Die nördlichste der Kanarischen Inseln, Lanzarote, führt in der Familie der Top-Destinationen für Windsportler ein Nesthäkchen-Dasein, allerdings nicht ganz zu Recht. Die Insel Cesar Manriques hat deutlich mehr zu bieten als den aktivsten Vulkan der Kanaren im Timanfaya-Nationalpark, unzähligen kleinen und komplett in weiß und grün gehaltenen pitoresken Dörfern, Höhlenlandschaften, Kakteen und Aloe-Feldern, Weinbergen und dem benachbarten Ausflugsziel La Graciosa.
Nicht nur für Wellenreiter hält die Vulkaninsel unzählige Top- Reviere bereit, auch Windsurfer aller Könnensstufen kommen voll auf ihre Kosten und das nicht nur beim sommerlichen Nordost-Passatwind. Startet man vom Hauptwindsurfort Costa Teguise im Osten der Insel und nur wenige Minuten vom internationalen Flughafen entfernt, sind innerhalb von zwanzig Minuten Fahrtzeit Wellen- und Flachwasserreviere für jede Windrichtung zu finden.
Alle Infos zu dieser Kanareninsel stammen von Tom Brendt, der als Windsurf-Trainer und Insider auf Lanzarote lebt.
Spot Guide Lanzarote
1 Las Cucharas
Las Cucharas ist der Haupt-Windsurfspot im Herzen von Costa Teguise, einem der touristischen Hot Spots auf der Insel, der allerdings fast ohne Mega-Hotelbunker auskommt, nördlich der Hauptstadt Arrecife und nur wenige Autominuten vom Flughafen entfernt. In der Bucht befinden sich zwei top ausgestattete Windsurfcenter mit Schulung und Verleih. Nach dem Einstieg am Sandstrand, der sich im Zentrum der Bucht von Las Cucharas befindet, wartet eine Flachwasserpiste bis hin zum Ausgang der Bucht. Nur gelegentlicher sehr großer Swell schafft es in die Bucht, um als Shorebreak an den Strand zu donnern. Gestartet wird rechts der Mole in der Buchtmitte und an den mit Bojen markierten Einstiegsbereich sollte sich gehalten werden. Bei Windrichtung Nordost liegen die ersten Meter vor allem bei Niedrigwasser in der Windabdeckung der Mole. Bei Hochwasser schafft es der Wind freier über die Mole, was den Ein- und Ausstieg um einiges erleichtert.
Außerhalb der Bucht erwartet dich eine teilweise gewaltige Dünungswelle, die bei Hochwasser zwar beeindruckend, aber doch recht harmlos über die Riffe bricht. Wind und Welle kommen aus der gleichen Richtung, was das Abreiten nach Lee schwierig macht. In Luv der Mole befindet sich der Spot La Pulga. Hier bricht die Welle besser zum Abreiten. Allerdings sind selbst bei Hochwasser die Felsen unter Wasser nicht weit entfernt. Ihre Lage sollte man sich bei Ebbe von Land aus einprägen. Generell wird der Wavespot außerhalb der Bucht bei Ebbe deutlich aggressiver. Wer sich das nicht zutraut, kann aber im gefahrlosen Flachwasserbereich bleiben, in dem die Surfcenter sogar eine Ruheinsel installiert haben.
2 Los Charcos
Nicht nur die Locals, sondern auch die zahlreichen Windsurfer, die mit ihren mobilen Eigenheimen die Reise auf die Insel antraten, stellen auf dem großen Parkplatz kostenlos direkt am Spot ihre Womos ab. Von dort aus sind es nur wenige Meter zum Wasser. Aufgeriggt wird auf einer großen, palmengesäumten Wiese. Dazu hat der Spot einen netten Strand und zahlreiche Frischwasserduschen zu bieten. Los Charcos ist eine kleine Lagune mit absolutem Flachwasser, sofern keine große Dünung auf dem offenen Meer ist. Der Einstieg erfolgt am Sandstrand, allerdings im Wasser immer über Felsplatten, es ist etwas Vorsicht geboten. Die Lagune wird durch ein Riff abgeschlossen, über das eine saubere Welle bricht. Bei Wind von links lässt sich diese mit einigen Turns nach Lee abreiten. Wer sein Material liebt, sollte den Wellenritt nur bis zum Zentrum der Lagunenausfahrt genießen und dann aussteigen. Bei gutem Wind und Wellenbedingungen kann es voll werden – Rücksicht und befolgen der Vorfahrtregeln ist angesagt. Los Charcos funktioniert auch noch, wenn der Wind für Las Cucharas etwas zu nördlich und damit ablandig und böig weht.
3 Jameos Del Agua
Jameos del Agua ist der Wellenspot schlechthin auf der Insel. Ein wahrer Genuss für Down-the-Line-Liebhaber. Die vielleicht längste Welle Lanzarotes bricht wie an der Schnur gezogen nach Lee. Der Spot befindet sich direkt am Tourismus-Highlight, dem Kunst- und Kulturzentrum des Architekten Cesar Manrique mit einem großen Parkplatz. Von dort führt ein schmaler Pfad bis ans Wasser.
Bevor man sich voller Übermut in die Fluten stürzt, sollte man sich die Zeit nehmen, den Locals zuzuschauen oder sie über den richtigen Einstieg auszufragen, denn dieser ist nicht ohne. Gerade bei Hochwasser kann der Rückweg ans Ufer schmerzhaft werden. Bei Niedrigwasser ist die kleine Lagune mit dem sehr schmalen Channel, der sowohl Einstieg wie auch Ausgang darstellt, leichter zu erkennen. Fehltritte führen unweigerlich zu blutigen Füßen. Es lohnt sich also etwas Zeit zur Spoterkundung einzuplanen. Der Spot selbst wird durch einen Felsblock in die Wellenreiter- und die Windsurf-Zone unterteilt, auch dessen Position sollte man sich vor den ersten Wellenritten eingeprägt haben.
Toms Alternativen: Bei zu nördlichen oder nordwestlichen Windrichtungen lohnt sich die Fahrt an den Playa de la Garita (4) südlich von Arrieta. Ein Tal beschleunigt den Wind beträchtlich und sorgt für Power-Freeride-Bedingungen. Ist der Wind in Las Cucharas zu stark, kann der Playa Honda (5) südlich von Arrecife ein guter Fluchtpunkt sein. Hier treffen sich auch die Slalom-, Formula- oder Foilsurfer. Bei winterlichem Süd- oder Südwestwind kann es am Risco de Famara (6) Sahnebedinungen mit Side-Offshorewind geben.
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