FahrtechnikDer verzögerte Frontloop - so gelingt der Stalled Forward

Der Stalled Forward ist die Krönung der Frontloops.
Foto: Samuel Tomé
Der Stalled Forward ist einer der schönsten und spektakulärsten Sprünge im Windsurfen. Wie du dich langsam herantasten und am Ende in die höchsten Sphären des Loopens vorstoßen kannst, erfährst du im dritten Teil unserer Frontloop-Serie.

In diesem Artikel:

Der verzögerte Frontloop, im internationalen Sprachgebrauch als Stalled Forward bezeichnet, war in den Neunzigerjahren im World Cup ein sicherer Punktelieferant, bis ihm Back- und Pushloops langsam den Rang abliefen. Mittlerweile erlebt der Stalled Forward aber ein Revival – und das völlig zu Recht. Denn die Vorwärtsrolle sieht nicht nur spektakulär aus, sondern ist, entsprechend hoch gesprungen, auch technisch ein höchst anspruchsvoller Move. Das Gute daran ist: Wer den Spinloop draufhat, kann sich bezüglich der Höhe langsam steigern – der Übergang vom Spinloop zum Stalled Forward ist also fließend. Worauf es dabei ankommt, erfährst du im dritten Teil unser Frontloop-Serie.

Spinloop vs. Frontloop

Was unterscheidet also den Spinloop vom Frontloop? Der Spinloop, den wir euch ausführlich im zweiten Teil der Serie vorgestellt haben, wird auf Flachwasser oder über kleine Chops gesprungen. Aufgrund der geringeren Sprunghöhe wird der Spinloop direkt nach dem Absprung durch aktives Dichtholen des Segels eingeleitet. Um die Rotation zu komplettieren, hält man in der Regel bis zum Ende dicht. Oder vereinfacht gesagt: abspringen, eindrehen und warten, bis es richtig klatscht. Der Stalled Forward hingegen ist bezüglich des Timings deutlich komplexer und lässt sich in mehrere Phasen unterteilen: Absprung, Steigphase, den Point-of-no-return, die eigentliche Rotation und die Landephase.

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Abspringen, eindrehen und warten, bis es klatscht – das gilt für den Spinloop. Der Stalled Forward ist deutlich komplexer.” (Flo Jung)

Der verzögerte Frontloop Schritt für Schritt erklärt

Ideal zum Üben des Stalled Forwards sind ein gut angepowertes Segel und Rampen, die etwas runder und noch nicht kurz vorm Brechen sind.

Hole in der Anfahrt auf leichtem Raumwindkurs genug Speed und hake dich aus dem Trapez aus. Der Absprung selbst sollte allerdings nicht zu stark auf Raumwind erfolgen, weil dir sonst in der Luft der Impuls fürs Eindrehen fehlt. Ideal ist ein Absprung auf Halbwindkurs. Im Gegensatz zum Spinloop greift unser Foto-Fahrer Flo Jung nicht schon vor dem Absprung an der Gabel nach hinten.
Foto: Max Czaplewski

Die 3 Knackpunkte des Stalled Forward

Der Stalled Forward funktioniert nach dem Prinzip: verzögern, rotieren, verzögern.

1) In der Steigphase geht es darum, erst mal aus dem Kopf zu bekommen, dass man einen Vorwärtsloop plant. Wer hier schon eindreht, wird überrotieren. Ein guter Trick, um das Eindrehen zu verzögern, ist: Nach dem Absprung laut bis eins zählen, erst dann folgen alle weiteren Schritte wie das Verschieben des Segels nach vorne und das damit einhergehende Nach-hinten-rutschen der Segelhand.

2) Der Point-of no-return ist gekommen, wenn das Segel nach vorne verschoben wurde und der Bug dadurch aus dem Wind gedreht hat. Die Art, wie das Segel verschoben wurde, bestimmt die Rotationsachse. Schiebt die vordere Hand das Segel in Richtung Brettspitze, gerät die Rotation steiler. Verschiebt man das Segel mehr in Richtung Luv übers Board, rotiert man flacher – das sollte das Ziel sein. In jedem Fall heißt es jetzt durchziehen, um die Rotation zu beschleunigen.

3) In der Landephase wird die Rotation oft wieder verzögert. Wer eine seitliche Rotationsachse hat, kann den Landepunkt früh anpeilen und das Segel mit der hinteren Hand bei Bedarf dosiert öffnen. So schwebt man unter dem Segel kontrolliert dem Landepunkt entgegen und kann auch hohe Frontloops kontrolliert auf dem Heck landen.

1. Verzögern

  • Vordere Hand schiebt den Mast am Körper vorbei Richtung Wasser
  • Segelhand verschiebt sich an der Gabel nach hinten
  • Hinteres Bein zieht das Heck unter den Körper und dreht die Brettspitze damit aus dem Wind
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2. Rotation beschleunigen

  • Segelhand zieht voll dicht
  • Blick über die hintere Schulter
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3. Rotation bremsen

  • Segelhand öffnet dosiert, die Rotation verlangsamt sich
  • Orientieren: Blick zur Wasseroberfläche
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Von Aussteigern und Tieffliegern

Das Timing beim verzögerten Frontloop erfordert Erfahrung. Dreht man zu früh ein, ist die Gefahr des Überrotierens gegeben. Wartet man zu lange, ist ein fieser Rückenklatscher die Folge. Flo Jung hat hier einige Tipps parat: „Solange man in der Steigphase ist, und der Bug nach oben zeigt, kann man problemlos aussteigen. Zum Beispiel, wenn man beim Blick nach unten kalte Füße bekommt. Das Material segelt dann immer nach Lee weg.

Sobald man im Scheitelpunkt das Segel nach vorne verschoben und die Brettnase nach unten dirigiert hat, hat man den Point-of-no-return erreicht. Dann sollte man beim Material bleiben und festhalten. Spürt man währenddessen, dass die Rotation zu steil oder schnell gerät, kann man die hintere Hand loslassen: Das verhindert, dass man mit voll dichtgeholtem Segel überrotiert und das Board malträtiert.

Flo Jung hat’s raus mit den Loopings. Er beherrscht auch die Königsdisziplin Stalled Forward.Foto: Heinrich DornbuschFlo Jung hat’s raus mit den Loopings. Er beherrscht auch die Königsdisziplin Stalled Forward.

Beim Lernen des Stalled Forwards kommt ebenfalls oft vor, dass man die Rotation zu spät oder zu sehr auf Raumwindkurs einleitet. Dann zieht man beim Eindrehen ins Leere, es kommt fast kein Impuls mehr vom Segel. Auch hier gilt: Bleib beim Material und versuche erst gar nicht auszusteigen, um nicht vom Material getroffen zu werden. Solange Brett und Segel mit dir verbunden sind, kannst du dich daran nicht verletzen. Um den Rückenklatscher kommst du in diesem Fall aber nicht herum. Aber auch für dieses Problem gibt‘s eine gute Lösung: Prallschutzwesten machen die Sache deutlich entspannter und schränken die Bewegungsfreiheit kaum spürbar ein.“

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