Zwei Fahrerinnen, die noch nie in einem PWA-Finale gestanden haben, machen den Sieg beim schauinsland-reisen Windsurf World Cup Sylt presented by got2be unter sich aus: Maria Behrens aus Lübeck und die Französin Marine Hunter entpuppten sich als Favoriten-Schreck. Sie stehen im Finale der Wave-Single Elimination der Damen, das allerdings heute nicht mehr ausgefahren werden konnte.
Gleich zu Beginn des Tages gab es eine Überraschung, als World Cup-Neuling Sybille Bode die erfahrene Caro Weber rauswarf. Bei Sideshore-Wind und zumindest ordentlichem Swell bot Sylt vollkommen entgegen der Erwartungen fast Down-the-line-Bedingungen. Die Nordsee-Wellen waren jedoch nicht immer einfach zu lesen, so dass es - neben ein bisschen Glück - vor allem darauf ankam, die besten Wellen herauszupicken und zwei, besser noch drei gute Turns darauf zu fahren. 18 Minuten lange Heats sollten die Chancengleichheit für die Fahrerinnen sicherstellen, nur die zwei besten Wellenritte kamen in die Wertung. Die Herren blieben heute an Land, die Bedingungen reichten vor allem für die schwereren Fahrer einfach nicht aus.
Lina Erpenstein: Frühes Aus gegen Maria Behrens
Bei nur neun gemeldeten Starterinnen ging es nach dem Sieg von Sybille Bode direkt in die Viertelfinals. Erster Heat: Lina Erpenstein gegen Maria Behrens. Eigentlich eine klare Sache, Lina mit viel Erfahrung und dem Blick Richtung Podium gegen die Nachwuchs-Fahrerin aus Lübeck. Doch Maria startete den Heat mit einer sensationell guten Welle, mit perfektem Timing setzte sie mehrere Turns an den richtigen Stellen - 7,12 Punkte, die beste Wertung des Tages! Dazu hatte sie bereits eine ebenfalls sehr gute 5,5er-Wertung auf dem Scoresheet. Lina gab ihr Bestes um zu kontern, doch gegen die Welle des Tages von Maria hatte sie auch mit einer 6,25er-Ritt das Nachsehen. Am Ende des Heats lag Maria Behrens 0,6 Punkte vor Erpenstein und die erste Sensation war perfekt. „Ich liebe das Wellenreiten noch mehr als die Sprünge – für mich war es heute perfekt“, sagt Behrens.
Parallel besiegte Justyna Sniady die Dänin Line Bang Wittrup, während in den anderen Viertelfinal-Läufen Sarah-Quita Offringa und Marine Hunter gewannen. Die Französin setzte sich gegen die 13 Jahre alte Sol Degrieck durch, die eine Welle nach der anderen abritt, dabei aber eher kleinere Exemplare erwischte. Hunter hingegen hatte ein gutes Auge für diejenigen Wellen, die eine Section entwickelten statt kraftlos auszulaufen - das sollte sie auch im weiteren Verlauf des Tages noch mehrfach zeigen.
Marine Hunter schafft die Sensation gegen Sarah-Quita Offringa
Im ersten Halbfinale setzte sich Maria Behrens dann auch gegen Justyna Sniady durch. Eine herausragende Welle zu Beginn und ein solider Ritt zur Absicherung brachte sie gegen die Polin weiter. Taktisch brillant und mit einer sehr aktiven und stilsicheren Fahrweise, wie Co-Kommentator Graham Ezzy im Livestream analysierte. Kurz vor Ende des Heats kam dann noch etwas Glück dazu, als Justyna zwei starke Turns auf eine vielversprechende Welle setzte, dann aber über die Buhne gespült wurde.
Im zweiten Halbfinale dann die nächste Sensation: Marine Hunter warf mit Sarah-Quita Offringa die wohl beste Windsurferin der Welt raus. Auch dieser Heat war sehr knapp, Hunter war Dank einer 6,5er Welle aber auch für SQ nicht zu packen. “Das fühlt sich so verrückt an!” rief eine sichtlich überwältigte Marine anschließend in die Mikros der Journalisten. “Ich bin mehr Risiko gegangen und hab einfach mein Ding gemacht.” Dass die Französin heute besser war, erkannte auch Sarah-Quita neidlos an.
Damit hieß das Finale Maria gegen Marine, Behrens gegen Hunter. Doch der Wind ließ immer mehr nach, im Gleiten waren die beiden Finalistinnen kaum. Nach wenigen Minuten kam deswegen der zu erwartende Abbruch und es begann ein nervenaufreibendes Wartespiel. Wann reichen die Bedingungen für einen neuen Versuch?
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Nervenaufreibender Nachmittag des Wartens
Maria Behrens versteckte sich im surf-Zelt auf der Promenade vor dem einsetzenden Regen und wollte nicht angesprochen werden. Im 15-Minuten-Rhythmus schob die Wettfahrtleitung den Restart weiter nach hinten. Mit dem Regen drehte der Wind auflandig, und erst am frühen Abend wagte unter anderem Thomas Traversa sich aufs Wasser. Doch selbst das Leichtgewicht war nicht durchgängig im Gleiten, die Bedingungen reichten einfach nicht aus, um ein faires Finale zu fahren. Die Hoffnung liegt nun auf dem morgigen Samstag, für den wieder auflandiger Wind angekündigt ist, jedoch etwas schwächer als heute.
Fest steht jedoch, dass sowohl Maria Behrens als auch Marine Hunter einen Platz auf dem Podium beim World Cup Sylt sicher haben. Selbst wenn sich Lina Erpenstein oder Sarah-Quita Offringa in einer eventuellen Double Elimination noch an die Spitze schieben, ist das eine große Überraschung.
Um viertel nach sechs am Abend gab dann auch die Regattaleitung die Hoffnung auf, wenigstens den einen Final-Heat noch fahren zu können. Was für ein nervenaufreibender Tag, gleichzeitig geht der Blick aufs Abschluss-Wochenende. Am morgigen Samstag geht es früh los, bei geeigneten Bedingungen könnte um 7:20 Uhr der nächste Heat gestartet werden. Neben den beiden Überraschungs-Finalistinnen hoffen auch die Wave-Herren, überhaupt noch aufs Wasser zu kommen. Bis zur Siegerehrung am Sonntag um 15 Uhr sind noch Wettfahrten möglich! Stay tuned!
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