Der nahezu Zwei-Meter-Mann freut sich wie ein Kind: Ein breites Grinsen spannt sich unter dem noch nassen, dunklen Haar. Er kommt uns tropfend über den Holzsteg entgegen, das sandige Board wie die Tageszeitung unter den Arm geklemmt, draußen hämmert es immer noch. Doch statt vom Surfen zu schwärmen, fragt er zuerst bei den Kids nach: "How was the Pump Track? You like it?" José Sampaio will nur das Beste. Für sich, aber auch für seine Gäste. Das sieht und spürt man im "Feelviana", das war die ideale Grundlage für die Erschaffung eines der vielleicht schönsten Abenteuer-Spielplätze für die ganze Familie. José ist Planer und Manager des "Feel Viana Hotel", in erster Linie aber selber noch ein großes Spielkind – und so entstehen "in einer Nacht, als ich nicht schlafen konnte", immer wieder neue Ideen, wie die für einen Pump Track unter dem Hotel. Für seine Neffen und Nichten – und natürlich die Gäste-Kids im Hotel.
Den Platz für das Hotel hatte José schon vor 15 Jahren im Auge. Als besessener Windsurfer, Surfer, später auch Kiter und Standup-Paddler, wusste er den Spot schon immer zu schätzen. So wie einige Locals und auch zahlreiche Spanier, die an guten Tagen und Wochenenden, von der nahe gelegenen Grenze kommend, häufig auf dem Wasser anzutreffen sind. Doch der erste Anlauf für die Hotelplanung scheiterte und erst 2016 wurde das Vorhaben umgesetzt.
Die allgemeine Aufbruchstimmung im portugiesischen Tourismus, die Förderung der Region, das Programm "Portugal Norte 2020", das die Region für den Tourismus – auch mit EU-Mitteln in Milliardenhöhe – erschließen soll, waren dabei im zweiten Anlauf sicherlich nicht hinderlich. Urlauber sind in Portugal willkommen, das Preisniveau liegt noch auf anständigem Niveau. Dazu bietet Viana so vielfältige Wassersportmöglichkeiten wie drei normale Spots, mit einer sehenswerten Windausbeute über einen großen Teil des Jahres und ein umfassendes Alternativprogramm. So kann Mama in Cabedelo Wellen shredden, während die Kids in Viana shoppen und Papa holt auf dem Pump Track auf dem Skateboard eine glückliche Kindheit nach.
Viana Do Castelo - drei Spots in einem!
Direkt vor dem Hotel „Feel Viana“ liegt der Hauptspot „Praia do Cabedelo“, er ist über einen 200 Meter langen Holzsteg durch die Dünenlandschaft direkt zu erreichen. Dort säumt ein selbst bei Flut noch 30 bis 50 Meter breiter Sandstrand eine Sicherheit vermittelnde Bucht, die sich in weitem Bogen gute drei Kilometer nach Lee ausdehnt.
Rechter Hand, im Norden, hält eine etwa 200 Meter lange Hafenmole die größten Klopfer ab, und sortiert die einlaufenden Wellen fein säuberlich vor. Dort schicken einige Surfschulen ihre Wellenreit-Einsteiger ins Wasser, selbst bei hoher Dünung geht es hier recht zahm zu. Der Wind weht am Hoteleinstieg meist leicht schräg ablandig oder sideshore von rechts – das ist zumindest die Hauptwindrichtung. In der Station direkt am Strand liegt neuestes Leih-Material bereit. Von dort geht es über den feinen, flach abfallenden Sandstrand in die Brandung – oder weiter raus zum Freerideheizen. Auch die Felsbrocken, die etwa 200 Meter weit in Lee am Strand zu sehen sind, markieren lediglich einen besonders schönen Abschnitt für fortgeschrittene Wavesurfer, weit ins Wasser reichen diese nicht. „Davon geht keinerlei Gefahr aus“, beruhigt auch Surflehrer Bruno. Zu jedem Gezeitenstand geht der Stehbereich weit genug ins Wasser, um in Ruhe den Start vorzubereiten, selbst Wingsurfer mit geringen Wellenerfahrungen kommen hier vergleichsweise einfach durch die Brandung. Ein Stehrevier ist Viana dennoch nicht. Aber Achtung: Auch in Viana kann dich der Swell des Jahres erwischen, dann bleibt der Hauptbeach den fortgeschrittenen Wavesurfern vorbehalten.
Freerider ziehen dann nach dem Durchqueren des Weißwassers gleich Höhe in Richtung Hafeneinfahrt und sind schnell im geschützten Bereich, der reichlich Raum für längere Schläge bietet. Auch wenn das Ambiente in Luv weniger attraktiv erscheint: Beim Surfen sieht man den Hafen bei der vorherrschenden Windrichtung nicht und Schiffsverkehr ist auch kaum vorhanden.
Ein typischer Viana-Tag lässt sich dermaßen mit Action vollstopfen, dass die Frage nach dem WLAN-Passwort überflüssig bleibt.
Wind und Wetter
Wie die gesamte spanische und portugiesische Atlantikküste bekommt natürlich auch die Region um Viana regelmäßig überregionalen Ozean-Swell geliefert. Für solide Wellen ist daher vor allem im Frühjahr und Herbst regelmäßig gesorgt. Im Hochsommer bleibt es häufig auch mal längere Perioden komplett flach – mit dann traumhaften Bedingungen für Freerider und Freestyler. Das Windsystem profitiert dagegen vor allem von den lokalen Gegebenheiten. Der vorherrschende Wind kommt aus Nord bis Nordwest und wird lokal extrem beschleunigt. Stimmt die Richtung (N-NW), dann darf man auf die Vorhersage gut und gerne zehn bis 15 Knoten drauf rechnen. Tage für kleine Wings sind dann keine Seltenheit, selbst, wenn es einige Kilometer südlich oder nördlich gerade mal zum Abheben reichen würde.
Der typische Tagesverlauf ist morgens schwachwindig und ideal für Ein- und Aufsteiger (oder SUP und Surf), dann leicht zunehmend, mittags folgt ein Verdauungstief und anschließend ordentlich aufdrehend und recht konstant bis Sonnenuntergang. Dreht der Wind mal richtig durch – auch das kann vorkommen – und ist die Welle in Viana klein – dann ziehen Windsurfer und Winger etwa 20 Kilometer nach Norden, an den Moledo Beach. Als beste Windzeit würden wir Mai bis September einschätzen. Wer Wind und Wellen zugleich sucht, wird vor allem im April/Mai und dann wieder im September/Oktober fündig.
Auch wenn Viana das Potenzial zum vielleicht vielseitigsten Action-Spot hat, der Warmbadetag fällt leider ganzjährig aus. Denn selbst im Sommer erwärmt sich der Atlantik kaum über 18 Grad. Das ist zwar weit entfernt vom Gefrierbrand, aber es herrschen eben auch nie Bikini-Badebedingungen. Im Frühjahr und Herbst trägt man hier das lange Schwarze und auch im Sommer bist du im 4/3er- Steamer kaum overdressed.
Alternativprogramm: Mit Board, Bike und Paddel unterwegs
Und sogar die windlosen Tage werden in Viana auf der Haben-Seite verbucht. Ein typischer Tag lässt sich dermaßen mit Action vollstopfen, dass die Frage nach dem WLAN-Passwort überflüssig bleibt. Für sehr engagierte SUPer mit Affinität zu gutem Wein könnte sich auch der ausgedehnte Trip ins Douro-Tal lohnen. Der Fluss entspringt in Spanien und zieht sich über die letzten 200 Kilometer bis zur Atlantik-Mündung in Porto durch romantische Täler mit fruchtbaren Weinbergen. Dabei sollte man einen halben oder besser ganzen Tag in Porto einplanen. Anschließend geht es idealerweise weiter in die Weinberge in der Region von Pinhão mit Übernachtung auf einem Weingut. Die gemächlichen SUP-Touren vom Boot aus sorgen für maximale Entspannung und Entschleunigung. Diese Auszeit vom Urlaub wird ebenfalls über „Feel Viana“ oder individuell organisiert.
Die geführte, vierstündige Bike-Tour ist besonders empfehlenswert. Mario und Bruno kennen die Gegend und zeigen die schönsten Wege und abgelegenen kleinen Strände. Mühelos lässt sich so Viana und Umgebung erkunden, auch für Familien ohne Hochleistungszwang.
Wohnen in Viana Do Castelo
Das „Feel Viana“ ist sicherlich die nobelste Adresse. Komfortable Zimmer, ein exzellentes Frühstück und der direkte Zugriff auf alle Land- und Wasserspielzeuge. Die Küche überzeugt mit Sterne-verdächtigen Gerichten auf der kleinen, feinen Karte. Allerdings auch zum Sterne-mäßigen Preis. Alternativ gibt’s in der Gegen eine Vielzahl an Ferienwohnungen, Appartments und B&Bs aller Preisklassen, zu finden über die gängigen Buchungsplattformen im Internet.
Der Camping „Parque de Campismo Orbitur Viana do Castelo“ liegt etwa 200 Meter in Lee des Hotels direkt am Spot hinter den Dünen und ist der beste Campingplatz für Surfer, Buchung z.B. über booking.com. Alle Angebote und Buchung gibt’s auch exklusiv bei surf-action.com