Boards aus ÖsterreichWe One – die neue Boardmarke im Porträt

Tobias Frauen

 · 25.01.2023

We One-Shaper Gerhard Scharl tritt auf der boot mit seiner neuen Brettmarke ans Licht der Öffentlichkeit.
Foto: Tobi Frauen
Überraschung auf der boot: Es gibt eine neue Boardmarke! Wer hinter dem Label We One steckt, welche Pläne die Macher haben und welche Boards sie im Angebot haben, verraten sie im surf-Interview.

Unter dem Namen We One präsentiert sich auf der boot eine neue Marke für Windsurf-Boards. In schickem schwarz-türkis kommen die Bretter daher, eine kleine rot-weiß-rote Flagge deutet auf die Herkunft hin: We One-Boss Gerhard Scharl shaped und entwickelt seine Boards in Österreich. Eine komplette Range von Wave über Freeride bis hin zum Foil-Board ist auf der boot zu sehen. Neben den Serienboards können auch Customs auf Kundenwunsch geordert werden. Wir haben Gerhard zu seinen Plänen mit We One befragt.

Wie ist eure Marke entstanden, wie lange habt ihr den Start vorbereitet?

Ich hab vor 20 Jahren angefangen, Boards zu reparieren und hab dann auch schnell meine eigenen Boards unter dem Namen Freak Customs gebaut, weil ich mit der Qualität nicht zufrieden war. Im letzten Jahr hat sich das dann ergeben, dass wir eine Serien-Produktion starten, wir haben eine CNC-Maschine angeschafft und können damit die Boards per Software shapen, die Prototypen selber bauen und dann testen.

Gleich zum Start habt ihr eine komplette Boardrange hingelegt…

Genau, wir haben das komplette letzte Jahr genutzt, um eine komplette Range aufzubauen, von Wave über Freestyle-Wave, Freestyle, Freeride bis hin zu Slalom und Foil. Ben van der Steen ist bei uns im Team mit dabei, der entwickelt die Race-, Freerace- und Foilboards, und den Rest machen Paul Simmerl (früher bei F2, Anm. d. Red.) und ich.

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Wie seid ihr die Entwicklung angegangen?

Ich hab meine Erfahrungen aus 20 Jahren Custom-Bau einfließen lassen und die Resonanz der Kunden, die ich dabei bekommen hab. Auf dieser Basis sind unsere Boards entstanden.

Wo produziert ihr eure Boards?

Wir produzieren die Custom-Boards und die Prototypen in Österreich, da haben wir zwei Standorte. Die Serienboards werden in Asien gebaut.

Bei Cobra?

Nein, nicht bei Cobra, wir haben da eine eigene Produktion aufgebaut. Ich will da aber jetzt keine Namen nennen, weil wir wirklich das ganze letzte Jahr investiert haben, mit denen die Qualität perfekt zu machen, da hatten wir jede Menge Testboards. Das hat den Vorteil, dass wir ab fünf Stück eine Serienproduktion aufsetzen können. Wenn ein Kunde spezielle Anforderungen an einen Shape hat, dann können wir ihm das entwickeln und ab fünf Stück in Serie liefern.

In welcher Technologie baut ihr die Boards, welche Materialien setzt ihr ein?

Bei den aktuellen Boards haben wir im Top-Bereich Doppel-Sandwich, aber nicht nur unter den Schlaufen sondern etwa drei viertel des Decks. Damit hält das dann auch beim Willy Skipper, das ist ja der Nose-Killer schlechthin. Das beginnt mit einem diagonalen Glas-Gewebe, das hat sehr gute Zugeigenschaften, dann 3mm PVC in guter Qualität, dann kommt ein Hybridgewebe aus Carbon und Aramid, dann wieder PVC, dann Carbon-Glas-Gewebe und unter den Fußschlaufen dann nochmal Carbon. Also, das ist ein Panzer!

Hast du eine Hausnummer, wie schwer die Boards dann sind?

Also, der 90 Liter große Style hat in dieser Bauweise ungefähr 6,5 Kilo. Damit liegen wir nicht unbedingt bei den leichtesten Boards, aber wenn es sehr leicht sein soll, haben wir entsprechende Customs im Angebot. Die wiegen dann etwa 5 bis 5,2 Kilo. Der We Wave, den wir hier dabei haben, hat zum Beispiel 4,9 Kilo – in Doppelsandwich-Bauweise!

Wo liegen eure Boards dann preislich?

Wir schauen, dass wir preislich interessant bleiben. Dementsprechend haben wir auch den Vertrieb aufgebaut und den Importeur-Part weggelassen und verkaufen direkt oder über Shops. Der Preis liegt dann unter 2000 Euro. Ein Wave- oder Freestyle-Board liegt bei 1800 Euro, ein Foilboard liegt in der Serie bei 2090 Euro. Die Customs beginnen je nach Bauweise bei 2000 Euro und gehen je nach Wünschen des Kunden bis etwa 2800 Euro.

Könnt ihr diese Preise nur über den Wegfall des Importeurs realisieren?

Ja, das macht schon ein paar hundert Euro aus. Aber auch die Frachtkosten haben sich wieder relativiert. Die waren letztes Jahr sehr hoch, inzwischen sind sie wieder auf einem Niveau ähnlich wie vor der Pandemie.

Wie ist die sonstige Ausstattung? Die Pads sehen etwas simpler aus, ohne Heel Bumps oder so.

Das ist der normale Standard. Heel Bumps kann man auf Wunsch bei Customs bekommen, aber wir haben gesehen, dass nur wenige Kunden das wirklich wünschen. Unsere Boards haben zusätzlich übrigens alle einen NFC-Chip eingebaut. Damit kann man das Board in der We One-App registrieren, dann kann man die Garantie verlängern und der Kunde kann zusätzliche Informationen bekommen oder das Board zum Beispiel als gestohlen melden.

Könnt ihr schon sagen, in welchen Shops man eure Boards sehen kann?

Wir sind ja erst seit dem 1. Januar aktiv bei Instagram, da kamen schon ein paar Anfragen von Shops, also da tut sich schon was. Die Resonanz ist schon sehr gut. Erste Anlaufstelle ist aber unsere Webseite.

Wo wollt ihr mit der Marke hin, wie groß wollt ihr werden?

Wir lassen uns überraschen. Erstmal ist das Ziel, auf die Qualität zu schauen und nicht auf die Masse, um eine gute Mund-zu-Mund-Propaganda zu bekommen. Das kann dann seine eigene Dynamik bekommen und danach werden wir uns richten. Wir haben im Hintergrund ein relativ finanzstarkes Unternehmen, das uns die Investitionen ermöglicht und und weiter voran bringt.

Ist das ein bekanntes Unternehmen aus der Branche?

Nein, das ist ein Unternehmen für Gebäudeautomation. Das ist mein eigenes Unternehmen, damit finanzieren wir unsere Marke.

Was für Stückzahlen peilt ihr an?

Bei den Customs haben wir etwa 30 Vorbestellungen, bei den Serienboards peilen wir fürs erste Jahr etwa 300 bis 400 Stück an.

Habt ihr auch vor, ein Fahrer-Team aufzubauen?

Wir sind da mit ein paar Leuten im Gespräch, aber da wollen wir uns ein bisschen bedeckt halten.

Startet Ben van der Steen dann auf euren Boards im Worldcup?

Wir sind gerade dabei, die Slalomboards registrieren zu lassen, damit sie für Contests freigegeben werden, und dann werden wir 2024 auch Competitions fahren!

Welche Linien habt ihr genau im Programm?

Wir haben Wave, einen Stubby namens We Onshore, Freestyle, Freestyle Wave, Freeride, Slalom und Foil. Die können je nach Bedarf schnell angepasst werden.

Wo kann man eure Boards testen?

Wir sind im Frühling beim surf-Festival auf Fehmarn, da können dann alle Boards Probe gefahren werden!

Ihr seid hier ganz plötzlich ohne Ankündigung auf der Messe aufgetaucht, war das als große Überraschung geplant?

Wir wissen, dass wir es können. Wir wissen, dass die Boards funktionieren. Und wenn wir was machen, dann machen wir es g’scheit!


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