Das Dasein eines Windsurfprofis hat definitiv sehr angenehme Seiten. Man bereist die schönsten Orte dieser Welt und verbringt die meiste Zeit des Tages auf dem Wasser. Um ehrlich zu sein, gibt es natürlich auch die eine oder andere Schattenseite. 100 Kilo schwere Boardbags um die Welt zu zerren, bringt wenig gute Laune, vor allem wenn der oft recht spärliche Gehaltsscheck für die Zahlung von Übergepäck draufgeht. Damit kann man sich über die Zeit aber irgendwie arrangieren, meckern wäre nicht angebracht. Es gibt nur einen Zustand, der sich nach wie vor alles andere als gut anfühlt und zwar zu verlieren. Man geht in Sachen Preisgeld leer aus, rutscht in der Weltrangliste einige Plätze runter und alle Strapazen und Trainingseinheiten scheinen umsonst gewesen zu sein.
So sitze ich kurz nach meinem verlorenen Heat enttäuscht in meinem Hotelzimmer in Teneriffa und überlege mir, was ich hätte besser machen können, als plötzlich aus den Boxen meines Laptops dieses "Ping" einer neu empfangenen Mail ertönt. Im Betreff lese ich die Worte "Last Minute Galicien?" verfasst vom französischen Fotografen Pierre Bouras, der sich kurz-fasst. "Glückwunsch zum frühzeitigen Ausscheiden, so schaffst du es vielleicht morgen rechtzeitig mit mir nach Galicien. Da kommt in den nächsten Tagen ein ordentlicher Swell rein. Camille (Juban) ist gerade auch aus dem Wettbewerb ausgeschieden und wahrscheinlich motivierter denn je, ein paar saubere Wellen unter guten Freunden zu reiten."
Am nächsten Morgen sitze ich neben Camille in einen voll bepackten Flieger auf dem Weg zum berühmten Pilgerort Santiago de Compostela. Es herrscht Hochstimmung – zum einen, weil wir unsere sechs übergroßen Surfbags mit einer Glanzleistung aus Charme und Verhandlungsgeschick eingecheckt haben, zum anderen weil es nach einem vermasselten Contest keine bessere Therapie gibt, als ein paar Wellen fernab von Punktrichtern zu reiten. Durch vorherige Reisen sind wir uns der Windsurf-Qualitäten dieses Landzipfels im Nordwesten Spaniens mehr als bewusst. Galicien bietet in einem überschaubaren Umkreis für alle Könnensstufen – von Freerider bis Wave-Pro – geeignete Spots und besticht mit schroffer Felsküste und einsamen Strände, die durch atlantische Tiefausläufer mit reichlich Wellen versorgt werden. Die beste Art, um dieses abgelegene Küstengebiet zu erkunden, ist ein gut ausgestatteter Camper. Hotels oder Apartments sind abgesehen von einigen touristisch erschlossenen Stränden eher spärlich gesäht. Es ist der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen.
Den gesamten Reisebericht mit den Beschreibungen zu diesen Spots gibt es unten im Download-Bereich als PDF: