die vielen Kitesurfer auf dem Wasser. Im Bereich des ehemaligen „Eco-Paradise“ Hotels, also da wo wir beim Windsurfen gewesen sind, waren kaum Kitesurfer auf dem Wasser. Diese sind weiter südlich, dort gibt es zwei Restaurants mit Bars und schönen Chill-Out-Ecken unter Palmen und die Kiteszene ist weitestgehend („Herdentrieb“) dort zu finden.

Wie dem auch sei, der Strand von Cumbuco ist etwa acht Kilometer lang und da verläuft es sich zwangsläufig, egal wieviel Kitesurfer auch immer da draußen sein mögen.

2 Vila Gale

Macht man einen Downwinder von Cumbuco runter zur Lagune Cauipe, so erwarten einen auf dem Weg runter immer bessere Wavebedingungen. Nach etwa fünf Kilometern taucht recht nah zur Wasserkante eine dicht besetzte Linie von Palmen auf und genau hier findet man gute Wellen. Diese brechen sauberer als an allen anderen Abschnitten des sieben Kilometer langen Downwinders nach Cauipe. Zudem sind die Abstände zwischen den Wellen größer als anderswo. Der Wind kommt hier über Tag side-onshore und diese Location ist ideal, um hier ein bisschen länger während des Downwinders zur Lagune Cauipe zu verweilen.

Für den Downwinder zur Lagune kann man gern ein paar Reais für die Agua de Coco mitnehmen, die man an der Lagune Cauipe kaufen kann. Vor etwa zwanzig Jahren war ein Bild eines Windsurfers auf dieser Lagune im surf Magazin abgebildet. Mittlerweile ist dieser Flachwasserspot mit Kitesurfern überfüllt, innerhalb der letzten Jahre hat sich die Wassertiefe verringert und Windsurfen ist zumindest in den Hauptmonaten Oktober und November überhaupt nicht empfehlenswert. Für den Weg zurück nach Cumbuco gibt es Buggy-Taxis.

3 Pecem

In Lee der langen Seebrücke gab es mal schöne cleane mit bis zu drei Meter großen Wellen mit einigermaßen brauchbarem Wind, nun ist der an dieser Stelle befindliche Containerhafen ausgebaut worden und der Spot hat sich damit erledigt. In Pecem hat sich in den letzten Jahren viel Industrie angesiedelt, was aber geblieben ist, sind Bump & Jump-Bedingungen im Bereich des Ortes, also zwei Kilometer nördlich der Seebrücke.

4 Taiba

Nach 45 Autominuten erreichen wir Taiba, eine kleine Ortschaft mit brauchbaren Wellen – auch zum Wellenreiten. Einheimische Jungs sind in Höhe des Ortskerns regelmäßig auf dem Wasser und lokale Wellenreitevents finden hier statt. Im Ort weht der Wind sideshore und die fette Welle bricht recht sauber. Es ist aber nicht ratsam, zu nah unter Land zu surfen, denn da ist der Wind nur noch böig, weil der Landvorsprung im Süden des Ortes zu sehr in den Atlantik hineinragt. Dennoch lohnt sich eine Wavesession im Bereich der „Baraca“ (brasilianisches Restaurant), also in „Alt-Taiba“. „Die Wellen kommen im Verhältnis zur Windrichtung auflandiger. Schöne Wellen gibt es hier“, meint Bernie Hiss, DWC-Sieger von 1999, anerkennend.

Die „Lagune Taiba“ befindet sich zwei Kilometer nördlich des Ortes und ist „die“ Location von Freestyle-Kitesurfern. Die Fläche dieser Lagune hat sich von 2016 auf 2017 locker verdoppelt, reicht aber immer noch nicht aus, damit sich alle Kitesurfer hier bei feinstem Glattwasser in Frieden begegnen können. Viel zu voll ist es. Für jeden Freestyle-Windsurfer wäre dieser Spot ein Genuss, ist aber zumindest an den stark frequentierten Monaten Oktober und November keinem Windsurfer zu empfehlen.

5 Paracuru

75 Autominuten nördlich von Cumbuco liegt Paracuru, der wohl bekannteste Windsurfspot dieser Gegend. Alternativ geht’s von Taiba bei maximal drei Stunden vor und nach Ebbe mit dem 4x4 über den Strand, über eine „Dirt Road“, die es in sich hat, oder über die Straße im Landesinneren, wofür man eine Stunde mehr braucht.

Der Spot bietet kabbelige Bedingungen aber auch Wellen, die weiter draußen am Riff brechen und die wohl größten von ganz Ceará sind. An guten Tagen mit Swell können diese bis zu zwei (in seltenen Fällen bis drei) Meter hoch werden und nach Lee abgeritten werden. Leider kommen diese nicht perfekt geordnet rein. Innerhalb des Riffs werden die Wasserbedingungen kabbeliger, wenn die Tide ansteigt. Damit ist der Spot in Bezug auf die Wasserverhältnisse gezeitenabhängig. „Die besten Wellen gibt es bei höherer Tide, obgleich sie bei Ebbe etwas cleaner brechen“, zeigt sich der Stuttgarter Stefan Kirchberger begeistert. Die höhere Tide zeigt auch Auswirkungen auf den Shorebreak. Zwei Stunden vor und nach Flut ist er nicht unbeträchtlich, so dass auch Fortgeschrittene damit Probleme haben können. Der Wind kommt sideshore von rechts und ist kräftiger als in Cumbuco.

Vor einigen Jahren haben wir hier mal Brawzinho getroffen, der aus Fortaleza stammt und in Zeiten bevor er nach Maui auswanderte, regelmäßig in Paracuru draußen gewesen ist. Ansonsten ist der Spot fest in der Hand von Kitesurfern. Windsurfer mit Wavematerial sieht man hier auch regelmäßig, sind aber – leider – an einer Hand abzuzählen.

Die Barraca direkt am Spot ist der Szenetreffpunkt der Wassersportler. Hier gibt’s viel Fisch, noch mehr Caipis und ausreichend Schatten für die Pausen zwischendurch.

Achtet auf die leewärtigen Fischzäune und die bei Niedrigwasser kurz unter der Wasserober-fläche liegenden Felsen.

Der Spot liegt drei Kilometer außerhalb des Ortes. Im Ort selber befinden sich ein paar Restaurants und Cafes. Der Besuch des Wochenmarktes mit viel Obst und Gemüse, Fisch und so weiter lohnt sich und die Auswahl an Pousadas ist gut. Von der Pousada „Ventos Brasil“ erreicht man in zwei Gehminuten die Bucht von Paracuru. Hier kann man gezeitenunabhängig gut Wellenreiten und Stand-up-Paddeln.

6 Lagoinha

Postkartenidylle! Mit der hohen Düne, der rot schimmernden Steilküste und der wunderbaren Aussicht schaut der Ort wie gemalt aus!

Im Wasser sind regelmäßig Wellenreiter zu finden. Kein Wunder, denn Lagoinha glänzt mit sauberen, kräftigen Wellen. Gleichwohl sind die Windbedingungen auch über Tag recht böig. Durch die Landzunge bedingt, ist der Wind hier nur selten gleichmäßig. Dabei wird der Wind in Lagoinha gleichmäßiger, wenn man mehr nach Lee hin, also nach Norden, runtersurft. Nach zwei Kilometern erreicht man eine Lagune mit feinstem Glattwasser und Stehtiefe. Hier sind regelmäßig ein paar Kiter auf dem Wasser, aber Windsurfen sollte genauso gut möglich sein. Eine Infrastruktur gibt es hier nicht.

7 Guajiru

Guajiru gilt in der Szene immer wieder als Wavespot und wir sind in den letzten Jahren ein paar Mal, sowohl irgendwo auf der Wegstrecke außerhalb des Ortes, als auch im Rahmen unseres Trips im November innerhalb der Ortschaft gewesen. Die Wasserbedingungen sind dort sehr tidenabhängig. Ja, mit Flut entstehen Wellen, die weiter draußen wie auch kurz unter Land brechen, aber unserer Meinung nach nicht perfekt abzureiten sind. Der Bereich um Guajiru in Richtung Flecheiras bietet aber immerhin an verschiedenen Strandabschnitten immer mal wieder gute Wellenbedingungen mit Sideshore-Wind. Darüber-hinaus gibt es im Ort ein paar schöne Pousadas. .

8 Flecheiras

„Flecheiras“, da war doch was? Richtig, bis vor etwa fünf Jahren hat „Planet Allsports“ dort eine Windsurfstation betrieben, welche in einem Hotel am Ortsausgang integriert war. Völlig unvermittelt rückte vor sieben Jahren der Bagger an und riss das Hotel einfach weg! Unterschiedliche Meinungen über die Eigentumsverhältnisse des Hotels führten wohl, so hört man, dazu. Noch heute steht diese Ruine dort. Nette Pousadas sind aber vorhanden und on Top liegt das Luxushotel Dayo im Ortskern. In Flecheiras gibt es verschiedenste gute Möglichkeiten zum Essen. Fisch, Hummer, Langusten in allen Variationen direkt am Strand.

Ein Starten an der Landzunge, direkt vom Ortskern aus, empfehlen wir nicht, denn Steine lauern unter der Wasseroberfläche. Aber in der Bucht von Flecheiras haben wir klasse Freeridebedingungen. Ein paar Stunden vor und nach Ebbe sind wir mit dem Slalomboard draußen und haben mächtig viel Spaß. Dennis ist kaum wieder vom Wasser herunter zu bekommen. Mit Fullspeed fährt er die Bucht rauf und runter. Die Bedingungen sind einfach, denn auch weiter draußen läuft in diesen Stunden kaum Dünung. Nur zur Flut wendet sich das Blatt. Denn sowohl der nicht zu verachtende Shorebreak, wie auch der unter Land böige Wind, machen das Starten und die ersten Meter auf dem Wasser nicht zum Spaß.

9 Embuaca

Embuaca ist noch relativ unbekannt, was sich aber auf Sicht wohl ändern wird. Die Wellen sind nicht die größten der Umgebung, aber sie laufen zeitweise clean und brechen sauber. Man schafft bei guten Bedingungen bis zu vier Turns auf einer Welle. „Embuaca hat eine einfach zu fahrende Welle, mit der man spielen kann!“, schwärmt ein sichtlich begeisterter Dennis Müller. „Embuaca ist der Spot mit den wahrscheinlich besten Wellen weit und breit“, meint eine französische Kitesurferin zu uns, die seit Jahren die ganze Küste rauf und runter erkundet. Dabei eignet sich der Spot nicht nur für Wellenfreaks, sondern auch Freerider und Halsenschüler werden genauso ihre Freude haben. Und wir dürfen gespannt sein, bis hier auch eine Station, Pousadas und mehr Baracas ansässig sein werden.

Der Spot ist ungefährlich, denn der Strandverlauf macht hier eine leichte Biegung, an dem man schnell wieder Bodenkontakt unter den Füßen bekommt. Embuaca liegt an einer kleinen, flach verlaufenden Bucht, in der leewärtig Fischerboote liegen. Kinder spielen am Strand und die Dorfgemeinschaft verbringt die Nachmittage versammelt am Wasser, alles ist hier herrlich entspannt. Die Wasserbedingungen sind nicht choppy, sondern – unabhängig von der Tide – glatt. Trotz der Kitesurfer, die hierherkommen, ist immer genug Platz auf dem Wasser. Ein Stückchen luvwärts befinden sich ein weiteres kleines Riff und Fischerstäbe im Wasser, welche gut sichtbar sind. Ansonsten ist der Strand frei von Steinen.

Während umliegende Spots morgens und abends oft noch mit dem „side-off“ zu kämpfen haben, lädt Embuaca mit seinem konstanten Sideshore-Wind den ganzen Tag zu unvergesslichen Surfsessions ein. Lässt man den Blick nach links über den Strand schweifen, erstreckt sich das kleine verträumte Fischerdörfchen Embuaca. Entlang des Strandes reihen sich die Djangardas, also typische brasilianische Segelboote, aneinander. Das Fischen ist in diesem kleinen Dorf immer noch die Haupteinnahmequelle. Den täglich frischen Fisch und die Langusten direkt vom Fischer gibt’s in den Baracas, die direkt am Strand liegen. Dennis Müller: „Direkt am Spot gibt’s schöne Schattenplätze zum Chillen, eine Wiese zum Materialaufbauen, einen schönen Sandstrand, 50 Zentimeter Beachbreak. Embuaca ist ideal für Welleneinsteiger und Freerider.“

10 Praia Baleia

Beim Anblick des Spots – wir sind um die Ebbe rum am Strand – holt Dennis sofort sein Freestyleboard raus. Gute Glattwasser- bis kabbelige Bedingungen und rund 20 Knoten laden zum Manövertraining ein. Dazu kommt ein Bereich mit Stehtiefe. Der Spot eignet sich bei geringerer Tide gut für Aufsteiger und Fortgeschrittene. Draußen bricht eine Welle und Tage später erzählt uns ein Windsurfer, dass es am Riff zwei Meter sauber brechende Welle gab. Bei Flut kommt das Wasser bis an die Palmen des Ortes ran und man ist gut beraten das Auto schnell hochzufahren. Ansonsten? Von Praia da Baleia kann man – Allrad vorausgesetzt – auf dem Strand bei nicht so hoher Tide bis nach Icaraizinho fahren.

11 Icaraizinho

„Wow, ist das hier schön!“, Dennis und Katrin bekommen den Mund gar nicht mehr zu. Eine schöne, lange Bucht, innen gut windgeschützt, hohe Palmen und dazu unsere Pousada „Casa Zulu“, die wunderbar in die Landschaft eingebettet ist. Die Betreiber Roxanne und Edouard haben viel Holz in ihrer Pousada verarbeitet, so dass man vom Frühstückstisch mit Ausblick auf Garten und die Bucht gar nicht mehr aufstehen mag. Oben am „Point“ kommt der Wind „side-sideoffshore“, es gibt gezeitenunabhängig keinen nennenswerten Shorebreak und zwei Stunden vor und nach Flut brechen die Wellen brauchbar, so dass man zumindest zwei Turns auf der Welle hinbekommt. Bei Ebbe gilt es auf Untiefen im Wasser zu achten. Vielleicht 100 Meter unterhalb vom Point sind zu unserer Freude einige Windsurfer auf dem Wasser. Der „Club Ventos“ hat hier seit einigen Jahren eine Station mit JP-, Starboard- und NeilPryde-Equipment in der Vermietung. Dazu kommt ein rundes Angebot aus Schulung, Storage, SUP-Board-Vermietung und so weiter.

Am Lee-Ende der Bucht gibt es etwas höhere, ungeordnete Wellen, die an guten Tagen Edouard von der Pousada Zulu zum Waveboardfahren animieren.

Dennis Müller: „Meine Entdeckung dieser Reise, denn wir lieben Icaraizinho: In Stichworten, das ist der beste Allround-Windsurfspot, konstantester und stärkster Wind, jeder Windsurfer kommt voll auf seine Kosten, 300 Meter weit draußen ein Riff, bei Hochwasser eine ein bis 1,5 Meter hohe sanfte Welle zum Abreiten und Rampen perfekt zum Frontloop üben. Freestyler können in der Bucht ideal ihre Pirouetten auf Flachwasser drehen, Freerider bis zum Riff für Einsteiger, Fortgeschrittene können an ihrer Sprungtechnik feilen und über die Riffwellen jumpen. Familienfreundlich, Freundinfreundlich!“

20 Autominuten ins Landesinnere entfernt von Icaraizinho befindet sich eine große Lagune zum Glattwasserheizen. Man hat hier das Privileg, sich garantiert allein auf dem Wasser austoben zu dürfen. Der Wind kommt allerdings ein Stück weit übers Land und ist dadurch recht böig.

Wiederum 20 Autominuten, nun aber nördlich von Icaraizinho, befindet sich die Flussmündung von Moitas. Liebend gern haben wir uns auf diesen Trips im weichen Sand festgefahren, aber das gehört wohl auch dazu…

12 Moitas

Am Rio Aracatiacu findet man drei Stunden vor und nach Niedrigwasser allerfeinstes Glattwasser! Wir haben überlegt, wo wir weltweit überhaupt noch so glattes Wasser finden, wie hier an dieser Flussmündung. Halsen, Freestylemoves, Heizen und das alles bei viel Platz! Wenn man mehr in Richtung der Mangroven surft, dann wird es deutlich böiger. Dennis Müller: „Klasse, hier gibt’s spiegelglatte Freestyle-Laborbedingungen, nur einen Meter neben dem Land mit Vollgas vorbeiheizen, aber achtet auf die starke Strömung bei Tidenwechsel. Der Hintergrund mit Mangrovenwald und Windrädern ist charakteristisch für diesen Spot!“

13 Jericoacoara

„Jeri“ hat sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Zum Wassersport-Tourismus ist mit einer massiven Entwicklung der brasilianische Tourismus hinzugekommen. Einige Hotels, insbesondere mit höheren Standards, sind neu gebaut worden. Weiterhin ist es nicht mehr gestattet, mit dem Auto in den Ort zu fahren, was dem Flair des Ortes aber zugutekommt. Von einfachen Pousadas bis zum schicken Hotel, vom einfachen brasilianischen Essen bis zum teuren Sushi-Restaurant, Jeri hat viel zu bieten. Und – endlich – sind wir mit vielen Windsurfern auf dem Wasser. Wo wir uns auf unserem Weg nach Jeri noch so einsam gefühlt haben, hier ist der Spot knackig voll. Knackig gut ist genauso das Angebot der Surfstation Club Ventos. Hier wartet die Station mit JP-, Starboard- und NeilPryde-Material, SUP-Boards und Wellenreitern auf. Eigentümer Fabio Nobre entwickelt den Club Ventos immer weiter und hat die Loungebereiche in den letzten Jahren ausgebaut. Wie in einer Arena schaut man wind- und sonnengeschützt auf den Surfspot. Hier ist Kitesurfen verboten! Am Spot brechen die Wellen auf maximal ein bis 1,5 Meter Höhe recht sauber und hohe Sprünge, Wellenritte und neueste Freestyle-Powermoves gibt es zu bestaunen, denn Pros wie Arrianne Aukes oder Gollito rocken plötzlich neben einem auf der Welle. Alternativ gibt es rund um Jeri verschiedene Lagunen mit feinsten Glattwasserbedingungen. Welche Segelgrößen werden gefahren? Freestyler sind mit 4,0 bis 4,5 Quadratmetern und Waver mit 4,5 bis 5,3 auf dem Wasser.

Dennis Müller: „Jeri ist das Windsurfmekka Brasiliens, hier haben wir die meisten Windsurfer auf unserem Trip angetroffen und den stärksten Passatwind (18 bis 25 Knoten) gehabt. Der Wind nimmt über den Tag zu und ist insofern morgens ideal zum Longboarden oder SUPen, um danach aufs Windsurfboard zu springen. Der Wind kommt nur böig durch die Bucht! Vorne ist Flachwasser, draußen eine schöne Welle, die man super zum Springen nehmen und Abreiten kann. Das kann ganz schön voll werden, Augen auf um Vorfahrt zu gewähren. Wenn man ein bisschen abfällt oder weiter draußen bei freiem Wind surft ist aber genügend Platz für alle. Und Zuschauer können herrlich von der Sonnenliege im Club Ventos den Wassersportlern zuschauen!

Wenn man vom Point stark abfällt, hat man genau vor der „Sonnenuntergangs-Sanddüne“ eine Winddüse. Hier ist es ideal, um Freestyle-Powermoves zu üben und man trifft einige Freestyle-Pros.

Wenn man vom Point hochkreuzt, dann hat man am Wavespot (also rund 500 Meter südlich vom Point!) ein bis zwei Meter hohe Rampen, welche vom Wave-Aufsteiger bis zum Wave-Pro Spaß machen!“

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