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“Ich muss nicht sehen, wie jemand loopt, um zu wissen, ob er dafür bereit ist. Es reicht mir, einen normalen Sprung zu beobachten.“ Diese Aussage stammt von Josep Pons – als furchtloser Worldcupper von Gran Canaria für seinen turmhohem Front- und Doppelloops geachtet und selbst Coach für viele Hobby- und Profiwindsurfer. Was Josep damit sagen will: Manche Windsurfer, die den Frontloop probieren, sind vielleicht mit Mut gesegnet, haben aber Defizite bei normalen Sprüngen. Bei anderen ist es genau umgekehrt: Normale Jumps sind kein Problem, aber es hapert am Vorstellungsvermögen und manchmal auch am dafür nötigen Mut.
Wer einen normalen Sprung über eine kleine Rampe ins Weitergleiten springen kann, ist bereit für den Loop.” (Flo Jung)
Für beide Fälle möchten wir euch mit dieser Fahrtechnik-Serie Hilfe an die Hand geben – und euch zeigen, wie ihr sicher und vor allem schrittweise den Weg vom normalen Sprung bis hin zum Vorwärtsloop meistert.
Einfache Sprünge als Vorübung
Um vom normalen Sprung zum verzögerten Forward zu gelangen, sind drei Schritte wichtig: Als Erstes geht es darum, die Technik des normalen Springens zu verfeinern. Wer kontrolliert über eine kleine Welle abspringen kann und sicher landet, kann prinzipiell auch den Loop lernen. – diese Basis legen wir im ersten Teil der Serie.
Schritt zwei ist dann der Übergang vom normalen Sprung zum ersten, flachen Spinloop. Vor dem ersten Spinloop kommt es aber vor allem darauf an, über passende Vorübungen eine Vorstellung von der Bewegung zu erlangen und den Respekt vor diesem Sprung abzulegen. Der letzte Schritt ist der vom Spinloop hin zu höheren und verzögerten Frontloops – der hohen Kunst des Loopens.
Das passende Material-Setup für den Frontloop
Für den Frontloop gilt: je kleiner das Material, desto besser. Um an der Basis zu feilen und die Technik bei normalen Sprüngen zu verfeinern, gilt dies in abgeschwächter Form ebenfalls. Ideal sind Bretter der Kategorien „Wave, Freestyle-Wave oder Freemove“ mit weniger als 115 Litern. Wer bei seinem Board die Wahl hat, unterschiedliche Finnen-Setups zu montieren, sollte zu Beginn idealerweise ein Thruster-Setup einschrauben. Im Vergleich zu Quadfinnen hat das Board dann mehr Grund-Speed und Griff auf dem Heck, was beim Absprung spürbar hilft – und verhindert, dass man am Wasser kleben bleibt. Die Schlaufen sollten zum Üben nicht zu weit eingestellt werden, idealerweise sind die Zehen komplett auf der Innenseite der Schlaufen zu sehen.
Bei der Wahl des passenden Segels gilt: angepowert ist gut, überpowert schlecht. Perfekt sind kleine Freemove-, Freestyle- oder Wavesegel – natürlich ohne Camber.
Die Physik hinter dem Frontloop
Um zu verstehen, warum Cracks scheinbar mühelos in höchsten Sphären schweben, während Ungeübte im Tiefflug unterwegs sind, hilft ein Blick auf die Physik hinter dem Springen. Grund für den oft beobachteten Höhenunterschied ist nicht etwa besseres Material, sondern schlicht die richtige Technik. Der Zug im Segel setzt im Segeldruckpunkt an und wirkt stets senkrecht zum Segel.
Dies bedeutet: Steht das Segel – wie beim normalen Gleiten geradeaus – relativ aufrecht, entwickelt es Zug nach vorne. Um beim Springen auf Höhe zu kommen, muss das Segel also aus seiner aufrechten in eine waagerechte Position kommen – vergleichbar der eines Tragflügels. Dies gelingt über den Klimmzug an der Gabel, die Arme ziehen den Gabelbaum in Richtung Trapez. Auch beim waagerecht liegenden Segel setzt die Kraft senkrecht zum Druckpunkt an – und ist damit nach oben gerichtet. Beim verzögerten Frontloop oder bei hohen Backloops setzen Pros wie Flo Jung diese Technik ein, um vor dem Rotieren die nötige Höhe zu bekommen.
Im Windsurfen gibt es mehrere Begriffe, die letztlich die unterschiedlichen Ausführungen und Flugkurven beim Springen beschreiben. Springt man aus dem Flachwasser oder über eine kleine Kabbelwelle ab, wird das gemeinhin als Chophop bezeichnet – dieser ist die Grundlage für die aus dem Flachwasser abgesprungenen Spinloops. Segelt man über Dünungs- oder Brandungswellen in die Luft, spricht man oft vom Floaty Jump – dieser ist die Basis für den Frontloop. Wer eine steile Brandungswelle als Rampe nutzt und nahezu senkrecht nach oben steigt, springt einen sogenannten Rocket Air – die Voraussetzung für den Stalled Forward.
Trotzdem gilt: Egal, ob Chophop, Floaty Jump oder Rocket Air, die zugrunde liegende Technik ist ähnlich.
So geht der Floaty Jump oder Rocket Air
Vorbereitungsphase
Je höher der Grund-Speed, desto höher der Sprung. Viele Surfer, die das Springen oder Loopen lernen wollen, scheitern bereits an einem zu niedrigen Grund-Speed. Bevor du also über deine erste Rotation nachdenkst, versuche erst mal vor dem Absprung zu Chophop, Floaty Jump oder Rocket Air richtig zu beschleunigen – hole dicht, baue Körperspannung auf und peile eine kleine Rampe an.
Hoch springen - Schritt für Schritt erklärt
Ob du plan landen und weitergleiten kannst oder den Sprung abfederst wie ein Stoßdämpfer – das alles hängt vor allem von der Flugkurve ab.”
Variante: Einhändiger Sprung
Wer normale Sprünge sicher drauf hat, kann mit der einhändigen Variante ein paar zusätzliche Stilpunkte einheimsen. Empfehlenswert ist es für einhändige Jumps generell, recht lange Trapeztampen zu verwenden – je nach Körpergröße sind 26 bis 32 Inches ideal. Löse idealerweise die vordere Hand unmittelbar nach dem Abprung und achte auf eine kompakte Körperhaltung mit angezogenem hinteren Bein. Bezüglich der Technik hat der einhändige Sprung sogar einen Vorteil: Weil man eingehakt ist, bleibt das Rigg automatisch nahe an der Körpermitte – die Gefahr, mit ausgestreckten Armen zu weit unter dem Segel zu hängen, besteht hier nicht.