Der Wingfoil-Boom hat vermutlich selbst die größten Optimisten überrascht – Material war nur schwer zu bekommen und auch an den vielen Surfschulen im In- und Ausland wurden Wingsurfkurse stark nachgefragt. Viele Surfschulen haben deshalb den neuen Sport kurzerhand mit ins Portfolio aufgenommen (HIER gibt’s eine Übersicht).
Das Problem: Wassersport-Instruktoren und Instruktorinnen sind seit Jahren Mangelware – ein Trend, der sich durch das Aufkommen des Wingfoilens noch verstärken dürfte. Umgekehrt bedeutet dies, dass sich Wingsurfer*innen der ersten Stunde, die Spaß am Unterrichten haben, zum Instruktor bzw. zur Instruktorin ausbilden lassen können und danach vermutlich eine Jobgarantie haben.
Wir haben Dirk Muschenich, Geschäftsführer beim Verband Deutscher Wassersport Schulen e.V. (VDWS) gefragt, welche Möglichkeiten es aktuell gibt und welche Voraussetzungen man mitbringen sollte:
Dirk, wie ist aktuell das Verhältnis von Job-Angeboten zu Gesuchen?
Im Gegensatz zu den klassischen Sportarten beim VDWS (Windsurfen, Kitesurfen, Segeln und SUP) ist es an dieser Jobfront noch relativ still und überschaubar. Vor dem Hintergrund, dass in den anderen genannten Sportarten jeder Arbeitgeber Hände ringend nach qualifizierten Instruktoren sucht und der Verband, trotz aktuell sehr guter Ausbildungsquoten, gar nicht hinterher kommt, ist das erstaunlich.
Woran liegt das?
Vielleicht ist die aktuelle Situation auch dem Umstand geschuldet, dass sich viele Wassersportcenter in Sachen Wingsurfen noch in einer Orientierungsphase befinden. Gleichzeitig steht diesen Centern jetzt in der Anfangsphase des Wingsurfens deren Stammbelegschaft zur Verfügung, die in der Regel viel Schulungserfahrung hat, egal aus welchem "Lager" sie kommen, und das Wingen intensiv ausprobiert. Aktuell haben die Center also eher umgeschulte Instruktoren, aber wenn der Trend anhält, wird zwangsläufig irgendwann Personal fehlen.
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um sich zum Wingsurf-Instruktor ausbilden zu lassen?
Die Voraussetzungen sind überschaubar, auch wenn man festhalten musst, dass die aller wichtigste Voraussetzung ganz wenig mit dem Wingsport zu tun hat: Denn ein zukünftiger Instruktor muss vor allen Dingen Spaß daran haben, seinen Gästen bzw. Kunden den Sport angstfrei, erfolgreich und strukturiert zu vermitteln.
Ansonsten müssen für die Teilnahme an einer VDWS Wing Instruktor Ausbildung die folgenden Voraussetzungen erfüllt sein:
- Sicheres Wingen in unterschiedlichen Revieren bis einschließlich sechs Beaufort
- Den Bedingungen entsprechend sicher ins Wasser und vom Wasser kommen
- Problemloses Höhelaufen
- Sicher gefahrene Richtungswechsel (Halse aus und in toeside) in beide Richtungen
- Kontrolliertes Stoppen an einem bestimmten Punkt
Diese Manöver sollten alle in gefoiltem Zustand und ohne Touchdown gefahren werden können. Außerdem muss auf einem SUP oder Windsurfboard mit Schwert eine Wende beherrscht werden. Das Mindestalter für die Teilnahme beträgt 18 Jahre.
Was lernt man bei euren Lehrgängen und wie sieht der weitere Weg danach aus?
Vielleicht starte ich damit, was man bei einem VDWS Lehrgang nicht lernt, sondern bereits mitbringen muss. Das sind vor allen Dingen die erwähnten fahrpraktischen Fähigkeiten. Anders ausgedrückt: Bei einer Wing Instruktor Ausbildung lernt niemand des Wingen als solches. Die Ausbildungsschwerpunkte orientieren sich in erster Linie an der sicheren und erfolgsorientierten Vermittlung (passende Methodenwahl) und an den Rahmenbedingungen (Wind, Wetter, Wasser, Material, Schüler), die der Neu-Instruktor abschätzen, beurteilen und einplanen muss. Außerdem lernt man die Organisation und Durchführung eines Gruppenunterrichtes, der auf dem Wasser stattfindet und dadurch viel höhere Ansprüche an den Instruktor beinhaltet, als das bei einem Theorieunterricht in einem Schulungsraum der Fall ist. Last but not least wird den Teilnehmern beigebracht, wie sie ihren Unterricht (der auch mit echten Schülern geübt wird) so gestalten, dass die Schüler*innen motiviert sind und bleiben.
Muss am Ende eine Prüfung abgelegt werden?
Ja, der Lehrgang beinhaltet drei Prüfungsteile – eine praktische und eine theoretische Prüfung, sowie eine Lehrprobe mit echten Schülern. Danach darf man sich “VDWS Wingboarding Instructor Level 1” nennen. Anschließend beginnt der zweite Teil der Instruktoren-Ausbildung, der aus einem mindestens 100-stündigen Praktikum in einer dafür qualifizierten Mitgliedsschule besteht. Danach ist man dann “VDWS Wingboarding Instructor Level 2”.
Wo finden Lehrgänge statt und was kosten diese?
Die Level 1 Ausbildungen zum VDWS Wingboarding Instruktor gehen immer über acht Tage. Die Lehrgangsgebühren für eine Level 1 Ausbildung liegen bei 695 Euro.
Für die Saison 2022 sind folgende Termine und Austragungsorte geplant:
- Tarifa, Spanien (englisch): 14.-21.03.
- Torbole/Gardasee (italienisch/deutsch): 23.-30.04.
- Büsum: 13.-20.05.
- Altmühlsee: 20.-27.05.
- Hulshorst (holländisch): 10.-17.06.
- Norddeich: 13.-20.06.
- Podersdorf: 18.-25.09.
- Torbole (italienisch): 10.-17.10.
- Zypern (englisch/deutsch): 22.10.-29.10.
Weitere Termine werden abhängig von der Nachfrage folgen.
Alle Termine sind HIER zu finden.