KehrtwendeFoilverbot in Sachsen ist aufgehoben - Gefahren werden evaluiert

Tobias Frauen

 · 23.03.2023

Kehrtwende: Foilverbot in Sachsen ist aufgehoben - Gefahren werden evaluiertFoto: Philipp Kümpel
Ab April ist Foilen auf Sachsens Seen wieder erlaubt!
Sachsen hebt das Foilverbot auf! Ab April ist Windfoilen, Wingfoilen und Co. wieder erlaubt. Eine Saison lang soll dann in einem Modellversuch evaluiert werden, wie groß die Gefährdung tatsächlich ist.

Nur wenige Tage nach der Ankündigung, in bestimmten Bereichen an Sachsens Seen das Foilen wieder zu gestatten, ist das Verbot nun komplett gekippt worden. Das teilte uns Philipp Kümpel, einer der Initiatoren der Klage gegen das Verbot, mit. Das zuständige Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr bestätigte dies. “Das ist wirklich unglaublich!” freut sich Kümpel.

Statt dem Verbot soll laut Ministerium der Modellversuch “Foilen 2023” gestartet werden. “Dieser Modellversuch umfasst die Wassersportsaison von April bis Mitte Oktober 2023. Insbesondere soll damit auch der Naturhaushalt und der Naturschutz berücksichtigt werden”, heißt es in einer Mitteilung. Das Windfoilen und Wingfoilen wird demnach genehmigungsfrei zugelassen. Das Kite-Foilen werde dem Kite-Surfen gleichgestellt und somit auf genehmigten Kite-Surf-Strecken ermöglicht.

Wie viele Unfälle, Beschwerden oder Beeinträchtigungen der Natur ein neues Verbot nach sich ziehen würden, ist jedoch offen. “Auch dieses Verfahren ist erneut leider komplett intransparent”, so Philipp Kümpel gegenüber surf.

Dennoch könnten einzelne Gemeinden theoretisch eigene Regeln für ihre Gewässer erlassen. Das müsse man beobachten und gegebenenfalls erneut klagen, so Kümpel. Laut Ministerium die Gewässer Berzdorfer See, Partwitzer See, Seelhausener See sowie die Talsperre Quitzdorf aus Gründen des Naturschutzes vom Modellversuch ausgenommen.

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Öffentlicher Druck und das Engagement des VDWS hat das Foil-Verbot zu Fall gebracht

Hintergrund der plötzlichen Kehrtwende ist laut Kümpel, dass die Behörde das Verbot im vergangenen Jahr auf Basis einer falschen Datenlage verhängt habe. Der VDWS (Verband Deutscher Wassersport Schulen) ergänzt in einer Nachricht an die surf-Redaktion, dass man der Landesregierung in Sachsen im Rahmen eines Statements entsprechende Zahlen aus der VDWS SafetyTool Versicherung übermittelt habe, die die angeblichen Gefahren entkräften.

Aus dem Ministerium heißt es dazu, gemeinsam mit den Verbänden habe man sich sowohl die Technik als auch die Ausübung des Sports genau angesehen. Daran war unter anderem auch der VDWS beteiligt. Man habe ein “umfangreiches mehrseitiges fachliches Statement sowie eine juristische Einschätzung” erstellt, die als Tischvorlage beim Runden Tisch in Dresden verwendet worden seien, so der VDWS-Ehrenvorsitzende Thomas Weinhardt. Bei diesem Runden Tisch war auch der VDWS dabei, außerdem habe es Absprachen mit dem sächsischen Segler-Verband gegeben sowie einen intensiven Mailverkehr mit den Ministerien.

“In der Gesamtbewertung haben wir uns darauf verständigt, diesen Modellversuch vorzunehmen und die praktische Durchführung auf den Gewässern zu beobachten”, lautet die Begründung des Ministeriums. Es sei den Verantwortlichen “wichtig, neue Trendsportarten nicht auszugrenzen, sondern gemeinsam einen Weg der Ermöglichung zu finden.” Staatssekretärin Ines Fröhlich sagt: “Gerade das Foilen entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einer trendigen Sportart. Jetzt ist es uns gelungen, eine Lösung für die Ausübung dieses Sports zu finden.”

So geht es mit der Klage gegen das Foilverbot weiter

Die Klage gegen das Foilverbot, wird nun möglicherweise auf Eis gelegt. Kümpel dazu: “Wir werden sehr genau überprüfen, wie die schriftlichen Ausführungen zur Rücknahme des Foilverbotes sein werden. “ Sobald erneute Verbote im Raum stünden, wolle man sofort wieder klagen. Die Klage war mit einer Crowdfunding-Aktion finanziert worden, an der sich auch der VDWS mit einem vierstelligen Betrag beteiligt hat, und war Ende 2022 beim zuständigen Gericht eingereicht worden. “Dank an alle Petitionsunterzeichner, Spender und Unterstützer. Die Klage hat definitiv das Verbot mit zu Fall gebracht!” freut sich Philipp Kümpel. Nur durch die zahlreichen Unterstützer sei dies möglich gewesen.

Philipp Kümpel hat sich gegen das Verbot eingesetzt und war einer der Initiatoren der Klage.Foto: privatPhilipp Kümpel hat sich gegen das Verbot eingesetzt und war einer der Initiatoren der Klage.

Vor rund einem Jahr hatte Sachsen ein Verbot für Wassersportarten mit “auftriebserhöhendem Anbau” erlassen. In der Folge wurden mehrfach Bußgelder gegen Foiler verhängt, mit teilweise hanebüchenen Begründungen. Auch surf hatte sich gegen das Verbot stark gemacht und in einem Schreiben an das zuständige Ministerium Fakten und Einschätzungen zum Thema Verletzungsgefahr beim Foilen dargelegt. Der Streit um das Foilverbot hatte bundesweit für Aufregung gesorgt, auch weil sich Sachsen gerne als Vorreiter für ein mögliches bundesweites Verbot gesehen hätte.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes gab es abgesehen von der Bestätigung noch keine Stellungnahme des Ministeriums. Wir haben die Aussagen nach Veröffentlichung der Mitteilung ergänzt. Außerdem haben wir die Informationen zum Engagement des VDWS ergänzt.


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