Den perfekten Surfbus-Ausbau gibt’s kaum - abhängig davon, wie das Fahrzeug genutzt wird, ist der Ausbau immer ein Kompromiss zwischen Alltags- und Reisetauglichkeit. Weil die Anforderungen und Geschmäcker so verschieden sind, ist das Netz voll mit Artikeln und Videos zum Thema Camper-Ausbau, Vanlife & Co. Wie der jeweilige Ausbau also umgesetzt wird, muss am Ende jeder selbst entscheiden, abhängig von Fahrzeug, Nutzung und vor allem Budget. Für alle Einzelschritte - vom Unterbodenschutz bis hin zum Innenausbau - gibt’s im Internet zahlreiche Tutorials, die wesentlich detailliertere Tipps für den Surfbus-Ausbau geben können. Weil Wohnmobile von der Stange für die Belange von Surfern aber oft nicht ideal geeignet sind - meist fehlt es an einer entsprechenden Boardgarage - soll dieses Beispiel von Redakteur Manuel Vogel euch etwas Inspiration bieten, mit der ihr einige speziell für Surfer wichtige Aspekte im Hinterkopf behalten könnt.
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Die passende Basis für den Surfbus-Ausbau
Die Frage, was die passende Basis für einen Ausbau ist, wird vermutlich jeder Wassersportler für sich anders beantworten. Mein geliebter VW T4 war zwar nach wie vor ein treuer und vor allem robuster Gefährte für Reisen an sämtliche Surfspots des Nordens, als Camper für vier Personen war er aber schlicht zu klein geworden. Dass meine Wahl für einen würdigen Nachfolger auf einen Mercedes Sprinter fiel, war vor allem der Tatsache geschuldet, dass dieser in der L2H2-Variante auch mir als 1,90-Meter-Mann volle Stehhöhe bietet. Zudem ist er mit knapp 5,90 Meter Länge noch recht kompakt und liegt unter der magischen 6-Meter-Marke, deren Überschreiten bei Fährfahrten und auch auf Campingplätzen oft saftige Preisaufschläge bedeutet. Im Folgenden gibt’s nun einige spezifische Ausbau-Tipps für Surfer:
1. Rostschutz beim Surfbus-Ausbau
Bei allen bisherigen Surfbussen habe ich dem Rost hinterhergeschliffen und hatte teilweise vom Fahrersitz einen direkten Blick durchs Bodenblech auf die Straße. Aus diesem Grund habe ich mich vor dem Innenausbau von Patrick Uecker, Karosseriespezialist bei RostDoc in Kiel, beraten lassen. „Viele Camper und Selbstausbauten“, so Patrick Uecker, „basieren auf Nutzfahrzeugen. Da wird beim Thema Karosserieschutz und Versiegelung aus Kostengründen oft gespart. Wenn man eine Fahrzeugbasis für den Ausbau hat, deren Substanz noch gut ist, lohnt sich eine entsprechende Versiegelung immer, denn die meisten Fahrzeuge rosten von innen nach außen. Beim Versiegeln bringen wir mit einer Sonde ein spezielles Kriechfett in Schweller, Holme und Türen ein. Dadurch wird die Feuchtigkeit verdrängt, kleine Roststellen werden luftdicht abgeschlossen und konserviert.
Auch in die Falze, also die Überlappungen zwischen Blechen, kriecht das Fett rein und verhindert dort Korrosion. Für den Unterboden empfehle ich oft ein spezielles Wachs. Dieses wird erwärmt und mit der Druckluftpistole aufgebracht. Das härtet dann durch und ergibt eine Schicht, die verhindert, dass Wasser, Salz und Sand überhaupt in Kontakt mit dem Blech kommen“, so Uecker.
Oft rosten Fahrzeuge von innen nach außen durch. Wer die Substanz erhalten will, sollte die Karosserie versiegeln lassen
Die Kosten für eine solche Behandlung sind in erster Linie abhängig von Fahrzeuggröße und beginnen ab etwa 1500 Euro. Wer entsprechende Vorarbeit leistet und z.B. Verkleidungen und Abdeckungen selbst entfernt, kann auch etwas einsparen. Dafür ist die Karosserie dann für bis zu acht Jahre gut geschützt. Meine Kalkulation: Wird im Laufe der Lebenszeit des Fahrzeugs nur ein großer Schweißauftrag eingespart, ist die Investition praktisch schon wieder drin. Außerdem muss ich nicht nach jeder Fahrt nach Romo oder St. Peter-Ording über eine Unterbodenwäsche nachdenken, da Salz und Sand ohnehin kaum mit dem Metall in Kontakt kommen.
2. Hitzebeständige Dämmung
Wer im Hochsommer nicht gegrillt und im Winter bibbern will, sollte das Fahrzeug isolieren. Das Internet ist hier voll von Videos und Artikeln mit teilweise sehr unterschiedlichen Ansätzen. Manche machen eine Doktorarbeit daraus, andere dämmen nur die großen Flächen und halten sich mit dem zeitraubenden Gefummel an den Holmen und Radkästen nicht weiter auf. Grundsätzlich gilt: Da wo Lücken in der Dämmung sind, entstehen Kältebrücken, Feuchtigkeit kondensiert und es kann zu Rost kommen. Aber jeder Ausbau-Profi bestätigt: Lückenlos zu dämmen ist aufgrund der schlechten Zugänglichkeit im Bereich der Türen und Radkästen ohnehin nahezu unmöglich - vom Traum der perfekten Dämmung habe ich mich daher relativ schnell verabschiedet.
In den meisten YouTube-Tutorials wird Armaflex & Co verwendet, ein selbstklebendes Material, was sich in der Tat easy und schnell verarbeiten lässt. Dass der Kleber teilweise nur bedingt hitzeresistent ist, wird oft nicht erwähnt. Um sicher zu gehen, habe ich bei einem Spezialisten für Camper-Ausbauten nachgefragt - Camper Mobil in Kiel. Hier wurde mir vor allem für die Dämmung des Dachs davon abgeraten, selbstklebendes Material zu verwenden, weil sich diese Dämmung scheinbar bei Sommerhitze vom Lack löst. Stattdessen wurde empfohlen, Dämmmatten mit einem Kontaktkleber (Bostik 1513) zu fixieren, was ich dann auch gemacht habe - eine zähe Sache, die sich hoffentlich am Ende auszahlt, wenn Surfspots in heißen Regionen angesteuert werden. Unbedingt beachten: Bei der Verarbeitung für gute Belüftung sorgen, der Kleber stinkt zum Himmel.
Alles muss man selber machen lassen (Deichkind)
In den Nächten kondensiert naturgemäß Feuchtigkeit an den kalten Blechen und läuft von dort gerne hinter Verkleidungen und Abdeckungen. Aus diesem Grund wurde dem gesamten Innenraum ein Filzüberzug verpasst. Dieser wird entweder direkt auf die Dämmung oder die Verkleidungen geklebt. Damit man eine saubere Optik hinbekommt, wurde mir Filz mit möglichst viel Stretch empfohlen. Dieser wird beidseitig mit Sprühkleber eingesprüht.
Nach kurzer Ablüftphase lässt sich der Filz flächig aufkleben und in sämtliche Vertiefungen eindrücken. Dadurch ergibt sich auch an stark gewölbten Flächen eine recht cleane Optik. Zudem verhindert der Filz, dass Wassertropfen hinter die Verkleidungen laufen und dort dem Rost neues Futter geben.
3. Womo-Zulassung & Sitzbank - TÜV beim Surfbus-Ausbau einbeziehen
Um den Surfbus auch als Familienkutsche nutzen zu können, war von Beginn an der Einbau einer Sitzbank geplant. Damit hinter der Bank noch genügend Platz für Boards zur Verfügung steht, es vorne aber gleichzeitig nicht zu eng wird, musste die Position genau ausgetüftelt werden. Lässt man die Bank vom Ausbau-Spezialisten einbauen, kümmert sich dieser um den fachgerechten Einbau und in der Regel auch um die TÜV-Angelegenheiten. Wer die Bank, wie auch bei mir der Fall, selbst einbauen möchte, sollte im Vorfeld einen Beratungstermin beim TÜV machen und das genaue Vorgehen besprechen, damit hinterher keine bösen Überraschungen warten. Laut TÜV-Prüfer darf die Bank z.B. nicht durch die Dämmung verschraubt werden, es müssen zwischen Holzplatte und Bodenblech feste Blöcke aus Metall oder Sperrholz eingesetzt werden. Von unten sollen sich die Stahlplatten an den Holmen abstützen, um ein Verrutschen der Bank zu verhindern. Passende Bolzen habe ich mir beim Ausbau-Spezialisten besorgt, die Stahlplatten wurden dort ebenfalls zugeschnitten.
Derart bestückt können hier zwei Personen bequem sitzen, umgeklappt entsteht ein weiteres Bett, welches durch ein Drehen der Vordersitze zu einer akzeptablen Liegefläche wird. Theoretisch sind jetzt Surftrips mit vier Personen möglich.
4. Energieversorgung
Das Thema Elektrik und Energieversorgung war bezüglich des Knowhows meine größte Schwachstelle - mein hier bewanderter Kollege Oli war mutmaßlich kurz davor, mich als ratsuchenden Anrufer zu blockieren. Letztlich hat der Einbau von Zweitbatterie, Laderegler, Verkabelungen und Anschlüssen mit etwas Hilfe aber gut geklappt.
Beim Aufkleben der Solarzelle habe ich darauf geachtet, dass diese weit vorne verklebt wurde, damit sie nicht verschattet wird, wenn Surfboards oder Dackboxen hinten auf dem Dach montiert werden. Auch bezüglich der verwendeten Zellen gibt’s für jedes System Argumente und Gegenargumente. Ich habe eine flexible 120-Watt-Zelle verbaut. Auf Anraten der Ausbau-Profis habe ich diese auf eine Aluplatte aufgeklebt, das verhindert ein Vibrieren bei Fahrt- und Gegenwind. Damit die Zelle effizient arbeitet, sollte sie hinterlüftet sein. Daher wurden Aluplatte samt Zelle auf die erhabenen Sicken des Dachs aufgeklebt. Ist das Dach plan, sollte man z.B. kleine Muttern als Abstandshalter einkleben, um zu Verhindern, dass die Solarzelle direkt auf dem Dach aufliegt. Unterm Strich habe ich jetzt ein System, welches meinen geringen Energieverbrauch (Kompressor-Kühlschrank, Licht, Laptop, etc.) ausreichend deckt, keine Windgeräusche produziert und aufgrund seiner niedrigen Aufbauhöhe von nur einem Zentimeter auch keinen nennenswerten Mehrverbrauch verursacht.
5. Boardgarage mit Nasszelle
Mit jedem nassen Segel oder Neo bringt man Feuchtigkeit ins Fahrzeug – den Rost freut’s. Das nasse Material einfach in eine Dachbox zu packen, ist eine sinnvolle Lösung. Ich persönlich habe mein Material aber lieber im Auto und muss mir dann weniger Gedanken um den Spritverbrauch, Höhenbeschränkungen oder Langfinger machen. Oft treiben Wassersportler einen enormen Aufwand, um die Materialgarage im Fahrzeug „wasserdicht“ zu bekommen. Damit Wasser nicht seitlich zwischen Bodenplatte und Verkleidung läuft, wird dann oft mühsam mit Silikon abgedichtet oder sogar laminiert. Das Problem: Ist doch eine Stelle undicht, gelangt Feuchtigkeit hinter die Verkleidung/Dämmung und kann nicht mehr trocknen – Rost entsteht dann schnell. Ziemlich smart erschien mir das Konzept des Kieler Segelmachers Nils Molkentin, der selbst leidenschaftlicher Windsurfer ist:
Nils nahm Maß und fertigte aus wasserdichter Plane einen passenden Tunnel, den ich dann mit ein paar Leisten in meiner Boardgarage verschrauben konnte. Auf diese Weise wird das Material in einer Art Nasszelle eingeschlossen. Auch stinkende Surfschuhe finden hier ihr hermetisch abgeriegeltes Plätzchen – die Mitfahrer freuen sich! Dringt doch mal Feuchtigkeit zwischen Verkleidung und Bodenplatte ein, kann diese wieder trocknen, da hier nicht abgedichtet werden muss. Für eine solche maßgefertigte Plane schlagen je nach Größe in der Regel 250 bis 400 Euro zu Buche. Damit habe ich jetzt Platz für drei bis vier Boards plus mehrere Riggs und Zubehör und kann das Equipment nach einem langen Surftag auch nass im Auto lassen, ohne dass gleich alles komplett klamm wird. Tipp: Die Nasszellen aus Lkw-Plane können übrigens auch aufwendiger mit zusätzlichen Fächern und Zwischenlagen für Zubehör und Kleinteile angefertigt werden.
6. Diebstahlschutz
Die Vorstellung, dass im Urlaub nicht nur das rollende Heim, sondern - quasi als Beifang - auch noch der halbe Hausstand und die komplette Surfausrüstung als Diebesgut enden, treibt vielen Wassersportlern die Schweißperlen auf die Stirn. Klar ist: Absoluten Schutz vor Diebstahl gibt es nie, jedes System ist für Profis mit genügend Zeit überwindbar. Es geht also eher darum, mehr zu tun als andere und den Aufwand für potentielle Diebe möglichst groß zu machen.
Beim Diebstahlschutz geht es eher darum, mehr zu machen als andere
Nachdem mir drei Werkstätten unabhängig voneinander zu einem fest verbauten Schaltungsschloss rieten, entschied ich mich für ein Produkt namens Bear Lock. Dieses wird fest unter das Verkleidung verbaut und blockiert die Schaltung bei eingelegtem Rückwärtsgang - ein Wegfahren ist damit kaum möglich. Laut Werkstatt kann es nicht aufgebohrt werden und ist auch gegen weitere Tricks wie Vereisen geschützt. Die Kosten hierfür sind mit knapp über 600 Euro inklusive Einbau allerdings auch kein Pappenstiel.
7. Feuchtigkeitsresistente Holzarten verwenden
In meinem Leben werde ich definitiv kein Innenausbau-Profi mehr -dementsprechend fallen meine Lösungen eher funktional als maximal schick aus. Mit halbgaren Tipps zum Innenausbau verschone ich euch deshalb an dieser Stelle, bezüglich der gewählten Holzarten will ich aber gerne meine Erfahrungen teilen. Mein Ziel war es, das Gewicht nicht zu sehr in die Höhe zu treiben und die Möbel möglichst resistent gegen Feuchtigkeit zu machen. Der nette Kollege in der Holzabteilung von Bauhaus - selbst Windsurfer und surf-Leser - riet mir zur Verwendung von Multiplex Buche oder Birke, da diese Holzarten deutlich feuchtigkeitsresistenter sind, als z.B. das gerne verwendete Pappelholz.
Das zugesägte Birkenholz habe ich vor dem Einbau jeweils doppelt mit einem wasserabweisenden Klarlack lackiert, damit Feuchtigkeit nicht ins Holz einzieht. Vor allem die auf dem Boden aufliegenden Schnittkanten habe ich gewissenhaft lackiert, damit auch an regnerischen Surftagen keine Feuchtigkeit von unten hochzieht. Nach einigen Monaten Gewerkel kann es nun also losgehen - pünktlich zur neuen Testsaison in Dänemark. Hier wird sich dann zeigen, ob der Ausbau-Masterplan aufgeht oder nochmal nachgebessert werden muss.
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