Jede Menge Spannung, jede Menge Drama, jede Menge Emotionen: Der Donnerstag beim schauinsland-reisen Windsurf World Cup Sylt presented by got2be zeigte wieder einmal, wie spannend Windsurfen sein kann. Im Mittelpunkt dabei besonders Michele Becker. Nach seinem Sieg in der Auftakt-Elimination am Samstag hatte der Kieler zwischenzeitlich ein wenig Pech, doch heute kam er bärenstark zurück und hatte am Ende zwei zweite Plätze sowie einen elften Rang auf der Haben-Seite.
Die Bedingungen vor Westerland waren dabei heute mal wieder anspruchsvoll: Böiger Wind, der sich mit jeder durchziehenden Wolke änderte, viel Chop und dazu ein solider Swell, der gutes Timing und Taktik erforderlich machte.
Die Favoriten patzten dabei reihenweise: Weltmeister Maciek Rutkowski hatte zunächst noch Glück, dass sein Heat abgebrochen wurde, schied dann aber bei der Wiederholung doch in der ersten Runde aus. Ein Desaster für den Polen, der bis auf einen Sieg am Samstag hier auf Sylt bislang seiner Form hinterherläuft. Mit den Plätzen sechs und vier kam er anschließend immerhin jeweils ins große Finale. Auch Mateus Isaac, der bislang Führende des Events, hatte viel Pech. Er wurde einmal im Halbfinale von Enrico Marotti abgeräumt, konnte aber zweimal das kleine Finale gewinnen.
Durch die Eliminations fünf, sechs und sieben heute kam ein zweiter Streicher hinzu, der das Ranking ordentlich durcheinander würfelte. Die Führung übernimmt nun Amado Vrieswijk, der seine zwei schlechten Resultate als Streicher nimmt und mit einem weiteren Sieg heute vorne liegt. “Ich habe einfach versucht, konstant zu fahren. Im ersten Finale hatte ich noch ein schlechtes Timing”, spielte Vrieswijk auf einen Aussetzer an, bei dem er nach einem Mega-Start in der ersten Halse die Boje touchierte und mit seinem Sturz für Chaos an der Tonne sorgte. Hinter dem Hünen von Bonaire liegt derzeit Matteo Iachino, zwar ohne Sieg heute, aber mit zwei dritten Plätzen immer vorne dabei.
Michele Becker liefert sich packende Duelle um den Sieg
Auch Michele Becker hat sich in der Spitzengruppe etabliert. Livestream-Kommentator Ben Proffitt hätte sogar Geld auf den Kieler gesetzt, wie er verriet. Im ersten Finale des Tages lieferte sich Becker ein packendes Duell mit Foil-Spezialist Nicolas Goyard: Nach einem herausragenden Start trennten die beiden über den gesamten Kurs hinweg nur wenige Meter. Goyard war auf der Geraden schneller, Becker fuhr die besseren Halsen - kam jedoch nicht am Franzosen vorbei. “Nächstes Mal kriege ich ihn!” verkündete Michele lachend, mit dem zweiten Platz war er mehr als zufrieden.
In der zweiten Elimination hieß sein Hauptgegner dann jedoch Pierre Mortefon. Wieder lieferte sich Michele Becker ein packendes Deutsch-Französisches Duell mit engen Halsen und einem packenden Finish. “Ich hab auf einen kleinen Fehler gewartet, in der zweiten Halse hatte ich die Gelegenheit vorbeizukommen, aber ich wollte es nicht riskieren”, berichtete Michele anschließend. Dass das Rennen denkbar knapp war, spürte auch Sieger Mortefon: “Es war ein sauberer Kampf, sehr fair!”. Becker liegt nun auf Rang sechs der Gesamtwertung.
Nichts war sicher auf der Nordsee
Denn heute galt auf der Nordsee “Nichts ist sicher”! Immer wieder waren auch die Top-Fahrer am Rande eines kapitalen Crashs, wenn sie die Swell-Linien queren mussten oder an der Tonne die Dünung falsch einschätzten. Auch Amado Vrieswijk, der große Gewinner des Tages, geriet kurz vor der Ziellinie noch ins Trubeln - schon Kleinigkeiten haben heute den Ausschlag gegeben.
Sebastian Kördel kam in der ersten Elimination bis auf Platz neun, schied aber im zweiten und dritten Durchgang bereits in der ersten Runde aus. Auch Nico Prien hatte nicht den besten Tag, für ihn war jeweils im ersten Heat Schluss, genauso wie für Lars Poggemann und Malte Reuscher.
Die Hoffnungen der Waverider liegen derweil auf dem morgigen Freitag. Vor allem am Nachmittag sind bis zu 30 Knoten aus Südsüdwest angekündigt und könnten für perfekte Bedingungen sorgen. Darauf hofft vor allem der WM-Führende Ricardo Campello, der auf Sylt schon oft weit gekommen ist. Sein Verfolger Marcilio Browne hingegen ist gehandicapt: Er hat sich beim freien Fahren in der Welle am Nacken verletzt, war sogar zwischenzeitlich in Kiel zur Behandlung. Bei den Frauen hofft Lina Erpenstein, an ihren dritten Platz auf dem letzten Jahr anknüpfen zu können. Wie immer ist Sylt aber auch hier jede Menge Überraschungen gut!
Zwischenstand Slalom World Cup Sylt 2023
- 1. Amado Vrieswijk
- 2. Matteo Iachino
- 3. Nicolas Goyard
- 4. Johan Soe
- 5. Mateus Isaac
- 6. Michele Becker
- 7. Bruno Martini
- 8. Maciek Rutkowski
- 9. Pierre Mortefon
- 10. Enrico Marotti
- 14. Nico Prien
- 15. Sebastian Kördel
- 20. Malte Reuscher
- 29. Lars Poggemann