Gustaf Lind vom WWF in Schweden betont: „Die Ostsee ist eutrophiert; da wir den Trend der Emissionen nicht umgekehrt haben, kehren die Algenblüten jedes Jahr zurück.“ Diese wiederkehrenden Blüten zeigen deutlich ein Ungleichgewicht im Ökosystem der Ostsee an. Um langfristig eine Verbesserung zu erreichen, müssen sowohl landwirtschaftliche Praktiken als auch industrielle Emissionen nachhaltig verändert werden. Nur so könne man das fragile Ökosystem der Ostsee schützen und zukünftige Generationen vor den negativen Folgen bewahren.
Ursachen der Algenblüte
Algenblüten sind ein häufiges Phänomen in Seen und Meeren, aber sie werden problematisch, wenn sie in großem Umfang und schnell auftreten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass große Mengen an Pflanzennährstoffen aus der Landwirtschaft in die Gewässer abfließen. Man spricht dabei auch von Eutrophierung. Nach Angaben des World Wildlife Fund nehmen die Stickstoffemissionen in der Ostsee zu, was einer der Faktoren für die Eutrophierung ist. Dies ist größtenteils auf Emissionen aus Aktivitäten an Land zurückzuführen. In Schweden wie in den meisten anderen Anrainerstaaten ist die Landwirtschaft die größte Quelle für Nährstoffeinträge, aber auch Kläranlagen, die Industrie und private Abwasserkanäle haben einen Einfluss.
Auswirkungen auf Mensch und Umwelt
Bei den Blaualgen handelt es sich genauer genommen um Cyanobakterien. Sie kommen natürlicherweise sowohl in der mittleren Ostsee als auch in den Binnengewässern vor. Aufgrund der starken Überdüngung der Ostsee kommt es bei hohen Temperaturen zu einer Massenvermehrung der Bakterien, was zu den beobachteten Teppichen führt. Die Algen sehen oft wie eine grünlich gelbe Suppe oder eine blaugrüne fadenförmige Masse aus. Während der Blüte bilden sich manchmal Giftstoffe, die mehrere Tage lang verbleiben können. Die abgestorbenen Algen sinken dann auf den Meeresboden ab; während sie sich zersetzen, wird der gesamte Sauerstoff im Wasser verbraucht – es entstehen sogenannte Todeszonen, in denen praktisch keine Lebewesen mehr anzutreffen sind.
An der Oberfläche können die Blaualgen sowohl für Menschen als auch für Tiere giftig sein. Sie blühen, wenn das Wasser am wärmsten ist und es wenig Wind gibt. Wie sie sich ausbreiten, hängt von Meeresströmungen, Licht, Wassertemperatur, Winden und Nährstoffeinträgen ab. Im Zuge des Klimawandels ist zu erwarten, dass Algenblüten häufiger auftreten, intensiver werden und sich auf weitere Seen und Meere wie die Ostsee ausdehnen.
Ein faszinierendes Naturphänomen
Trotz ihrer negativen Auswirkungen können Algenblüten auch etwas Schönes hervorbringen. An der schwedischen Westküste ist dieses Jahr ungewöhnlich früh Meeresleuchten zu beobachten. Die dafür verantwortlichen Leuchtalgen sind als kleine Lichtblitze wahrzunehmen; wenn sie massenhaft auftreten, entsteht ein grünlich-gelbes Glimmen.
Tagsüber sind die Algenzellen lachsrosa und können das Wasser verfärben. Dieses Phänomen heißt “Red Tide” (Rote Flut). Rote Fluten treten an Küsten auf, sobald sich die Mikroalgen explosionsartig vermehren und anhand eines ihrer Farbstoffe große Bereiche rot färben. Parallel dazu finden sich oft große Mengen von Schaum im Spülsaum, der auf die Blüte der sogenannten Schaumalge, Noctiluca miliaris, zurückzuführen ist. Diese kann große Mengen von Ammonium freisetzen, das für Fische gefährlich ist. Für Menschen sind die Algen ungefährlich.
Vorsichtsmaßnahmen bei Algenblüte
Um gesundheitliche Probleme durch die Algenblüte zu vermeiden:
- Nicht in verfärbtem Wasser oder in Bereichen mit sichtbaren Algenansammlungen schwimmen
- Haustiere ebenfalls nicht in solchen Gebieten schwimmen oder daraus trinken lassen
- Empfehlungen lokaler Behörden zur Wasserqualität beachten
- Kleine Kinder von betroffenen Gewässern fernhalten
- Nach jedem Schwimmen gründlich abduschen
Symptome nach Kontakt mit kontaminiertem Wasser reichen von Hautreizungen über Augenbeschwerden bis hin zu Übelkeit und Durchfall.