“Surfkerle” aus KielWer sind Leon und Marlon Maethner?

Julian Wiemar

 · 02.07.2024

Marlon und Leon Maethner: Von Kiel nach Maui - und bald in den World Cup?
Foto: John Carter
Im Alter von 16 und 19 Jahren sind Leon und Marlon Maethner schon echte Allrounder – und das nicht nur auf dem Wasser. Auch an Land haben die beiden klare Ziele vor Augen. Zeit, euch die Jungs genauer vorzustellen.

Podiumsplatzierungen in der Jugendwertung im Wave World Cup, dazu auf nationaler Ebene auf dem Slalomkurs oder im Landeskader iQFoiL anzutreffen – den Winter verbrachten sie in masthohen Maui-Wellen. Leon und Marlon Maethner geben Gas. Wir haben uns mit den Brüdern aus der windsurf-enthusiastischen Maethner Familie unterhalten.

Hallo ihr beiden! Wie geht’s? Habt ihr euch wieder gut eingelebt in Deutschland oder vermisst ihr Maui sehr?

Marlon: Gut, gut. Ja, so langsam, aber Maui vermissen wir natürlich schon – das war einfach ein Traum.

Leon: Es ist schön, meine Freunde hier in der Schule wiederzusehen. Ich lebe mich wieder gut ein, aber die perfekten Windsurfbedingungen auf Maui vermisse ich jetzt schon.

Konntet ihr denn schon ein bisschen von den frühlingshaften Ostwindbedingungen in Norddeutschland mitnehmen?

Leon: Ja, beim Foiltraining. Ich bin im Windsurf-Kader Schleswig-Holstein mit Vincent Langer als Trainer. Marlon ist nicht mehr im Kader, weil er mit 19 Jahren zu alt dafür ist.

Marlon: Ich musste für meinen Medizinertest lernen, den ich letztes Wochenende geschrieben habe. Ich habe letztes Jahr Abi gemacht und möchte dieses Jahr anfangen, Medizin zu studieren, dafür bewerbe ich mich gerade an den Unis. Aufs Wasser habe ich es daher leider noch nicht geschafft.

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Welche Uni ist dabei dein Favorit?

Marlon: Ganz klar Kiel! Es wäre super, hier im Norden an der Küste zu bleiben. Wir wohnen an der Kieler Förde, ziemlich nah am Wasser, da kommt man gut zwischendurch zum Windsurfen.

Und du Leon, wie sieht’s bei dir aus? In welcher Klasse bist du?

Leon: Ich bin in der Zehnten aufm Gymnasium. Die zählt noch nicht fürs Abitur. Das hat somit perfekt gepasst mit dem Austausch nach Maui über das Winterhalbjahr. In die Schule auf Maui zu gehen war eine tolle Erfahrung.

War es nicht hart für dich, dass du auf Maui zur Schule musstest und Marlon nicht? War er oft schon vor dir auf dem Wasser?

Leon: Das war manchmal hart, ja (lacht). Aber man muss sagen, Marlon hat vormittags auch viel Studienvorbereitung betrieben und gelernt. Oft sind wir dann erst nachmittags zusammen aufs Wasser. Bloß an den guten Tagen hat er schon vor mir ein paar Wellen geschnappt.

Wie konntet ihr euren Aufenthalt auf Maui realisieren? Waren eure Eltern auch mit dabei?

Marlon: Unsere Eltern waren dabei, ja. Beide windsurfen seit ihrer Jugend und hatten schon immer den Wunsch, mal eine längere Zeit auf Maui zu verbringen. Diesen Winter konnten sie es mit ihrer Arbeit vereinbaren, und bei Leon und mir passte es auch ideal. Und unser großer Bruder Moritz kam uns dann in seinem Urlaub besuchen.

Ihr surft in jungen Jahren beide auf einem beachtlichen Level, in der Welle und auch im Slalom. Pusht ihr euch seit Beginn gegenseitig?

Marlon: Ja, wir haben beide sehr früh mit dem Windsurfen begonnen. Mit fünf wurde ich das erste Mal von meinen Eltern aufs Brett gestellt, da war Leon dementsprechend erst zwei Jahre alt (grinst). Das heißt, ganz zu Beginn konnte er mich noch nicht so wirklich pushen (lacht). Aber als er dann zwei, drei Jahre später auch im Alter von fünf Jahren mit eingestiegen ist, ging das los. Wir sind meist zusammen auf dem Wasser und freuen uns für den anderen, wenn er einen neuen Trick steht, ein Rennen gewinnt oder eine gute Welle erwischt.

Hat euch das Windsurfen damals von der ersten Sekunde an gepackt oder hat es etwas gedauert, bis der Funke übersprungen ist?

Leon: Ich wollte schon immer so oft wie möglich aufs Wasser. Ich weiß noch, wie Marlon bereits an den Kids Camps von Vincent Langer teilgenommen hat, aber ich noch zu jung war. Ich wollte unbedingt auch mitmachen.

Marlon: (Grinst und nickt.)

Leon: So richtig hat es bei uns beiden gezündet, als wir jeweils mit zehn oder elf das erste Mal in der Welle surfen waren. Danach wollten wir immer mehr!

Wo sind eure Homespots?

Marlon: Rund um Kiel, je nach Windrichtung. In Weißenhaus zum Beispiel geht’s bei Westnordwest in die Welle, sonst zum Slalom-Fetzen nach Heidkate.

Leon: Ja genau, oder nach Schilksee zum Foil-Training. Und wenn gute Bedingungen angesagt sind, fahren wir mit Freunden oder Familie am Wochenende zum Waven primär hoch nach Dänemark.

Liegt eure Priorität auf Wave oder Slalom?

Marlon: Wave, das ist die Leidenschaft unserer gesamten Familie. An die Disziplin Slalom sind wir damals über die Kids Camps von Vincent Langer herangeführt wurden. Da haben wir jedes Jahr seitdem wir neun Jahre alt sind mitgemacht. Das hat immer super Spaß gemacht und daher haben wir angefangen, beim Racer of the Sea und im DWC Rennen mitzufahren. Und Leon ist zudem ja auch noch im Landeskader iQFoiL am Start.

Leon: Im Schulalltag komme ich häufiger zum Foilen, an den Wochenenden und in den Ferien sind wir dann jedoch meistens in der Welle zu finden.

Wave, Slalom, iQFoiL ... die Eltern auch mit in der Welle. Das nenne ich mal eine Windsurf-Family.

Marlon: Absolut. Auf Maui gab es sogar Tage, wo wir als gesamte Familie zu fünft in Ho’okipa auf dem Wasser waren – und auch sonst ergibt sich die ein oder andere Partywave. Und ich sag mal so: Unser Haus ist recht voll ... mit Windsurfmaterial.

Gutes Stichwort. Ihr habt einen Sponsor: Duotone.

Leon: Ja, das kam im Prinzip auch durch die Kids Camps von Vincent zustande. Axel Wallem von Duotone hat dort immer das Material ausgestellt, so sind wir mit Duotone in Kontakt gekommen. Seit 2019 sind wir nun schon im Team.

Marlon: Die Leute bei Duotone sind echt mega – es gefällt uns super dort im Team. Besonders auch mit den anderen Young Guns. Mit Tobias Bjørnå, Carlos und Alexia Kiefer, Hannes Gobisch und Co. haben wir öfter zusammen viel Spaß beim Windsurfen.

Ihr habt im letzten Herbst beim Youth World Cup in Cold Hawaii ziemlich abgeliefert. Da standet ihr beide auf dem Treppchen.

Leon: Genau, da ist Marlon dritter in der U20-Wertung geworden und ich zweiter U17.

Marlon: Wir fahren schon seit wir zwölf und 15 Jahre alt sind regelmäßig bei Contests mit und haben somit mittlerweile schon etwas Erfahrung sammeln können. Das hilft sehr. Im Herbst in Dänemark lief es dann richtig gut.

Was sieht dieses Jahr so bezüglich Contests bei euch an? Wollt ihr wieder im World Cup starten?

Marlon: Als Nächstes steht erst mal der Youth World Cup in Pozo an. Da fliege ich schon in zwei Wochen hin.

Leon: Der World Cup beginnt dieses Jahr leider schon zwei Wochen vor meinen Sommerferien. Hoffentlich haut das mit der Schule hin, dass ich den World Cup trotzdem mitfahren kann.

Marlon: Und dann im Herbst steht wieder der Youth World Cup in Dänemark auf dem Zettel. Zwischendrin möchten wir in Deutschland so viele Slalom-Events wie möglich mitnehmen. Generell ist das Ziel, in Zukunft, je nachdem wie es sich mit dem Studium verbinden lässt, bei vielen weiteren Events an den Start zu gehen – auch auf der IWT/PWT Wave Tour rund um die Welt.

Das klingt nach einem Plan. Möchtet ihr Vollprofis im Windsurfen werden?

Leon: Profi zu werden ist natürlich schon der Traum und in gewisser Weise auch das Ziel. Aber es ist auch ein weiter Weg dorthin. Ich werde zunächst Abi machen und habe dann auch geplant, wie Marlon zu studieren. Ich werde aber parallel weiterhin Gas im Windsurfen geben und schauen, wo das hinführt.

Marlon: Das ist auch mein Plan und Ziel: erst mal studieren und parallel das Windsurfen so professionell wie möglich angehen.

Trefft ihr eigentlich viele gleichgesinnte, junge Windsurfende in eurem Alter? Wie war das speziell auf Maui?

Leon: Auf Maui waren die meisten meiner Mitschüler Wellenreiter. Ein Außenseiter ist man als Windsurfer trotzdem nicht. In Ho’okipa trifft man immer mal wieder den ein oder anderen gleichgesinnten, jugendlichen Windsurfer.

Marlon: Ja, aber auf den Kanaren treffen wir mehr Jugendliche, beziehungsweise die meisten Windsurfer in unserem Alter. Da sind die Locals Carlos und Alexia Kiefer, Liam Dunkerbeck und viele weitere junge Windsurfer auf dem Wasser. Und mit den Richter Jungs, den Geschwistern Gobisch und uns ist ja schon ein ganzer Haufen nur aus Kiel im Jugend-Starterfeld zu finden. Ich würde schon sagen, dass da generell viel Nachwuchs kommt. Es macht super Spaß, sich dort jeden Sommer mit Gleichaltrigen zu pushen.

Maui und Pozo – unterschiedlicher können Wave-Bedingungen kaum sein. Ihr könnt beides. Warum seid ihr als Nord- und Ostseesurfer so gut bei Wind von rechts?

Leon: Wir haben uns auf Maui relativ schnell an die „neue“ Windrichtung gewöhnt. Man muss aber dazu sagen, dass wir vor zwei Jahren schon mal ein paar Wochen auf Maui waren – Wind von rechts war somit nichts ganz Neues für uns.

Marlon: Ja, die Umgewöhnung ging schneller als gedacht, besonders beim Wellenabreiten – Springen fühlt sich dafür immer noch merkwürdig an. Wir surfen ab und zu auch mal in Dänemark bei Wind von rechts, aber nicht oft.

Was ist euer Ziel für Pozo 2024?

Marlon: Podium!

Leon: (Schaut seinen Bruder an, grinst und nickt.)

Bei den U18-Junioren holte Leon am Eröffnungstag bereits den zweiten Platz hinter Carlos Kiefer Quintana. Marlon war in der U21-Gruppe bislang noch nicht im Rennen, in seinem ersten Heat wartet unter anderem Liam Dunkerbeck.


Facts Marlon Maethner

  • Alter: 19 Jahre
  • Geboren: 03.11.2004
  • Wohnort: Kiel
  • Beruf: Windsurfen, Studienvorbereitung
  • Größe/Gewicht: 181 cm/76 Kilo
  • Segelnummer: G-31
  • Surft: seit dem 5. Lebensjahr
  • Regattadebüt: Mit 15 Jahren beim Youth World Cup Dänemark, mit 16 im DWC
  • Disziplinen: Wave und Slalom
  • Erfolge: 3. Platz U20 PWA/IWT Cold Hawaii 2023, 1. Platz U19 DWC Sylt (Wave) 2022
  • Lieblingsspots: Ho’okipa, Hanstholm, Klitmøller, Pozo
  • Hobbys: Windsurfen, Wingen, Wellenreiten, Fußball, Golf, Tennis, Snowboarden, Skifahren
  • Sponsoren/Unterstützer: Eltern, Duotone, ION, Chiemsee

Facts Leon Maethner

  • Alter: 16 Jahre
  • Geboren: 28.11.2007
  • Wohnort: Kiel
  • Beruf: Schüler
  • Größe/Gewicht: 180 cm/66 Kilo
  • Segelnummer: G-34
  • Surft: seit dem 5. Lebensjahr
  • Regattadebüt: Mit 12 Jahren beim Youth World Cup Dänemark, mit 13 im DWC
  • Disziplinen: Wave, Slalom, iQFOiL
  • Erfolge: 2. Platz U17 PWA/IWT Cold Hawaii 2023, 2. Platz U17 DWC Sylt (Wave) 2022
  • Lieblingsspots: Ho’okipa, Hanstholm, Klitmøller, Pozo
  • Hobbys: Windsurfen, Wingen, Wellenreiten, Fußball, Golf, Tennis, Snowboarden, Skifahren
  • Sponsoren/Unterstützer: Eltern, Duotone, ION, Chiemsee

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